Magazinrundschau

Die Magazinrundschau

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
01.11.2005. DU streift durch Istanbul, die hippe Stadt am Horn. Die New York Review of Books bereist den Norden Alaskas, wo die Erde in Flammen steht. L'Espresso geht dem Mafia-Mord am Vizepräsidenten Kalabriens nach. Das New York Times Magazine beobachtet maoistische Rebellen in Flip-Flop-Springerstiefeln in Nepal. Im Merkur erklärt der Autor Bernhard Schlink, warum in Deutschland das Opfersein so viel gilt. In der Gazeta Wyborcza versucht Adam Krzeminski die deutsche Glaubenskrise zu verstehen. Nepszabadsag stellt den wichtigsten Vermittler ungarischer Literatur ins Arabische vor, ein Ingenieur. Prospect empfiehlt Oxbridge die Abspaltung von England. Und Foreign Affairs weist auf die amerikanische Herrschaft über das Internet hin.

Merkur (Deutschland), 01.11.2005

An die Stelle des Opfers, das man bringt, ist das Opfer getreten, das man ist", stellt der Jurist und Autor Bernhard Schlink in einem Essay verwundert fest, der leider nicht online zu lesen ist. Und das sei ganz besonders in Deutschland der Fall, meint Schlink, aber nicht, weil "die Diskreditierung des Opfers, das man bringt, nach den Verbrechen des Dritten Reichs so tiefgreifend und die moralische Anerkennung des Opfers, das man ist, im Opferschicksal der Juden so zwingend war. Die Übertragung des positiven Wertakzents vom einen auf den anderen Opferbegriff konnte so erfolgreich nur sein, weil in Deutschland keine Opfer verlangt und gebracht werden mussten."

"Die Menschen werden unzufriedener in dem Maße, wie sich ihre Lebensumstände verbessern", erklärt uns der Anthropologe Roger Sandall ("The Culture Cult") das "Fortschrittsparadox", das für ihn allerdings nicht erst mit Jean-Jacques Rousseaus romantischem Primitivismus seinen Anfang genommen hat. Epikur, Sokrates und Hesiod im Blick schätzt Sandall: "Grob gerechnet sieht es so aus, als ob die Menschen seit fast zehntausend Jahren nostalgisch in die Vergangenheit zurückblicken. Und das ist sehr bezeichnend. Denn die letzten zehntausend Jahre machen genau die Epoche aus, in der die Zivilisation entstand, und dieser Befund legt nahe, daß die Idealisierung früherer und primitiverer Lebensweisen eine geistige Fixierung darstellt, eine psychologische Konstante, untrennbar verbunden mit dem Aufstieg der Zivilisation selbst."

Katharina Rutschky empfiehlt, der "Protzerei mit Selbstmordattentätern, diesem "Imponiergehabe, das auf der Unkenntnis der Todessehnsucht beruht" einen nüchternen Blick auf die Selbstmordstatistiken westlicher Länder entgegenzusetzen. In weiteren Artikel geht es unter anderem um die Dauerhaftigkeit der derzeitigen Globalisierung, den deutschen Moral-Universalismus und die Freundschaft zwischen Hannah Arendt und Uwe Johnson.
Archiv: Merkur

DU (Schweiz), 01.11.2005

Diese gelungene Ausgabe ist Istanbul gewidmet, der "hippen Stadt am Horn". Mittlerweile soll ein Latte Macchiato ja soviel wie in Zürich kosten, der Verleger Egon Ammann aber erzählt Andekdoten aus dem Istanbul der Sechziger. "Ich wollte mir Zigaretten kaufen an einem Kiosk, der auf dem Vorplatz zum Bahnhof stand, umringt von Männern, die seltsames Gerät aus Leder und schwerem Stoff über eine Schulter gehängt hatten. Als ich die Münzen aus meiner Hosentasche hervorklaubte und mir bei diesem ungeschickten Tun eine von ihnen auf die Erde fiel und wegzurollen drohte, versuchte ich sie mit dem Fuß zu stoppen, trat auf sie - in diesem Moment packte mich auch schon einer der Männer und drohte mir mit einer fuchtelnden Faust vor dem Gesicht. Ich verstand nicht, was vor sich ging, bis ein Dritter, der das Ganze beobachtet hatte, in gebrochenem Deutsch zu mir sagte, ich dürfe die Münze auf der der türkische Halbmond, das Staatssymbol, sei, nicht mit den Füßen treten. Einer Tracht Prügel bin ich so mit knapper Not entkommen."

