Magazinrundschau

Das Buch aller Versuchungen

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
07.04.2009. Dank Google Street View versteht die London Review jetzt endlich Stendhals Beschreibung des realistischen Romans. Le Monde diplomatique übersetzt Roger Darntons instruktiven Essay über das Urheberrecht. Der Figaro liest Ciorans Jugendschriften. Babelia beobachtet die Geschiedenen im Teatro Colon. Vanity Fair schleicht sich in den Bohemian Club.

London Review of Books (UK), 09.04.2009

John Lanchester ist am 19. März 2009, nach fast zweihundert Jahren Theoriebildung zum realistischen Roman, ein Licht aufgegangen: "Stendhal sagte, der Roman sei 'ein Spiegel, den man eine Straße hinunterträgt'. Obwohl dieser Vergleich allgemein als meisterhafte Zusammenfassung des Realismus-Projekts in der Literatur gilt, habe ich immer dazu tendiert, ihn arg buchstäblich zu nehmen. Wieviel würde der Spiegel eigentlich zeigen? Käme es nicht sehr darauf an, wie groß er ist? Wer sieht hinein in den Spiegel? Und würde derjenige nicht eher recht wenig sehen? Ist die Romanautorin die Person, die den Spiegel trägt - oder steht sie am Straßenrand und blickt in den Spiegel? Aber wäre sie da nicht etwas sehr passiv, schließlich soll es doch ihr Roman sein? Würde der Winkel des Spiegels sich ändern, so dass man mehr sehen kann von dem, was passiert? Wir können uns jetzt alle beruhigen. Es ist endlich klar, dass Stendhal eigentlich sagen wollte: Der Roman ist sowas ähnliches wie Google Street View."

Außerdem in einer sehr interessanten Ausgabe: Der Pakistan-Korrespondent Graham Usher berichtet über den wachsenden Einfluss Indiens in den USA - und die hoch problematischen Auswirkungen auf die Entwicklung in Afghanistan. Michael Wood hat im Kino Tom Tykwers Film "The International" gesehen und mag als einer der ganz wenigen Kritiker die Schießerei im Guggenheim-Museum gar nicht - deutlich besser gefällt ihm Tony Gilroys "Duplicity". Der Historiker Christopher Clark bespricht Fabrice d'Almeidas Buch über "Die High Society im Dritten Reich".

Le Monde diplomatique (Deutschland / Frankreich), 03.04.2009

Le Monde diplomatique hat dankenswerter Weise Roger Darntons Essay über Urheberrechte und das Google-Books-Projekt aus der New York Review of Books übersetzt. Darnton schlägt einen großen Bogen von der Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts bis heute. Damals, erinnert er, war das Copyright in Großbritannien und den USA auf 14 Jahre beschränkt (konnte allerdings einmal verlängert werden). "Laut Sonny Bono Copyright Extension Act von 1998 (auch bekannt als 'Mickey Mouse Protection Act') gilt das Urheberrecht heute siebzig Jahre über den Tod des Autors hinaus. Die meisten Bücher, die im 20. Jahrhundert veröffentlicht wurden, sind daher heute noch nicht gemeinfrei. Was die Digitalisierung anbelangt, endet unser Zugriff auf das kulturelle Erbe im Prinzip am 1. Januar 1923, die meisten der danach erschienenen Bücher unterliegen dem Copyrightschutz. Und das wird auch so bleiben - es sei denn, Privatinteressen übernehmen die Digitalisierung, bündeln die Werke für die Konsumenten, verschnüren diese Pakete durch rechtsverbindliche Verträge und verkaufen sie im Interesse ihrer Aktionäre weiter." Aber ist das wirklich ein Fortschritt? "Wenn eine Firma wie Google ihr Augenmerk auf die Bibliotheken richtet, dann sieht sie nicht nur die Tempel der Bildung, sondern vor allem die als 'content' bezeichneten Vermögenswerte - lauter Goldminen, die angebaggert werden können." Und was heute umsonst ist, könnte morgen mehr Geld als je zuvor kosten, fürchtet Darnton. (Hier auch der Link zum Original. Und hier ein Gegenartikel von Paul Courant, Bibliothekar der University of Michigan.)

