Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
18.10.2004. Die London Review beklagt den kulturellen Niedergang der Arbeiterklasse. Der Spiegel findet mit Blick auf Opel, dass es auf der Arbeitgeberseite auch nicht besser aussieht. Das Times Literary Supplement setzt dagegen auf die Gewerkschaften. Im Espresso prangert Naomi Klein die wirtschaftlichen Interessen amerikanischer Irak-Diplomaten an. In der New York Review of Books geben Ian Buruma, Michael Ignatieff, Norman Mailer u.a. eine Wahlempfehlung für Kerry. In ES erklärt Peter Esterhazy, warum er auf Ungarisch schreibt. Le Point veröffentlicht ein letztes Interview mit Jacques Derrida. Der Economist bewundert Anmut und Schärfe der französischen Islamismusforschung. Die Gazeta Wyborcza prophezeit den Untergang Lukaschenkos.

London Review of Books (UK), 21.10.2004

John Lanchester scheint es, als ob sich mit Ferdinand Mounts Buch "Mind The Gap" eine geistige Sauerstoffquelle erschlossen hätte, denn Mount - "eine Art Tory-Marxist" - beleuchtet auf eindrückliche Weise den kulturellen Niedergang der britischen Arbeiterklasse und macht dafür einen in aller Heimlichkeit ausgetragenen Klassenkampf veranwortlich. Bemerkenswert daran findet Lanchester, wie Mount die scheinbare Einbeziehung der Arbeiterklasse in die politische Diskussion als Instrumentalisierung enttarnt. Schon die Verschwommenheit der Begrifflichkeiten liefere ein Anzeichen dafür: "Zur Zeit ist die Diskussion über Armut, Ungleichheit und Klasse so verkommen, dass es noch nicht einmal einen einfachen Maßstab dafür - oder einen Konsens darüber - gibt, was Armut überhaupt ist. Armut bedeutet, kein Geld zu haben. Ungleichheit bedeutet, weniger Geld als andere zu haben. In Großbritannien werden im Allgemeinen diejenigen als arm definiert, die von 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens leben. Was jedoch überhaupt kein Maßstab für Armut sein kann, da eine ganze Gesellschaft von einem Dollar pro Kopf und Tag leben könnte, ohne dass jemand nach dieser Definition als arm bezeichnet werden könnte. Tatsächlich ist dieser Maßstab für Armut ein Maßstab für Ungleichheit."

Weitere Artikel: Schluss mit der Philosophie im Lehnstuhl fordert Jerry Fodor nach der Lektüre von Christopher Hughes' Buch "Kripke: Name, Necessity and Identity" und liefert den Beweis, dass Saul Kripke (mehr hier und hier) die Philosophie des 20. Jahrhunderts nicht etwa revolutioniert hat, sondern mit seinem Begriff der "metaphysischen Notwendigkeit" nur einen Schleichweg über andere, mögliche Welten gegangen ist. Hilary Mantel hat verschiedene Bücher über Frauenschicksale in Ghana gelesen (zwei Bücher von John Chernoff - "Hustling Is Not Stealing: Stories of an African Bar Girl" und "Exchange Is Not Robbery: More Stories of an African Bar Girl" - und Chimamanda Ngozi Adichies "Purple Hibiscus") und schätzt es, dass Adichie - im Gegensatz zu Chernoff - nicht über die tatsächliche Opferposition der Frau hinwegtäuschen will. Für Nicholas Penny handelt es sich bei der Ausstellung "The Age of Titian" in der Royal Scottish Academy um das Beste, was seit Jahren aus dieser Epoche zu sehen war. Und Thomas Jones liebt es, wie Bob Dylan in seinen "Chronicles" über seine musikalischen Helden schreibt. Zum Beispiel Roy Orbison: "Bei ihm ging es eigentlich nur um Fett und Blut? Auf einmal sang er seine Stücke in drei oder vier verschiedenen Oktaven, so dass man am liebsten mit dem Auto über die nächste Klippe gerast wäre. Er sang wie ein Berufsgangster."

Espresso (Italien), 22.10.2004

In einer langen Titelgeschichte erhebt die Autorin Naomi Klein schwere Vorwürfe gegen Madeleine Albright und vor allem James Baker, der seine Position als Sonderbeauftragter im Irak dazu benutzen soll, der Carlyle Group, der er geschäftlich verbunden ist, ein Geschäft zuzuschanzen. "Eine schnelle Lösung der irakischen Schuldensituation entspräche nicht den Interessen der Investmentgruppe: je länger sich die Verhandlungen hinziehen, desto mehr Zeit hat Carlyle, die zögerliche kuwaitische Regierung davon zu überzeugen, den Auftrag an sie zu vergeben. Würde die irakische Schuldenlast getilgt, wäre der Vertrag hinfällig. Bakers Position in dieser Angelegenheit kommt seinen Kollegen bei Carlyle sicher gelegen. Ob Baker dazu beiträgt, die irakische Schuldenkrise zu lösen, ist dagegegen weitaus weniger klar." Der Artikel erschien vor einer Woche in der amerikanischen Zeitschrift The Nation.