Das Heft ist voller Geschichten aus der Stadt auf zwei Kontinenten. Online zu lesen ist außerdem Elif Safaks Porträt des Viertels Üsküdar, wo die Frauen die Macht besitzen, und dem Safak ein Altrosa zuordnet, "ein feines, gedecktes, eindrucksvolles Rosa". Jacqueline Schärli berichtet vom Beschneidungsfest eines siebenjährigen Verwandten, bei dem 450 Geschenkbeutel zurückblieben. Leider nur auf Papier gibt es einen erstmals auf Deutsch veröffentlichten Text Orhan Pamuks über seine Kindheit am Bosporus.
Archiv: DU

New York Review of Books (USA), 17.11.2005

Peter Canby reist durch die arktischen Gebiete im Norden Alaskas, durch die North Slope. Hier liegen die großen nationalen Ölreserven, die die amerikanische Regierung zum Entsetzen von Umweltschützern jetzt erschließen möchte. Denn die North Slope ist Inuit-Gebiet und eines der grandiosesten Wildreservate der Welt: "Unter der vierundzwanzig Stunden scheinenden Sonne schmolz der Schnee von den Bergwänden, und Wasser floss aus der Tundra. Die Karibu-Herden kehrten aus den Wälden von ihren Wintergründen zurück, dicht gefolgt von jagenden Wölfen und Bären. Die Erde um uns stand in Flammen, überwuchert von Feuerkraut, wilden Lupinen und Rhododendron."

Weiteres: Robert Skidelsky stellt zwei Bücher vor, die sich mit der kommenden Supermacht China befassen: Clyde Prestowitz' "Three Billion New Capitalists" und Ted C. Fishmans "China, Inc.". Beide beschreiben ausführlich, wie China den Westen verändern wird, für Skidelsky bleibt jedoch die Frage, ob es der Westen auch schaffen wird, China zu beeinflussen. Daniel Mendelsohn feiert Bennett Millers Film "Capote", der klarmache, warum Truman Capote den Erfolg von "In Cold Blood" nicht verkraften konnte: Das Buch wurde zum Bestseller, weil seine Protagonisten, die Mörder Perry Smith und Dick Hickock, hingerichtet wurden. Außerdem besprochen werden J.M. Coetzees neuer Roman "Slow Man" ("Zeitlupe") (der laut John Lanchester von seinen Lesern "scharfes Nachdenken" verlangt) und Ira Katznelsons Studie über die Geschichte der Ungleichheit in den USA "When Affirmative Action Was White".

Outlook India (Indien), 07.11.2005

"Viele Unschuldige sind gestorben, aber Delhi lebt", notiert Sundeep Dougal zu den Bombenanschlägen vom Samstag. Er lobt die "einfachen" Leute, die alles getan haben um zu helfen, und die ihren Mut bewiesen, indem sie am nächsten Tag die so brutal attackierten Märkte besuchten, um dort einzukaufen. "Nicht umsonst nennt man Delhi Dilwaalon ki Dilli - die Stadt der großherzigen Menschen (einige machen dafür erhöhte Cholesterinwerte verantwortlich)". Die Politiker kommen weniger gut weg. "Neuigkeiten gab es schließlich von einer wenig bekannten Gruppe, die sich selbst Islamic Inqalabi Mehez nennt und sich zu den Explosionen bekennt. 'Diese Aussage muss noch verifiziert werden. Die Organisation wurde 1996 gegründet und ist nicht sehr rege. Sie soll Verbindungen zu den Lashkar (mehr) haben'. Das war alles, was Karnail Singh von der Spezialpolizei in Delhi sagen wollte."

Mit der schönen Überschrift "Hari meets Sally" kommentiert Namrata Joshi die Koproduktion zwischen Sanjay Leela Bhansali und Sony Pictures bei dem geplanten Bollywood Sing- und Tanzspektakel "Saawariya" ("Geliebte"). "Schon lange hört man, das indische Kino wird global und geht in den Westen. Shekhar Kapur hat Regie bei ausländischen Filmen geführt; Om Puri, Aishwarya Rai, Mallika Sherawat und nun Sushmita Sen und Salman Khan spielen im Ausland. Indien ist zum Outsourcing-Zentrum für die Postproduktion, Grafik und Animation geworden. Französische Unternehmen wie Fond Sud haben unabhängige Projekte wie das von Hazaaron Khwaishen Aisi gefördert. "Saawariya" soll diese Synergien festigen."
Archiv: Outlook India

Espresso (Italien), 03.11.2005

Der polnische Schriftsteller Andrzej Stasiuk reist durch seine Heimat im goldenen Oktober und sinniert: "In der Umgebung von Domaradz waren die Schatten schon länger als die Dinge, von denen sie stammten. Und ich glaube, dass dieses Land, mein trübes, verschwommenes, schönes und düsteres, hoffnungsloses und bis zur Schmerzgrenze banales, feines und possenhaftes, mausgraues und regendüsteres Land einmal im Jahr, genau zu dieser Zeit und in einem Herbst wie diesem, eine Art von Grazie erlangt, mit der es alles Schlechte von sich weist."