Tygodnik Powszechny (Polen), 05.04.2009

Der Literaturhistoriker Henryk Markiewicz ist überfordert: Niemand komme mit dem Lesen und Rezipieren der Fachpublikationen hinterher, US-amerikanische Moden in der Methodologie kommen und gehen, bevor sich jemand mit ihnen eingehend beschäftigen könne, und die Öffentlichkeit scheine es sowieso nicht zu interessieren: "In den letzten Jahrzehnten ging die Rolle des Buchs und der literarischen Kultur für das soziale Prestige zurück. Wenige glauben wissen zu müssen, welche wichtige Neuerscheinungen es gibt, und es gibt seit längerem keine, die die Aufmerksamkeit der Polonistik, geschweige denn der ganzen Geisteswissenschaften, auf sich ziehen würden."

Kaum zu glauben, dass die Aufnahmestation für Immigranten auf Ellis Island noch mit keiner polnischen Publikation gewürdigt wurde - beginnt Michal Olszewskis Besprechung. Die Reporterin und Schriftstellerin Malgorzata Szejnert hat dem Nadelöhr, durch das auch ungefähr 2,5 Millionen Polen gegangen sind, das Buch "Wyspa klucz" (Insel der Schlüssel) gewidmet. (Einen Auszug druckte letzte Woche die Gazeta Wyborcza ab). "Die Exklusivität der USA wird von der Autorin offen angesprochen, und man kann diese Bilder der Erniedrigung mit späteren europäischen Methoden der Eugenik und Rassenhygiene in Verbindung bringen - die Teilung in Menschen und Untermenschen ist auf Ellis Island deutlich. Gibt es aber überhaupt gerechte Methoden der Selektion von Einwanderern? (...) Die neuzeitliche Geschichte kennt keine Länder, die ihre Tore weit öffnen würden. Überall gibt es Beamte, die die Schlüssel in der Hand halten. Von der Insel mit Blick auf Manhattan zum polnisch-ukrainischen Grenzübergang in Medyka ist es nicht so weit."

Economist (UK), 03.04.2009

Der Economist verteidigt in der Titelgeschichte und in einem zusätzlichen "Special Report", wie es für ihn als wirtschaftsliberales Medium seine gottverdammte Pflicht ist, die Reichen gegen alle übertriebenen Vorwürfe: "Das System ist schon in der Selbstkorrektur begriffen. Die Reichen sind nicht mehr so reich, wie sie waren. Rund 10 Billionen Dollar sind verloren, rund ein Viertel des Eigentums der Reichen. Ungleichheit nimmt ab. Investment-Banken und Hedge-Fonds schrumpfen; Private-Equite-Firmen haben Schwierigkeiten, Übernahmen zu finanzieren. (...) Selbst dem Repräsentationskonsum geht's nicht mehr so gut: Net-a-porter, eine ziemlich teure Website, bietet ihren Kunden inzwischen an, die Designer-Kleidung in braunen Papiertüten zu liefern."

In weiteren Artikeln geht es um Online-Spiele in China und die Kämpfe um die Zukunft des Cloud-Computing. Besprochen werden unter anderem Jonathan Bates Buch "Biografie eines Geistes" (Website) über die Welt des William Shakespeare und Neal Bascombes Schilderung der Jagd auf Adolf Eichmann.
Archiv: Economist

Figaro (Frankreich), 03.04.2009

Einige wichtige Cioran-Neuerscheinungen haben den Figaro litteraire zu einem schönen Dossier inspiriert. Es erscheinen vor allem erstmals vollständig auf französisch Ciorans legendenumwobene Jugendschriften aus Rumänien, vor allem die "Verwandlung Rumäniens", in der es einige antisemitische und profaschistische Passagen gibt. Sebastien Lapaque beschreibt das Buch (Auszug) als das "hitzige Bekenntnis eines jungen Verzweifelten, der von Oswald Spenglers 'Untergang des Abendlands' geprägt ist... Die ' Verwandlung Rumäniens' ist das Buch aller Versuchungen: Versuchung des Faschismus, des Anarchismus, des Nihilismus, des Kollektivismus und der Verzweiflung." Mit diesen Versuchungen, so Lapaque, hatte Cioran aber lange vor Kriegsende schon gebrochen.

