Magazinrundschau

Stufen eines unsichtbaren Monuments

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
25.09.2012. Fette Beute diese Woche! Virginia Quarterly schickt eine adrenalingeladene Reportage vom Wahlkampf in Burma. Die NYT erfährt eine authentisch antikapitalistische Behandlung auf Kuba. Im Guardian erklärt Alan Hollinghurst, wie man Racine übersetzt. Die Medien sind entsetzt über die Reaktion der Medien auf das Mohammed-Video. Im New Statesman erklärt Neal Stephenson, warum heute keiner mehr Leibniz sein kann. Il Post diagnostiziert die Misere des italienischen Internets. In der Boston Review fragt Philip Gourevitch: Für wen sind wir in Syrien? Und The New Republic sagt dem Kino leise Servus.

Virginia Quarterly Review (USA), 25.09.2012

Delphine Schrank schickt eine adrenalingeladene Reportage aus Burma über den Wahlkampf von Aung San Suu Kyi und ihren Mitstreitern, allen voran Nigel und Thar: "Nigel, dessen Stirnlocke jeder Pomade trotzt, war der erste Kandidat (nach Suu Kyi), den die Parteiältesten der NLD ausgewählt hatten, sie bei den Nachwahlen im April zu repräsentieren. Mit 34 Jahren war er der Zweitjüngste. Er war angesehen, leidenschaftlich und - wie Freunde, Kollegen und Familienmitglieder unisono versicherten - 'ehrlich'. Er war außerdem gutaussehend, mit dieser Feierlichkeit einer alten Seele in seinen kantigen Gesichtszügen und dem lässigen Selbstvertrauen seines Gangs. Ein kleiner Bauch vervollständigte die Ausstrahlung von Reife, die die NLD-Älteren beeindruckt hatte. Er quoll über seine Jeans und über seinen Longyi, den burmesischen Sarong, den er manchmal trug - öfter jedenfalls als Thar, dessen puckhafte Ruhelosigkeit und schulterlange Mähne, Cargohosen und T-Shirts mit Aufdrucken von Heavymetal-Bands ihn ganz klar - jedenfalls vom Blickwinkel der konservativen Mode in Burma gesehen - ihn in den Mantel eines reichen Kriminellen kleidete. Sie waren - als Paar - Erde und Luft, der eine stramm, systematisch und geradeheraus, der andere impulsiv, sprunghaft und kolibrigleich. Der eine arbeitete offen, seine eingeborene Armut als Authentizitätspass für die Studenten und jetzt die Wähler nutzend; der andere manövrierte hinter der Maske des heimlichen Lebens, in Internet-Cafes schlafend, mit merkurischer Leichtigkeit die Identitäten wechselnd. In Internet-Cafes schlafen war nicht unbedingt weniger luxuriös als Nigels Situation. Aber es war nicht legal."
Stichwörter: Wahlkampf, Aung San Suu Kyi, Burma

Times Literary Supplement (UK), 22.09.2012

Der britische, in Harvard lehrende Historiker David Armitage annonciert die Rückkehr der Großen Idee in die Geschichtswissenschaft: "Ideengeschichte konzentriert sich auf Synchronie und Kurzfristiges, nicht auf Diachronie und Langfristiges. Ihre Betonung einzelner Akteure ist auch weit entfernt von den zusammenfassenden und anonymisierenden Methoden einer seriellen Mentalitätsgeschichte. Die Trennung von Ideengeschichte und Longue Durée schien so absolut wie unumkehrbar. Wegen dieser gegenseitigen Ablehnung blieb die langfristige Ideengeschichte bis vor kurzem ein Widerspruch in sich, nahezu eine Unmöglichkeit, und Folge eines tiefen moralischen Fehlers. Doch das erste Gesetz der akademischen Dynamik lautet, dass es für jede Aktion und eine Reaktion gibt: Kinder werden mit dem Bade ausgeschüttet, aber sie besitzen die frappierende Fähigkeit, wieder auf die Füße zu kommen."

Philip French zeichnet anhand verschiedener Neuerscheinungen nach, wie Alfred Hitchcock zu dem Filmgenie wurde, als das er heute verehrt wird.

Le Monde (Frankreich), 23.09.2012

Eine lesenswerte Analyse zum Verhalten der Medien im aktuellen Krieg der Kulturen legt der Arabien-Experte von Le Monde, Christophe Ayad, vor. Er fragt sich, ob die Medien in der Affäre wirklich Journalismus gemacht haben: Denn in Ägypten hat das Fernsehen das Mohammed-Video in Dauerschleife gezeigt und die Stimmung angeheizt, um eine gerade von 2.000 Leuten besuchte, aber gewalttätige Demo zu erzeugen. Und in Frankreich hat man Ausschreitungen beschworen, noch bevor Charlie Hebdo überhaupt seine Karikaturen veröffentlichte: "In Paris wie in Kairo war man besser in der Ankündigung des Skandals als in der Berichterstattung - man vermengte eine Demonstration mit einem von Al Kaida geplanten Anschlag, man forderte die Politiker auf zu reagieren, bevor die Ausschreitungen überhaupt vorgefallen waren und schließlich vergaß man zu erwähnen, wie schwach besucht die Demonstrationen waren. Als hätten Zahlen, auf die sich die so umfragesüchtigen Medien sonst so gerne stürzen, in diesem Fall ihren Sinn verloren. Medien in der arabischen Welt und im Westen haben tatsächlich mal im Unisono gesungen. Freuen kann man sich darüber leider nicht."
Archiv: Le Monde
Stichwörter: Charlie Hebdo