In seiner Bustina frönt Umberto Eco der politischen Philologie und dekliniert Begriffe wie Widerstand, Terrorismus oder Bürgerkrieg durch. "Die Tragödie im Irak ist nun, das hier von allem ein bisschen ist; es kann passieren, dass eine Gruppe Widerständler terroristische Methoden benutzt oder dass Terroristen, denen es nicht reicht, Ausländer zu jagen, sich wie Widerständler gebärden. Das kompliziert die Sache, aber sich einfach zu weigern, die technisch korrekten Termini zu benutzen, macht alles nur noch unübersichtlicher."

Ansonsten stellt Monica Maggi die Frankfurter Buchmesse vor, deren arabischer Schwerpunkt sie weniger, die zahlreichen Neuerscheinungen aus der "pikanten Literatur" sie aber umso mehr interessieren. Jacaranda Caracciolo Falck preist den neuen Restaurantführer des Espresso an, für den 15.000 Flaschen geöffnet und 2.000 Küchen getestet wurden. Aus Hollywood schwappt eine cineastische Sportwelle heran, erkennt schließlich Cesare Balbo.
Archiv: Espresso

New York Review of Books (USA), 04.11.2004

Die New York Review of Books bringt eine Sonderausgabe zu den amerikanischen Wahlen. Eine illustre Liste von Autoren - von Ian Buruma über Michael Ignatieff bis Norman Mailer - gibt im Aufmacher ihre Wahlempfehlung für John Kerry.

Gewohnt gründlich bearbeitet der Historiker Tony Judt den Themenkomplex American Empire, Irak, Bush oder Kerry: "Die Herausforderung, vor der amerikanische Wähler nun stehen, ist nicht, einen Präsidenten zu finden, der die Welt davon überzeugt, dass die USA kein Imperium sind - oder wenn es denn eines ist, dass seine Absichten ehrenvoll sind. Diese Debatte ist verloren und geht am entscheidenden Punkt vorbei. Es geht auch nicht darum zu entscheiden, ob man lieber geliebt oder gefürchtet wird. Dank der amerikanischen Performance im Irak und unserer Unfähigkeit, einen Krieg zu planen - von zweien gar nicht zu reden - werden wir weder geliebt noch gefürchtet. Wir haben die Welt in Schock versetzt, das ja, aber nicht in Schrecken. Und trotzdem ist die Wahl von 2004 die folgenreichste seit 1932, wenn nicht gar seit 1860. Ist John Kerry der richtige Mann zur richtigen Zeit? Ich bezweifle es. Begreift er das ganze Ausmaß von Amerikas Krise? Ich bin nicht sicher. Absolut sicher aber ist, dass Bush es nicht tut."

Joseph Lelyveld attestiert nach einem Ausflug in den "Battleground State" Wisconsin Bushs Wahlkampfteam Bestform. William Dalrymple bespricht eine Reihe von Neuerscheinungen über den Islam, darunter Bernard Lewis' Band "From Babel to Dragomans", der tatsächlich witzig, verspielt und unglaublich lehrreich seien - überhaupt nicht zu vergleichen mit Lewis' Polemiken gegen die Araber, die angeblich "nur die Sprache der Gewalt verstehen". Als Gegenlektüre empfiehlt er vorsichtshalber trotzdem Richard Fletchers Buch "The Cross and the Crescent", das die christlich-islamische Geschichte als eine der "gegenseitigen kulturellen Befruchtung" schildert.

New Yorker (USA), 25.10.2004

George Packer kommentiert das letzte TV-Duell zwischen Bush und Kerry. Der von Bush gebetsmühlenartig gegen Kerry ins Feld geführte Begriff des Liberalismus habe, so Packer, "seine Wirkung als Beleidigung wahrscheinlich eingebüßt. Als Vision von Gleichheit und Gerechtigkeit - zwei Worte die Kerry letzten Mittwoch auszusprechen wagte - hat er nie an Bedeutung verloren". Der nächste Präsident könne dem in dieser Hinsicht gründlich lädierten Ansehen der USA wieder auf die Beine helfen, "wenn er die Macht des Amts dazu nutzen würde, die (gegenwärtige Entwicklung) zu korrigieren. Er müsste sich dabei gar nicht als Liberalen bezeichnen, sondern einfach wie einer handeln."

Weiteres: David Grann porträtiert den Washingtoner Journalisten und Politikchef der ABC News, Mark Halperin ("Insider der Insider der Insider"), und seinen jüngst auf der Website von ABC News installierten politischen Nachrichtenüberblick "The Note" ("in einem raunenden Jargon geschrieben, der für Außenseiter oft unverständlich ist"). Dana Goodyear erzählt die Hintergründe einer gerichtlichen Auseinandersetzung um mehrere Bilder von Gustav Klimt, darunter das berühmte Porträt "Adele Bloch-Bauer I"; deren Nichte, eine vor den Nazis in die USA gefüchtete Jüdin, klagt gegen den österreichischen Staat auf Rückgabe der Werke. In einer Glosse kündigt Mark Singer an, in Rente zu gehen. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "Old Friends" von Thomas McGuane.