Bei den Vorwahlen am 16. Oktober wurde der Vizepräsident der Regionalregierung Kalabriens, Franco Fortugno, von zwei Killern erschossen, als er seine Stimme in der Kleinstadt Locri abgeben wollte. Die kalabrische Mafia will ihre Pfründe sichern, wie Marco Lillo berichtet. "Seit Beginn des Jahres gab es 23 Morde durch die 'Ndrangheta' in Kalabrien, Dutzende von Attentaten, Schießereien, Brandstiftungen und Drohungen gegen kalabrische Politiker." In der aktuellen Titelgeschichte identifizieren Peter Gomez und Marco Lillo die politischen Umwälzungen zugunsten der linken Opposition bei den Regionalwahlen im vergangenen Frühjahr als Grund für die Beunruhigung der Bosse.
Archiv: Espresso

London Review of Books (UK), 03.11.2005

Adam Phillips ist in Edmund Whites Autobiografie "My Lives" der Frage begegnet, ob man eigentlich mehrere Leben lebt, wie man so schön sagt, oder ob man am Ende das Leben eines Anderen gelebt hat. "Wie in allen herausragenden Autobiografien geht es in 'My Lives' nicht um jemanden, sondern um etwas. Und in der Tat gilt Whites Aufmerksamkeit, wie ein Großteil seines Werkes, dem Verrat: Ob es möglich ist, sich selbst zu verraten - ob es möglich ist, andere nicht zu verraten - und wie diese Dinge miteinander zusammenhängen - falls überhaupt."

Weitere Artikel: Ungemein spannend findet Sheila Fitzpatrick, wie Catriona Kelly den Sowjet-Mythos des Kamaraden Pawlik, der zum Märtyrer und Sowjet-Helden wurde, weil er seinen eigenen Vater denunzierte und daraufhin von seiner Familie ermordet wurde, einer gründlichen Prüfung unterzieht ("Comrade Pavlik: The Rise and Fall of a Soviet Boy Hero"). Offiziell kursiert über Gazas Zukunft das Märchen vom "Mittelmeer-Dubai". Doch Sara Roy findet für derlei rosige Aussichten keinerlei Anhaltspunkte. From Russia with Love - In den Short Cuts beobachtet Thomas Jones mit einigem Amüsement, dass der Fall des Eisernen Vorhangs nicht wenige amerikanische Schriftsteller, die es sich im Kalten Krieg gemütlich gemacht hatten, in arge Inspirationsnot gebracht hat. Und schließlich streift Hal Foster zutiefst verwundert durch das Guggenheim-Museum und seine megalomanische Ausstellung russischer Kunst, die ihm wie "eine inspirierende Reise in ein aus Kunst gefertigtes Potemkinsches Dorf" vorkommt.

Foreign Affairs (USA), 01.11.2005

Melvin R. Laid, amerikanischer Verteidigungsminister von 1969 bis 1973, fordert in einem Essay, die Exit-Strategie von Vietnam auch im Irak einzusetzen. Ein allmählicher Abzug, einhergehend mit einer Irakisierung des Krieges. Bloß dürfe die finanzielle Unterstützung nicht wie 1975 plötzlich unterbrochen werden. "Die Regierung muss einen gewissen Ausbildungsstandard der irakischen Sicherheitskräfte anstreben, und wenn es soweit ist, damit beginnen, die so frei werdenden Truppen abzuziehen. So hat es in Vietnam funktioniert, angefangen beim ersten Abzug von 50 000 Soldaten 1969 bis zum letzten Flugzeug mit Kriegsgefangenen 1973. Außerdem sollten die Vereinigten Staaten im Irak nicht mehr allzu viele Wochen damit warten, ihr Vertrauen in das Training der irakischen Sicherheitskräfte zu demonstrieren, indem sie ein paar tausend Soldaten abziehen."

Unbemerkt haben die USA am 30. Juni eine neue Monroe-Doktrin für das Internet verabschiedet, berichtet Kenneth Neil Cukier. In dem kurzen Text des Handelsministeriums heißt es, dass die USA die Kontrolle des Internets auf unbegrenzte Zeit bei ICANN und damit bei einer amerikanischen Organisation belassen wollen. Neutral ist ICANN keineswegs, schreibt Cukier, und das Netz wandelt sich mit den Menschen, die es kontrollieren. "Bisher wurde das Internet von amerikanischen Ingenieuren und Akademikern der Woodstock-Ära verwaltet. Mit dem Ergebnis, dass das Netz die Philosophie dieser Gemeinschaft verkörpert: ein politischer und wirtschaftlicher Liberalismus führte zur Offenheit auf technischer Ebene." Was, fragt Cukier, wenn das Personal wechselt?
Archiv: Foreign Affairs

