Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
17.11.2003. In Clarin erzählt Carlos Fuentes, was im Schuh des Killers von Carlos Pizarro steckte. Die New York Review of Books rät dringend vom Besuch der rosa Zone in Karatschi ab. Outlook India analysiert die indische Frau. Der Economist untersucht den Reformkurs in China. Der Nouvel Obs sieht einen Grundpfeiler der französischen Identität stürzen. Warum religiöse Führer meist junge attraktive Ehefrauen haben, weiß die NYT Book Review. Der New Yorker staunt über Marketingregeln fürs Heiraten aus Harvard.

New York Review of Books (USA), 04.12.2003

Der schottische Journalist und Historiker William Dalrymple hat die "traurigste aller Städte" kennengelernt: Karatschi, "ein Monument des Hasses", eine "Stadt im Krieg, mit sich selbst wie mit der Außenwelt". Ein Blick auf den Lageplan: "Die rosa Zone im Osten wird von der Drogenmafia dominiert; die rote Zone im Westen zeigt die für Entführungen und Erpressungen berüchtigte Gegend; die grüne Zone im Süden ist denen vorbehalten, die sich auf religiöse Gewalt spezialisiert haben. Die afghanischen Flüchtlinge mit ihren Jihad-Fantasien tummeln sich im Norden, einer Zone in hellem Lila. Ein schmaler gelber Streifen im Zentrum der Stadt - die diplomatische Enklave - zeigt eine Zone relativer Sicherheit an, wo nur gelegentliche Bomben die konsularische Ruhe stören." Im übrigen rät Dalrymple von Bernard-Henri Levis "Wer hat Daniel Pearl ermordet?" ab: voller Fehler.

Weiteres: Thomas Powers untersucht en detail die Kluft zwischen behaupteten und gefundenen Massenvernichtungswaffen im Irak. Die ist natürlich gewaltig, und so sieht Powers in der Willfährigkeit, mit der die CIA dem Weißen Haus die angeblichen Beweise vorlegte, ein eher strukturelles denn personelles Problem: Die CIA hat keinen anderen Kunden als das Weiße Haus, also liefert sie, was gewünscht wird.

Darryl Pinckney feiert Toni Morrisons "schönen, beunruhigenden" Roman "Love": "Hinter den sanftesten Zeilen verbergen sich messerscharfe Beobachtungen". Robert Cotrell liefert einen Überblick zur Literatur, die sich der Verbindung von Geschäft, Politik und Kriminalität in Russland widmet. Diane Johnson bespricht Joan Didions Zertrümmerung kalifornischer Mythen "Where I Was From".

Clarin (Argentinien), 16.11.2003

Die neuerdings "N" genannte Kulturbeilage der argentinischen Tageszeitung Clarin hat Carlos Fuentes über seine derzeitigen literarischen Projekte befragt. "Ich habe schon immer phantastische Fiktionen geschrieben", bemerkt der mittlerweile 75-jährige Mexikaner. Ganz in diesem Sinne wird er in Kürze in einem neuen Erzählband, der auch noch "Vlad" heißt, einen Vampir durch die 20-Millonen-Metropole Mexiko-Stadt schicken. Außerdem arbeitet er an einem Roman über Carlos Pizarro, einen kolumbianischen Guerillakommandanten, der 1989 die Waffen niederlegte und ein Jahr später, als Präsidentschaftskandidat, in einer Passagiermaschine hoch über den Wolken erschossen wurde. Im Schuh des ebenfalls getöteten Auftragsmörders fand sich eine Nachricht: "Vergesst nicht, meiner Mutter 2.000 Dollar zu bezahlen". "Eine gute Geschichte, nicht wahr?", vergewissert sich Fuentes bei seinem Gesprächspartner Eduardo Villar. Auch zu Politik und George W. Bush wird der Autor von Romanen wie "Die Jahre mit Laura Diaz", "Der Tod des Artemio Cruz" oder "Terra" befragt. Politik in Mexiko erinnere heutzutage an "eine Prostituierte, die ihre Unschuld verloren hat, und jetzt nicht weiß, wie sie sich als Jungfrau benehmen soll".