Malcolm Gladwell bespricht eine Studie über die Macht und Preispolitik der amerikanischen Pharmaindustrie ("The Truth About the Drug Companies: How They Deceive Us and What to Do About It", Random House). Die Kurzbesprechungen streifen unter anderem den ersten Band von Bob Dylans Erinnerungen.

Dass das Büro nebst des darin arbeitenden Personals in der Tat zunehmend zum literarischen und filmischen Topos werden, belegt auch die BBC-Fernsehserie "The Office", der Nancy Franklin bescheinigt einfach perfekt zu sein. John Lahr sah im Theater "Reckless" von Craig Lucas und Shakespeares "Richard III". Alex Ross bespricht eine Inszenierung von Mozarts "Zauberflöte" an der Metropolitan Opera. Und David Denby ist begeistert von "Sideways", den neuen Film von Alexander Payne ("About Schmidt").

Nur in der Printausgabe: eine Reportage über Altersarmut, ein Porträt des englischen Schriftsstellers Michael Frayn und Lyrik von Seamus Heaney, Wislawa Szymborska und Jack Gilbert.
Archiv: New Yorker

Point (Frankreich), 18.10.2004

Zum Tode von Jacques Derrida druckt Le Point ein Interview, das Franz-Olivier Giesbert mit dem Philosophen geführt hat. Derrida kam nicht mehr dazu, es zu autorisieren - das Magazin veröffentlicht es dennoch, "für die Geschichte". Auf die Frage zu seinen Vorbildern und Einflüssen erklärt Derrida: "Ich habe Sartre bewundert und träumte naiv davon, nach seinem Vorbild ein Philosoph zu werden, der Romane schreibt. Später hat mich Gide sehr beeinflusst, den ich wie ein Irrer gelesen habe, von den 'Paludes' bis zu 'L'Immoraliste'. Für mich ist er kein Romancier, sondern ein Moralist, der uns sagte, wie wir leben sollten. Im Grunde ist die Philosophie für mich immer genau das gewesen: die Suche nach einer Ethik und einer Lebensweise." Außerdem geht es um die Dekonstruktion, das Verhältnis des Menschen zum Tier, die Religion und seine Bewunderung für Helene Cixous, Nelson Mandela und Charles De Gaulle.

In fünfzehn Punkten erklärt Bernard-Henri Levy in seiner Kolumne, was von Derrida bleiben wird. Punkt 8: "Für jene, die wie ich das Privileg hatten, ihn nicht nur zu lesen, sondern auch zu hören und in seiner Gegenwart lesen zu lernen, bleibt von Derrida die Geringschätzung der Philosophien der Unmittelbarkeit: Oh! der Bann, den er über das Denken der Intuition, der Verschmelzung mit dem Wahren, des gesunden Menschenverstands verhängt hat."
Archiv: Point

Elet es Irodalom (Ungarn), 08.10.2004

Das ES-Magazin druckt einen Vortrag von Peter Esterhazy (mehr hier), den er im Rahmen eines Schwerpunktthemas des Forum Barcelona 2004 hielt. Die Frage nach den "Sprache und kulturelle Diversität" beantwortet Esterhazy mit dem Paradox, dass "gerade der Gebrauch einer einzelnen Sprache die Vielfalt am meisten unterstützt". Die Literatur taste die Möglichkeiten einer einzelnen Sprache aus, ihre Unendlichkeit und Endlichkeit. Sie strebe nicht Verständigung, sondern Erkenntnisse an - schreibt Esterhazy. "Da ich, grob formuliert, denke, dass ich die Welt über die Sprache und nicht über die Tatsachen der Welt erkennen kann, denke ich auch, dass ich durch den genauesten, - und vielleicht ist gar nicht 'genau', sondern 'fein' das richtige Wort - also durch den feinsten Gebrauch der ungarischen Sprache das meiste über die Welt erfahren und jedermann vermitteln kann."

Spiegel (Deutschland), 18.10.2004

Ein großer Artikel ist den Managementfehlern bei Opel und KarstadtQuelle gewidmet. "Die Jobs bei Opel und Karstadt sind mit Subventionen oder politischer Hilfe nicht zu retten. Der große Kahlschlag in den beiden Konzernen ist auch die Folge dilettantischen Managements vergangener Jahre. Im Karstadt-Fall zeigt der Konkurrent Kaufhof, dass er unter gleichen, also schwierigen Bedingungen deutlich besser arbeitet." Doch die "einstigen Bosse muss das nicht grämen". Der Karstadtchef Wolfgang Urban "konnte eine Abfindung von 1,8 Millionen Euro mitnehmen", sein Vorgänger Walter Deuss "genoss vergangenen Donnerstag das Scheinwerferlicht bei Maybrit Illners Talkshow 'Berlin Mitte', in der er jede Verantwortung für die dramatische Misere weit von sich wies." Auch bei Opel, so der Spiegel weiter, "ist das massive Versagen der Top-Etage so deutlich, dass nicht einmal der neue Europa-Chef Henderson die hausgemachten Fehler bestreitet. Dort sind vor allem jene Top-Manager für das Desaster veratwortlich, die in den neunziger Jahren Verantwortung trugen wie der einstige Opel-Chef Louis Hughes, der Entwickler Peter Hanenberger und der damalige Einkaufsmanager Jose Ignacio Lopez. Das Problem aber liegt weniger in den Personen, sondern in der Art, in der US-Konzerne wie General Motors, aber auch Ford ihr Geschäft betreiben."