Gazeta Wyborcza (Polen), 29.10.2005

Der Publizist Adam Krzeminski analysiert die Glaubenskrise in Deutschland. "Nach dem Seelsorger und Poeten aus Polen wurde ein trockener Intellektueller aus Deutschland Papst. Diese Reihenfolge wirkt fast wie ein Zeichen vor dem Hintergrund des 40. Jahrestages des Briefes der polnischen Bischöfe an die deutschen 'Wir vergeben und bitten um Vergebung'. Aber ein wahrer Dialog zwischen den Christen aus beiden Ländern scheint erschwert angesichts der völlig unterschiedlichen religiösen Wirklichkeit in Deutschland und Polen". Krzeminski merkt auch an, dass entgegen der Befürchtungen mancher Pessimisten der Glaube in Deutschland noch nicht am Ende ist - der Geist des Christentums sei aber eher an Kirchentagen als in Kirchen gegenwärtig.

Weiteres: Jaroslaw Mikolajewski schreibt über zwei Bücher: eine Edition der Briefe des Dichters Zbigniew Herbert an den Schriftsteller und Übersetzer Stanislaw Baranczak und "Anteny", den neuen Gedichtband von Adam Zagajewski: "Ich las beide Bücher parallel und hatte das Gefühl, in einem Zimmer zu sein, dessen Fenster auf zwei unterschiedliche Welten zeigen. Die Zimmerbewohner haben ihre eigenen Bräuche und Meinungen, aber es eint sie der Blick auf das Leben als etwas, das ohne das Wort schutzlos ist."
Archiv: Gazeta Wyborcza

Plus - Minus (Polen), 29.10.2005

In der Wochenendausgabe der polnischen Rzeczpospolita liefern sich Klaus Bachmann und Tomasz P. Terlikowski eine Debatte über die Zukunft der Familie. Bachmann sieht das alte Modell schwinden : "In der Debatte um Homo-Ehen und Adoptionsrechte geht es nicht um das Wohl der Familie oder der Kinder, sondern um archaische Moralvorstellungen die um jeden Preis beibehalten bleiben sollen, und die somit auf eine auf Blutsverwandschaft basierende Familie setzen. Dieses traditionelle Bild ist heute teilweise Fiktion, die durch das Recht sanktioniert wird." Terlikowski entgegnet: "Die gegenwärtige Krise bedeutet nicht, und darf auch nicht bedeuten, dass die Definition von Familie und Ehe verändert werden soll. Das wirkliche Problem ist unsere Kultur, die nur das Prinzip des Strebens nach Glück anerkennt und dabei solch elementare Werte wie Pflicht und Verantwortung in Frage stellt."

Weitere Artikel: In einem Essay beklagt der Schriftsteller Pawel Huelle "die Allgegenwart der Musik, die agressive Expansion der Laute auf alle Bereiche des Lebens. Um Thomas Bernhard zu zitieren: Die Musikindustrie wird mehr Menschen auf dem Gewissen haben als Chemie und Müll." Und Zbigniew Mentzel stellt fest: Sowohl Lech Kaczynski als auch Donald Tusk haben in der Kindheit seine Lieblingsbücher geliebt - der eine "Die Abenteuer des Huck Finn" und der andere "Robinson Crusoe". "Eine ideale, symbolische Lektüre für den Präsidenten eines Transformationsstaates."
Archiv: Plus - Minus

Spectator (UK), 29.10.2005

Die Eliteuniversitäten Oxford und Cambridge sollten sich endlich vom Staat lossagen und kostendeckende Studiengebühren verlangen (bis zu 30.000 Euro pro Jahr), fordert Simon Jenkins. Derzeit bekommt allein Oxford mehr als 450 Millionen Euro aus London und ist damit zu zwei Dritteln vom Steuerzahler abhängig. "Auf den Einwand hin, dass Oxford mit der Unabhängigkeit sozial exklusiver wird, gibt es zwei Antworten. Eine lautet : Na und? Lassen wir doch die anderen Universitäten um die Gruppe der hellsten Schulabgänger kämpfen anstatt Oxfords Überlegenheit zu subventionieren. Aber wahrscheinlich kommt es gar nicht dazu. Studien haben gezeigt, dass die soziale Zusammensetzung der beitragsverwöhnten Universitäten von Harvard und Yale sich nicht wesentlich von der in Oxbridge unterscheidet. Es geht um Autonomie, nicht um die soziale Mischung."

