Magazinrundschau

Wie seltene Vögel

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
16.06.2015. "Urlaub im Protektorat"? Das tschechische Magazin Aktualne winkt dankend ab. Lyrik? Sollte man auch besser lassen, meint die London Review. Der Economist sucht nach Gründen für den Hass auf die Rohingya in Burma und findet sie - bei den Briten. Les inrockuptibles sucht nach Gründen für die Identitätskrise Frankreichs und findet sie - bei Mitterand. Französische Denker sind auch nicht mehr, was sie waren, diagnostiziert Sudhir Hazareesingh im Guardian.

New Yorker (USA), 22.06.2015

Wie muss es eigentlich um die amerikanischen Institutionen bestellt sein, wenn die CIA jahrelang massiv foltert und Senatorin Dianne Feinstein, die es aufdeckte (eine, die so gemäßigt ist, dass sie Edward Snowden als Verräter betrachtet) nicht nur politisch mit allen Mitteln bekämpft sondern auch noch durch Abhörmaßnahmen der CIA schikaniert wird? Und der Verantwortliche für diese Abhörmaßnahmen, die er bestreitet, John O. Brennan, ist von Barack Obama jüngst zum Direktor der CIA bestellt worden und hat als langjähriger "Beichtvater" Obamas die Abschusslisten des Drohnenkriegs erstellt. Auch wenn es sich um einen hohen Al Kaida-Terroristen gehandelt haben mag, lässt einem Connie Brucks Bericht über die Folterpraktiken der CIA das Blut in den Adern gefrieren: "Zwanzig Tage lang musste Abu Zubaydah nackt bleiben und wurde "verbesserten" Verhörtechniken unterworfen, an eine Wand geschleudert und geschlagen. Ihm wurde der Schlaf entzogen, man legte ihn in eine sargähnliche Box, zwang ihn in schmerzhafte Körperpositionen. Mindestens 83mal wurde er dem Waterboarding ausgesetzt."

Außerdem: Margaret Talbot berichtet über den Mord an drei muslimischen Studenten in Chapel Hill, North Carolina vor zwei Jahren und was die Tat für westlich orientierte Muslime bedeutete. Rachel Aviv schickt einen Brief aus Belgien über einen Fall von assistiertem Selbstmord einer depressiven Frau. James Wood stellt den chilenischen Autor Alejandro Zambra vor. Anwen Crawford hört sich durch "Apocalypse, girl", das neue Album der norwegischen Musikerin Jenny Hval. Calvin Tomkins porträtiert den Maler Mark Bradford, der sehr erfolgreich AIDS-Zellen auf die Leinwand bannt. Anthony Lane sah im Kino "Jurassic World" und Myroslav Slaboshpytskiys ukrainischen Horrorfilm "The Tribe". Peter Schjeldahl schreibt über Albert Oehlens erste Museumsausstellung im New Museum in New York. Lesen dürfen wir außerdem eine Kurzgeschichte von Ben Marcus, "The Grow-Light Blues".
Archiv: New Yorker

London Review of Books (UK), 18.06.2015

Ben Lerner setzt die Verächtern der Lyrik in ihr Recht, die entweder gute Gründe für ihre Ablehnung hätten oder zur Avantgarde gehörten. Und er kommt dabei auf folgenden Gedanken: "Das große Problem der Dichtung sind: die Gedichte. Das erklärt vielleicht, warum Dichter selbst vor allem Dichter feiern, die dem Schreiben entsagen. An der Uni in den 90ern lasen die coolsten jungen Dichter, die ich kannte, Rimbaud und Oppen - zwei sehr große und sehr unterschiedliche Autoren, die beide jedoch die Kunst aufgegeben haben (Oppen allerdings nur zeitweilig). Rimbaud hörte mit zwanzig auf und wurde Waffenhändler; Oppen schwieg 25 Jahre lang, während er in Mexiko lebte, um dem FBI zu entkommen, das wegen seiner Gewerkschaftsarbeit ermittelte. Rimbaud ist das Enfant terrible, das durch das Sagbare brennt; Oppen ist der Dichter der Linken, dessen Schweigen eine Form der Hingabe ist. "Weil ich nicht schweige", schrieb Oppen, "sind die Gedichte schlecht"." Eines von Lerners Lieblingsgedichten ist Marianne Moores "Poetry" und beginnt mit der Zeile: "I, too, dislike it."