Ebenfalls in "N": eine aus der New York Review of Books übernommene Besprechung einer El Greco-Ausstellung von John Updike sowie, nur im Print, ein Gespräch mit Jürgen Habermas.
Archiv: Clarin

Nueva Sociedad (Argentinien), 01.11.2003

Die aktuelle Ausgabe der sozialwissenschaftlichen Nueva Sociedad steht ganz im Zeichen von Luis Inacio "Lula" da Silva. Der ehemalige Gewerkschaftsführer regiert seit Januar das fünftgrößte Land der Erde, Brasilien, und der Kurs seiner Mitte-Links-Regierung wird in ganz Lateinamerika aufmerksam verfolgt. Dabei, so meint jedenfalls Joachim Knoop, schlägt sich Lula bislang hauptsächlich mit den bereits unter seinem Vorgänger, Fernando Henrique Cardoso, angedachten Reformen des Renten- und Steuersystems herum. Sein Problem sei die "Macht des Faktischen" in einem Land mit "ungenügendem Wachstum". "Bleibt also mit Lula alles beim Alten? Bislang ja, und das ist gut so", schreibt der deutsche Soziologe. Erst wenn "strukturelle Probleme" und "mächtige Interessen" angegangen würden, beginne die "wahre Regierung Lulas und der PT". (Die PT ist die Partido dos Trabalhadores, die Arbeiter-Partei Brasiliens).

Das heutige Brasilien wird in insgesamt neun Aufsätzen unter die Lupe genommen. Frei zugänglich ist auch ein Text des Politologen Raimundo Santos, der die PT als "soziale Bewegung" analysiert und ihre Beziehungen zu den weiterhin unzufriedenen Organisationen landloser Bauern beschreibt. Auch nachzulesen auf der übrigens von der Friedrich-Ebert-Stiftung finanzierten Nueva Sociedad: eine Analyse des Ecuadorianers Luis Verdesoto über die jüngsten Unruhen in Bolivien.
Archiv: Nueva Sociedad

Nouvel Observateur (Frankreich), 13.11.2003

In einem Interview erläutert der Journalist Pierre Lepape die These seiner literaturwissenschaftlichen Untersuchung "Le Pays de la litterature" (Seuil): die Leser haben den "Glauben" an die Schriftsteller und die Literatur verloren und damit ist auch eine "französische Sonderrolle" verloren gegangen. So ist die Literatur einmal als "ein Grundpfeiler der französischen Identität" erschienen, nämlich als "der Weg, der ins Universelle führt". Das Verhältnis zwischen Lesern und Autoren ist inzwischen nicht deshalb erschüttert, weil Schriftsteller heute schlechter sind als früher, sondern weil "Schnelligkeit und Aktualität" der "Erinnerung" den Rang abgelaufen haben.

Weiteres: Zu lesen ist ein ursprünglich in La Repubblica veröffentlichter Artikel von Umberto Eco, der einen in Italien ausgebrochenen Streit über Kruzifixe in Klassenzimmern kommentiert hat. Außerdem druckt der Nouvel Obs einen von vier erst kürzlich gefundenen Briefen des Marquis de Sade, die demnächst bei Gallimard erscheinen (mehr dazu hier) und de Sades Liebesbeziehung zu seiner Schwägerin Anne-Prospere de Launay belegen ("Sade verliebt - das ist ein unbekanntes Bild").

Besprochen werden unter anderem der Essay "Feeries anatomiques. Genealogie du corps faustien" des Philosophen Michel Onfray, in dem er eine "libertäre" Bioethik verteidigt, eine Studie über literarische und intellektuelle Salons der III. Republik im 18. Jahrhundert in Frankreich und eine Neuauflage von Adornos ("der traurige Gelehrte") "Minima Moralia". In einem Gespräch diskutieren schließlich der Historiker Jean Delumeau und der Theaterregisseur Olivier Py über Glaubensfragen und die Zukunft der Kirche und stellen ihre neuen Bücher zum Thema vor. So berichtet Py in "L'Inacheve" etwa über seinen "unmöglichen" Wunsch, Mönch zu werden.

