Magazinrundschau
Ein veritabler Brocken
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
22.11.2011. Die Columbia Journalism Review erzählt am Beispiel der Zeitung San Jose Mercury News, wie man kämpfen und trotzdem verlieren kann. Capital New York erzählt, wie die Huffington Post zum journalistischen Schwergewicht werden will. Prospect überlegt, wie man Computerspiele für den Film fruchtbar machen kann. Elet es Irodalom warnt vor der Vertreibung des sozialistischen Fußballs aus der ungarischen Geschichte. Der Berlusconismus funktioniert auch ohne Berlusconi, fürchtet MicroMega. Vorsicht vor pakistanischen Kleintransportern, warnt The Atlantic.
Columbia Journalism Review (USA), 01.11.2011

Capital New York (USA), 16.11.2011
In einem Artikel, der sich eher der sonnigen Seite des "Huffington Post-AOL"-Deals widmet, erzählt Joe Pompeo dann doch recht lebhaft, wie das alles zustande kam und mit welchen Schwierigkeiten die Huffington Post zu kämpfen hat, seit sie sich vom Blog und News-Aggregator zu einem journalistischen Schwergewicht zu entwickeln versucht. Immerhin ist die Zahl der Redakteure und, ähm, traditionellen Journalisten jetzt von 170 auf 320 gestiegen. Das verursacht Friktionen zwischen dem Internetvolk und den Neuen: "Trotz viel Überzeugungsarbeit finden sie die Mission immer noch stark gegensätzlich, sagen viele Mitarbeiter. 'Man kann grob unterscheiden zwischen den Leuten, denen es nur um den Traffic geht, die auf die altmodischen Journalisten, denen es um Originalberichte geht, herabsehen', sagt ein Mitarbeiter, der sich in der Redaktion auskennt, ' und den Leuten, die den Auftrag verstanden haben: Aggregation und besucherfreundliches Material nicht zu verdrängen, sondern eine neue Schicht oben drauf zu legen."
Magyar Narancs (Ungarn), 10.11.2011

Prospect (UK), 16.11.2011

Weiteres: Gavin Kelly und James Plunkett liefern Hintergründe, warum selbst im Fall von wirtschaftlichem Wachstum mit keinem Zuwachs an Lebensqualität für die breite Masse zu rechnen ist. Ann Widdecombe würde zu guten, altmodischen Zeiten zurückkehren, würde sie die Welt regieren. Abgedruckt ist außerdem "The Redemption of Galen Pike", eine gerade mit dem V.S. Pritchett Memorial Prize ausgezeichnete Kurzgeschichte von Carys Davies.
Elet es Irodalom (Ungarn), 18.11.2011

New York Review of Books (USA), 08.12.2011

Michael Lewis hat seine Wirtschaftsreportagen aus Vanity Fair nun als Buch unter dem Titel "Boomerang" herausgegeben (hier kann man sie auch online lesen), John Lanchester lernt von Lewis' Reisen in "die neue Dritte Welt", also Europa, dass nichts an einer einheitlichen europäischen Finanzpolitik vorbeiführt: "Sagen Sie das den Deutschen, und alles, was sie hören, ist, dass sie gezwungen sein werden, die Schulden der anderen Länder zu zahlen. Und die schmerzhafte Wahrheit ist, ja, das werden sie."
Weiteres: Michael Greenberg berichtet von den Problemen, denen die New Yorker Occupier gegenüberstanden, bevor sie so rabiat geräumt wurden. Schriftsteller Louis Begley stellt Tom Segevs nun auch auf Englisch erschienene Biografie Simon Wiesenthals vor.
MicroMega (Italien), 21.11.2011

Al Ahram Weekly (Ägypten), 17.11.2011

Außerdem: Nehad Selaiha erinnert sich anlässlich einer Theateraufführung von Studenten an den syrischen Dramatiker Saadallah Wannoos.
Guernica (USA), 22.11.2011

Slate.fr (Frankreich), 21.11.2011
Jacques Attali, der einflussreiche ehemalige Berater Mitterrands, warnt Angela Merkel in Slate.fr: Entweder sie stimmt dem Aufkauf notleidender europäischer Anleihen durch die Europäische Zentralbank und der Emission europäischer Staatsanleihen zu oder... sie besiegelt Europas Selbstmord. Und nebenbei befreit Attali uns Deutsche von vier unserer liebsten Illusionen. Entzauberung Nummer 1: "Deutschland ist nicht der Klassenbeste der Union, der nun für die Sünden der anderen zu bezahlen hätte. Seine öffentliche Schuld liegt bei 82 Prozent des Bruttosozialprodukts, praktisch genausoviel wie in Frankreich. Zehn seiner Banken, alle in öffentlicher Hand, die zwanzig Prozent der Kredite außerhalb des Finanzgewerbes liefern, befinden sich in einer sehr schlechten Lage. Deutschlands Energieverbrauch wird immer mehr von russischem Gas abhängen, das bereits heute 37 Prozent seiner Importe darstellt. Seine Demografie ist derart katastrophal, dass Deutschland schon im Jahr 2060 weniger Einwohner haben wird als Frankreich und 44 Prozent der Deutschen im Gegensatz zu 35 Prozent der Franzosen über 65 sind, was die Rückzahlung der deutschen Schulden besonders erschwert." Autsch!
The Atlantic (USA), 01.12.2011

Außerdem: Caitlin Flanagan erklärt, warum die amerikanische Elke Heidenreich, Oprah Winfrey, so phänomenal erfolgreich ist.
Oh, und übrigens lagen im Oktober bei The Atlantic die Einnahmen aus Anzeigen auf der Webseite über den Einnahmen aus Anzeigen im Printmagazin, meldet die NYT.
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