Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
17.03.2003. Der New Yorker erinnert an die Ermordung des britischen Colonels Gerard Leachman, der im Ersten Weltkrieg für die Iraker kämpfte. Laut Outlook India verfallen nun auch die Inderinnen dem Cricket. Im Espresso wünscht sich Umberto Eco eine Ruth Benedikt für den Irak. Die New York Times Review of Books fragt, ob es in den USA überhaupt noch liberale Medien gibt. Das TLS bewundert die unversöhnliche Maggie.

New Yorker (USA), 24.03.2003

John Lee Anderson erinnert an frühere Konflikte im Irak und hat in Bagdad die Ermordung des britischen Colonels Gerard Leachman recherchiert, der im Ersten Weltkrieg im Irak auf Seiten von Beduinen gegen die Türken gekämpft hatte und 1920 von einem Scheich ermordet wurde. "Leachman war ein Zeitgenosse von T.E. Lawrence und wie dieser berühmt für seine Heldentaten in der Wüste und die Tatsache, dass er unter Arabern lebte (...) Lawrence war berühmter (...), aber Leachman war eine Heldenfigur, dessen Ermordung einerseits die arabischen Stämme zur Revolte veranlasste, und die britische Öffentlichkeit, die mit dem Hintergedanken einer Besetzung des Mittleren Ostens spielte, entsetzte." Anderson traf in Bagdad Nachkommen des Mörders, Sheikh Dhari, und versucht, das Verbrechen zu rekonstruieren. Am Ende seines Texts berichtet er vom Besuch eines Friedhofs, auf dem ein Obelisk an die "ehrenhaften türkischen Soldaten" erinnert, die "im Großen Krieg 1914-1918 für ihr Land gefallen sind". Anderson muss seinem von der irakischen Regierung gestellten Führer Khalid erklären, dass dieser Obelisk "von den Briten zu Ehren ihrer Feinde" aufgestellt worden sei. Der habe darüber grinsen müssen und gesagt: "Die Briten haben wirklich Anstand. Vielleicht wird man das ja auch für uns machen, nachdem man uns umgebracht hat. Vielen Dank."

Außerdem zu lesen: die Erzählung "On the Streets" von William Trevor (mehr hier), Hendrik Hertzberg denkt über Terror und Folter nach und fragt sich, was in Lagern wie Guantanamo wohl vor sich geht ("Die meisten wollen es gar nicht wissen"), und Hampton Sides berichtet über ein Seminar der amerikanischen Armee, das Journalisten auf die Kriegsberichterstattung aus dem Irak vorbereiten sollte. Dort wurden auch ernste Fragen wie die folgende erörtert: "Was mache ich, wenn ich in meine Gasmaske kotze?"

Besprechungen: Louis Menand hat "To the Finland Station" (deutsch: "Auf dem Weg zum finnischen Bahnhof. Über Geschichte und Geschichtsschreibung") von Edmund Wilson wiedergelesen, eine Art "historische Liebesgeschichte" über den sowjetischen Kommunismus, der 1940 erschien. "Es war nicht der beste Augenblick für ein Buch, dessen Held Lenin ist. (?) 1940 hatte sich bei den westlichen Intellektuellen bereits die Enttäuschung über den Kommunismus breit gemacht. Andre Gide, George Orwell und Dos Passos hatten ihre Augenzeugenberichte über die Brutalität und Heuchelei des Kommunismus geschrieben - Gide und Dos Passos nach Russlandreisen, Orwell nach seiner Teilnahme am Spanischen Bürgerkrieg." Vorgestellt wird der Roman "The Stone of Virgins" (Farrar, Straus & Giroux) von Yvonne Vera, einer Schriftstellerin aus Zimbabwe (mehr hier). Und es gibt Kurzbesprechungen, darunter ein Buch des Philosophen Peter Singer (mehr hier) über seinen im Holocaust umgekommenen Großvater David Oppenheim, der zum inneren Kreis von Sigmund Freud gehörte und ein guter Freund Alfred Adlers war.