Economist (UK), 22.09.2012

Die Berichterstattung über die radikalen Proteste gegen das Mohammed-Video zeichnet ein verzerrtes Bild, kritisiert auch der Economist: "Wie bei anderen Protesten in der Region, zählten die Zuhörer der wütenden Freitagspredigt in Kairo gerade einmal ein paar hundert Leute und das an einem Ort, an dem ein tausendfach größeres Gedränge üblich geworden ist. Inmitten einer Stadt mit knapp 20 Millionen Einwohnern verhielt sich der Rest der Bevölkerung wie immer. ... Der Fokus der Nachrichten auf Gewalt und die schrillsten Stimmen des Protests nahm die Aufmerksamkeit von anderen, wichtigen Reaktionen auf das Video. In vielen muslimisch geprägten Ländern hat dieses Aufsehen genau in dem Moment Bestrebungen stark gemacht, Blasphemiegesetze zu verschärfen, als solche Gesetze einer ungünstigen Überprüfung unterzogen wurden." Allen vereinzelten Randalierern zum Trotz legt man Muhammad Morsi in einem separaten Artikel dennoch nahe, sich von der Gewalt glaubhaft zu distanzieren.

Außerdem gibt es einen Überblick über diplomatische Social-Media-Aktivitäten diverser Staaten, allen voran die USA. Hier reibt man sich ungläubig die Augen darüber, dass China und Japan tatsächlich wegen ein paar Felsen im Wasser den Frieden in der Region aufs Spiel setzen. Und wer eine Geige bauen will, die wie eine Stradivari klingen soll, muss sich um den richtigen Pilzbefall kümmern, lesen wir hier.
Archiv: Economist

La regle du jeu (Frankreich), 18.09.2012

Bernard-Henri Lévy erinnert in seiner Kolumne für Le Point (zuerst in seinem Blog La règle du jeu) an einen flüchtigen Moment in der Auseinandersetzung um das Mohammed-Video, der danach kaum mehr reflektiert wurde: das kurzzeitig kursierende Gerücht, ein amerikanisch-israelischer Autor hätte den Film gemacht. AP und das Wall Street Journal hatten gemeldet, dass sich ein gewisser Sam Bacile als Autor des Films gemeldet und als ein jüdisch-amerikanischer Geschäftsmann ausgegeben hätte: "Daraufhin ist 48 Stunden lang nur noch die Frage, wer die fünfzig Juden sind, die diesen Film angeblich finanziert haben, dessen einziger Zweck es ist, die Muslime zu beleidigen und die Welt in Brand zu setzen. Hier sagt man uns, Sam Bacile sei entsetzt über das, was er da angerichtet hat. Dort ergänzt man, es seien nicht fünfzig, sondern hundert Mitverschwörer am Werk gewesen. Woanders wiederum weiß man schon, um wen es sich handelt, oder zumindest fast, jedenfalls waren es dieselben Leute, die vor acht Jahren gegen den Jesus-Film von Mel Gibson prostestiereten... Bis zu dem Tag, an dem sich herausstellt, dass ein Sam Bacile gar nicht existiert..."
Archiv: La regle du jeu

New Statesman (UK), 24.09.2012

In einem - leider viel zu kurzen - Interview erklärt Autor Neal Stephenson, dessen Essayband "Some Remarks" im Sommer erschienen ist, warum die intelligenten Frauen des 17. Jahrhunderts Gottfried Wilhelm Leibniz liebten und warum es heute weniger attraktiv ist, ein Wissenschaftler zu sein, als zu Leibniz' Zeiten: "Man muss heute einen unglaublich eingeschränkten Blickwinkel haben. Ich kannte Leute, die professionelle Wissenschaftler werden wollten. Dann erreichten sie einen bestimmten Punkt, an dem sie sich um der Karriere willen hätten spezialisieren müssen - und an diesem Punkt entschieden sie, dass sie so nicht leben wollten. Spezialisierung ist notwendig, aber sie hat den unglücklichen Nebeneffekt, dass sich viele Leute abgestoßen fühlen, die ihr Leben nicht so verengt führen wollen."