Weiteres: Thomas Powers schreibt über den New-Yorker-Autor Joseph Mitchell. Chris Lehmann staunt über die Bereitschaft zu demütigenden Niederlagen im Lager der republikanischen Präsidentschaftskandidaten.
Stichwörter: FBI, Lerner, Ben, Lyrik

Elet es Irodalom (Ungarn), 16.06.2015

Am 1. Juni setzte das Berufungsgericht Budapest das in erster Instanz gesprochene Urteil gegen Béla Biszku, dem ersten Innenminister der Kádár-Ära, der Massenerschießungen und Todesurteile nach der Niederschlagung der Revolution von 1956 verordnet haben sollte, außer Kraft. Das Gericht sprach den Angeklagten nicht frei, sondern verordnete die Wiederaufnahme des Verfahrens. Biszku ist 94 Jahre alt. Ádám Gellért, Spezialist für internationales Strafrecht, der u.a. das Gesetz als Grundlage für die Anklage Biszkus erarbeitete ("Lex Biszku"), kommentiert das Verfahren und fordert etwas überraschend ein Institut nach polnischem Vorbild: "Der Fall Biszku liefert nicht nur einen Befund über das (Dis-)Funktionieren der ungarischen Rechtsprechung in Gänze, sondern auch über die ungarische Öffentlichkeit der vergangenen fünfundzwanzig Jahre. Es bedurfte und es bedarf heute noch wirklicher und effektiver institutioneller Lösungen, über bloße Worte und symbolische Taten hinaus. Das Beispiel des polnischen Instituts für Nationales Gedenken zeigt, wie in einer Organisation seit mehr als einem Jahrzehnt Historiker, Archivare und von der aktiven Staatsanwaltschaft abgegrenzte spezielle Staatsanwälte zusammenarbeiten. Etwas Ähnliches brauchte Ungarn auch, ansonsten werden wir unsere gemeinsame Vergangenheit nie zufriedenstellend abschließen können."
(Hintergrund:

Guardian (UK), 13.06.2015

Die französischen Intellektuellen bringen es nicht mehr, meint der Historiker Sudhir Hazareesingh in seinem Buch "How the French Think: An Affectionate Portrait of an Intellectual People", aus dem der Guardian einen Auszug bringt. Hazareesingh erinnert an die großen Errungenschaften des französischen Denkens, um dann Republikanismus, Laizismus und Universalismus für total gestrig zu erklären: "Das Andere war schon immer ein problematischer Begriff in der französischen Kultur: daher die lange Tradition des Antisemitismus in Frankreichs nationalistischem Denken. Aber auch die Progressiven hatten damit ihre Schwierigkeiten, vor allem mit der tief verwurzelten Feindseligkeit gegen die weibliche Emanzipation (Frauen wurden von den Republikanern lange als reaktionäre Agenten des Katholizismus angesehen und dürfen erst seit 1944 wählen). Die Fortschrittlichen haben sich auch lange gesträubt, ihre universalistischen Ideale des guten Lebens mit kulturellem Pluralismus und ethnischer Vielfalt zu versöhnen. Multikulturalismus wird auch deswegen so negativ von den Franzosen betrachtet, weil er als angelsächsische Praxis gilt. Ein aktuelles Beispiel dieser Unzulänglichkeit ist die Diskussion um die Integration postkolonialer Minderheiten aus dem Maghreb. Die Wurzeln dieses Problems liegen in der tief verwurzelten Annahme, dass die französische Zivilisation für die Menschheit eine gute Sache ist."

Außerdem berichten mehrere Reporter in einer ausführlichen Recherche, wie der Islamische Staat das rivalisierende al-Qaida-Netzwerk ausgeschaltet hat: "Der IS hat al-Qaida nicht nur auf den Schlachtfeldern von Syrien und Irak in den Schatten gestellt, oder im Wettbewerb um die Finanzierung und neue Rekruten. Wie sich aus mehreren exklusiven Interviews mit führenden dschihadistischen Ideologen ergibt, hat der IS gegen al-Qaida "geputscht", um das Netzwerk von innen zu zerstören. Infolgedessen ist al-Qaida jetzt - als Idee und Organsiation - am Rande des Kollaps."