Peter Schjeldahl stellt eine Ausstellung in der Gagosian Gallery mit Arbeiten der Künstler Douglas Gordon und Franz West vor, und Anthony Lane schreibt über eine Nicholas-Ray-Retrospektive.

Nur in der Printausgabe: ein Porträt von Clint Eastwood, ein Bericht über die "Manöver" des saudi-arabischen Botschafters in Amerika, ein Text über einen in der Überschrift nicht namentlich genannten deutschen "Musik-Guru" und Lyrik von Anne Carson und Eliza Griswold.
Archiv: New Yorker

Times Literary Supplement (UK), 15.03.2003

Lauter angelsächsische Ikonen diesmal im TLS, die entweder mit großer Freude zertrümmert werden oder in neuem Glanze erstrahlen dürfen. Anlässlich des Doppelporträts "Hitler and Churchill" von Andrew Roberts etwa bemerkt Frank Johnson mit Erleichterung, dass die Zeit des Churchill-Revisionismus endlich vorbei ist und der Mann wieder als das gewürdigt wird, was er war - der "Retter seines Landes": "Es ist nur so, dass er es nicht unbedingt auf die Art rettete, wie uns zunächst erzählt wurde. Er arrangierte vielmehr die Dinge so, dass andere Länder es für uns retteten, die Vereinigten Staaten, aber noch mehr die Sowjetunion. Dies bedeutet nicht, dass wir Mitläufer gewesen sind. Denn Churchill arrangierte die Dinge auf Kosten seiner eigenen Machtposition in der Welt. Aber das macht ihn nur umso größer."

Wer eine Lektion in Unerbittlichkeit, Todesmut oder den eigenen Gesetzen der Grausamkeit benötigt, hat gerade die freie Wahl, wie A.N. Wilson meint: Er kann sich in der Royal Academy eine Ausstellung über die Azteken ansehen - oder bei ITV die böse Dokumentation "Maggie - The First Lady". "Der Film erinnert uns daran, dass Mut vielleicht die höchste der Tugenden ist, aber nicht unbedingt eine attraktive." Wofür Wilson diese Szene heranzieht: "Nachdem Thatcher Arthur Scargill vernichtend geschlagen und die Arbeiterklasse gedemütigt hatte, meinten ihre Berater, dass es wohl vernünftig wäre, jetzt wenigstens versöhnlich zu erscheinen. Da sagte Thatcher zu ihrem Berater Stephen Sherbourne: 'Die Leute haben mir gesagt, ich dürfe jetzt nicht in Häme verfallen. Aber genau das werde ich tun!' Das war nicht der einzige Moment des Film, von dem ich dachte, dass er mit Wagner unterlegt sein sollte."

Carolyne Larrington empfiehlt Daniel Donoghues Biografie "Lady Godiva", die die Geschichte der angelsächsischen Edlen fern von Freud und Peeping Tom erzählt, dafür "fundiert und gedankenreich" als Geschichte einer tugendhaften und barmherzigen Frau. Und Jonathan Clarke diskutiert Annabel Pattersons Geschichte des englisch-amerikanischen Liberalismus "Nobody's perfect".

Espresso (Italien), 20.03.2003

Umberto Eco beglückt uns diese Woche mit einer wunderbaren Bustina di Minerva. Er hat ein Buch von Ruth Benedikt (Biografie und Bibliografie) entdeckt "Die Chrysantheme und das Schwert", das Ergebnis einer anthropologischen Studie, mit der das Militär Benedikt 1944 beauftragte. Es ging darum, den Feind im Pazifik, die Japaner, besser kenennzulernen. "Eine Legende besagt", schreibt Eco, "dass die Militärs, als es um die Entscheidung ging, wo die erste Atombombe abgeworfen werden sollte, an Kyoto dachten." Benedikt hatte aber in ihrem Bericht davor gewarnt, es wäre das Gleiche, wie den Vatikan zu pulverisieren. "Die Bombe ist nicht auf Kyoto gefallen, weil einige der Generäle das Buch von Benedikt gelesen haben. Frankreich, Deutschland und Russland könnten die Ruth Benedikts der Gegenwart sein", schreibt Eco und bezweifelt, ob "Bush und die Seinen" sich einmal in Studien der irakischen Kultur (ein geschichtlicher Überblick) vertieft hätten.