Fünf verschiedene Vorstandschefs haben sich in den letzten sechs Jahren bei Opel abgewechselt. Darauf angesprochen meint Henderson im Interview: "So häufige Wechsel sind sicher nicht positiv. Aber es war, wie es war."

Außerdem: Im Kulturteil gibt's ein Interview mit Tom Waits. Nur im Print: ein Interview mit Wilhelm Genazino über "Bettszenen in der Literatur", und der dritte Teil einer Serie über China. Der Titel ist dem Machtkampf Angela Merkels gewidmet.
Archiv: Spiegel

Al Ahram Weekly (Ägypten), 14.10.2004

Frankfurt-Nachlese: Dina Ezzat und Rania Gaafar haben auf der Messe mit jungen Deutschen arabischer Abstammung geplaudert, Johannes Ebert, den Leiter des Goethe-Instituts in Kairo, nach seinen Eindrücken befragt, und bei einen Bummel durch die Stadt in den Buchhandlungen nach deutschen Ausgaben arabischer Literatur gefahndet - ohne viel Erfolg. Zum Thema Übersetzungen aus dem Arabischen hat Jennifer Evans ein hochinteressantes Gespräch mit Mark Linz, Verleger der American University in Cairo Press, geführt. Mona Anis hat viele Beschwerden über den dekorativen Orientalismus gehört, der die Buchmesse begleitete: Kamele, Teppiche und arabische Kalligraphie, wo man hinsah. Berechtigt? Ja, aber viel Schlimmer ist: Die Aussteller haben selber kräftig mitgemischt, (einer ließ einen arabischen Hengst bestaunen), und Amr Moussa hat in seiner Eröffnungsrede jedes Klischee bedient, das er zu fassen kriegte, und war dabei so unpolitisch wie nur möglich, kritisiert Anis. So viel, wie man meistens glaube, habe sich nicht verändert, seit vor 137 Jahre auf der Exposition universelle in Paris die Kopie eines orientalischen Palastes aufgebaut wurde.

Weitere Artikel: Nach dem Anschlag in Sinai stellt Ibrahim Nafie eine Betrachtung über den globalen Charakter des Terrorismus an. Das heißt: Niemand kann so tun, als ginge es ihn nichts an, und niemand kann so tun, als ginge es ihn allein etwas an. Kamil Mahdi berichtet von der Gefahr, die der Altstadt von Najaf, einer der wichtigsten historischen Kulturstätten der arabischen Welt, droht - paradoxerweise durch amerikanische Wiederaufbaupläne. Und Frederick Bowie berichtet, was die akademischen Hochkaräter - Stuart Hall, Benita Parry, Ella Shohat und andere - auf einer Londoner Tagung zum Vermächtnis von Edward Said besprachen.
Archiv: Al Ahram Weekly

Outlook India (Indien), 25.10.2004

Bollywood oder Hollywood? Oder auch gar nichts von beiden, denn "Bride and Prejudice", der neue Film von Gurinder Chadha ("Kick it Like Beckham") ist nicht Fisch noch Fleisch und kann offensichtlich auch niemanden zufriedenstellen, jedenfalls kriegt er in England verheerende Kritiken. Was also, fragt sich Namrata Joshi, wird jetzt aus den Hollywood-Plänen der wunderschönen, aber möglicherweise doch minderbegabten Aishwarya Rai, die sich von "Bride and Prejudice" das Ticket dorthin versprochen hat? Fest steht, so Joshi, dass sie "entweder kichert oder lächelt oder spöttisch grinst oder mit gespielter Abscheu die Nase rümpft. Oder dekorativ weint." Was es sonst noch zu dem Film zu sagen gibt, sagt ebenfalls Joshi in einem zweiten Artikel: Bollywood ist schlichtweg nicht Chadhas Genre. "Chadha kann den Geist von Bollywood nicht einfangen und so steht sie am Ende mit einer Parodie da. (...) Selbst die Tanznummern wirken gewollt, und es ist auch nicht unbedingt von Vorteil, dass Anu Malik seinen am wenigsten orhwurmverdächtigen Soundtrack der letzten Zeit beigesteuert hat. 'Bride und Prejudice' ist noch nicht einmal Möchtegern-Bollywood, sondern bloß ein Haufen Kitsch - bunt, schablonenhaft, plump. Und Chadhas Stimme: kaum zu hören." Es ist wohl Bollywood, so das Fazit - aber ohne seine Seele.