Weiteres: Justine van der Leun erzählt von einem Ermittlungsteam in Südafrika, das alten Fällen verschwundener Apartheidsgegner nachgeht und dafür auch mit denjenigen Polizisten zusammenarbeitet, die für Morde und Entführungen verantwortlich waren. In höchsten Tönen lobt John Gallagher Noel Malcolms Buch "Agents of Empire", das die Geschichte des Mittelmeers im 16. Jahrhundert am anhand zweier albanischer Familien, den Brunis und den Brutis, erzählt.
Archiv: Guardian

Economist (UK), 13.06.2015

Muslime und Buddhisten lebten jahrhundertelang relativ friedlich in dem Teil Burmas, der früher Arakan hieß und heute Rakhine, erklärt der Economist in einem Versuch, die Unterdrückung der muslimischen Rohingya in Burma zu erklären. Das änderte sich als die Briten 1825 Arakan und Burma eroberten. Danach "strömten hundertausende [muslimische] Bengalen (oder "Chittagonians" wie die Briten sie nannten) auf Arbeitssuche nach Arakan. 1941 waren ein Drittel der Bewohner der Hauptstadt Arakans Bengalen. Diese Massenimmigration kurbelte die koloniale Wirtschaft an, aber die einheimischen Arakanesen waren darüber verbittert. Sie hatten keine Kontrolle und waren der Ansicht, dass ihre Jobs und ihr Land von Leuten weggenommen wurden, die sie als "illegale Immigrante" bezeichneten oder (abschätzig) als "Bengalen". Die Beziehungen verschlechterten sich noch während des Zweiten Weltkriegs, als die sich zurückziehenden Briten Muslime bewaffneten, um gegen Rakhine zu kämpfen, dass mehrheitlich mit den Japanern sympathisierte."

Nicht so recht überzeugt ist der Economist von Sudhir Hazareesinghs Buch "How the French Think: An Affectionate Portrait of an Intellectual People". Zwar teilt er die These vom Niedergang Frankreichs. Auch sei der Einfluss französischen Denkens auf die Welt seit Sartre, Camus und Foucault zurückgegangen, "aber es ist doch seltsam, dass [Hazareesingh] das beste Gegenbeispiel nicht erwähnt, Thomas Piketty, ein Ökonom, dessen Buch 'Das Kapital im 21. Jahrhundert' die englischsprachige Welt gerade im Sturm erobert hat. Der Autor wertet dessen Fach als 'technischen Bereich' ab."

Abschließend ruft der Economist Maestro Boulez noch ein fröhliches "Happy birthday, Pierre" zu.
Archiv: Economist

Les inrockuptibles (Frankreich), 09.06.2015

Jean Marie Durand und Frédéric Bonnaud unterhalten sich mit den Journalisten Philip Short und Edwy Plenel über den früheren französischen Präsidenten François Mitterrand, zu dem beide gerade Bücher veröffentlicht haben: der Engländer Short die Biografie "François Mitterrand, portrait d"un ambigu" und der Franzose Plenel ein Buch über die Affäre des 1985 vom französischen Geheimdienst versenkten Greenpeace-Schiffs Rainbow Warrior: "La Troisième équipe, Souvenirs de l"affaire Greenpeace". Plenel hatte in Le Monde enthüllt, dass Mitterand die Operation abgesegnet hatte. Er meint: "Das Motiv zu dieser Affäre ist heute interessant für uns: Sie ist nicht nur einfach ein dunkles Kapitel, sondern sie sagt auch etwas darüber aus, inwiefern die tiefe Identitätskrise der gegenwärtigen französischen Politik auf diese Anfänge des Mitterandismus zurückgeht: die Unfähigkeit, die neue Welt zu verstehen, die Ende der 1980er-Jahre plötzlich entsteht. Denn das Motiv besteht darin, dass Mitterand derjenige Präsident ist, der die meisten Atombomben hat hochgehen lassen, mehr als Gaulle, Pompidou, Giscard und Chirac. Es ist eine Vision französischer Stärke, in der man aus der Distanz von dreißig Jahren erkennt, dass sie die entnuklearisierte Welt nicht vorhergesehen hat: die Vision eines Frankreich in einer anderen Welt." Short geht gnädiger mit Mitterand um: "Ich widerspreche in meinem Buch nicht dem, was Sie da sagen. Aber ich habe Zweifel hinsichtlich der Schlüsse, die Sie aus den Erinnerungen von Admiral Lacoste ziehen. Sie interpretieren sie als endgültigen Beweis für die unmittelbare Verantwortung von Mitterrand. Ich glaube, das kann man nicht machen, Lacoste sagt das nicht. Aber es stimmt, dass Mitterand Bescheid wusste, er hat gelogen bis hin zur Aufdeckung der dritten am Einsatz beteiligten Mannschaft."