Die Überreste des Generals Anton Denikin sowie des Philosophen Ivan Alexandrovich Ilyin, Führer und Vordenker der zarentreuen Weißen Garde, wurden kürzlich repatriiert und in Moskau mit großem Pomp beigesetzt. Auf den ersten Blick ist die staatliche Ehrbezeugung für eingeschworene Gegner der Sowjetunion verwunderlich, schreibt Paul Robinson. Dahinter stecke aber durchaus System, wie ihm ein russischer Kollege erklärt hat. "Die Nomenklatura benutzt das Gedenken an die Weißen um ihre eigene Herrschaft zu legitimieren. Mit dem Gerede von Einheit und Versöhnung wollen sie ein Gleichgewicht zwischen Roten und Weißen herstellen. Beide sind gleichermaßen schuldig und haben gleichermaßen recht. Die Ehrenbezeugung gegenüber den Weißen wäscht die Roten von ihren Sünden rein."
Archiv: Spectator

Figaro (Frankreich), 28.10.2005

Der Figaro litteraire interviewt Claude Levy-Strauss über die Zeit seines New Yorker Exils - Anlass ist das Erscheinen von Emmanuelle Loyers Band "Paris a New York" (Auszug) über die französischen Intellektuellen im amerikanischen Exil zur Zeit der Occupation. Für Levy-Strauss waren das fruchtbare Jahre: "In der New School for Social Research und in der Ecole libre des hautes etudes haben Leute, die sich sonst nie getroffen hätten, gelernt, miteinander zu arbeiten. Ohne das Exil hätte ich niemals jemand wie Jacques Maritain kennengelernt. Unweit des Village und des Union Square konnten wir denkwürdigen Begegnungen beiwohnen."
Archiv: Figaro
Stichwörter: Levy-Strauss, Claude

Al Ahram Weekly (Ägypten), 27.10.2005

Gamal Nkrumah porträtiert Souad Saleh, eine der bedeutendsten weiblichen Gelehrten des Islam. Es ist ein widersprüchliches Bild, das er zeichnet, zumindest nach hiesigen Maßstäben: Saleh war die erste Dekanin an der Al-Azhar University, setzt sich für die Rechte von Frauen ein und "spricht mit der Autorität der Priesterin, die sie ist". Dennoch ist sie "keine Feministin, und sie verabscheut die Ansicht westlicher Feministinnen, die vorgeben, Frauen hätten diesselben Rechte und Pflichten wie Männer. Die erste Aufgabe einer muslimischen Frau ist es, eine gewissenhafte Mutter und Hausfrau zu sein. Der muslimische Mann ist der Kopf der Familie und bringt das Brot nach Hause. Wenn eine Frau das Gefühl hat, sie kann eine Karriere mit ihrer ersten Pflicht als Mutter und Hausfrau vereinen, dann soll es so sein. 'Ich sage nicht, dass Frauen nicht arbeiten gehen sollen. Davon bin ich weit entfernt. Ich habe selbst mein ganzes Leben gearbeitet.'"

Harold Pinter und Ägypten - das ging, konstatiert Nehad Selaiha, nie so richtig zusammen, trotz einer blühenden Theaterszene in den Sechzigern. Warum? Damals, erinnert sich Selaiha, galten Pinters Stücke vielen engagierten Künstlern als "weiteres Beispiel für sozial verantwortungslose, reaktionäre" Literatur - Kunst hatte politisch engagiert zu sein. Als Pinters Stücke dann ab den späten Achtzigern vermehrt inszeniert wurden, stellte sich heraus, dass sie die Ägypter schlichtweg verwirrten - nicht nur aufgrund von "kulturellen Differenzen oder Unterschieden in Temperament und Humor", sondern vor allem wegen ihrer "kryptischen, ausweichenden Dialoge": "Spannung ist erlaubt, das wird jeder Ägypter bestätigen, egal, wie wie viel oder wie unheilschwanger - so lange das Rätsel am Ende logisch gelöst wird. Pinter dagegen lässt einen weiter rätseln, wenn der Vorhang bereits gefallen ist."
Archiv: Al Ahram Weekly

Nouvel Observateur (Frankreich), 27.10.2005

Einige Monate nach Erscheinen besichtigen Aude Lancelin und Vincent Monnier die Schlachtformationen um Michel Houellebecq und seinen neuen Roman "Die Möglichkeit einer Insel", die von zuckersüßen Raelianern bis zu bitterbösen Konkurrenten reichen: "Da gibt es die bedingungslosen Fans wie Fernando Arrabal oder Dominique Noguez, die beide Essays zu seinem Ruhm verfassten. Oder der Academicien Marc Fumaroli (hier im Habit), ein neuer Verbündeter. Oder gar die ungefähr dreißig Jungakademiker, die Ende Oktober in Edinburgh tagten und gelehrte Debatten über 'Houellebecq, Fürst der Anti-Utopisten' oder die 'Traumzertrümmerer - Houellebecq, Maupassant, Schopenhauer' führten. Es gibt natürlich auch die feministische Lobby, bis hoch in die Goncourt-Jury, die sich wenig erbaut zeigt von Houellebecqs Beschreibungen 'zellulitischer Fünfzigjähriger mit dem ewig unerfüllten Wunsch nach wilder Liebe'. Selbst die Verkaufszahlen seines letzten Buchs sind zum Streitobjekt geworden: 210.000 in vier Tagen, versichert der Verlag, 85.323 in vier Wochen erregt sich Denis Demonpion, Autor einer 'nicht autorisierten' Biografie."