Der Autobiografie von Salman Rushdie fehlt es zwar ein bisschen an Kapitalismuskritik, meint der Literaturwissenschaftler Colin MacCabe, aber die "Satanischen Verse" waren schon ein echtes Wagnis: "Als Rushdie mir Mitte der achtziger Jahre von seinem neuen Roman erzählte, in dessen Zentrum koranische Verse stünden, die auch solche Götter anerkannte, die der Prophet abgelehnt hatte, betonte er, dass er einen Raum schaffen wolle, in dem man dem Islam Respekt zollen konnte, ohne an Gott zu glauben. Das war seine unverzeihliche Sünde. ... Rushdie wagte es, die islamische Tradition für Ungläubige zu enteignen, sie den Händen der Geistlichen zu entreißen. Der Ayatollah Khomeini musste das Buch nicht lesen, um zu begreifen, was für eine Bedrohung das war und immer noch ist."

Außerdem: "Eine intellektuelle Pest verseucht uns", stöhnt Steven Poole, nachdem er sich durch eine ganze Reihe von Neuerscheinungen über die angesagten Neurowissenschaften geackert hat.
Archiv: New Statesman

Il Post (Italien), 24.09.2012

In Frankreich hat sich durch die Schwäche der Printpresse mit Blogs wie rue89, slate.fr und anderen eine relativ lebendige Internetszene entwickelt. Was Riccardo Luna dagegen im italienischen Internetmagazin Il Post über Italien schreibt, klingt eher nach Deutschland. Luna hofft, dass die Ankunft der Huffington Post in Italien die Online-Szene verändern wird. Denn bislang ist die Lage so: "In den letzten fünfzehn Jahren hat das Printverlagswesen das Netz zunächst ignoriert, dann unterschätzt, um schließlich zu versuchen es auszubeuten, ohne seinen tieferen Sinn - etwa dass es sich um eine Struktur von Links handelt - zu verstehen. Statt dessen hat man es auf eine Maschine zur Erzeugung von Pageviews reduziert. Dieses - um es vorsichtig auszudrücken - kurzsichtige Verhalten hat sich auch darin ausgedrückt, dass an die Spitze der Onlineableger von Zeitungen nie wirkliche Leitungsfiguren gestellt wurden. Die wirklichen Direktoren haben sich weiter um Print gekümmert, und an die Spitze der Websites wurden Kollegen mit großem Organisationstalent und einem klaren Auftrag gesetzt: möglichst viele Klicks erzielen, ohne das Printprodukt zu behindern."
Archiv: Il Post
Stichwörter: Huffington Post, Rue89, Behinderte

Literary Review of Canada (Kanada), 01.09.2012

Aus der Erfahrung mit dem Buch eines Studenten heraus weiß der kanadische Autor Rick Archbold, dass die Eigenpublikation im Internet heute nicht mehr als Eitelkeitspublikation weggewischt werden kann. Die Vorteile des Selbstverlegens, die Archbold aufzählt, sind immens. Die Nachteile der Zusammenarbeit mit einem herkömmlichen Verleger unter Umständen auch: "Tatsächlich erwarten Mainstreamverleger heute von allen Autoren, außer den Bestsellerautoren, dass sie sich selbst vermarkten. Wenn das Veröffentlichungsdatum steht, tun sie wenig mehr als Rezensionsexemplare zu verschicken und das Buch im Verlagskatalog zu bewreben. Es wird erwartet, dass Autoren eine eigene Webseite betreiben, regelmäßig in ihrem Blog schreiben und sich dumm facebooken. Viele Autoren sind so enttäuscht von der fehlenden Unterstützung der Verlage, dass sie professionelle Vermarkter engagieren. Und trotz alldem liegt die Durchschnittsauflage eines konventionell veröffentlichten Romans in Kanada mit Glück bei 2000 Stück. Wie Peter Mayer, ehemaliger CEO von Viking/Penguin, kürzlich zugab: 'Verleger müssen ihren Leser und Autoren ganz klar den Wert neu beweisen, den sie beisteuern.'"
Stichwörter: Kanada, Penguin

Boston Review (USA), 19.09.2012

Der Journalist Philip Gourevitch, dessen große Ruanda-Reportage "Wir möchten Ihnen mitteilen, daß wir morgen mit unseren Familien umgebracht werden" mit dem National Book Critics Circle Award ausgezeichnet wurde, spricht in einem sehr interessanten Interview mit Cécile Alduy über den narrativen Ansatz seiner Berichte und die Grenzen westlicher Intervention in Krisengebieten: "In Syrien herrschen entsetzliche Zustände. Wir sehen abstoßende Dinge, das steht außer Frage. Aber man hört Leute, die Obama dafür kritisieren, dass er nicht einschreitet. Sie sagen, Washington spiele auf Zeit. Natürlich spielt Washington auf Zeit. Auf Zeit spielen bedeutet, dass es keine guten Optionen gibt, und dass man hofft, dass sich die Dinge so entwickeln, dass sich vielversprechendere Optionen auftun. Man kann die Russen nicht einfach ignorieren. Man kann nicht ignorieren, dass Iran zu Assads Verbündeten zählt. Man kann nicht ignorieren, dass es sich um eine höchst unberechenbare Region handelt. Man kann nicht ignorieren, dass die Opposition ein ziemlich bunter Haufen ist. Man kann nicht ignorieren, dass einem niemand sagen kann - und das ist besonders wichtig -, was nach Assad kommen soll. Wir wissen, dass wir gegen ihn sind, aber für wen sind wir stattdessen? Ohne dieses Wissen sollte man nicht in einen äußerst gewalttätigen Konflikt eintreten."
Archiv: Boston Review