Online gibt es diese Woche sonst nichts Großartiges. Leider nur im Print zu lesen ist Andrzej Stasiuks Geschichte über Zigeuner, die in der Erde leben.
Archiv: Espresso

Outlook India (Indien), 24.03.2003

Die Cricket-WM ist weg vom Titel - oder doch nicht? Jetzt hat es nämlich die indischen Frauen und Mädchen erwischt, berichtet Sheela Reddy: Sie entdecken das gentleman's game für sich und machen schon jetzt fast die Hälfte der Fernsehzuschauer aus, stehen dabei den Männern in Sachen Patriotismus in nichts nach und verfallen sogar dem Wettfieber. Dabei ist ihr Interesse, glaubt man der Autorin, eigentlich aus der Verzweiflung entstanden: Die Männer kamen nicht mehr vom Fernseher los, also setzen sich die Frauen irgendwann dazu. Die Folge: "Cricket ist jetzt eine Seifenoper für die ganze Familie."

Weitere Artikel: Anita Pratap stellt in einem bissigen Kommentar klar, dass Hindu-Politiker mit ihren Kampagnen rund um die Heiligen Kuh vor allem auf Wählerfang sind, Prem Shankar Jha erklärt, warum die Voraussetzungen für eine Entspannung zwischen Indien und Pakistan seit langem nicht so günstig waren wie im Moment, und eine Rezension widmet sich dem neuen Buch des Ökonomen und Philosophen Amartya Sen "Rationality And Freedom".
Archiv: Outlook India

Spiegel (Deutschland), 17.03.2003

Der Titel ist wie üblich nur gegen Cash im Netz zu lesen. Er handelt von der "eingebildeten Weltmacht" USA und bringt unter anderem ein Interview mit dem französischen Anthropologen Emmanuel Todd, der den USA ihren Niedergang ansagt.

Online und kostenlos lesen dürfen wir einen Artikel über die Krise der überregionalen Tageszeitungen. Die Krise ist nicht ausgestanden, so die Diagnose. "Dabei haben fast alle Verlage, mal konsequent und schnell, mal zaghaft-spät, ihre Hausaufgaben gemacht: Personal abbauen, Kosten drücken, Umfänge kürzen, Beilagen streichen. Und vor allem: alle weiter gehenden Träume (Fernsehen, Internet, Radio) schnellstens beerdigen." Wenn das nicht auch wieder Fehler sind.

Weiter online: ein Interview mit dem Moraltheologen Hans Küng, der sich gegen den Krieg äußert. Und ein Artikel über den erstaunlichen Erfolg von "Professor Blumes Bildungsserver für Chemie" im Internet.
Archiv: Spiegel

New York Times (USA), 16.03.2003

Zwei neue Bücher beschäftigen sich mit den Journalismus in Amerika, und beide zeigen, schreibt Ted Widmer in seiner Doppelbesprechung, "dass es dem Patienten nicht gut geht". Eric Alterman, Kolumnist für The Nation and MSNBC.com, räumt in "What liberal Media?" (erstes Kapitel) auf mit der Legende, Medien wären politisch eher links der Mitte beheimatet. "Eine schwungvolle Antwort auf den Glauben, dass eine riesige linke Verschwörung Rundfunk und Presse kontrolliert", hat Alterman da abgeliefert, lobt Widmer. Allerdings "scheint das Buch schnell geschrieben worden zu sein, und das sieht man manchmal". Anstatt sich mit der minutiösen Aufarbeitung vergangener Fernsehübertragungen aufzuhalten, hätte Alterman lieber mehr über die grundsätzlichen Veränderungen der Medienlandschaft in den vergangenen zwei Jahrzehnten schrieben sollen, findet der Rezensent. Trotz dieser Mängel sei "What Liberal Media?" aber "mutig, unerwartet und erfrischend". Herbert J. Gans hingegen beschäftigt sich in seiner Studie "Democracy and the News" (erstes Kapitel) weniger mit der politischen Ausrichtung als mit dem "Vertrieb von Informationen als Nachrichten". Der Soziologe Gans befürchtet, dass eine "wirtschaftliche und politische 'Entmachtungs-Spirale' die Bürger von wirkungsvoller Partizipation im Staat abhält. Die Presse ist, so der Tenor von Gans, "korporativ und korpulent" geworden. "Das Problem ist nur", schließt der Rezensent, "dass Gans wie wir alle keine richtige Idee hat, was wir jetzt tun könnten".

