Magazinrundschau

Beim Tanzen sterben

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag ab 10 Uhr.
01.10.2013. Eurozine singt ein Liebeslied auf die ukrainischen Schriftsteller. HVG stellt die ungarische Künstlergruppe Lajos Varga vor. In Le Point erinnert BHL an Benny Lévy. Prospect kanzelt die vielgelobten amerikanischen Fernsehserien ab. Atlantic lässt sich erklären, warum die Party tötet, nicht Ecstasy. Globe and Mail sagt dem Blackberry zum Abschied leise Servus. Die Boston Review ermittelt, wie man über seinen Penis spricht und trotzdem Googleanzeigen schalten kann. Vice berichtet aus Sudan. Und der New Yorker porträtiert den mutigsten Chefredakteur der westlichen Welt.

Eurozine (Österreich), 30.09.2013

Die Politik hat in der Ukraine völlig dabei versagt, dem Land eine Geschichte und ein Narrativ zu geben, die Schriftsteller aber haben Großes geleistet, meint Peter Pomerantsev und singt eine Hymne auf Juri Andruchowytsch, Serhij Zhadan und Oksana Sabuschko: "Die zeitgenössischen Autoren der Ukraine sind so etwas wie Europas salzigere Version der Lateinamerikaner, sie kombinieren Magischen Realismus mit häuslicher Gewalt, Mafia und Folklore. Und wenn man die großen Klassiker näher betrachtet, die in der Ukraine geboren wurden, aber in anderen Sprachen schrieben, stellt man fest, dass sie von der gleichen surrealen Tradition geprägt sind. Der auf Russisch schreibende Gogol führte die ukrainische Folklore in die russische Literatur ein... Diese Folklore transformierte das Judentum und popularisierte chassidische Erzählungen mit Geistern und fliegenden Rabbis. Der israelische Klassiker Aharon Appelfeld, aufgewachsen in Czernowitz und ausgebildet in Deutschland, erinnert sich an Kindermädchen und Dienstboten, die ihm auf Ukrainisch Lieder vorsangen oder Märchen erzählten. Vielleicht fand die ukrainische Folklore über die Kindermädchen auch ihren Weg in die halluzinatorischen Visionen von Bulgakows sprechenden Katzen und Teufeln, die durch das kommunistische Moskau streunten, in Joseph Roths Hotelwände, die sich bis zur Durchsichtigkeit auflösten, als wäre es die normalste Sache der Welt."
Archiv: Eurozine

HVG (Ungarn), 18.09.2013

Bis zum 10. November ist in "MűvészetMalom" (Künstlermühle) der Stadt Szentendre, nördlich von Budapest eine Sammlung der Werke der Künstlergruppe Lajos Varga aus den vergangenen Dekaden zu sehen. Eine außergewöhnliche Sammlung der Künstlerkolonie A.E. Bizottság von Szentendre - schreibt die Wochenzeitschrift HVG. "Ein elementarer Freiheitswunsch und eine radikale Vorstellung von Kunst kommen in den Exponaten der einst von autodidaktischen, jungen, revoltierenden bildenden Künstlern gegründeten Gruppe zum Ausdruck. Unter der Leitung des Mahlers László Lugossy wurde 1980 die alternative Punkrock Gruppe A(lbert) E(instein) Bizottság gegründet und bei ihren Konzerten, wie auch bei der Arbeit der Künstlergruppe wurden bildende Kunst, Happening, Musik, Lyrik und Film miteinander verbunden. Die geometrischen Landschaftsbilder von János Aknay, die Fotomontagen von weiblichen Körpern mit Musikinstrumenten von Miklós Bán, die surrealistischen Bildern von Imre Bukta, die Marmorskulpturen von György Holdas, die selbstironischen Installationen von Lugossy oder die mit Kohle gemalten, aus schwarz-weißen Blöcken und aus Licht erbauten Räume der Ágnes Sz. Varga sind zeitlose Werke der 'großen Alten'."
Archiv: HVG
Stichwörter: Weiblicher Körper, Hvg