Zum Dossier gehört ein schönes Gespräch mit dem Cioran-Verehrer Alain Finkielkraut, der beschreibt, wie Cioran in der folgenden Trauerarbeit mit jeder Vorstellung von Zwangsläufigkeit in der Geschichte bricht: "Er kommt in seinen Tagebüchern auf diese Illusion zurück. 'Bitte verlangen Sie nicht von mir, an den Sinn der Geschichte und die Zukunft der Menschheit zu glauben. Der Mensch stolpert von Problem zu Problem, bis er dran krepiert.' Sein ganzes Werk ist eine kritische Meditation über den Rausch seiner Ursprünge."
Archiv: Figaro

Babelia (Spanien), 04.04.2009

"Das Teatro Colon ist eine Metapher für Argentinien - dafür, was es einmal war, was wir nicht haben erhalten können, und was wir nun womöglich endgültig zerstören." Soledad Gallego-Diaz hat sich gründlich im Chaos der 2001 begonnenen Renovierungsarbeiten des mythischen Opernhauses von Buenos Aires umgesehen - es sieht nicht so aus, als ob der ohnehin schon verspätete Wiedereröffnungstermin 2010 zu den 200-Jahr-Feiern der argentinischen Unabhängigkeit eingehalten werden könnte: "In den letzten dreißig Jahren starben vier Generaldirektoren dieses Theaters an einem Herzinfarkt. Andere traten rechtzeitig von ihrem Amt zurück oder wurden entlassen - all das verwundert nicht angesichts der heillosen Interessenkonflikte rund um das Gebäude, das nicht nur die angeblich beste Akustik, sondern wohl auch den größten Personalbestand aller Opernhäuser der Welt haben dürfte: 1300 Personen - bei der Mailänder Scala sind es 910, im Londoner Covent Garden 915. Ein mit den Renovierungsarbeiten beauftragter Bauleiter entdeckte einmal verblüfft in einem Kellerraum eine um einen voll beladenen Tisch sitzende Gruppe von Männern: 'Wer ist das denn?' - 'Die Geschiedenen', hieß es: 'Sie gehören zur großen Familie der Beschäftigten des Colon. Sie sind geschieden und wohnen jetzt erst einmal hier. Da sie allein sind, feiern sie manchmal sonntags zusammen.'"
Archiv: Babelia

Spectator (UK), 04.04.2009

Die New Yorker Met hat damit angefangen, jetzt wollen es alle nachmachen und Opernaufführung nicht nur auf einer Bühne zeigen, sondern in Kinosäle weltweit übertragen. Ariane Bankes hat so Jules Massenets "Manon" des Royal Opera House in London gesehen. Als Zuschauer findet sie das großartig, ob es sich für die Opern lohnt, da ist sie sich nicht so sicher. "Bei den großen Mengen an Steuergeldern, die in die Opern fließen, ist es nur zu unterstützen, ein so großes Publikum wie möglich anzusteuern. Die Kinoketten sehen sich sowieso gerade nach alternativen Inhalten um, damit sie die Häuser auslasten. Es könnte eine Win-Win-Situation sein und mehrere große Opernhäuser - darunter die Scala und Glyndebourne - sind mit gefeierten Aufführungen wie David McVicars schäumendem 'Giulio Cesare' stark hingezogen zu diesem neuen Markt. Glyndebourne, das eine kurze Saison mit hohen Kartenpreisen verbindet, hält das für eine gute Möglichkeit, das eigene Programm zu ergänzen. Aber erreicht es damit neue Publikumsschichten oder macht es sich einfach nur zugänglicher für das alte? Schließlich war die Oper das Kino des 19. Jahrhunderts. Führt diese Fusion der Kunstformen zu einer Fusion des Publikums?"
Archiv: Spectator