Outlook India (Indien), 24.11.2003

Outlook widmet der indischen Frau eine Ausgabe und fragt sich, wie befreit sie wirklich ist. Beispiel Sexualität: Soma Wadhwa erinnert sich, dass es vor einiger Zeit noch Usus war, weibliche Unterwäsche beim Trocknen mit Handtüchern zu bedecken; heute stimmen junge Mädchen die Farbe ihrer BH-Träger mit der ihrer Schuhe ab. Nun sei zwar sexuelle Befreiung mehr als Freizügigkeit, auch wenn sie von der Kleiderkammer in außereheliche Betten führe. Man bedenke aber die Ausgangsposition für indische Frauen: "Dem weiblichen Körper, der meist gerade mal als ein Fortpflanzungsapparat betrachtet wird, sind von je her komplizierte Ehrenkodizes eingeschrieben." Indiens Frauen seien sexuell noch nicht frei, sie müssten sich überhaupt erst mit ihrer Sexualität anfreunden.

Weitere Artikel zum Thema: Madhu Jain porträtiert einige kreative, berufstätige Moms, und Namrata Joshi hat eine Liste der besten "anderen" Frauenfiguren der indischen Filmgeschichte zusammengestellt.
Archiv: Outlook India

New Yorker (USA), 24.11.2003

Viele Besprechungen in dieser Woche. Sehr unterhaltsam und klug ist Rebecca Meads Rezension von Rachel Greenwalds Ratgeber "Find a Husband After 35 Using What I Learned at Harvard Business School? (Ballantine). Darin nimmt die Autorin den Heiratsmarkt ganz wörtlich und hat deshalb ein fünfzehnstufiges "Programm" nach Marketingregeln aufgestellt. Ziel: "ein wunderbarer Ehemann". Neben "Produktoptimierungstipps" ("Tragen Sie immer einen Pus-Up-BH") gelte darin vor allem das Motto "Sei nicht so wählerisch". Zitat Greenwald : "Ein zentrales Marketingziel ist, sein Produkt so vielen Kundenkreisen wie möglich anzubieten."

John Updike lobt ausführlich den Roman "My Life as a Fake" von Peter Carey (Knopf), und in den Kurzbesprechungen geht es unter anderem um die Analyse eines Lynchmords an einem führenden Mitglied der jüdischen Gemeinde in Atlanta, Georgia, im Jahre 1915.

Weiteres: Roger Angell resümiert die vergangene Baseballsaison. Anthony Lane stellt den britischen Maler Howard Hodgkin vor und weist auf eine Ausstellung in der Gagosian Gallery hin. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Trespass" von Julian Barnes, eine Besprechung der Musicals "Taboo", für das Boy George die Songs schrieb, und "Fame on 42nd Street", und Alex Ross stellt eine Inszenierung von Fromental Halevys (mehr hier) selten aufgeführter Oper "La Juive" vor. David Denby lobt "The Barbarian Invasions" von Denys Arcand ("von außerordentlicher Zärtlichkeit") und verzweifelte an dem Film "21 Grams" von Alejandro Gonzalez Inarritu ("einer von diesen schlechten Filmen, die einen Kritiker dazu bringen, sich scheußlich zu fühlen").

Nur in der Printausgabe: George Packers Reportage aus Bagdad, die sich mit der Frage beschäftigt, was dort derzeit alles "falsch läuft", und Lyrik von Ben Sonnenberg und Cleopatra Mathis.
Archiv: New Yorker

Economist (UK), 14.11.2003

Wird es endlich zum erhofften politischen Reformkurs in China kommen? Der Economist hat schon zu viele falsche Dämmerungen gesehen, um daran zu glauben. Auch Jiang Zemins Beitrag zur marxistisch-leninistischen Philosophie, die Theorie der "Drei Vertreter", die jetzt Einzug in die Verfassung finden soll, kann scheinbar niemanden hinter dem Ofen hervorlocken. Und doch - "liegt in diesem Morast der Wortfülle eine Idee begraben, die sowohl Marx als auch Mao tief geschockt hätte. Jiang Zemins Idee war, dass die Chefs privater Firmen - die einst von Jiang Zemin selbst als Arbeitsausbeuter verstoßen wurden - jetzt als Parteimitglieder angeworben werden (die Partei zählte zwar schon viele führende Privatunternehmer in ihren Rängen, doch die meisten waren beigetreten, bevor sie in die Wirtschaft gegangen waren)."

