Magazinrundschau

Am Ende als Helden gefeiert

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
19.03.2013. Vanity Fair erzählt, wie London zum sicheren Hafen der Oligarchen und Superreichen wurde. The Nation stößt bei jungen Griechen auf eine regelrechte Aufbruchsstimmung. The New Statesman fürchtet dagegen das wohlhabende und sichere Deutschland. Die LRB blickt auf die verfahrene Situation in Ägypten. In der New York Times graut Martin Caparros vor dem heiligen Geist, der nun noch kräftiger durch Argentinien wehen wird. Letras Libres hofft auf die heilsame Wirkung legalen Marihuanas in den USA. Der New Yorker stellt die meistgehasste Frau Australiens vor. Und Telerama wiegt sich zu den samtenen Klängen des kapverdischen Morna.

Vanity Fair (USA), 01.04.2013

Londons Appartementkomplex One Hyde Park wird gern die teuerste Adresse der Welt genannt, die Wohnungen stehen jedoch allesamt leer. Sie sind reine Investitionsobjekte irgendwelcher Offshore-Firmen. Nicholas Shaxson erzählt, wie London zum Zufluchtsort der Superreichen aller Welt wurde und die City of London zur größten Steueroase der Welt: "Als das britische Empire Mitte der fünfziger Jahre zerfiel, ersetzte London seine Politik der Kanonenboote und imperialer Handeslvorteile durch ein neues Modell: spekulatives Kapital durch laxe Regulierung und Überwachung anlocken. Es war eine heikle Balance, einerseits musste ein verlässliches britisches Rechtsfundament die britischen Regeln und Rechte aufrechterhalten, andererseits ein Auge zugedrückt werden bei ausländischen Rechtsbrüchen: Es war das klassische Angebot der Offshore-Steueroasen an ausländische Finanzleute: Wir nehmen Euch Euer Geld nicht weg, aber wir kümmern uns auch nicht darum, wenn Ihr es anderen stehlt." Außerdem weist Shaxson darauf hin, dass die größten Vermögen nicht mehr auf dem Finanzmarkt gemacht werden, sondern durch politische Insidergeschäfte in rohstoffreichen Ländern in Russland oder der Dritten Welt.

Weiteres: In einer ellenlangen Reportage erzählt Marie Brenner noch einmal die Geschichte der Schülerin Malala Yousafzai, die zur Ikone von Gleichberechtigung und Bildung in Pakistan wurde. Nancy Jo Sales porträtiert Taylor Swift.
Archiv: Vanity Fair

The Nation (USA), 01.04.2013

Der britische Historiker Mark Mazower untersucht, wie sich die Finanzkrise auf das griechische Kulturschaffen auswirkt, und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: "Die Krise trifft Junge und Alte mit unterschiedlicher Wucht, und wenn man die Reaktionen derer betrachtet, die nicht während der Junta und ihrer Folgejahre aufgewachsen sind, sondern mit dem Fall der Berliner Mauer, findet man völlig andere und in gewisser Weise verblüffend energiegeladene Ansichten. Es klingt paradox, wenn man bedenkt, dass es gerade diejenigen, die neu auf den Arbeitsmarkt streben, am härtesten trifft, aber junge Menschen scheinen enthusiastischer und weniger gepeinigt vom Zerfall der alten Kategorien. Das lässt sich überall feststellen. Ein Beispiel wäre der Filmboom, der dem griechischen Kino internatioanle Aufmerksamkeit eingebracht hat durch die Arbeit junger Regisseure wie Athina Rachel Tsangari, Yorgos Lanthimos und Syllas Tzoumerkas."

"The Young Turks' Crime Against Humanity" des Historikers Taner Akçam ist eine der wenigen türkischen Studien, die sich mit dem Völkermord an den Armeniern beschäftigen. Holly Case beschreibt, wie sich das diskursive Klima in der Türkei entwickelt: "Kürzlich aufgenommene Verhandlungen zwischen Erdogan und dem inhaftierten PKK-Führer Abdullah Öcalan lassen viele Türken und Kurden hoffen, dass ein politischer Kompromiss bevorstehen könnte. In diesem Fall könnte sich die bestehende Denkweise gegenüber dem türkischen Souveränitätsstreben verändern und womöglich sogar auf den Umgang mit dem Armenischen Genozid auswirken. Akçam schlägt jedoch den umgekehrten, dem deutschen Modell der Vergangenheitsbewältigung entsprechenden Weg vor: Setze dich mit der Vergangenheit auseinander, um nicht verdammt zu sein, sie zu wiederholen."
Archiv: The Nation