Leon Aron zeigt sich schwer beeindruckt von William Taubmanns "monumentaler Biografie" Nikita Chruschtschows, Totengräber des Stalinismus. Zwei Jahrzehnte hat Taubmann an seinem Porträt geschrieben, und es ist unwahrscheinlich, schwärmt Aron, dass es in absehbarer Zeit eine Studie zu Chruschtschow geben wird, die diese hier übertrifft, weder in punkto Reichhaltigkeit noch in der Komplexität. "Dieser Band ist in jeder Hinsicht ein Erfolg: Bandbreite, Tiefe, Lebendigkeit, Farbe, Tempo". Zudem, so Aron, ist das Buch "eine facettenreiche Untersuchung der wirtschaftlichen und politischen Kräfte der ersten 47 Jahre des Sowjetstaates". Und natürlich liefere Taubmann "eine ganze Reihe" von Gründen, die Chruschtschows überraschende Abkehr von Stalin auf der Geheimrede des Parteitags erklären. Alles in allem, jubelt Aron, wird Taubmanns Studie "auf Jahre hinaus" den Standard in Sachen Chruschtschow setzen.

Weitere Besprechungen: Bruce Bawer ist fasziniert, wie anziehend John Banville (hier liest er) in seinem Roman "Shroud" (erstes Kapitel) seinen hassenswerten Protagonisten zeichnet. Banville hat den wegen angeblicher Kollaboration mit den Nazis in Verruf geratetenen und vor 20 Jahren gestorbenen Humanisten Paul de Man (Bibliografie) als Vorlage für seine Hauptfigur genommen. Jean Thompson lobt die "talentierte" ZZ Packer, die in den acht Novellen von "Drinking Coffee Elsewhere" (erstes Kapitel) eine Welt erschaffen habe, die "bevölkert ist von lauten, traurigen und unbedingt kennenlernenswerten Menschen, die einem ein Versprechen geben: dass noch mehr kommen wird". Helen Stevensons "Instructions for Visitors", die Memoiren des Zusammenlebens mit einem unmöglichen Mann in einem fremden Land, sind "eher witzig als albern", konstatiert Alida Becker. Stevenson schreibe amüsant über ihre Umgebung, "am besten aber ist sie,wenn sie ihre eigenen Emotionen schildert".
Archiv: New York Times

Economist (UK), 14.03.2003

Ein Satz des demokratischen Kongress-Abgeordneten Jim Moran sorgt in der amerikanischen Öffentlichkeit für Aufregung. So soll er Anfang März gesagt haben: "Wäre da nicht die starke Unterstützung der jüdischen Gemeinschaft für diesen Irak-Krieg, würden wir das alles nicht tun." Laut dem Economist bilden solche Aussagen jedoch keineswegs die Ausnahme. Mehr und mehr werden Vermutungen und Vorwürfe laut, die jüdische Lobby in den USA fungiere als Kriegsanstifter. "Was auch seine Fehler sein mögen, ist Jim Moran nicht der einzige, der Verdacht hegt angesichts der Tatsache, dass so viele Falken in der Bush-Regierung, unter anderem der stellvertretende Verteidigungsminister, Paul Wolfowitz, und der Chef des Verteidigungs-Gremiums im Pentagon, Richard Perle, zufällig Juden sind. Nach und nach beginnen Leute aus dem linken wie aus dem rechten Lager in der Öffentlichkeit zu behaupten, was einige Gemäßigte insgeheim flüstern: dass der Krieg gegen den Irak vorangetrieben worden ist von einer Intrige jüdischer Hardliner, die mehr an der Sicherheit Israels interessiert sind, als daran, Amerikas nationale Interessen zu fördern." Was für den Economist das Aufleben eines dunklen Kapitels der amerikanischen Vergangenheit bedeutet, als nämlich in den dreißiger Jahren der jüdischen Gemeinschaft vorgeworfen wurde, die USA in den Zweiten Weltkrieg verwickeln zu wollen.