Und zweimal ein Blick voraus auf die US-Wahlen: In der Titelgeschichte fragt sich Seema Sirohi, ob Bush oder Kerry besser für Indien wären, während Gita Mehta mit Blick auf die voraussichtlich niedrige Wahlbeteiligung darauf hinweist, wie ironisch es ist, dass es einem Großteil der Amerikaner an grundsätzlichem Demokratieverständnis mangelt - sie vertraut aber auf die Selbstheilungskräfte der Nation. Und was die Frage ihrer Kollegin angeht: "Die am wenigsten paranoide amerikanische Führerfigur ist die beste für Indien."
Archiv: Outlook India
Stichwörter: Bollywood, England, Parodie

Monde des livres (Frankreich), 15.10.2004

Die Beilage von Le Monde konzentriert sich in dieser Woche auf die amerikanische Literatur, aus mehr als einem Anlass. Der eine ist das Festival von Aix-en-Provence, das unter dem Motto "L'autre Amerique" steht. Der US-Schriftsteller Russell Banks befasst sich in einem Originalbeitrag mit dem christlichen Fundamentalismus und kommt dabei auf die erfolgreichsten Bestseller der letzten Jahre zu sprechen: "Die in unserem Land bei weitem meistverkauften Bücher der letzten fünf Jahre sind die zwölf Bände der berühmten "Left-Behind"-Serie. Diese millionenfach abgesetzten Bücher stützen sich auf eine komplett fantastische theologische Vision, die im 19. Jahrhundert von zwei fundamentalistischen protestantischen Pastoren erfunden wurde." Es geht darin, fasst Banks zusammen, um die Wiederkehr Christi, um Armageddon, den Kampf Israels gegen den Antichristen und manches mehr. (Der Artikel ist nur in der kostenlosen pdf-Ausgabe der Beilage nachzulesen.)

Und ein zweites Festival, nämlich das von Vincennes, ist auch Amerika gewidmet. Aus diesem Anlass wird William T. Vollmanns Roman "La Famille Royale" besprochen und in einem kleinen Schwerpunkt zur indianisch-amerkanischen Literatur wird der Schriftsteller Sherman Alexie vorgestellt, als einer der begabtesten Autoren seiner Generation. Auch der Aufmacher der Beilage gilt einem US-Autor, nämlich Jim Harrison, dessen Roman "De Marquette a VeraCruz" als großes Werk der Zerstörung gepriesen wird. Ein weiterer Schwerpunkt: "Ein polnisches Jahr in Frankreich", eine Reihe von Veranstaltungen, die den Franzosen die Kultur Polens nahebringen sollen. Dazu eine Besprechung der Gesamtausgabe der Werke von Bruno Schulz. (In der pdf-Ausgabe.)

Gazeta Wyborcza (Polen), 16.10.2004

"Darf man einen der größten Verbrecher des 20. Jahrhunderts auch nur einen Moment lang bemitleiden?", fragt Piotr Lipinski, der in der Wochenendausgabe der Gazeta Wyborcza zur Abwechslung mal nicht über Hitler, sondern über Stalin schreibt. Es wird das Buch "The Court of the Red Tsar" des britischen Journalisten Simon Sebag Montefiore vorgestellt, aus dem wir nicht nur von den Liebesbriefen Stalins an seine Frau erfahren und dass er vor ihren Wutausbrüchen ins Badezimmer flüchtete, sondern auch davon, dass sein Schnurrbart ewig nach Tabak roch, und dass sein engster Mitarbeiter, Wjatscheslaw Molotow fest gestellt haben soll: "Würden wir mehr schlafen, würden wir weniger Fehler begehen".

Außerdem erfahren wir, dass man in Weißrussland vor dem Referendum und den Wahlen am Sonntag keinerlei Anzeichen von Wahlkampf beobachten konnte. "Dass die Regierung sich vor dieser historischen Abstimmung keine Mühe macht, die Wähler zu überzeugen, zeugt davon, dass die Stimme des Volkes überhaupt nichts zu sagen hat", stellt Waclaw Radziwinowicz fest. Demenstsprechend zeigten die Werbespots im staatlichen Fernsehen, wie man seine Stimme für Alexander Lukaschenko abzugeben hat. Die einzige Möglichkeit, Lukaschenkos Regierungszeit zu begrenzen, liegt in Moskau., meint Radziwinowicz. Da suche man angeblich schon nach einem Nachfolger - in den Worten eines Kreml-Astrologen: "Es mehren sich die Anzeichen eines bürokratischen Umsturzes".