Espresso (Italien), 03.04.2009

Nach zwanzig Jahren ist es vielleicht endlich soweit: In Italien denkt man ernsthaft darüber nach, dass Berufungssystem für Professoren zu entstauben, das bisher mehr auf Beziehungen als auf Qualifikation angelegt war. Eine offene Liste einer nationalen Jury, von der sich die Unis bedienen können, soll die Vetternwirtschaft verringern. Gute Idee, kommentiert Umberto Eco mit sichtlicher Genugtuung. Er war schon vor zwanzig Jahren dafür. "Was spricht dagegen? Dass eine offene Liste intriganten oder debilen Funktionären die Möglichkeit geben würde, auch Kretins zuzulassen. Sicherlich, kein menschliches Gesetz hat es je vermocht, Kretins davon abzuhalten, verantwortungsvolle Positionen zu erlangen. Aber die offene Liste würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass die Guten weiterkommen, denn ein Funktionär, der behauptet, sagen wir Pascal oder Descartes wären unwürdig, auf die Liste zu kommen, müsste diese Ansicht öffentlich begründen. Und jeder weiß, dass es ihm so ergehen könnte wie dem Kritiker im 19. Jahrhundert, der Beethovens Fünfte als 'Orgie des Lärms und der Vulgarität' abkanzelte."
Archiv: Espresso

New Yorker (USA), 13.04.2009

Jon Lee Anderson ist nach Teheran gereist, wo sich Irans Präsident Achmadinedschad im Juni zur Wiederwahl stellen muss. Auf einen Wandel scheinen die Zeichen nicht zu deuten, bemerkt Anderson etwa beim Besuch der Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh: "Eine von Sotoudehs Klientinnen ist eine Frau, die für ihre Beteiligung an der Eine-Million-Unterschriften-Kampagne festgenommen wurde, einer Bewegung, die sich für die Rücknahme wenigstens der strengsten Gesetze gegen Frauen einsetzt. Das Urteil gegen die Frau lautete Auspeitschen und zweieinhalb Jahre Gefängnis. Sotoudeh bemerkt, dass 60 Prozent der Studierenden im Iran Frauen sind, aber vor dem Gesetz ist die Aussage einer Frau nur halb so viel wert wie die eines Mannes. Ab neun Jahren müssen Mädchen den Hidschab tragen, und ab diesem Alter können sie auch vom Gesetz bestraft werden. Jungen sind erst ab fünfzehn strafmündig. Wenn Achmadinedschad im Juni wiedergewählt werden sollte, sagt Sotoudeh, würden die Dinge 'noch viel schrecklicher'. Wenn ein Reformer gewinnt, wäre es besser, aber Wunder erwartet sie nicht. Sie hofft, dass der Iran und der Westen ihre Differenzen beilegen können, aber die Aussichten auf einen Deal beunruhigen sie auch: 'Als die nuklearen Angelegenheiten zwischen dem Westen und Gaddafi geregelt waren, dachte niemand mehr an die Menschenrechte in Libyen', sagt sie."

Weiteres: George Packer attestiert der Regierung Obama nach knapp hundert Tagen eindeutig großen Aktivismus, die dahinter stehende Philosophie hat er aber noch nicht begriffen. Zum siebzigsten Jahrestag von Marian Andersons bewegendem Konzert vor dem Lincoln Memorial konstatiert Alex Ross, dass auch heute noch schwarze Sängerinnen und Sänger in der Klassik einen schweren Stand haben. Nicholas Lemann entnimmt einer Anzahl neuerer Biografien über Medienmogule, dass diese selten direkten Zugang zur Macht hatten.
Archiv: New Yorker