Was seine außenpolitische Linie angeht, hat Jacques Chirac zwar die Unterstützung sowohl der öffentlichen Meinung in Frankreich als auch seiner politischen Gegner, doch werden jetzt auch kritische Stimmen laut vonseiten der sogenannten "Atlantizisten", die ihm die Verantwortungslosigkeit seiner Politik vorwerfen. Es bleibt nur zu hoffen, so der Economist, dass Chirac in seiner Einschätzung, dass weder das transatlantische Verhältnis noch die EU dauerhaften Schaden davontragen werden, Recht behält.

Weitere Artikel: Auch jenseits des Atlantiks gibt es Zeichen der Anspannung: Die immer schon zwiespältige Beziehung zwischen Kanada und den USA wird im Zuge des Irak-Konflikts auf eine harte Probe gestellt. Außerdem denkt der Economist nach, wie die britische Politik nach Tony Blair aussehen könnte, und die Antwort lautet: "Nicht wirklich anders." Und zum Thema Alleingang gibt es eine Besprechung von Thomas Laqueurs Kulturgeschichte der Selbstbefriedigung ("Solitary Sex - A Cultural History of Masturbation", Zone Books).


Außerdem erfahren wir etwas über islamistische Videospiele, dass es höchste Zeit ist, sich mit Nordkorea zu befassen, warum dem Economist die Politik der Zentralbanken angesichts der schwachen Weltwirtschaftslage missfällt, welche Entdeckungen die Computer-Anthropologie über Gruppenverhalten gemacht hat, wie karitative Verbände und Terrorismus zusammenhängen, dass die Weltwirtschaftslage nicht nur unter dem Irak-Konflikt leidet, und was genau am Irak-Konflikt die Wirtschaft verunsichert.

Gerne hätten wir auch erfahren, was mit "Saddams letztem Sieg" gemeint ist, doch das ist den Lesern der Printausgabe vorbehalten.
Archiv: Economist

Nouvel Observateur (Frankreich), 13.03.2003

Um die europäisch-amerikanischen Spannungen - beziehungsweise die europäische Sicht auf die USA als "irregeleitetem Koloss" - geht es in einem Gespräch zwischen dem amerikanischen Politikberater, Kolumnisten und Buchautor Robert A. Kagan (mehr hier, "Macht und Ohnmacht") und dem aus Tunesien stammenden internationalen Anwalt Laurent Cohen-Tanugi. Avisiert ist es als "Antworten des Vordenkers der Neokonservativen auf die beunruhigten Fragen eines urteilsfähigen Europäers". Kagan stellt darin fest: "Im Irak-Konflikt kristallisieren sich unsere Divergenzen heraus. Seien wir ehrlich: Das wirkliche Problem ist doch nicht, den UNO-Inspektoren mehr Zeit zu geben. Die wahre Frage ist: Krieg oder Nicht-Krieg." Cohen-Tanugi konstatiert seinerseits eine "schleichende Auflösung der soft power der USA - ihrer Kultur und Werte - aufgrund eines weltumspannenden Neo-Antiamerikanismus, der etwas mit der Supermachtsstellung der USA zu tun hat."

Weitere Artikel: Im Debattenteil kommt in dieser Woche der amerikanische Schriftsteller Norman Mailer (mehr hier) zu Wort. Der Nouvel Obs druckt Auszüge eines Vortrags, den Mailer im Commonwealth Club in San Francisco hielt. Darin bezeichnet er Bush als "amerikanischen Albtraum" und erklärt, warum der Krieg gegen den Irak "der erste Schritt Amerikas zur Beherrschung der Welt sei". Ansonsten gibt es Besprechungen, darunter einer Biografie des Kritikers, Essayisten und ehemaligen Leiters der Nouvelle Revue Francaise, Jean Paulhan ("La NRF de Paulhan", Gallimard, mehr zu Paulhan hier).