Elet es Irodalom (Ungarn), 21.09.2012

Der ungarische Schriftsteller Balázs Györe, bekannt für seine "Tatsachen-Romane", in denen er das eigene Leben und das der Familienmitglieder und Freunde beschreibt, hat die Dokumente seiner Stasi-Akte zu einem Roman verarbeitet: "Meine Freunde, die auch meine Spitzel waren". Tatsächlich war Györe in den '70er und '80er Jahren von einigen seiner engsten Freunde bespitzelt worden (mehr dazu hier). Der Publizist János Tódor hat das Buch gelesen und schreibt: "Im Roman wird niemand zur Rechenschaft gezogen, auch findet sich darin keine Abscheu oder Drohung, höchstens eine Prise Wut, oder Wut gegenüber sich selbst; vielleicht deshalb hatte der 'beste' Spitzelfreund [der sich gegenüber dem Autor vor dem Schreiben des Buches enttarnt hatte, Anm. der Red.] angenommen, dass alles in Ordnung sei, seine Beichte habe ihr Ziel erreicht, sein einstiger Freund habe ihm die Absolution erteilt. Dabei ist hier von Vergebung keine Rede, von Absolution erst recht nicht. Es gibt keine Katharsis. Györe steht auch in dieser äußerst heiklen Situation ganz entspannt herum, denn dieses Herumstehen zwischen den Menschen und den Dingen ist die conditio sine qua non seines schriftstellerischen Daseins. Er sichtet, untersucht und ordnet seine einstigen Freunde - wie ein pedantischer Insektensammler seine ohnmächtige Beute, die gerade noch sein Blut gesaugt hatte - aber er setzt sie nicht auf die Anklagebank. Warum die verbluteten Wanzen noch an der Wand zerdrücken? Mene. Tekel. Ufarsin. Die Freundschaften wurden gewogen und für zu leicht empfunden. Die Zeit wird die Dinge früher oder eher später an ihren rechten Platz rücken, sagt der Autor."

Kürzlich ist in Ungarn eine neue - dritte - Übersetzung von James Joyces "Ulysses" erschienen. Übersetzt wurde das Werk acht Jahre lang von der "Ungarischen James Joyce Werkstatt" (das sind Marianna Gula, András Kappanyos, Gábor Zoltán Kiss und Dávid Szolláth), die sich bei ihrer Arbeit auf die Übersetzung des ungarischen Schriftsteller Miklós Szentkuthy aus dem Jahr 1974 stützte. Der Literaturkritiker István Csuhai würdigt die Neuerscheinung als bedeutendes kulturelles Ereignis, ist allerdings ein wenig verwundert darüber, dass der neue Ulysses eine vorhandene Übersetzung als Grundlage nimmt und diese im Grunde bestätigt: "Alles in allem sehe ich diese sowohl in ihrer Form und ihrer Aufstellung, als auch hinsichtlich der Zeitspanne und der Kommunikation außergewöhnliche übersetzerische Teamarbeit so: Hier wurde das ursprüngliche Gebäude abgetragen, die Ziegelsteine, Dachziegel, Balken, Dachkonstruktion, Fenster und Türen blieben erhalten und aus diesen Elementen errichteten die Baumeister ein neues Gebäude. Den Grundriss behielten sie bei, schöne Details bauten sie wieder ein, einige Ornamente setzten sie wieder an ihren ursprünglichen Ort, andere schnitzten sie neu, die Ziegel, Dachziegel und Balken sind im Ganzen vorhanden; das fertige Haus haben sie neu gestrichen, ebenso Fenster und Türen, und nun ist alles vertraut und dennoch neu. Und der Roman selbst ist genauer, ansprechender, frischer, flüssiger und überschaubarer geworden, wenngleich er dem Leser immer noch eine gewisse Arbeit und Fürsorge, eine spezielle Aufmerksamkeit abverlangt."