Smithsonian Magazine (USA), 30.09.2013

Algerien hat immer noch nicht seinen Groll gegen Albert Camus überwunden, stellt Joshua Hammer fest, der fünfzig Jahre nach dessen Tod nicht die geringste Erinnerung an den größten Schriftsteller des Landes findet: "'Camus wird als Kolonialist betrachtet und das wird auch in den Schulen gelehrt, sagt Catherine Camus, die Tochter des Schriftstellers, die in Frankreich lebt und zum letzten Mal 1960 mit vierzehn Jahren in Algerien war, sechs Monate nach dem Tod ihres Vaters, und jetzt seinen literarischen Nachlass verwaltet. Doch sie beharrt darauf, dass ihr Vater zwar seinen letzten zehn Lebensjahre in Frankreich verbrachte, 'aber durch und durch Algerier war'. 'Es stimmt, dass Camus sich auf die Seite seiner kolonialistischen Familie gestellt hatte', sagt Yazid Ait Mahieddine, der gegen den Widerstand seiner Vorgesetzten eine Dokumentation über Camus' Leben in Algerien für das Staatsfernsehen gedreht hat. 'Aber trotzdem kann man doch nicht sein Talent leugnen, seine Größe als Schriftsteller, seinen Nobelpreis und seinen Beitrag zu dem Bild, das die Welt heute von Algerien hat.'"
Stichwörter: Algerien, Camus, Albert

Point (Frankreich), 26.09.2013

Einen kleinen, nicht immer ganz verständlichen Einblick in die Verrücktheiten der Pariser 68er-Zeit gibt Bernard-Henri Lévy in einer Hommage an Benny Lévy, dem seine Frau Léo ein Erinnerungsbuch gewidmet hat. Zur Erinnerung: Benny Lévy, das war der Extrem-Maoist, der Sartre in seinen späten Jahren begleitete - auch ins Gefängnis zu Andreas Bader - und der dann zum extrem frommen Juden konvertierte. Er war übrigens, wie Georges Moustaki, einer jener in Paris gestrandeten Juden aus Alexandria. BHL erinnert sich an jene "drollige Episode aus der 'Nacht der Barrikaden', im Mai 68, die er [Benny] eingeschlossen in einem Saal der [Elitehochschule] ENS verbringt: Fand er seinerzeit wie sein Genosse Pierre Goldman, dass die 68er nicht seriös genug waren? Wartete er als der wahre bolschewistische Führer, als den er sich imaginierierte, auf den Auftritt der Arbeiter? Oder war es schlicht sein Status als Staatenloser (eine Frage, auf die keiner seiner damaligen Genossen je gekommen wäre), der ihm Angst machte und gefährdete?"
Archiv: Point

Economist (UK), 28.09.2013

Al-Kaida befindet sich keineswegs auf dem Rückzug, warnt der Economist unter den Eindrücken des terroristischen Anschlags auf das Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi: "Die unbehagliche Wahrheit ist, dass Al-Kaida allen Tiefschlägen und Niederlagen zum Trotz in den vergangenen 18 Monaten ein außergewöhnliches Comeback erlebt hat. Das Terrornetzwerk hat ein größeres Territorium im Griff und rekrutiert mehr Kämpfer als zu irgendeinem anderen Zeitpunkt in seiner 25jährigen Geschichte. ... Vor zwei Jahren sah dies noch anders. Auch vor der Tötung Osama Bin-Ladens im Jahr 2011 stand es schlecht um Al-Kaidas Führung, die in Pakistan nahe der afghanischen Grenze eingegraben war, von Dronenangriffen bedroht war und nur eingeschränkt und unter Risiken die Kommunikationskanäle zum Rest des Netzwerks nutzen konnte." Mehr dazu auch an dieser Stelle.

Außerdem: Auch in London trauert man um Marcel Reich-Ranicki. Und von der großen Salinger-Biografie David Shields' und Shane Salernos zeigt man sich zumindest tendenziell eher enttäuscht: "Ein unelegantes, laszives, oftmals faszinierendes Sammelsurium von Erkenntnissen und Anekdoten von Historikern, Freunden und irgendwelchen 'Talking Heads'." Hier eine Leseprobe.
Archiv: Economist