Weitere Artikel: George Bush hat in einer "ausgezeichneten Rede" erklärt, die arabische Welt sei durchaus fähig, demokratisch zu werden. Schön, findet der Economist und erinnert allerdings an "die feine Unterscheidung - und den riesigen Unterschied - zwischen einer Politik, die zur Demokratie rät, und einer Politik, die sie aufzwingt."

Außerdem erfahren wir, dass jetzt sogar in Saudiarabien Kritik am islamistischen Terrorismus laut wird, wer es vermutlich zum Präsidentschaftskandidaten der Demokraten bringen wird (Howard Dean), wer mexikanischer Präsident wird (Andres Manuel Lopez, der Bürgermeister von Mexiko City, der jeden Morgen um sechs Uhr fünfzehn in der Frühe seine tägliche Presseerklärung abgibt), warum die Briten zwar eine bevölkerungsnahe Polizei wollen, ihr aber nicht vertrauen, was eine richtige Gedächntislücke ist (wenn wir vergessen, dass wir uns nie erinnert haben), was die Philosophen über "The Matrix" zu sagen haben (außer "Gehirne in Bottichen" nicht viel), und schließlich dass der Glaube an das Leben nach dem Tod, an Himmel und Hölle das wirtschaftliche Wachstum fördert.

Nur im Print zu lesen ist, wie schwer sich der oberste amerikanische Gerichtshof in Sachen Guantanamo Bay tut.
Archiv: Economist

Espresso (Italien), 20.11.2003

In einer schönen kleinen Zahlenspielerei beschäftigt sich Moses Naim, Chefredakteur des Foreign Policy, mit den magischen Nummern der Globalisierung. "8,3 und 1,14; 7,2 und 0,4; 175 und 25; 1.059. Wenn sich diese Zahlen in den folgenden Monaten ändern, wird auch die Welt nicht die selbe bleiben. (...) 175 Millionen Dollar ist der Betrag, den George Bush noch zur Verfügung hat, um seine Wiederwahl zu finanzieren, während 25 Millionen der Betrag ist, den Howard Dean, der reichste der demokratischen Präsidentschaftskandidaten, zusammen bekommen hat; 1059 ist die Zahl der im Irak getöteten amerikanischen Soldaten, seit Präsident Bush im Mai vergangenen Jahres den Krieg für beendet erklärt hatte."

Aufmacher sind natürlich die bei dem Bombenanschlag im Irak getöteten italienischen Soldaten. Sonderkorrespondent Gianni Perrelli schickt einen atemlosen Bericht vom Tag des Schreckens und vom Tag danach.

Ansonsten eher leichte Kost: Francesca Reboli stellt uns Book Shifting vor, den ultratrendigen Nachfolger des Flash Mob: "Es funktioniert ganz einfach. Man sucht sich zwei Bücher, ein gutes und ein schlechtes. Dann nimmt man zwei oder drei Exemplare des guten Buches und legt sie oben auf den Stapel mit den schlechten. (Es ist von Vorteil, wenn die beiden ähnliche Abmessungen haben.)" Wlodek Goldkorn fragt sich, warum im Kulturteil der größten Zeitung Italiens, dem Corriere della sera, nur die Vergangenheit zählt. Beispiel vom 10. November: Die Rückkehr Platos, die Rückkehr Rigoni Sterns, die Rückkehr Mario Fortunys, die Rückkehr von Susanna Tamaro."
Archiv: Espresso

Times Literary Supplement (UK), 14.11.2003

Immer dasselbe, stöhnt James Campbell über Toni Morrisons neuen Roman "Love": Frauen lieben, Männer missbrauchen. "Erwachsene heterosexuelle Beziehungen sind selten und wenn, dann flüchtig." Frederic Raphael hat, wie er beteuert, wirklich versucht, Sympathien für John Fowles (mehr hier) zu entwickeln, doch bei der Lektüre seiner Tagebücher hat sich ihm mehrfach der Magen umgedreht: Geradezu abstoßend findet er Fowles "moralische Selbstgefälligkeit".