Guardian (UK), 22.09.2012

Der britische Autor Alan Hollinghurst schreibt über einen französischen Dramatiker, der auf deutschen Bühnen mindestens ebenso selten gespielt wird wie auf britischen: Jean Racine, dessen Stück "Berenice" Hollinghurst gerade neu ins Englische übersetzt hat. Keine Kleinigkeit, wie schon der erste Absatz klar macht: "Zwei Männer betreten einen riesigen und leeren Raum. Der eine bewundert die Pracht, der andere ist misstrauisch und mit seinen Gedanken woanders. Der Erstere ist ein Soldat und Diener des Anderen, der ein ausländischer König und großer Kriegsheld ist. Der König spricht einen Satz: 'Arrêtons un moment' - als zögere er, eine Reihe von Ereignissen in Gang zu setzen, die - einmal angefangen - ihm sicher Unheil bringen werden. Er kommentiert die Bewunderung des Dieners, spricht eine lange Verszeile, dann eine andere, die sich reimt. Schon sind zwei Dinge, das eine dynamisch, das andere kumulativ, in Gang gesetzt worden: Einerseits hat das Metronom des Reims begonnen zu ticken und die Reimpaare, die folgen, werden die nächsten 90 Minuten eine Bewegung ausführen, so unerbittlich wie die Zeit selbst. Andererseits ist eine Einheit von Form und Sinn gesetzt, an die jeder Characker im Stück abwechselnd weitere Blöcke anfügen wird, die aufsteigenden Stufen eines unsichtbaren Monuments."

Weitere Artikel: Wehleidig und naiv findet Pankaj Mishra die Erinnerungen Salman Rushdies an die Zeit der Fatwa. Diese missbilligt Mishra pflichtschuldig, um dann mit maximaler Herablassung über die "Satanischen Verse" und ihren Autor zu urteilen: "Die 'Satanischen Verse' handeln weniger von der Lage der Einwanderer als von der Ambivalenz eines hoffnungslos anglophilen Inders gegenüber der britischen herrschenden Klasse, die ihn als Kameltreiber betrachtet." Maya Jaggi porträtiert den somalischen Autor Nurredin Farah, den sie im norwegischen Tromsö traf, wo er über Ibsen sprechen sollte. Er hätte seinen ersten Roman, "Aus einer gekrümmten Rippe", ohne Ibsens "Nora" nicht schreiben können, sagte Farah in Tromsö: "Aufgewachsen in Somalia und Äthiopien und nach einem Studium in Indien, sagt er mir, 'ich habe jeden Tag gesehen, wie Frauen geschlagen, Mädchen nicht zur Schule geschickt und ungerecht behandelt wurden."
Archiv: Guardian

Salon.eu.sk (Slowakei), 18.09.2012

Reformen, immer nur Reformen, stöhnt Jacek ?akowski in der polnischen Polityka (von Salon.eu.sk ins Englische übersetzt). Das wollen sie alle. So eine Große Reform macht was her, die lockt und glitzert und kein Mensch interessiert sich mehr für die nervigen Einzelheiten, die erst über Scheitern oder Gelingen entscheiden. Man nehme nur das Gesetz zur Deregulierung von Berufen. "Es ist eine hübsche Idee, die durchaus etwas wert ist, aber ihre verführerische Kraft verfälscht die Realität und schwächt bei den Verführten die Kraft, kritisch zu denken. Im Ergebnis werden einleuchtende Ideen (zum Beispiel, dass der Taxifahrer im Zeitalter von GPS den Stadtplan nicht mehr im Kopf haben muss) mit umstrittenen Vorschlägen (Abschaffung des Notariats) und eindeutig gefährlichen Vorschlägen (Abschaffung der Befähigungsnachweise für Sporttrainer) in den selben Deregulierungstopf gerührt. Jede Reform produziert Adrenalin - wie eine Schlacht."

Ebenfalls in der Polityka (hier auf Deutsch) denkt Adam Krzeminski über den Euro nach und ermuntert die polnische Regierung, jetzt den Beitritt Polens in die Eurozone einzuleiten.
Archiv: Salon.eu.sk

New Republic (USA), 04.10.2012

Die New Republic hat im Moment einen hervorragenden Lauf. Fast in jeder Ausgabe gibt es tolle Essays und fast alle stehen online. So auch in dieser. Allerdings muss man in zwei Texten erfahren, dass das Kino so gut wie tot ist.

Okay, es war ja nur ein Spiel, auch wenn über achthundert angesehene Filmkritiker daran teilnahmen. Aber David Thomson ist doch ein bisschen deprimiert über das Ergebnis. Hitchcocks "Vertigo", ein über fünfzig Jahre alter Film wurde in der Kritikerumfrage der britischen Zeitschrift Sight & Sound zum besten Film aller Zeiten gewählt, es folgt ein noch älterer Film, "Citizen Kane": "Unter den besten zehn Filmen aller Zeiten war Stanley Kubricks '2001' von 1968 der jüngste. In den Top Fünfzig gab es nur zwei Filme aus 'unserem' Jahrhundert, Wong Kar-Wais 'In the Mood for Love' (2000) and David Lynchs 'Mulholland Drive' (2001). Die Umfrage wurde mit den besten Absichten veranstaltet. Das Interesse für Kino sollte neu belebt werden, man wollte zeigen, dass wir nicht tot sind, und Sight & Sound sollte beworben werden. Es war so überzeugend wie Konfetti bei einer Beerdigung."