Vor genau zwanzig Jahren wurde der Solidarnosc nahe stehende Geistliche Jerzy Popieluszko vom kommunistischen Geheimdienst entführt, gefoltert und umgebracht. Der Fahrer des Priesters erzählt im Gespräch über die genauen Umstände der Entführung und die bevor stehende Seligsprechung des zum Märtyrer erklärten Popieluszko.
Archiv: Gazeta Wyborcza

Economist (UK), 15.10.2004

Lob schwappt über den Ärmelkanal. Der Economist findet es bemerkenswert, mit welcher Anmut und Schärfe zwei Franzosen (Olivier Roy in "L'Islam mondialise" und Gilles Kepel in "The War for Muslim Minds: Islam and the West") die vermeintliche Rückwärtsgewandtheit des islamischen Fundamentalismus als Modernität deuten - gerade in den westlichen Gesellschaften: "Für zornige, rastlose junge Moslems kann eine Back-to-basics-Version des Glaubens eine Art des Protests sowohl gegen ihre Eltern als auch gegen ihre Gastgesellschaft darstellen. Sie nimmt denselben Platz ein wie der Linksradikalismus in der vorherigen Generation in Frankreich oder wie der konterkulturelle Rap in den amerikanischen Ghettos. Sogar Selbstmordattentate, deren Gleichgültigkeit gegenüber dem einzelnen Leben von Grund auf unmodern erscheinen mag, werden von Roy in ein zeitgenössischeres Licht gerückt. Ihm zufolge birgt die Kultur der Selbstmordattentate - wie sie von Al Qaida und ihren Nachahmern gepflegt und auf deren Webseiten vorangetrieben wird, einen nicht unbeträchtlichen Touch von Ich-Generation. Die narzisstischen Persönlichkeiten, die die Anschläge des 11. Septembers verübt haben, waren da keine Ausnahme."

Bei genauerem Hinsehen, so der Economist, entpuppt sich das Duell zwischen George Bush und John Kerry als ein erbitterter Kampf der Parteien, bei dem es um die langfristige Vorherrschaft im politischen Meinungspanorama Amerikas geht: "Das Ziel der Republikaner besteht darin, mit den Demokraten das zu tun, was Tony Blair erfolgreich mit den britischen Tories gemacht hat: sie so vollständig zu marginalisieren, dass sie zur Parodie einer politischen Partei verkommen. Kein Wunder, dass die Demokraten dieses Mal so hart kämpfen. Und kein Wunder, dass sie den Partei-Schmied im Weißen Haus mit solch wütender Leidenschaft hassen."
Archiv: Economist

Times Literary Supplement (UK), 15.10.2004

Ritchie Robertson ist zwar nicht ganz davon überzeugt, dass Elfriede Jelinek (homepage) eine große Schriftstellerin ist, aber, schreibt er, "sie ist oft eine lohnende und heilsame", und am besten sei sie als Satirikerin, als Übertreibungskünstlerin zu lesen. "Die Ehre des Nobelpreises sollte nicht nur als Anerkennung ihrer Arbeit und ihrer ungeheuer oppositionellen Haltung verstanden werden, sondern als nachträgliche Geste gegenüber einem distinguierten österreichischen Salon der Abgewiesenen, dem auch Rilke, Hofmannsthal, Musil, Broch, Karl Kraus, Joseph Roth und Ingeborg Bachmann angehörten."

Unter "intellektuellem Schock" steht Jonathan Rose nach der Lektüre von Alastair J. Reids "United We Stand", eine Neuschreibung der Geschichte der britischen Gewerkschaften: "Reid einen Revisionisten zu nennen, wäre unpassend, er ist ein unerbittlicher und oft brillanter Neudenker." Reid plädiert dem Rezensenten zufolge dafür, dass sich die Gewerkschaften wieder mehr ihrem "traditionellen" Kampf für Freiheit und Demokratie verschreiben als Gleichheit und Planung.

Weitere Artikel: John Ryle schließlich feiert die aufregende, exzellent gestaltete Ausstellung "Sudan - Past and Present". Der in Reading Philosophie lehrende Galen Strawson (mehr hier) wendet sich im auszugsweise zu lesenden Aufmacher gegen die verbreitete These, dass wir - als menschliche Wesen - in Narrativen leben und dies gut so ist. Seamus Perry schreibt über die letzten Arbeiten von William Blake.

Nepszabadsag (Ungarn), 16.10.2004

In der Wochenendbeilage der größten ungarischen Tageszeitung fragt sich der Politologe Laszlo Lengyel (mehr hier), warum in letzter Zeit besorgniserregende Signale - wie das gute Abschneiden populistischer Parteien in Ostdeutschland und Litauen - aus den politischen Landschaften Ostmitteleuropas kommen. Lengyel diagnostiziert dabei eine Art Opfermythos in Ostmitteleuropa, der externe Faktoren für sämtliche Probleme schuldig erklärt. "Wir, Polen, Tschechen, Litauer, Kroaten, Ungarn sind die Opfer der kommunistischen Unterdrückung. Unser Leben wurde durch das sowjetische System und nach 1989 durch fremde Eliten zerstört. Europa und die westliche Welt ließen uns immer im Stich, das tun sie auch jetzt. Diese nationalen Wutausbrüche lenken uns von unseren eigenen Mißerfolgen, unserem Scheitern ab. Und dann fängt es an - mit der Angst der Polen vor den Polen, mit der Angst der Litauer vor den Litauern, mit der Angst der Ungarn vor den Ungarn. So bilden ein religiöses, nationales, heroisches, sich widersetzendes Polen und ein säkulares, sich nicht auf die Nation besinnendes, sich anpassendes Polen. Und so schwört das eine Ungarn mit der Kokarde der 1848-er Revolution an der Brust ewige Treue dem Kampf gegen das andere."
Archiv: Nepszabadsag