Bloomberg Businessweek (USA), 15.06.2015

Codes, Algorithmen, Programmieren, Apps entwickeln - Buzzwords, denen man im Zeitalter der Digitalisierung täglich begegnet. Doch was verbirgt sich dahinter? In epischen, aber äußerst unterhaltsamen 38000 Zeichen hat Paul Ford die Aufgabe auf sich genommen, der Welt zu erklären, was das eigentlich ist, "Code". Und was Algorithmen sind: Das ist nämlich ein Wort, "das Autoren verwenden, um smart zu erscheinen, wenn es um Technologie geht. Journalisten haben eine Neigung, über den "Facebook-Algorithmus" zu schreiben oder den "Google-Algorithmus", was im wesentlichen nicht akurat ist. Sie meinen Software. Algorithmen benötigen Computer auch nicht mehr als Geometrie es tut. Ein Algorithmus löst ein Problem und wenn er großartig ist, erhält einen Namen. ... Die schwerste Herausforderung beim Programmieren besteht darin, mit Aufgaben klarzukommen, die sich nicht berechnen lassen, also Wege zu finden, um unmögliche Aufgaben in möglichst kleine, mögliche Bestandteile zu zerlegen, um dann den Eindruck zu erwecken, dass der Computer etwas tut, was er in Wirklichkeit gar nicht tut, etwa eine menschliche Unterhaltung führen. ... Wenn Du mit Siri oder Cortana sprichst und sie Dir antworten, dann nicht, weil sie Dich verstehen. Sie verwandeln Deine Wörter in Text, zerlegen diesen Text in Symbole, gleichen diese Symbole dann mit denen in ihrer Begriffsdatenbank ab und erstellen dann eine Antwort. Tonnenweise Algorithmen, gebündelt und angewendet, bedeuten, dass Computer in der Lage sind, so zu tun, als würden sie Dir zuhören." Und passend dazu, ist das Cover der aktuellen Ausgabe hübsch nerdig ausgefallen.

Aktualne (Tschechien), 11.06.2015

"Urlaub im Protektorat" (Dovolená v Protektorátu) heißt die tschechische Reality-Show, die im Ausland mehr Gemüter erregt hat als in Tschechien selbst. Helena Zikmundová fasst zusammen: "In der Sendung tritt eine echte Familie auf, die historisch verkleidet, in die Einsamkeit der Beskiden gebracht wurde und dort unter Bedingungen lebt, die der Zeit des "Protektorat Böhmen und Mähren" ähneln sollen. Bewältigen die Laiendarsteller die für sie erdachten Aufgaben, erhalten sie zum Schluss eine Million Kronen. Erinnerungen von Zeitgenossen und die Empfehlungen von Historikern bilden die Grundlage, Authentizität sollen Schauspieler garantieren, welche Dorfbewohner oder deutsche Gestapomänner mimen, die Zuschauer werden durchgehend mit Kommentaren aus dem Off versorgt. Das Problem beginnt jedoch schon beim Übergang vom groben Entwurf zu einem lebensfähigen Konzept; es gibt nämlich keine Möglichkeit, wie die Sendung nicht in ein Fettnäpfchen treten könnte. Entweder bleibt sie der Realität der Protektoratszeit eher fern, und dann macht sie aus der traumatischen Erfahrung von Hunderttausenden nur ein Spiel, oder aber sie kommt ihr nahe, und dann würden wir auf dem Bildschirmen im Grunde Menschenquälerei mitansehen."
Archiv: Aktualne