Ebenso deprimiert David Denby, der in einem Rückblick auf zwanzig Jahre Blockbuster feststellt, dass es so gut wie keine Filme mehr gibt, die Geschichten erzählen - jedenfalls nicht als Hauptprodukte der großen Studios: Allenfalls "am Ende des Jahres, wenn die Oscars locken, vertreiben sie einige nicht Action-zentrierte, aber intelligent geschriebene und gespielte Filme wie 'The Fighter', die aber völlig außerhalb der Studios produziert wurden. Wieder und wieder holen diese seriösen Filme viele Preise, aber größtenteils wollen die Studios außer in ihrer Funktion als Verleiher nichts damit zu tun haben. Und warum nicht? Weil ihr Erfolg von der 'Ausführung abhängt', sie sind 'execution dependent' - das heißt, um Erfolg zu haben, müssen sie gut gemacht sein. So weit ist es also gekommen: Ein Kinostudio kann es sich nicht länger erlauben, gute Filme zu machen."

Außerdem in dieser Nummer der TNR: Der pakistanische Schriftsteller Mohammed Hanif erklärt, wie es ist, in Karachi zu leben, einer der gefährlichsten Städte der Welt - und warum er dort lieber lebt als irgendwo sonst in Pakistan (zum Beispiel weil man da an Bier herankommt). Paul Berman schreibt einen Nachruf auf die Ideologie der Baath-Parteien in der arabischen Welt. Ruth Franklin rezensiert ausführlich Zadie Smiths neuen Roman "NW". Und David Thomson meint über Paul Thomas Andersons Film "The Master": "Wenigstens ist er prätentiös, das ist immerhin etwas in einer Zeit, in der die meisten Filme nicht einmal das versuchen."
Archiv: New Republic

Magyar Narancs (Ungarn), 30.08.2012

Der ungarische Essayist László F. Földényi freut sich über den Begleitband zu Péter Nádas' "Parallelgeschichten", der nach der deutschen Ausgabe nun auch auf Ungarisch erschienen ist. In Ungarn gibt es solche Begleitbände sonst nicht, klagt Földényi: "Dazu benötigt man nämlich kein Fachpublikum, sondern ein bürgerliches Lesepublikum. Bürger, die lesen. In Ungarn hingegen gibt es so genannte Bürger, die aber in den meisten Fällen nicht lesen, und es gibt Leser, die in den meisten Fällen keine Bürger sind. Und die Zahl derer, die diese beiden Faktoren in sich vereinen, ist so gering, dass ihnen zuliebe solch ein Begleitband nicht herausgegeben wird. [...] Dieses 'Parallele Lesebuch' ist, als hätte man mehrere Röntgen-Bilder übereinander geschoben. Und während wir eine Schicht nach der anderen entfernen, erhalten wir ein immer plastischeres und genaueres Bild von einem großen Roman, dessen Rezeption und Interpretation noch in den nächsten hundert Jahren eine Herausforderung sein wird. Dieser Begleitband wird sich noch lange als nützliche Hilfe erweisen. Es lohnt sich, ihn zwei Mal zu lesen. Ein Mal vor dem Lesen der 'Parallelgeschichten'. Und danach auf jeden Fall."
Archiv: Magyar Narancs

New Yorker (USA), 24.09.2012

Unter der Überschrift "Die Lügen-Fabrik" erklärt Jill Lepore die Ursprünge der gigantischen Wahlkampfmaschine, die heute in den USA Gouverneure und Präsidenten macht. Das Feld der Politikberatung war völlig unbekannt, bis 1933 die ehemaligen Journalisten Leone Baxter und Clem Whitaker ihre Firma Campaigns, Inc. gründeten. "Heute ist Politikmanagement eine breit gefächerte Milliardenbranche aus Trainern, Redenschreibern, Meinungsforschern und Werbetreibenden, die überall eine Rolle spielen, sei es im diesjährigen Rennen um die Präsidentschaft bis hin zur Besetzungskampagne für das örtliche Schulkommittee. Wahlkämpfe enden heutzutage nie mehr. Und Berater führen nicht nur Wahlkämpfe, sie regieren. Als Mitt Romney vom Wall Street Journal gefragt wurde, wie er sein Kabinett besetzen wolle, antwortete er, er werde dafür wahrscheinlich McKinsey hinzuziehen."

(Das führt auch dazu, dass - wie Sasha Issenberg vor zwei Wochen in der New York Times schrieb - die Kluft zwischen dem Wunsch von Journalisten, über das Politikspiel zu berichten, und der Fähigkeit, es zu tun, immer größer werde - schlicht, weil sie die neuen Instrumente demografischer und Lebensstil-Marker nicht mehr überblicken.)