Im Interview trauert Günter Grass Gerhard Schröder nach und auch der Tradition des "engagierten Intellektuellen", die sich im Lauf der Zeit verloren habe: "Die jüngere Intellektuellengeneration hält sich fern von der Politik. Trotz meines Alters und obwohl es mir immer noch Spaß macht, möchte ich doch, dass andere die Fackel aufgreifen. So ist es mir gelungen, gut zehn junge Schriftsteller von Michael Kumpfmüller über Eva Menasse bis zu Juli Zeh zu mobilisieren, die besonders sensibel auf soziale Probleme reagieren. Und meine 'Epigonen' haben sich bewährt, sie haben ihre Aufgabe mit Mut und Pragmatismus erfüllt."

Interessant auch der Titel: "Tony Blairs Herausforderung", wo man sich in streng laizistischer Tradition wundert, dass Blair islamische Repräsentanten in seinen Kampf gegen den Terror einbinden will.

Weltwoche (Schweiz), 27.10.2005

Theres Lüthi erfährt in einem ausführlichen und amüsanten Interview mit dem Genetiker und Buchautor Steve Jones, dass amerikanische Frauen gefährlicher sind als japanische Männer, Testosteron den Körper schwächt und die Evolution zumindest in Europa beendet ist. "Eigentlich hat sich der Homo sapiens seit 10000 Jahren kaum mehr verändert. Der Mensch ist ein außerordentlich langweiliger Primat. Die Isländer und die Aborigines von Australien unterscheiden sich genetisch gesehen weniger als zwei Gruppen von Schimpansen, die nur vierzig Kilometer voneinander entfernt leben. Wir Menschen sind irgendwann einmal aufgetaucht und seither eigentlich immer gleich geblieben. Abgesehen davon, dass wir weiß geworden sind."
Archiv: Weltwoche

Times Literary Supplement (UK), 28.10.2005

Shocking! Die Unterschichten haben Großbritannien erobert und, wie Richard Davenport-Hines feststellen muss, sein einst so aristokratisches Wesen zerstört. Letzte Zweifel darüber beseitigen die "dringenden, wichtigen, nahezu essenziellen" Essays "Our Culture" des britischen Ober-Snobs Theodore Dalrymple (den die englischen Proleten fast ins französische Exil getrieben hätten). Davenport-Hines kann Dalrymples moralischem Befund nur zustimmen: "Die bürgerlichen Tugenden, gute Manieren, Selbstkontrolle und Mäßigung sowie das nationale Misstrauen gegenüber jedem Exzess wurden über Bord geworfen. Gewalt, Hysterie, Gemeinheit und Vulgarität gehören nun zu den vorherrschenden Zügen des englischen Charakters".

Weiteres: Völlig uninteressant findet Peter Holland Peter Ackroyds kurzatmige Shakespeare-Biografie. Unzufrieden ist Timothy Hyman mit dem Band "Art Since 1900", in dem nur Werke vorkommen, die die Kunstgeschichte vorangetrieben haben.

Economist (UK), 28.10.2005

Das ist wahrlich keine schöne zweite Amtszeit für George Bush, stellt der Economist fest und blickt zurück auf das Fiasko um die von Bush für den Obersten Gerichtshof nominierte Juristin Harriet Miers. "Es war auch eine persönliche Demütigung für George Bush. Er hatte sich für ihren Charakter verbürgt. Der Grundtenor seiner Argumente für ihre Kandidatur lässt sich in drei Worten zusammenfassen: Vertrauen Sie mir. Doch zahlreiche Senatoren waren nicht bereit dies zu tun. Sie sahen eine Frau mit wenig Erfahrung im Bereich des Verfassungsrechts. Ihre hauptsächliche Eignung schien in ihrer kriecherischen Bewunderung für 'den brillantesten Mann, dem sie jemals begegnet ist' zu bestehen."

Das britische Klassensystem existiert noch, es hat sich nur verändert, schreibt der Economist. Früher waren Adel und ein stattliches Heim entscheidend, heute dagegen "besteht Großbritanniens Elite aus einer Superklasse, die ererbten Reichtum mit Hirn verheiratet hat. Die meisten zuverlässigen Hinweise, dass jemand Upper-Class ist, sind verschwunden, dennoch bleibt ein Indikator: wo er zur Schule gegangen ist. Sowohl Tony Blair als auch David Cameron, der Favorit für den Vorsitz der Konservativen, waren auf top Privatschulen und sind in diesem Sinne Angehörige einer kleinen Elite."