Telerama (Frankreich), 18.03.2013

In einer Reportage stellt Anne Berthod eine neue Künstlerszene vor, die das musikalische Erbe der Kapverden bewahren wollen, darunter auch das der bekanntesten Sängerin des Inselstaats, Cesaria Evora. Im Zentrum stehen eigenständige Formen der Musik und des Musizierens, wie etwa die Morna, das kapverdische Pendant zum portugiesischen Fado. Deren neuer Star ist inzwischen ein Mann, der durch das von Jose Da Silva gegründete Label Lusafrica nun auch international bekannt wird: Ze Luis (mehr hier), dessen Magie aus einem samtigen Timbre rührt: "'Für die Morna braucht man Erfahrung, um ein solches Niveau an Emotion zu erreichen, das schaffen nur sehr wenige Interpreten’', meint Jose Da Silva. Einige halten Ze Luis für eine männliche Cesaria. Er hat dabei interessanterweise die gleiche Trägheit auf der Bühne: die Pose des kleinen Jungen, die am Körper anliegenden Arme, der Blick ins Leere... Verwirrend, aber berührend.“"
Archiv: Telerama

New Statesman (UK), 14.03.2013

Der Historiker Brendan Simms blickt auf die Geschichte Deutschlands in Europa zurück, das über Jahrhunderte entweder zu schwach oder zu mächtig war. Seit fünf Jahren, meint Simms, ist das europäische Gefüge aus dem Gleichgewicht: "Heute ist Deutschland zu stark und zu schwach, oder zumindest zu unengagiert. Es sitzt mit Unbehagen im Herzen einer EU, die vor allem dazu geschaffen wurde, Deutschlands Macht einzudämmen, die aber stattdessen dazu beigetragen, diese zu vergrößern; und schließlich hat ihre fehlerhafte Konstruktion unbeabsichtigt viele Europäer ihrer Souveränität beraubt, ohne ihnen eine demokratische Beteiligung in der neuen Ordnung zu gewähren. Nun stehen wir vor der Frage: Wie kann die Bundesrepublik, die wohlhabend und sicher ist wie niemals zuvor, überzeugt werden, die politische Initiative zu ergreifen und die notwendigen ökonomischen Opfer zu bringen, um das Werk der europäischen Einigung zu vollenden?"
Archiv: New Statesman

Film Comment (USA), 11.03.2013

Mit größten Freuden schwelgt Grady Hendrix in Erinnerungen ans goldene Zeitalter der "Cahiers Du CinéMAD", der herrlich albernen Comic-Filmparodien, mit denen sich das Mad Magazine einst einen Namen gemacht hatte (hier eine Übersicht aller Veröffentlichungen). "Früher musste sich das Publikum, das Lust auf Parodien hatte, mit Großbritanniens relativ zahnlosen 'Ist ja irre'-Filmen, Bob Hopes freundlichen Genre-Persiflagen oder Abbott & Costellos dümmlichen Verhohnepiepelungen zufrieden geben. MAD hingegen war blutdürstig. Völlig meta und vollbeladen mit Insiderwitzen, verschmolzen sie ständig die Figuren mit den Darstellern (...) und legten mit größter Schadenfreude ihre Finger auf Plotlöcher. Als Roy Scheider in 'Der Marathonmann' etwa tödlich verletzt wird, schafft er es noch irgendwie in das Appartement seines Bruders, das sich 60 Blocks entfernt befindet. 'Guter Gott! Was ist denn mit dir passiert?', schnappt Dustin Hoffman in der MAD-Parodie. 'Man hat mich im Lincoln Centre niedergestochen, also habe ich mich bis zum Broadway geschleppt, den Uptown-Bus bis zur 72. genommen, bin dort in den Crosstown-Bus Richtung Riverside Drive umgestiegen, wo ich den 4er Bus bis zur 116. Straße genommen habe... dann noch den Hügel rauf... und nun, hier bin ich...', antwortet Scheider."