Im nur auszugsweise zu lesenden Aufmacher feiert Gabriel Josipovici die erste Übersetzung von Paul Valerys Cahiers ins Englische. Denn bisher waren sich zwar alle einig, dass Valery einer der bedeutendsten modernen Denker ist, nur leider habe ihn fast niemand gelesen (mehr zum Beispiel hier). Empfohlen werden auch Fanny Burneys Stück "The Woman-Hater" über Sir Roderick, der sich lieber einem hungrigen Tiger überließ als einer Frau, und die Turner-Ausstellung in der Tate Britain.
Stichwörter: Morrison, Toni, Tate Britain

Spiegel (Deutschland), 17.11.2003

Im Netz diesmal zwei Beiträge zum Irak. Siegesmund von Ilsemann berichtet aus Geheimunterlagen über ein Treffen zwischen Donald Rumsfeld und Saddam Hussein am 20. Dezember 1983: "Noch vor der Rumsfeld-Reise warnt das US-Außenministerium, 'dass der Irak mit wesentlicher Hilfe durch ausländische Firmen nicht nur in der Lage ist, C-Waffen einzusetzen, sondern vermutlich bereits große Vorräte für den späteren Gebrauch angelegt hat'. Doch statt eines geharnischten Protests wegen der Verletzung der Genfer Konvention beschließt Washington, sich 'auf die Beobachtung des irakischen C-Waffen-Einsatzes zu beschränken'. Reagans Order 114 zum Iran-Irak-Krieg vom 26. November erwähnt den C-Waffen-Einsatz nicht einmal. Auch Donald Rumsfeld unterlässt in Bagdad jeden Hinweis auf die Völkerrechtsverletzungen seines Gesprächspartners." Und Romain Leick, Gerhard Spörl und Berhard Zand berichten über die aktuelle Lage im Irak.

Im Print: Der Historiker Heinrich August Winkler äußert sich "über Martin Hohmann und seine Vorgänger". Ein Gespräch mit dem britischen Star-Baumeister Norman Foster über seinen umstrittenen neuen Wolkenkratzer in London. Und ein Interview mit der französischen Sängerin Juliette Greco "über das Leben und ihre neuen Lieder".

Der Titel widmet sich der schwierigen Lage der SPD: ausgerechnet sie soll den Sozialstaat zurechtstutzen.
Archiv: Spiegel

New York Times (USA), 16.11.2003

"Anführer terroristischer Gruppen scheinen generell viel jüngere, attraktive und unterwürfige Frauen zu haben, die ihre Ansichten unterstützen". Nur eine der Erkenntnisse, die Isabel Hilton aus Jessica Sterns ''Terror in the Name of God" gezogen hat. Im Ernst: Stern hat für ihren Bericht über vier Jahre lang mit religiösen Terroristen gesprochen, mit jüdischen, christlichen und muslimischen Extremisten, gewaltbereiten Abtreibungsgegnern und Bewunderern von Timothy McVeigh, und hat entdeckt, wie viel sie gemeinsam haben. Stern offeriert keine Lösungen, schreibt Hilton, aber bietet immerhin einen "seriösen und provokativen" Auftakt für eine Diskussion.

Warum kürt die Schriftsteller-Jury des National Book Award jedes Jahr so unsägliche Bücher, fragt sich Laura Miller in ihrer Kolumne. Es liegt wohl an den Autoren, die als Juroren eine "institutionelle Perversität" zu entwickeln scheinen.

"Russlands erste Popikone und literarischer Superstar war ein nervöses Wrack und eine brennende Lunte", stellt John Leonard nach der Lektüre der "großartigen" Puschkin-Biografie (erstes Kapitel) von T. J. Binyon sichtlich beeindruckt fest. Recht begeistert ist auch Brent Staples über "Living to Tell the Tale" (erstes Kapitel), den ersten Band der Memoiren von Gabriel Garcia Marquez, eine "reichhaltig erzählte, wundervoll detaillierte Geschichte". Abwarten, meint Michael Upchurch zu "The Shadow King", dem zweiten Teil von Jane Stevensons historischer Trilogie. Bis zum abschließenden Urteil gebe es als Pausenfüller immerhin "gelegentliche Freuden".
Archiv: New York Times