New York Magazine (USA), 15.06.2015

Lisa Miller fragt sich im aktuellen Heft, ob und wie Papst Franziskus sein Einstehen gegen Ungleichheit und Unrecht mit den rigiden Machtstrukturen des Vatikans vereinbaren kann. Allein das Ritual einer Messe auf dem Petersplatz in Rom lässt sie zweifeln, auch wenn via App jeder die Liturgie verstehen kann: "Die Modernität und Globalität des Ganzen kollidierte sichtbar mit dem antiken Ritual vor meinen Augen. Franziskus mag Bescheidenheit und Liebe predigen, aber das hier sprach eine andere Sprache, die einer uralten hierarchisch organisierten Institution, die sich ganz unironisch als patriarchisch versteht, Macht ansammelt und Begünstigungen, die Sakramente zum Beispiel, an ihre Anhänger verteilt. Während die Menge gegen die Absprerrung drängte, wurde VIPs der Zugang in die Nähe des Altars gewährt, andere wurden von der Security auf Abstand gehalten. Innerhalb der Absperrung promenierten diejenigen, die ihr Leben Gott geweiht hatten, wie seltene Vögel, Hunderte von ihnen, gewandet in Kostüme aus fernen Zeiten, die ihren Rang symbolisierten, für den Laien rätselhaft … All diese Leute hatten ihren Platz unweit des Altars, in Sichtweite zum Pontifex, der schließlich, gekleidet in Weiß und Gold, auf einem weißen Sessel Platz nahm - einem Thron."

Nepszabadsag (Ungarn), 12.06.2015

Als Leiter des Film, Media, and Cultural Studies Graduate Program an der Budapester Universität ELTE, verteidigt der Kunsthistoriker und Medienwissenschaftler Péter György die vor kurzem verkündete Entscheidung der Katholischen Universität Péter Pázmány (PPKE) über die Einführung eines Pflichtfachs für alle Studiengänge mit dem Titel "Der Holocaust und seine Erinnerung": "Die Aufnahme eines Pflichtfachs ins Studienprogramm - unabhängig vom Fach - ist eine kritische Sache für die Befürworter der liberalen Pädagogik. Doch das Wesen der Universität besteht auch aus Fächern, die jeder belegen muss, aus Pflichtfächern. (...) Ich halte es für keinen Zufall, dass die Leitung der PPKE, also die Ungarische Katholische Kirche (als Trägerin) jetzt beschlossen hat, in der Öffentlichkeit darüber zu sprechen, worüber einige ihrer Lehrer bis jetzt schwiegen. Wir leben in Zeiten des schon in seinem Namen skandalösen Veritas Instituts, des schon in seinem Namen entwürdigenden Haus der Schicksale mit seinen leeren Plänen, wir leben in der Ära des schrecklichen Mahnmals am Freiheitsplatz. Wenn ich es richtig verstehe, dann versteht man dies am Campus der PPKE ebenso wie bei uns an der ELTE."
Archiv: Nepszabadsag
Stichwörter: Ungarn, Pädagogik

New York Times (USA), 14.06.2015

Im aktuellen Magazin der New York Times schildert Samantha M. Shapiro, wie die an den Evangelikalismus angelehnte Pfingstbewegung in Brasilien immer mehr Kinderprediger hervorbringt, ein fragwürdiges Geschäft, aber mit enormen Effekten: "Keiner kennt die genaue Zahl der Kinderprediger in Brasilien, doch es dürften Tausende sein, meist kommen sie aus armen Familien und sind mit den "Assemblies of God" assoziiert, deren Glaube ab 1914 von Missionaren auch nach Südamerika gebracht wurde. In Brasilien stellen die "Assemblies of God" heute die größte Konfession der Pfingstbewegung dar. Ihr zentraler Glaubenssatz besagt, dass Gott in der Welt auf aktive Weise präsent ist und der Mensch an seiner göttlichen Kraft teilhaben kann, genau wie Jesus oder Peter und Paul durch Prophezeiung, Zungenreden und die Heilung von Kranken. "Assemblies of God" besteht darauf, dass sich der Heilige Geist nicht allein durch gelernte Priester offenbart, sondern durch jeden - die Mittellosen, die Ungebildeten, sogar durch Kinder. Der Erfolg der Pfingstbewegung ist verantwortlich für eine drastische Veränderung im Christentum. Noch in den 70ern gehörten weniger als zehn Prozent der Christen dieser Bewegung an, heute ist es etwa ein Viertel, mehr als bei jeder anderen Konfession. Damit hat die Pfingstbewegung das Zentrum der Christenheit von Europa in den "globalen Süden", nach Afrika, Asien und Lateinamerika verschoben."

Außerdem in der Times: Dan Kaufman berichtet aus Wisconsin, wo sich Gewerkschaften und Republikaner weiterhin heftig bekriegen. Und Alexandra Alter findet in Joshua Cohens Roman "Book of Numbers" eine neues Beispiel für die "Great American Internet Novel", das einzige Problem des Buches: Die Wirklichkeit ist schneller.
Archiv: New York Times