Außerdem stellt Holly Willis den Experimentalfilmemacher David Gatten vor, dessen Filme kürzlich in einer Retrospektive zu sehen waren. Diese stellen ein Werk dar, "das sich auf fundamentale Weise mit Wörtern und Dingen befasst, mit Sprache und Bedeutung, dem Wissen und Sein. Diese Filme bieten erleuchtende Expeditionen an die Ränder des Films als Medium dar. Sie verbinden die üblicherweise getrennten Tätigkeiten des Lesens und des Filmschauens." Auf Youtube finden wir ein Beispiel, wie man sich das vorstellen muss, sowie einen Vortrag des Filmemachers:

Archiv: Film Comment

Magyar Narancs (Ungarn), 19.03.2013

Vor einer Woche hat das ungarische Parlament die umstrittene Verfassungsänderung beschlossen. Diese baut nicht nur bisher von dem Verfassungsgericht abgelehnte Gesetze in die Verfassung ein, sondern verbietet dem Gericht auch, sich bei künftigen Urteile auf bisherige zu beziehen, womit dessen demokratische Tradition ausgelöscht wird. Eigentlich müsste der Titel dieser Änderung "Die Demütigung des Verfassungsgerichts und die Rache an demselben" lauten, findet die liberale Wochenzeitung Magyar Narancs in einem Beitrag, der erst jetzt online ging: Immerhin wurden die bisherigen Urteile nicht öffentlich verbrannt! "Jetzt könnte man über diese niederträchtige Borniertheit, diese unverhohlene Manifestation der Kleinkariertheit lachen und seine Scham darüber zum Ausdruck bringen, dass unser Land Mitglied jener nicht allzu zahlreichen Staatenfamilie wird, die das wichtigste und erhabenste Dokument, das ihre staatliche Existenz regelt und den allerletzten Schutz ihrer Bürger darstellt, dazu nutzt, bestimmte Menschengruppen ihrer Grundrechte zu berauben und die Bösartigkeit und Hartnäckigkeit ihrer aktuellen Führer zu legitimieren. Unsere Nation wird die einzige auf der ganzen Welt sein, die es Obdachlosen per Verfassung verbietet, in einer Unterführung zu übernachten."
Archiv: Magyar Narancs
Stichwörter: Grundrechte

The Atlantic (USA), 15.03.2013

"Es klingt vielleicht sonderbar, aber die Kopie eines digitalen Werks unter Unterwanderung des Kopierschutzes entspricht dem früheren Kauf eines Taschenbuchs für das Regal", schreibt Benj Edwards im Hinblick auf die Arbeit von Bibliotheken und Archiven, deren Arbeit zur Bewahrung des kulturellen Erbes heute wegen Kopierschutzmaßnahmen und der daraus resultierenden Abhängigkeit vom Wohlwollen einer Industrie signifkant erschwert wird. Wer heute Archivarbeit leisten will, wird seiner Ansicht nach regelrecht in die Illegalität getrieben: "Dank des Digital Millennium Copyright Acts hängt die Zukunft unserer Kulturgeschichte von der Arbeit derjenigen ab, die sich um das Gesetz nicht scheren, von jenen Leuten also, die viele Rechteverwerter wohl 'Piraten' nennen würden. Was für eine Ironie, dass die Piraten am Ende als Helden gefeiert werden, wo sie doch eigentlich die Bösen sein sollten. Wenn Bibliothekare sich genauso verhalten würden, würde man sie als Kriminelle bezeichnen."

Außerdem geht Megan Garber in einem interessanten kulturhistorischen Abriss der Frage nach, warum, vor allem aber: seit wann wir eigentlich Applaus spenden.
Archiv: The Atlantic

London Review of Books (UK), 21.03.2013

Hazem Kandil übermittelt einen Lagebericht aus Kairo, wo die politische Situation zwischen den kontrahierenden und taktisch-koalierenden Lagern heillos verkeilt ist. Insbesondere der alte Sicherheitsapparat profitiert von dieser Situation: "Er scheint willens, von einer kompletten 'Befriedung' abzusehen, bis es den Revolutionären dämmert, dass die einzige Alternative zu Polizeirepression Chaos ist. Doch vollkommen passiv haben sie sich auch nicht verhalten. Zu sorgfältig gewählten Zeitpunkten und Orten haben sie die Demonstranten aufgemischt, angegriffen und in kurze, brutale Scharmützel verstrickt und Dutzende von Toten zurückgelassen. Nach jedem Zwischenfall wurden Untersuchungen angestrengt, ungenannte 'dritte Parteien' dafür verantwortlich gemacht und die Sache zu den Akten gelegt. ... Für die Sicherheitsoffiziere war die Botschaft deutlich: Unter der Muslimbruderschaft konnten sie weitermachen wie bisher. Überraschend kam das nicht. Eine Organisation, die besessen ist von brodelnden Verschwörungen der 'Feinde des Islams' und Frömmigkeit in der Gesellschaft mehren will, ist praktisch vorprogrammiert dafür, eine Polizei mit ansehnlichem Durchsetzungsvermögen zu schätzen zu wissen."