Prospect (UK), 26.09.2013

Es ist wirklich sagenhaft, mit welcher Konsequenz britische Magazine das Ausspionieren der eigenen Bevölkerung durch ihre Regierung ignorieren. Zum NSA-GCHQ-Skandal jedenfalls in Prospect kein Wort. Lieber guckt man Fernsehen! Sehr skeptisch ist Richard Beck, was den in zahlreichen Büchern, Magazin- und Zeitungsartikeln beschriebenen Quality-TV-Hype der letzten Jahre betrifft. Nicht nur hält er das Qualitätsmerkmal, dass heutige Serien mit literarisch langem Atem statt episodisch abgeschlossen erzählen, für gar so neu nicht. Auch ist er der Ansicht, dass um Antihelden gruppierte Serien wie "Dexter" und "Breaking Bad" keineswegs so frei und kühn in der Zeichnung ihrer Charaktere sind, wie ihnen das üblicherweise zugute gehalten wird. Er sieht darin vor allem eine demografische Zuspitzung: "Diese Figuren treten genau in dem Moment auf, als die Kabelsender (...) davon ablassen, das maximal größte Publikum zu adressieren. Stattdessen wenden sie sich nun, wie Brett Martin seinem Buch 'Difficult Men' schreibt, 'an spezifische, klar umrissene Bevölkerungsgruppen: wohlhabend, jung, qualifiziert, männlich und so weiter.' Trotz seiner bescheidenen Größe kann dieses Zielpublikum für Werbepartner sehr attraktiv sein, weshalb alle Prestige-Serien gut qualifizierte Profis umgarnen. Leute also, die viel arbeiten und ein Gutteil ihrer sozialen Identität in ihre Karrieren investieren."

Nach der gerade ausgestrahlten, letzten Folge von "Breaking Bad" entgegnet David Herman jedoch: "Die zunehmend verzweifelten Versuche von Walts Bewunderern, ihn zu verteidigen, zeigen uns, wie sehr wir alle am Bild des Helden festhalten, des Familienmenschen, des offensichtlich guten Mannes, der schwere Zeiten durchmacht. Wie Faust ist auch er für seinen Pakt mit dem Teufel verdammt worden. Doch all diese Tweets und E-Mails erzählen uns eine größere Wahrheit über das Amerika von heute. Der Zorn der amerikanischen, weißen (und insbesondere männlichen) Mittelklasse ist real. Die Welt guter Leute wurde auf den Kopf gestellt und es ist keineswegs klar, wie sie darauf reagieren. 'Breaking Bad' ist das große Drama darüber, was Amerika zu unseren Lebzeiten widerfahren ist."
Archiv: Prospect
Stichwörter: Faust, GCHQ, Hypes, Mittelklasse

The Atlantic (USA), 20.09.2013

Nach zwei Drogentoten beim großen New Yorker Electric Zoo Festival herrscht Katerstimmung in der seit 2008 in den USA boomenden Electronic-Dance-Music-Festivalszene, berichtet P. Nash Jenkins, der sich für seine Reportage auf eine lange Spurensuche begibt, ob das, was zu Beginn als neuerlicher Sommer der Liebe und Woodstock-Renaissance apostrophiert wurde, nach seiner Kommerzialisierung und Industrialisierung überhaupt noch dem ursprünglichen Spirit entspricht. Dabei stellt er fest, dass nicht das dort offenbar zuhauf eingeworfene Ecstasy, bzw. MDMA, die eigentliche Gefahr darstellt, sondern das Setting, in dem es genommen wird, bis hin zur allgemeinen Ahnungslosigkeit, was diese Droge betrifft. Ein medizinischer Drogenexperte bestätigt ihm, dass die Gefahr einer Droge umso größer wird, je tiefer man sie in den Untergrund verbannt: "Er unterstreicht zwei zentrale Schwächen im Feldzug gegen MDMA: Dessen 'Finger weg'-Botschaft (die, wie er sagt, 'an jenem Publikum vorbeizielt, das es auf jeden Fall nehmen wird') und den Mangel an öffentlichen Informationen über die wahre Beschaffenheit einer Droge - eine Folge ihrer Kriminalisierung. 'Nimmt man 20 Schmerztabletten auf einmal, schädigt man damit seine Leber. Doch die meisten lesen den Beipackzettel", sagt er. 'Bei MDMA denkt sich ein Kid einfach, oh, eine ist toll, sechs sind noch toller und warum sniefen wir das Zeug nicht einfach.' ... Das Risiko besteht nicht in der Droge, sondern in der Party. Man stelle sich sich selbst vor, zum Bersten gefüllt mit nach Außen drängender Energie. Wird Musik gespielt, tanzt Du wie Hölle. Man stelle sich vor, wie das Noradrenalin das Herz rasen lässt und das Wasser, das der Körper zum Überleben braucht, sich aus allen Poren als Schweiß ergießt. ... Man wird wahrscheinlich beim Tanzen sterben."
Archiv: The Atlantic