Weitere Artikel: Der Economist empfiehlt das organisierte Fürchten der Ausstellung "SAFE: Design Takes On Risk" im New Yorker Moma, die rund 300 Gegenstände zur Schau stellt, die den Menschen vor den derzeit als solche empfundenen Gefahren schützen sollen. Angesichts der allgemeinen Überraschung über den Wahlausgang in Polen gibt sich der Economist leicht süffisant: Die Stimmenverteilung folge einfach den (zugegebenermaßen ein bisschen komplexen) geografischen und historischen Gegebenheiten des Landes.

Außerdem zu lesen: Warum das Schicksal der amerikanischen Sicherheitspolitik in Fernost an einem winzigen japanischen Strand hängt, dass China und Indien wirtschaftlich noch stärker wachsen könnten - wenn sie sich nur trauen würden, warum Schizophrene so gut sehen, und dass die Ratten den New Yorkern schon so nahe sind, dass sie, "wenn ein Kind etwas fallen lässt, 'Mittagessen!' rufen".
Archiv: Economist

Nepszabadsag (Ungarn), 31.10.2005

Das Finnische, Estnische, Ungarische und andere kleineren Sprachen entstammen der finnougrischen Sprachfamilie (mehr) und sind nicht mit dem Rest der europäischen Sprachen verwandt. Der Budapester Finnougristik-Professor Peter Domokos hat einen Internationalen Kongress der Finnougristik in Joskar Ola besucht, der größten Stadt der Mari, und plädiert jetzt für einen stärkeren Zusammenhalt durch die Wiederbelebung der archaischen Tradition gesungener Volksepen, eines der wenigen überlieferten gemeinsamen Kulturerbes dieser Völker: "Alle unserer Sprachverwandten haben eine reiche Tradition von Liedern, Sagen, Epen, Märchen und Legenden. Nach dem Muster der finnischen 'Kalevala' könnten die Volksepen anderer Völker zum Beispiel der Chanti und der Olonetzen rekonstruiert werden. Die Epen helfen vielleicht, die Sprachen und Kultur der kleineren finnougrischen Völker zu erhalten."

"Es war für mich sehr wichtig, das Gedicht 'Ein Satz über die Tyrannei' von Gyula Illyes ins Arabische zu übersetzen, weil es aus unserem Herzen sprach, so ging es auch damals uns Irakern unter Saddam Hussein" - erklärt Thaier Saleh, der hauptberuflich als Ingenieur in Ungarn arbeitet und nebenbei als "Hobby" zum wichtigsten Vermittler der ungarischen Kultur in der arabischen Welt avancierte. Über die Rezeption seiner Übersetzung des Holocaustromans "Geschichte eines Schicksallosen" von Imre Kertesz sagt er: "Der Holocaust wird wegen seinem politischen Inhalt in der arabischen Welt skeptisch betrachtet. Der Vorwurf lautet meistens, der Holocaust werde vom Zionismus ausgenutzt. Und trotzdem sperrt man sich nicht gegen das Thema, man beschäftigt sich damit. Die Leser abstrahieren es von jenen Menschen, die den Holocaust politisch instrumentalisieren. Es gab mehrere arabische, positive Literaturkritiken über den Kertesz-Roman. Man identifiziert sich mit der persönlichen Geschichte eines Jungen."
Archiv: Nepszabadsag

Magyar Hirlap (Ungarn), 30.10.2005

Betrachten sich die Ostmitteleuropäer als "Vasallen der USA"? Der Publizist Zsolt Prieger meint, dass sich die Ungarn so daran gewöhnt haben, als kleines Land hinter dem Eisernen Vorhang dem riesigen sowjetischen Imperium ausgeliefert zu sein, dass sie sich jetzt auch nicht trauen, die USA zu kritisieren: "In der salonfähigen ungarischen Presse ist Kritik an den USA tabu. Wer es dennoch tut, dem wird vorgeworfen, er stehe dem Westen, der Zivilisation und der Kultur der Menschheit feindlich gegenüber, sei antichristlich und ein Gesandter des Teufels". Dagegen gelte jegliche Israel-Kritik als antisemitisch: "Warum darf man Israel aus der liberalen Perspektive nicht kritisieren? Warum überlassen unsere linken Intellektuellen diese wichtige und aktuelle Aufgabe wahnwitzigen Rassisten? Und warum soll jemand ein Feind des freiesten Landes der Welt sein, nur weil er die momentan amtierende Bush-Regierung ablehnt?"
Archiv: Magyar Hirlap