Außerdem: James Meek macht sich Gedanken über die Wiederkehr des britischen Chauvinismus in der englischsprachigen Sphäre, nur um zu schließen, dass sich Großbritannien vielleicht doch eher der EU als einem globalen UK zuwendet. T. J. Clark besucht eine Ausstellung über die Kunst der Eiszeit. Michael Herbert Miller bespricht Tedy Waynes Roman "The Love Song of Jonny Valentine", der frappierende Parallelen zu Justin Biebers Biografie aufweist. Michael Wood hat sich nochmals Pasolinis "Das 1. Evangelium - Matthäus" angesehen, den British Film Institute im Rahmen einer Pasolini-Retro zeigt. Anne Enright erinnert sich in ihrem Tagebuch an die Zensur in Irland.

Rue89 (Frankreich), 17.03.2013

Ist es in Ordnung, wenn Rapper sich ihre Texte von anderen schreiben lassen oder bedeutet dies das Ende des HipHop? Dieser Frage eines „künstlerischen Tabus“ geht Francois Oulac nach und zeigt: Fast alle tun es. Es gebe zwei widerstreitende Meinungen: „Für die einen ist ein Rapper ein 'Unternehmer’, eine Marke, der bald Zulieferer mit sämtlichen Aspekten seines künstlerischen Universums beauftragt (Musik, Texte, Image). Die Puristen dagegen sehen in Ghostwriting ein Sakrileg von Leuten, die vorgeben, ihre Musik sei persönlich. Für Jean-Claude Perrier, Autor von zwei Anthologien des französischen Raps, bedeutet der Einsatz von Textern schlicht und einfach den Tod der Gattung: 'Es ist beklagenswert, man nimmt dem Rap damit den letzten Rest Authentizität. Rap beruht auf Worten, auf der absoluten Übereinstimmung des Texts und dem, der ihn vorträgt. Wenn man sogar diese Authentizität fortnimmt, wird ein Song daraus. Da sehe ich dann keinen Unterscheid mehr zwischen einem Rapper und Johnny Hallyday."
Archiv: Rue89

New York Review of Books (USA), 04.04.2013

Kenneth Roth, Direktor von Human Rights Watch, ist nicht grundsätzlich gegen den Einsatz von Drohnen, erhebt aber Einspruch gegen die vom amerikanischen Justizministerium vorgelegten Richtlinien zum Einsatz von Drohnen durch die CIA. Seiner Ansicht verstoßen sie gegen das in der Genfer Konvention formulierte Gebot, Feinde nach Möglichkeit gefangen zu nehmen anstatt sie zu töten: "Wer dieses Gebot nicht einhält, animiert andere Regierungen dazu, es ebenfalls zu umgehen. Ohne dass ein tatsächlicher bewaffneter Konflikt bestünde, könnten sie einen 'globalen Krieg' ausrufen und Verdächtige einfach töten. Man stelle sich das Unheil vor, das Russland auslösen könnte, wenn es in Europa angebliche tschetschenische 'Kämpfer' töten würde, oder wenn China uighurische 'Kämpfer' in den USA töten würde."

Weiteres: In einem Essay zieht Daniel Barenboim aus den kompositorischen Werk Rückschlüsse auf Beethovens Weltanschauung und politische Orientierung und stellt fest: ein Marktliberaler war er jedenfalls nicht.