Magyar Narancs (Ungarn), 22.08.2013

Zoltán Balázs von der Budapester Corvinus Universität denkt in einem Aufsatz über Imperien, Nationalstaaten und den ungarischen Nationalismus nach: "Imperien wurden stets von Nationen aufgefressen. Nur Imperien lohnt es sich zu bezwingen, denn nur diese haben einen Wert. Für uns ist Klein-Ungarn eng und bedeutungslos. Seine Grenzen sind irrational, seine Außenpolitik ist ohne Gewicht. Sein Bewusstsein ist brüchig, streng individuell. (...) Der ungarische Nationalismus ist mit all seinen Sünden eher tragisch, weil hoffnungslos: er will mit jenen wetteifern, die aufgrund seines Scheiterns erfolgreich wurden. (...) Die meisten Ungarn ahnen dies wahrscheinlich und sie müssen sich entscheiden: entweder werden sie Ungarn sein, als Exoten in Europa, oder sie sind 'nichts', wie zum Beispiel ein europäischer Bürger. Die Entscheidung ist nicht leicht."
Archiv: Magyar Narancs

Globe and Mail (Kanada), 27.09.2013

The Globe and Mail, Kanadas wichtigste Zeitung, erzählt auf ausgedruckt 16 Seiten, wie es einstmals kräftigen Konkurrenten am Wegesrand von Iphone und Android ergeht. Das Blackberry war ein Kultgerät für Geschäftskunden, es zeichnete sich durch seine Tastatur und sein relativ abgeschirmtes Textnachrichtensystem aus - Vorteile, die sich über Jahre nicht mehr verkaufen ließen. Der Schock für den Blackberry-Erfinder Mike Lazaridis kam im Jahr 2007, gleich mit dem ersten Iphone, als er das Gerät öffnete: "Das Iphone brach mit allen Regeln. Das Betriebssystem hatte einen Arbeitsspeicher von 700 Megabytes und nutzte zwei Prozessoren. Das ganze Blackberry lief auf einem Prozessor und nutzte 32 Megabytes. Anders als das Blackberry hatte das Iphone einen voll internetfähigen Browser. Das hieß, dass es die Netze der Telekomanbieter wie AT&T förmlich aussaugen würde - und das hatten diese Anbieter nie erlaubt. 'Wir haben sie AT&T dazu gebracht, das zuzulassen, fragte ich mich', so Lazarides in einem Interview. 'Das Netz wird zusammenbrechen.' Das tat es dann auch."
Archiv: Globe and Mail

Boston Review (USA), 25.09.2013

Joel Whitney von der Online-Literaturzeitschrift Guernica zeigt, wie Zensur im Google-Zeitalter funktionieren wird. Die Zeitschrift, die eine seltene Kombination ist aus linkem Politikverständnis und echtem Interesse an Kultur, verdient ein bisschen Geld nebenbei mit Google-Anzeigen. Als sie einen Text des Autors Clancy Martin über "frühe sexuelle Erfahrungen" brachte, erhielt sie eine automatische Mail von Google, die ihr mitteilte, dass das Anzeigenprogramm abgeschaltet würde, sofern sexuell explizite Texte nicht von der Website entfernt werden. Whitney beschreibt, wie die Redaktion spaßeshalber versuchte, Martins Text google-kompatibel zu machen: "Was würde Google statt 'Mein Penis schwillt vor Freude an' sagen? Es wäre zu dumm, einfach Synonyme oder Permutationen zu benutzen. Auch Sternchen anstelle der Vokale befriedigten uns nicht. Nirgends gab es eine Liste verbotener Wörter oder Seiten. Martins Artikel war auch nur als Beispiel genannt worden. Wir konnten niemanden fragen, um hier Klarheit zu bekommen. Wir konnten nur raten."
Archiv: Boston Review