Elet es Irodalom (Ungarn), 28.10.2005

Der Magnum-Photograph Patrick Zachmann, der für die Ausstellung "Euro-Visions" im Pariser Centre Pompidou Ungarn porträtierte, erzählt im Gespräch, dass ihm die schreckliche Eintönigkeit der ungarischen Geschichte erst bei dieser Reise klar wurde: "Die Geschichte Ungarns prägten vor allem Fremdbesatzungen, das Land wurde in verschiedenen Epochen von verschiedenen Völkern überfallen und zerstümmelt. Mir wurde erst jetzt bewusst, wie viele bedeutende Gebiete Ungarn im Friedensvertrag zu Trianon verlor. Das hat mich bestürzt. ... Wenn die Menschen darüber reden, wirkt es wie eine unverheilte Wunde, wie ein dauerhafter Schmerz. ... Andererseits haben die Ungarn ihre Geschichte während des Zweiten Weltkriegs auch noch nicht verarbeitet, ich denke vor allem an ihre Kollaboration mit den Nazis. Sie vermeiden es, der Vergangenheit ins Auge zu schauen. Die Anerkennung der eigenen Schuld, wie in Deutschland, fehlt in Ungarn. Auch das lässt eine gedrückte Stimmung entstehen."

Der Schriftsteller Gabor Nemeth feiert einen der wichtigsten ungarischen Schriftsteller der Slowakei, den Romancier und Verleger Lajos Grendel: "Vermutlich versteht Grendel unter Geschichte etwas, was andere Schicksal nennen, eine Geschichte, die man gestaltet, nicht erleidet, in der man noch die Chance hat zu wählen - und sei es nur zwischen zwei schlechten Wegen. In Zeiten, die in einer großzügigeren Art und Weise unglücklich sind, nennt man das eine Tragödie. Aber laut Grendel ist die Welt so kleinlich, dass uns gerade ihre Kleinlichkeit als letzte Tragödie bleibt."

New York Times (USA), 30.10.2005

Schwerpunkt dieser Ausgabe ist die aktuelle Literatur rund um den Irak-Krieg. Als "packende" Chronik der Vorgeschichte, des Verlaufs und der Folgen der Invasion empfiehlt Fareed Zakaria George Packers "The Assassins Gate" (erstes Kapitel). Zakaria bewundert die nüchterne Zurückhaltung, mit der Packer die Arroganz des Verteidigungsministeriums beschreibt, die zu fatalen Fehleinschätzungen führte. "Rumfelds Sprecher Larry di Rita reiste im April 2003 nach Kuwait, um den amerikanischen Beamten dort mitzuteilen, dass das Auswärtige Amt schon in Bosnien und dem Kosovo gepfuscht habe und dass die Bush-Regierung deshalb die Macht an die Iraker übergeben und spätestens nach drei Monaten das Land wieder verlassen wolle."

James Traub bespricht zwei Bände, in denen Argumente für den Krieg aufgeführt werden, jeweils von Linken und Konservativen. In Thomas Cushmans "A Matter of Principle" beeindruckt Traub ein Beitrag des polnischen Journalisten Adam Michnik, der den Einsatz von Gewalt für die Verteidigung der Menschenrechte mit folgenden Worten rechtfertigt. "Ich kann mich an keinen Text von mir erinnern, in dem behauptet wird, man sollte Hitler ohne Waffen bekämpfen. Ich bin kein Idiot. In Saddams Staat gab es nur einen Platz für die Opposition - den Friedhof."

Robert F. Worth stellt einen Leseleitfaden mit Klassikern für angehende Irakreporter zusammen. Und Dexter Filkins liest Michael Goldfarbs "Ahmad's War, Ahmad's Peace", mit dem Goldfarb an seinen irakischen Übersetzer Ahmad Shawkat erinnert, der im Oktober 2003 ermordet wurde.

Somini Sengupta berichtet im New York Times Magazine aus Nepal, wo die letzten hundertprozentigen Kommunisten der Erde für die Revolution kämpfen. "Der Guerillakrieg der Maiosten, der von kleinen Kämpfern in Flip-Flop-Springerstiefeln geführt und von der Wut gegen die lange Unterdrückung aufgrund von Kasten und ethnischer Zugehörigkeit genährt wird, begann vor fast zehn Jahren in den Dörfern des Rolpa-Bezirks, im westlichen Vorgebirge des Himalaya. Seitdem hat er eine eigentümliche Mischung aus Terror und Verlangen über das Land getragen, mehr als 12.000 Menschenleben gefordert und ist zu der wahrscheinlich ausdauerndsten und ruinösesten kommunistischen Erhebung in der Welt geworden."

James Traub macht einige Verbesserungsvorschläge für das katastrophale Image der USA im Ausland. Roger Lowenstein schildert, wie die großen Unternehmen die betriebseigene Altersvorsorge gegen die Wand gefahren haben. Maureen Dowd diskutiert das paradoxe aktuelle Frauenbild. Und Deborah Solomon unterhält sich mit dem ehemaligen Leibkoch von George und Barbara Bush Ariel de Guzman über die kulinarischen Vorlieben seiner Schutzbefohlenen.
Archiv: New York Times