17.01.2017. Im Jacobin fordert der syrische Autor Yasser Munif die westliche Linke auf, endlich die Anatomie des syrischen Regimes anzuerkennen. Im CulturMag analysiert Dominik Graf liebevoll die erstaunlichen Sonderwege des deutschen Films. Es war Frauenverachtung, die Donald Trump nach oben gebracht hat, hält die LRB fest. In HVG erklärt Verleger Sándor Mészáros, warum der slowakisch-ungarische Verlag Kalligram nach 25 Jahren aufgeteilt wird. London ist der sichere Hafen für korruptes Kapital, lernt der Guardian.
Jacobin, 09.01.2017

Da in Syrien nicht die üblichen Verdächtigen Amerika und Israel als die Bösen figurieren, bringt die
westliche Linke kaum Interesse für diesen Konflikt auf. Umso tapferer das
große Gespräch im marxistischen New Yorker Magazin
Jacobin, in dem der syrische Autor
Yasser Munif die westliche Linke auffordert, die Verantwortung
Baschar al-Assads und
Wladimir Putins zu benennen. Nebenbei erklärt er einige Hintergrundaspekte, die die
Hartnäckigkeit des Assad-Regimes verständlich machen: "Es ist nicht klar, warum Teile der Linken die Anatomie des syrischen Regimes nicht verstehen, das sich allein auf diese Vaterfigur bezieht, in seinen Slogans, seiner Ideologie, selbst in den vielen Graffiti auf den Straßen. Wenn
Assad gestürzt würde, könnte auch das Regime nicht sehr lange überleben, denn es ist so gebaut, dass es fast unmöglich ist, den
Kopf vom Körper zu trennen. Anders als in Ägypten, wo es Institutionen gibt, die den Austausch des Diktators erlauben, wie wir sehen konnten, als Sisi Mubarak ersetzte und das ganze System erhielt, ist ein solches Szenario in Syrien meiner Meinung nach nicht möglich. Es ist kaum möglich Assad abzusetzen, und in Syrien die Diktatur zu erhalten."
Backchannel, 11.01.2017
BitTorrent ist nicht nur eine Technologie, sondern auch eine Firma, ursprünglich gegründet von
Bram Cohen, dem Erfinder des Programms, mit dem sich große Datenmengen in Netzwerken bewegen lassen. Es wurde zum illegalen Download von Filmen genutzt, ist aber selbst absolut legal. Auch Firmen wie
Twitter und Facebook setzen es ein, um ihre riesigen Datenmengen zu bewältigen. Nur die Firma ist
so gut wie pleite. Jessi Hempel
erzählt in traurigen Details in
Backchannel, einem
Wired-Ableger, wie Versuch um Versuch misslang, ein
Geschäftsmodell für BitTorrent zu finden - auch die Idee, eine Konkurrenz zu Netflix aufzubauen, scheiterte: "Jeder meiner Gesprächspartner hat eine andere Idee darüber, was falsch lief mit dem Start up. Interne Kämpfe. Übermäßige Ausgaben. Strategische Fehler. Aber absolut alle waren sich in einem Punkt einig: Cohens Erfindung war brillant... Vielleicht ist die Lektion hieraus, dass
Technologien nicht immer
Produkte sind. Und sie sind nicht Firmen. Sie sind eben nur verdammit gute Technologien."
Linkiesta, 14.01.2017

Zum Glück gibt es
Alain Badiou, der die Weltformel schon parat hat. Es handelt sich um den
Marxismus, mit dessen Bibeln in der Hand wir nur noch Revolution machen müssen,
erklärt er Nicola Grolla. Vom
Internet dürfe man sich dagegen nichts erwarten. Es sei nur ein Sphäre, die die Entstehung neuer Weltkonzerene und polizeilicher Überwachung begünstigt habe. "Auch die elektronischen Spiele verdummen nur ihre Fanatiker. Die Sache ist, dass wir
all diese Kindereien beiseite lassen und verstehen müssen, dass die Technik seit drei Jahrhunderten nur die entscheidende Zone kapitalistischer Berecherung ist: von der Dampfmaschine bis zu den Atomkraftwerken, von der Laterna magica bis zum Fernsehen, vom Kartenspiel bis Pokémon. Das ist alles nichts Neues, während es unser Pflicht bleibt, die Alternative zu denken."
New York Times, 15.01.2017

In der aktuellen
Ausgabe des
New York Times Magazines macht uns Jon Mooallem mit einem nahen Verwandten bekannt: dem
Neanderthaler. "Neanderthaler begruben ihre Toten wie der Homo sapiens auch, sie stellten Schmuck, Werkzeuge und Pigmente her, um sich zu bemalen, Hinweis auf eine symbolische Weltsicht. Ihre Anatomie ermöglichte Sprache … In Gibraltar gibt es Hinweise darauf, dass sie schwarze Vogelfedern für Zeremonien verwendeten. Einst als Aasfresser verschrien, erscheinen sie neuesten Erkenntnissen zufolge als
Jäger und Sammler, die Seehunde und Meeresfrüchte und Kamille aßen und
Zahnstocher benutzten … Solch flexibles und komplexes Verhalten galt bisher als Ausweis unserer Besonderheit. Die Forschung übersah einfach, was sie heute mit neuen Technologien und offenen Augen erkennt. Die wahre Überraschung ist auch nicht das Können der Neanderthaler, sondern die Tatsache, dass ein Teil der Forschung unser anderes Selbst
vehement ausblendete, und die Vorurteile dahinter. Eine Art 'moderner menschlicher Suprematismus'".
Außerdem: Patrick Symmes
beschreibt den Krieg des philippinischen Präsidenten
Duterte gegen die Drogen in seinem Land als
staatlich unterstützte Mordserie. Taffy Brodesser-Akner
lässt sich von Dampf-Talker Andy Cohen die Welt des
Reality-TV erklären. Und Greg Howard
denkt über die Nominierung des farbigen Neurochirurgen
Ben Carson zum Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung nach.
CulturMag, 15.01.2017