Nouvel Observateur (Frankreich), 14.10.2004

Im Titeldossier wird untersucht, was hinter dem Medizinverständnis des Psychiaters David Servan-Schreiber (mehr) steckt und ob etwas daran ist. In seinem jüngsten, in Deutschland bereits sehr erfolgreichen Buch "Die neue Medizin der Emotionen" beschreibt Servan-Schreiber, wie sich etwa Angstzustände, Stresssymptome oder Depressionen auch ohne Medikamente oder Psychoanalyse behandeln ließen. In einem Interview spricht er unter anderem ausführlich über die - wissenschaftlich zunehmend widerlegte - Bedeutung der Psyche für Erkrankungen und Heilungsprozesse und stellt fest: "Eine psychosomatische Krankheit findet nicht 'im Kopf' statt, wie man vielleicht meinen möchte."

Frankreich entdeckt derzeit das Werk des jüdischen polnischen Malers und Schriftstellers Bruno Schulz (hier ein kleiner biografischer Abriss), der 1942 von den Nazis ermordet wurde. Ein Porträt würdigt Schulz' Literatur als mit Kafka vergleichbar; hingewiesen wird auf Bücher von und über Schulz, sowie eine Ausstellung mit seinen Zeichnungen und Radierungen im Pariser Musee d'Art et d?Histoire du Judaisme. Außerdem feiert der Nouvel Obs den Comiczeichner Andre Franquin, dessen "emblematische" Figuren Spirou, Marsupuilami und Gaston nun in einer Ausstellung in der Cite des Sciences et de l'industrie zu sehen sind.

Weiterer Lesestoff zur gefälligen Auswahl: Anlässlich des Literaturnobelpreises für Elfriede Jelinek bringt der Obs noch einmal einen exklusiven Text von ihr, in dem Jelinek vor zehn Jahren mit der Beschreibung eines Tags in ihrem Leben ein "großartiges Selbstporträt" geliefert hatte. Zu lesen sind außerdem erstmals Auszüge aus einem nun postum erscheinenden Buch des abstrakten Expressionisten Mark Rothko ("La realite de l'artiste", Flammarion), in dem er über die Ursprünge der Malerei nachdenkt, und ein kurzes Pro und Contra zu einem Essay der kanadischen Autorin Nancy Houston, die darin der zeitgenössischen Literatur von Becket bis Houellebeq vorwirft "depressiv" zu sein.

Express (Frankreich), 14.10.2004

In einem Dossier zum Thema "USA" vor der Wahl gibt es ein Interview mit dem nach rechts neigenden Schriftsteller Tom Clancy, der, wie zu erwarten, George W. Bush prima findet und John Kerry gar nicht ("he is an idiot", im Original zitiert). Nur den Irak-Krieg, den will auch er nicht verteidigen: "Krieg soll man nur dann führen, wenn es unumgänglich ist. George Bush ist ein klasse Typ. Aber mit dem Irak hat er einen Fehler gemacht. Dieser Krieg war nicht notwendig, denn es gab keinen casus belli. Der Präsident hat nicht das Recht, Truppen in die Schlacht zu schicken, wenn er dem Mann auf der Straße nicht klar machen kann, warum sein Sohn sterben muss. Wir hatten keinen guten Grund, diesen Krieg zu beginnen." Außerdem werden im Dossier unter anderem neue Bücher über die USA besprochen, die Rolle der US-Presse vor, im, zum Irak-Krieg erklärt und der religiöse Fundamentalismus nicht nur, aber auch des George W. Bush beschrieben.

Außerdem: Anlässlich seines zwanzigsten Todestags gibt es ein großes Francois-Truffaut-Revival. Sein Debütfilm "Sie küssten und sie schlugen ihn" kommt wieder in die Kinos, es gibt ein neues Fotobuch und ein Truffaut-Lexikon. Jean-Pierre Dufreigne schreibt über die folgenden Themen, in Form eines Akrostichons: Truffaut au travail, Rencontres du troisieme type , Une certaine tendance du cinema francais, Facherie, Femmes ou films?, Antoine Doinel, Un oscar, Tirez sur le pianiste. Auch besprochen, kurz aber freundlich, das Oxford Dictionary of National Biographies, das es übrigens auszugsweise auch im Netz gibt.
Archiv: Express

New York Times (USA), 17.10.2004

Nach 28 Jahren und 2251 Seiten ist Norman Sherrys Biografie Graham Greenes (mehr auf Englisch und mehr auf Deutsch) endlich komplett. Der Schriftsteller Paul Theroux kniet nieder in Bewunderung, sowohl vor Greene als auch vor Sherry. "Wer immer sich für Graham Greenes Leben und Werk interessiert, dem wird diese dreibändige Biografie unvergleichlich erscheinen; als intellektuelle und politische Geschichte des 20. Jahrhunderts ist sie unbezahlbar; als literarische Reise, und auch als Reise durch die Welt ist sie meisterhaft; als Quellenbuch und als Galerie der Schurken ist sie faszinierend."