Nouvel Observateur (Frankreich), 02.04.2009

Der Nouvel Obs bringt ein Gespräch zwischen Daniel Cohn-Bendit und dem Philosophen Edgar Morin über Cohn-Bendits Idee einer "Politik der Zivilisation", die er in einem Buch mit dem leninistischen Titel "Que faire" entfaltet. (Das Buch scheint auf Deutsch noch nicht vorzuliegen.) Morin, auf den sich Cohn-Bendit bezieht, sagt dazu: "Daniel sieht seine 'Politik der Zivilisation' als Teil der Ökologie, ich dagegen integriere die Ökologie in die Politik. Politik der Zivilisation meint, dass die westliche Zivilisation durchaus positive Effekte hat, aber eben auch negative Effekte, die immer schwerer wiegen. So bringt der Individualismus Unabhängigkeit mit sich, aber auch eine Auflösung von Solidarität. Der materielle Wohlstand wird begleitet durch psychische Probleme und Depressionen. Auf Weltniveau führt das unkontrollierte Wuchern von Wissenschaft, Technik und Finanz die Menschheit in den Abgrund." Mehr zu Cohn-Bendits Büchlein auch in einem Interview bei Spiegel Online.

Outlook India (Indien), 14.04.2009

Vijayanka Nair stellt eine Reihe von Blogs übers Kochen vor, die in Indien immer populärer werden. "Während es Rezepte-Seiten schon eine ganze Weile gibt, könnte nur ein Greenhorn diese mit den Kochblogs verwechseln. Ein Kochblog lockt mit verzückten Beschreibungen der Küchenexperiments. Es ist genauso ein literarisches wie ein kulinarisches Unternehmen, während die Rezeptseiten eher eine alltägliche Bestandsaufnahme von Zutaten und Anleitungen sind. Die enthusiastische Kochbloggerin Anita Tikoo bekennt, dass sie mindestens zehn Stunden an einem Blogeintrag schreibt, egal ob es um eine einfache Pakoda geht oder um komplizierte Kaschmiri Kofta. Ihr Blog, A Mad Tea Party, hat durchschnittlich 1.000 Klicks am Tag und erlaubt es Anita, eine in Delhi lebende Landschaftsarchitektin, ihre Liebe zum Kochen mit einem Publikum von Bahrain bis Bolivien zu teilen, während sie geschickt nervende Redakteure umgeht." Andere Blogs, die Nair empfiehlt, sind Gopium, Mahanandi, Mane Adige, Indian Food Rocks, Ahaar, Jugalbandi, hookedonheat und The cooks cottage.
Archiv: Outlook India
Stichwörter: Bahrain, Bolivien, Delhi

Vanity Fair (USA), 01.05.2009

Alex Shoumatoff ist durch ein Loch im Zaun gekrochen, um das Jahrestreffen des Bohemien Clubs beobachten zu können. Es findet im kalifornischen Bohemian Hain statt. Zu den Mitgliedern des Clubs gehören die 2.500 der reichsten und konservativsten Männer Amerikas - darunter George W.H. Bush, Donald Rumsfeld, Henry Kissinger und diverse Rockefellers. Der Hain ist mit teilweise 1000 Jahre alten Küstenmammutbäumen (Redwoods) bewachsen. In der Mitte liegt ein künstlicher See, an dem die "Seegespräche" stattfinden. Und was muss Shoumatoff dort feststellen? Nicht nur sollen hier alte Bäume gefällt werden, die erlesenen Mitglieder pinkeln vorher noch dagegen. Und schlimmeres geschieht hier! "Abgesehen von den Prostituierten, die angeblich von den geilen Mitgliedern in den lokalen Bars und Motels besucht werden, ist es ein reiner Männerclub. Historisch gesehen wurde schon immer von abweichenden Praktiken im gesprenkelten Schatten unter den Redwoods gemunkelt, vor allem im Highlander Camp, vielleicht einfach, weil die Mitglieder Kilts und nichts drunter tragen. Richard Nixon (ein Mitglied des Cave Man Camps), dessen Seegespräch 1967 seine erfolgreiche Kampagne für den Präsidentschaftswahlkampf startete, wurde auf einem der Tonbänder des Weißen Hauses erwischt wie er sagte, der Hain sei 'das schwuchteligste gottverdammteste Ding, das man sich vorstellen kann'." Wer sich beim Lachen gleichzeitig über den bösartigen Ton Shoumatoffs wundert, nun ja, der Reporter war ertappt und fotografiert worden.
Archiv: Vanity Fair