Weiteres: Malcolm Gladwell schreibt über den Skandal um den ehemaligen Ko-Trainer der Footballmannschaft der Elite-Uni Pennsylvania State Jerry Sandusky, der unter dem Deckmantel einer von ihm gegründeten Wohltätigkeitsorganisation für Kinder aus benachteiligten Familien mehrere Jungen missbrauchte. Zu lesen ist außerdem die Erzählung "The Third-Born" von Mohsin Hamid.

In der neuen Ausgabe des New Yorker vom 1. Oktober analysiert Ian Parker in einem endlos erscheinenden Artikel Joanne K. Rowling, den Erfolg ihrer Harry-Potter-Bücher und ihren ersten Erwachsenenroman, "The Casual Vacancy", über den er auch mit ihr gesprochen hat.
Archiv: New Yorker

The Atlantic (USA), 01.10.2012

Das Parteispendensystem ist intransparenter geworden, berichtet James Bennet in einem ausführlichen kritischen Artikel über den Zustand der amerikanischen Demokratie. Die unbegrenzten, teilweise anonymen Spenden, die in sogenannten Super PACs gesammelt werden, werden die Wahlkämpfe grundlegend verändern: "Früher konnten Kandidaten abschätzen, wie viel Geld sie für einen bevorstehenden Wahlkampf aufbringen mussten. Heute, unter dem Risiko riesiger, völlig unvorhersehbarer Summen aus unbekannten Quellen, können sie nie sicher sein, dass sie genug beisammen haben. Das bedeutet, dass alle ständig mehr Geld herbeischaffen müssen."
Archiv: The Atlantic

London Review of Books (UK), 27.09.2012

Für seine Reportage über den US-Wahlkampf mischt sich Christian Lorentzen nicht nur unter Occupy-Aktivisten, sondern auch unter hitzköpfige Republikaner, die mit ihrer Rage nicht hinterm Berg halten: "In anderen Kneipen, wo ich die Gesellschaft ausgelassener Republikaner genoss, vernahm ich, dass das Problem mit diesem Präsidenten einfach sei, dass er ein 'Hosenscheißer' sei, dass er nicht an Israels Seite gegen den Iran stehe, weil er 'selber viel zu sehr Moslem' sei, dass er seine Familie deshalb vor der Öffentlichkeit zu verstecken versuche, weil er 'kein echter Amerikaner' sei, dass es doch ganz einfach sei, das Gegenteil mit einem kleinen 'Mikrofilm' aus dem Krankenhaus, in dem er zur Welt kam, zu beweisen, dass das beste an Amerika 'unsere Verteidigung' sei und dass 'Obamacare' 'voller schrecklicher, schrecklicher Dinge' stecke, die man 'Ansprüche' nenne. Ich hörte, dass die besten Jahre der Nation die von 1983 bis 1987 waren, dass niemand mehr für die amerikanischen Frauen getan habe als Ronald Reagan und der Personal Computer, (...) dass New York wegen der ganzen Vergewaltiger ein schrecklicher Ort zum Leben sei, dass die heißesten Typen bei der Wahlveranstaltung die Geheimdienstbeamten waren und dass jeder, der darauf aus war, flach gelegt zu werden, bei den Demokraten die besten Chancen hätte."

Weiteres: Nir Rosen schreibt eine Reportage aus Syrien, wo er sich mit den Alawiten traf. Michael Friedman erzählt, wie er wegen eines nicht bezahlten Knöllchens eine Nacht im New Yorker Gefängnis verbrachte. Brian Dillon besucht die Turbine Hall in London, wo Tino Sehgal ausgestellt wird. Und Terry Castle liest "All We Know: Three Lives" von Lisa Cohen.

Newsweek (USA), 24.09.2012

Letzte Woche "Muslim Rage", diese Woche Barack Obama als "The Democrat's Reagan" - Angst vor steilen Thesen hat Newsweek jedenfalls nicht. Andrew Sullivan, schwuler konservativer Blogger, erklärt im Titel, warum er heute den Obama-Button so stolz trägt wie in den 80ern den Reagan-Button. Beide Präsidenten standen vor riesigen Problemen und beide wurde von den Hardlinern in ihrer eigenen Partei als zu weich missachtet. Zu Unrecht, findet Sullivan: "Obama hat den Irakkrieg beendet, eine zweite Große Depression verhindert, in seiner Amtszeit einen größeren Jobzuwachs gesehen als George W. Bush, die amerikanische Autoindustrie gerettet, die Folter beendet und seine Partei dazu ermutigt, die Schwulenehe und die Gleichberechtigung der Schwule in der Armee zu fördern. Wenn die Liberalen, die Obama 2008 gewählt haben, glauben, dies sei ein Versagen oder sogar Verrat, dann ging es ihnen in Wirklichkeit gar nicht um eine Veränderung. Aber einigen Wählern ging und geht es heute noch darum. Wir wussten, dass wirkliche Veränderungen auf wirklichen Widerstand stoßen würden."