Der kommende Prozess gegen Saddam Hussein veranlasst Michael Massing dazu, wieder über Hannah Arendts Prozessreport über Adolf Eichmann nachzudenken. Interessanter als Massings recht banale Gedanken zur Banalität des Bösen ist jedoch die Originalbesprechung aus dem Jahr 1963 und vor allem der Verweis auf Jean Hatzfelds Bericht "Une Saison de Machettes", das bei uns schon erschienen ist. Hatzfeld lässt Vollstrecker des Genozids in Ruanda zu Wort kommen, die erschütternd kühl über ihre Taten berichten.

Weitere Artikel: Seymour Hershs "Chain of Command" ("Die Befehlskette") ist wahrscheinlich das beste Buch, wenn es darum geht zu erklären, wie die Menschenrechte, "die wir im Irak eigentlich wiederherstellen wollten, schließlich von uns selbst verletzt wurden", schreibt Michael Ignatieff über die Zusammenstellung der ursprünglich im New Yorker erschienenen Reportagen zu Abu Ghraib (erstes Kapitel). Julia Reed stellt die Flugbibliothek vor, Anthologien, die speziell für lange Interkontinentalflüge zusammengestellt wurden. Judith Shulevitz zeigt sich erschüttert von Robert Alters "bemerkenswerter" Neuübersetzung der fünf Bücher Mose. Michael Agger ist heilfroh, dass Stephen King seine voluminöse Dark Tower-Reihe nun mit dem siebten Band (erstes Kapitel) abgeschlossen hat und kann sie höchstens Fans empfehlen.

Scott Anderson ist für das New York Times Magazine in den Sudan gereist und hat versucht, die Gründe für die größte humanitäre Katastrophe der Gegenwart zu verstehen. Zu Beginn seiner großen Reportage trifft er einen ehemaligen Janjaweed, jene Reiter, die sich selbst Ritter nennen und die Provinz Darfur in Schrecken versetzt haben. "'Wir ritten nachts, um sehr früh am Morgen vor den Dörfern unserer Feinde zu sein', erzählte er. 'Üblicherweise reihten wir uns am Rand des Dorfes entlang auf - wir wollten keine Schlacht, wir wollten, dass sie fliehen - dann gab unser Führer das Signal und wir griffen an." Als Anderson ihn fragt, was sie dann getan haben, antwortet der Janjaweed ihm nicht. "Stattdessen bedachte er mich mit seinem verstörenden Lächeln und seine Stimme, schon ein Flüstern, wurde noch leiser. 'Alles was Du dir vorstellen kannst. Vielleicht auch ein paar Dinge mehr.'"

Zur Einführung in die kulinarischen Extraseiten dieser Ausgabe denunziert Michael Pollan seine Landsleute als ängstliche Esser und nennt einige skurrile Irrwege der Nahrungsaufnahme, etwa "die Nur-Trauben-Diät, die Dr. John Harvey Kellogs den Patienten seines legendär schrägen Sanatoriums in Battle Creek (mehr) verschrieb oder die Mode des 'Fletcherizing' - jeder Bissen wird bis zu hundertmal gekaut -, von Horace Fletcher (auch bekannt als das Große Mahlwerk) gegen Ende des vorvergangenen Jahrhunderts eingeführt."

Weitere Artikel: Im Aufmacher inspiziert Ron Suskind die Methode, mit der George Bush das Land führt: "glaubensbasiertes Regieren". Bush wirkt so sicher, weil er die komplexen Fakten ignoriert, mit Suskind. "Dem offenen Dialog, auf Fakten gestützt, wird kein innerer Wert beigemessen. Es könnten ja Zweifel aufkommen, die den Glauben unterminieren würde." Jimmy Carter habe ihm imponiert, erzählt der polnische Außenminister Wlodzimierz Cimoszewicz im Interview mit Deborah Solomon. Ein einziges Mal lässt der sonst so diplomatische Politiker indirekt Kritik an den Amerikanern durchdringen. "Es stimmt, viele polnische Unternehmen haben erwartet, in den wirtschaftlichen Wiederaufbau des Irak einbezogen zu werden, und das ist nicht geschehen." Michael Kimmelmann stellt einen Künstler vor, über den man in New York zu reden beginnt. Lamar Peterson (mehr) malt idyllische Vorstadtszenen mit netten grausamen Details.
Archiv: New York Times