Elet es Irodalom (Ungarn), 27.09.2013

Die Autorin Krisztina Tóth hat gerade nach 13 Gedicht- und Erzählungsbänden ihren ersten Roman veröffentlicht, "Akvárium". Im Interview mit Csaba Károlyi wünscht sie sich von der Kritik, die Schublade Frauenliteratur einfach mal zu ignorieren: "Ein Esterházy oder Parti Nagy werden niemals danach gefragt, wie sich die Tatsache, dass sie Männer sind auf ihre Werke auswirkt. (...) Sicherlich hinterlässt meine Weiblichkeit in meinen Schriften Spuren, wie auch jeder andere Umstand auch. Doch (männliche) Schriftsteller lesen wir selten aus Gender-Perspektive, wir gehen davon aus, dass dies die Grundlage ist. Ich hätte gerne, wenn dies auch bei Frauen der normale Fall wäre und nicht ständig thematisiert werden müsste."
Stichwörter: Gender, Toth, Krisztina

Vice (USA), 28.09.2013

Zwischen hundert und zweihundert Menschen sind bei den jüngsten Protesten im Sudan von Sicherheitskräften getötet worden. Amjed Farid von der Organisation Sudan Change Now und der Blogger Ashraf El-Ga'aly erklären im Interview, warum die Unzufriedenheit mit der Regierung Omar al-Baschirs so groß ist wie nie: "Sie haben den Benzinpreis verdoppelt, und damit den Preis für alle normalen Güter. Jetzt kann niemand mehr etwas kaufen, es betrifft nicht nur die Armen. Die Wirtschaftskrise tritt immer dann auf, wenn das Budget für das Militär erhöht wird. Es bleibt nichts mehr für soziale Dienste. Sie wollen, dass wir diese Steuern aus unseren Taschen und auf Kosten unserer Kinder bezahlen, um die Korruption und den unverantwortlichen Krieg in Darfur fortsetzen zu können. ... Wir haben angefangen, das meiste Obst und Gemüse zu importieren, obwohl es genug Farmland gibt. Aber sie haben den Bauern so hohe Steuern auferlegt, dass die meisten riesige Schulden bei der Agrarbank haben. Viele sitzen wegen der Schulden im Gefängnis. In den letzten 25 Jahren gingen 77 Prozent des nationalen Budgets an das Militär, weniger als fünf Prozent wurden in Bildung und Gesundheit gesteckt."
Archiv: Vice
Stichwörter: Sudan, Darfur, Vice

New Yorker (USA), 07.10.2013

Ken Auletta porträtiert Alan Rusbridger, Chefredakteur des britischen Guardian, der versucht, das finanziell angeschlagene Blatt mit einem Experiment zu retten: der Verwandlung in ein globales digitales Medium, dessen gesamte, erstklassige Inhalte frei zugänglich sind. Auletta rollt noch einmal die drei großen Enthüllungsstorys der Zeitung auf, die sich allesamt wie Krimis lesen: die Schnüffelattacke von Murdochs Journalisten auf Prominenten-Handys, die Veröffentlichungen der von Bradley Manning an WikiLeaks überspielten Dokumente und jüngst die N.S.A.-Enthüllungen von Edward Snowden. Über die Zukunftsvisonen für den Guardian, inzwischen das drittgrößte englischsprachige Zeitungswebseite der Welt nach Daily Mail und New York Times, schreibt Auletta: "Rusbridger kann sich in fünf bis zehn Jahren einen papierlosen Guardian vorstellen. Ebenso wie nur an bestimmten Tagen zu drucken. Im Augenblick, wo die Dollars aus der digitalen Ausgabe nur ein Viertel der Einkünfte ausmachen, könne man jedoch, 'wenn man unsere Art von Journalismus unterstützen will, nicht einfach fünfundsiebzig Prozent seiner Einnahmen in den Wind schreiben', sagte er. 'Aber das wird sich alles verändern."

Außerdem zu lesen: Emily Nussbaum stellt die TV- Serie "Masters of Sex" über die Sexualforscher William Masters und Virginia Johnson vor. Freigeschaltet ist außerdem ein Artikel aus dem letzten New Yorker: Dexter Filkins großes Porträt des iranischen Strategen Qassem Suleimani, der zur Zeit Assads Krieg in Syrien orchestriert.
Archiv: New Yorker