New Yorker (USA), 25.03.2013

"Die Tochter des Bergmanns“" überschreibt William Finnegan sein Porträt von Gina Rinehart, die nicht nur die reichste Frau Australiens ist, sondern auch eine der meistgehassten. Aufschlussreich ist das Porträt vor allem deshalb, weil man darin etwas über Gepflogenheiten und Irrsinn eines Kontinents erfährt, auf dem ernsthaft darüber gestritten wird, ob jemand als „Erbe“ bezeichnet werden darf, und dessen Bevölkerung laut Finnegan „nicht gerade für seine Hochachtung gegenüber Reichen“ bekannt ist. Das beweist auch eine einigermaßen bizarre Website: „Sie gegen Gina Rinehart lautet das Banner von howrichareyou.com.au. Die Seite lädt dazu ein, sein Jahresgehalt einzugeben. Gibt man 60.000 Dollar ein, wird man darüber informiert, dass Rinehart diese Summe alle 1,7 Minuten verdient. Darunter berechnet eine schnell ansteigende Zahl, wie viele Hundertausende 'in Ginas Tasche geflossen’ sind, seit man auf der Website ist'. Schließlich: 'Schätzen Sie mal, wer heute 107.703 Dollar verdient hat, während er auf dem Klo saß?’ Sie nicht. Und unter den Schätzungen, was man mit ihrem geschätzten Jahreseinkommen 2011 kaufen könnte: drei nukleargetriebene Flugzeugträger der Nimitz-Klasse.“

Weiteres: Lena Dunham erzählt, wie sie auf den Hund gekommen ist, respektive wie sie sich ihren Lebenstraum nach einem Hund erfüllte. Zu lesen ist außerdem die Erzählung „The Judge’s Will“ von Ruth Prawer Jhabvala.
Archiv: New Yorker
Stichwörter: Australien, Dunham, Lena

Letras Libres (Spanien / Mexiko), 01.03.2013

Aus Anlass der Legalisierung von Marihuana in den amerikanischen Bundesstaaten Washington und Colorado, zeichnet Ioan Grillo nach, wie sich der Ruf der "weichen" Droge in den USA verändert hat: "Während in den 80ern viele Amerikaner Drogen als das Problem Nummer eins ansahen, mit dem das Land konfrontiert war, sind die neuen Generationen eher besorgt über die Wirtschaft, die Staatsausgaben, die Kriege und andere Angelegenheiten. Viele beklagen sich über die hohen Kosten die es bedeutet, so viele Menschen wegen Drogen ins Gefängnis zu bringen, insbesondere im Fall Marihuana: Die Vereinigten Staaten geben jährlich mehr als 40 Milliarden Dollar für den Kampf gegen Drogen aus." Selbst von den Kirchen käme inzwischen grünes Licht. So zitiert Grillo den rechten Prediger Pat Robertson: 'Es ist schockierend, wie viele jungen Leute im Gefängnis enden und so zu Kriminellen werden, nur weil man sie im Besitz einer kleinen Menge dieser illegalen Substanz aufgefunden hat.'"
Archiv: Letras Libres

New York Times (USA), 17.03.2013

"Gott ist ein Argentinier." In der New York Times zeigt sich der argentinische Schriftsteller Martín Caparrós "beunruhigt angesichts der Frage, welche Wirkung dieses unerwartete göttliche Geschenk auf mein Land ausüben könnte. Als Guillermo Vilas in Frankreich seinen ersten Grand Slam gewann, packte uns Argentinier die Tennisbegeisterung; als Manu Ginóbili sich in der NBA durchsetzte, brach bei uns das Basketballfieber aus; als eine Argentinierin den Kronprinzen von Holland heiratete, wurden wir über Nacht zu begeisterten Monarchisten. Daran, dass Jorge Luis Borges ein wirklich bedeutender Schriftsteller ist, zweifeln wir dagegen bis heute, weil er nun einmal nie den Nobelpreis bekommnen hat. Umso stärker könnte sich die Tatsache, dass auf einmal 'einer von uns' auf dem Stuhl Petri sitzt, auf den Einfluss des Katholizismus auf unseren Alltag auswirken. Und der Katholizismus hat sich nie dadurch ausgezeichnet, dass er Nichtgläubige so leben lässt, wie sie glauben, dass sie es tun sollten. Wie überall, so ist der Vatikan auch hierzulande einer der wichtigsten Lobbyisten in allen konservativen, ja reaktionären Fragen - ein argentinischer Papst könnte die Macht dieser Lobbygruppe in ungeahnte Höhen katapultieren. Vielleicht aber auch nicht. Ich hoffe jedenfalls, ich täusche mich, wie so oft - was die Unfehlbarkeit angeht, wenden Sie sich bitte an Papst Francisco."

Ben Ehrenreich schickt für das Sunday Magazine eine lange Reportage aus dem palästinensischen Dorf Nabi Saleh in der Westbank, dessen Bewohnern durch die Siedlung Halamish der Zugang zu ihrem Brunnen versperrt wurde. In der Book Review feiert unter anderem Stephen Kind Joyce Carol Oates "The Accursed" als "besten postmodernen Schauerroman der Welt".
Archiv: New York Times