Weitere Artikel: Steve Jobs starb an Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er starb, weil man für diesen Krebs noch nicht die richtigen Medikamente hat. Er starb auch, schreibt der Onkologe und Buchautor Siddartha Mukherjee, weil für die Krebsforschung einfach nicht genug Mittel bereit gestellt werden, obwohl jeder zweite Amerikaner und jede dritte Amerikanerin an Krebs erkranken werden. Karen Elliot Houses Porträt der konservativen saudischen Ehefrau Lulu (kurz für: Loulwa) kann man als deprimierendes - und gar nicht mal nur auf den Islam bezogenes - Beispiel dafür lesen, wie Frauen an der eigenen Unterdrückung und der ihrer Kinder mitarbeiten.
Archiv: Newsweek

New York Magazine (USA), 24.09.2012

Frank Rich hat sich für die Woche des Parteitags der Republikaner die volle Ladung rechtskonservativer Berichterstattung reingezogen und berichtet amüsiert von den Bemühungen, die Angriffe von demokratischer Seite abzuwehren: "Wie kann jemand behaupten, den Republikanern mangele es an Vielfältigkeit, wo es so viele großartige Latinos und Afroamerikaner unter den Sprechern gibt! Doch selbst für Fox war es eine 'Wo ist Walter?'-Mission, in der Parteitagsmenge ein nichtweißes Gesicht zu finden. Es sei denn, die Kamera war auf die Delegationen aus Puerto Rico, den Nördlichen Marianen, Amerikanisch Samoa, den Virgin Islands, Guam oder dem District of Columbia abgerichtet - die lächerlicherweise allesamt Spitzenplätze in Bühnennähe belegten."

Prospect (UK), 19.09.2012

Bronwen Maddox hat zwar viel Verständnis dafür, dass der einstige Enthusiasmus für Obama zum Erliegen gekommen ist, aber keines für die offene Ablehnung, mit der viele einstige Anhänger heute auf ihn reagieren: "Er ist noch immer der bedachteste, disziplinierteste und sorgfältigste Präsident, den Amerika seit Jahren hervorgebracht hat. Etwas Besseres ist für ein Land, das so gespalten ist wie seit Jahrzehnten zuvor nicht mehr, das mit einer Schuldenlast zu kämpfen hat, die für die Zukunft mit dem Niedergang droht, das von einer Verfassung bestimmt ist, die in einer von Grund auf anderen Zeit zu Wege gebracht wurde, etwas Besseres also ist einfach nicht drin."

Außerdem: Philip Blond sorgt sich um die Zukunft Europas, das er von allen Seiten bedroht sieht. Frank Close erklärt beim Sandburgenbauen am Strand die Sache mit Materie und Antimaterie und was beides mit dem Urknall zu tun hat. Und der Philosoph Michael Sandel würde ordentlich mit dem "freien Markt", den er für so frei nicht hält, aufräumen, hätte er nur die entsprechende Macht.
Archiv: Prospect

New York Times (USA), 23.09.2012

John Jeremiah Sullivan ("Pulphead") ist mit seiner kubanischen Frau nach Havanna geflogen und erzählt ausgiebig von seiner Reise durch Raul Castros' Kuba, das sich nicht sonderlich von Fidel Castros Kuba unterscheidet, auch wenn die Menschen deutlich besser ernährt zu sein schienen. Aber die Kellner und und Hotel-Angestellten sind noch immer unglaublich unfreundlich: "Es war in einem der großen neuen Gaviota Hotels - Gaviota ist Kubas quasi-staatliche Reiseagentur, die zum Teil von internationalen Investoren finanziert, aber von einem prominenten kubanischen General kontrolliert wird. Grob gesagt, arbeiten diese Männer und Frauen für die Regierung. Sie waren nicht inkompetent oder bösartig; sie hatten einfach nur null Motivation, zu Touristen nett zu sein oder sich zu beeilen, um etwas für sie zu erledigen. Für mich war dieser Kontrast nach Jahren in einer Kultur des 'Darf-ich-Ihnen-noch-gesüßten-Tea-nachschenken?' faszinierend. In gewisser Weise war es erfrischend, Menschen zu erleben, die so betont nicht vor reichen weißen Amerikanern kotauen, auch wenn es sich um einen selbst handelt. Aber natürlich konnte man diesem Gefühl nicht trauen: Man mag ihre Unfreundlichkeit, weil sie auf diese Art authentischer antikapitalistisch wirkten."

Außerdem: David Carr besucht Neil Young. In der Sunday Book Review werden unter anderem besprochen Junot Diaz' neue Erzählungen "This Is How You Lose Her", Ty Burrs Geschichte des Hollywoodschen Starkults "Gods Like Us" und David Byrnes gehobene Plaudereien "How Music Works".
Archiv: New York Times