Wohl kein zweiter schreibt so sinnlich wie kundig über die Geschichte des BRD-Kinos wie der Filmemacher
Dominik Graf. Das
CulturMag bringt die "Director's Cut"-Fassung von Grafs Beitrag zur filmhistorischen
Aufsatzsammlung "Geliebt und verdrängt" über das
deutsche Kino der 50er Jahre, die anlässlich der Retrospektive beim Filmfestival in Locarno erschienen ist. In seinem Essay ertastet der Regisseur die
Konturen des Männerkörpers im Nachkriegskino, die sich ihm unter anderem auch in den Synchronisationen amerikanischer Filme offenbaren: Diese Praxis mag als Ausweis von Provinzialismus gelten, doch sie hat auch "deutschen Schauspielern
sprachliche Coolness gelehrt, wenn sie Jean Paul Belmondo oder Humphrey Bogart sprechen konnten. Hinzu kommt, daß die deutschen Mimen im Synchronstudio vollends
die Sau rauslassen konnten, ja mußten, wenn sie sich an Louis de Funes' oder Alberto Sordis Tempi angleichen sollten. Und so sah man bzw hörte, was sie alle technisch-schauspielerisch konnten! Zu solchen Höchst-Leistungen gab ihnen nämlich das deutsche Kino ab den 70ern nur noch selten Gelegenheit. ...Um zu einem gerechten Urteil des westdeutschen Kinos (im Grund bis in die Jetzt-Zeit) zu kommen, muß man solche
erstaunlichen Sonderwege des deutschen Films auch ans Herz drücken können, will sagen: erspüren, wie sehr die Grenzen, die Übergänge stets ineinander flossen. Wahnsinn und Modernität, Tradition und Lüge, Verdrängung und wunderbares Understatement, Aufrichtigkeit, Kunst und Kunstgewerbe sind Nachbarn im deutschen Film und erzeugen so ein
schmerzhaftes Quietschen in den Scharnieren der Darstellung, der Herstellung - aber auch oft eine wirklich
einzigartige Schwingung der Filme."
Sehr unterhaltsam und erfreulich ausführlich geraten ist auch ein
Beitrag von
Lee Child, in dem der
Bestsellerautor erklärt, wie er seine Thrillerfigur
Jack Reacher ersonnen hat. Unter anderem erfahren wir auch, dass die ikonische Figur ihren Namen auf sehr unkonventionelle Weise erhalten hat - beim Einkauf: "Im Supermarkt trat - was für große Männer eine alltägliche Erfahrung ist - eine kleine alte Dame zu mir und sagte: 'Sie sind ein recht großer Mann, könnten Sie mir bitte diese Dose reichen (Englisch: 'to reach')?' Meine Frau sagte zu mir: 'Wenn das mit dem Schreiben nicht funktioniert, kannst du jederzeit als Reicher (Englisch: 'reacher') im Supermarkt arbeiten.' Ich dachte,
was für ein toller Name! Und ich nahm ihn und muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich im Internet Kommentare lese, in denen es heißt, dass ich den Namen gewählt hätte, weil
das Zielstrebige und Unaufhaltsame darin enthalten seien." Dazu ein Hinweis in eigener Sache: Bereits 2007 hat
Perlentaucher Ekkehard Knörer einen
Essay über diesen großartigen Thriller-Zyklus geschrieben, der Reacher-Neulingen gut als Einstieg dienen kann.
Außerdem: Ein
Auszug aus
Georg Seeßlens neuem
Buch, in dem der umtriebige Kulturkritiker das Phänomen Trump aus Perspektive der Popkultur deutet.
Respekt, 15.01.2017

Erik Tabery, Chefredakteur des tschechischen Wochenmagazins
Respekt,
wünscht sich mehr
intellektuelle Redlichkeit bei der Benennung von Gegenwartsphänomenen: "Es gibt Momente, wo die Sprache uns verrät. Angesichts unserer genannten Geschichtskenntnisse haben wir die Tendenz, aktuelle Ereignisse mit den vergangenen zu vergleichen. Häufig benutzen wir dafür sogar den Begriff '
Neo' - wir haben also einen Neonazismus, einen Neofaschismus und, immer öfter zu hören, einen Neomarxismus. Nach der Wahl Donald Trumps behalf sich eine Reihe von Journalisten und Beobachtern mit dem Begriff '
Faschismus', um das Trump-Phänomen zu beschreiben. Und auch bei uns lesen wir ab und zu von einer Faschisierung der Gesellschaft." Diese Schlagwörter bewirken jedoch laut Tabery ein
Abstumpfen der Sensibilität für ganz neue Formen der Bedrohung für die freie Gesellschaft. "Der Fall Ungarn beweist, dass es möglich ist, ein relativ unfreies Land zu schaffen, das weder mit dem Faschismus noch mit dem Kommunismus zu tun hat. Wenn heute also etwas nottut, dann dass wir uns von den diversen
Stempeln lösen - auch wenn die Erinnerung an die Geschichte weiter von großer Bedeutung ist - und nach einer eigenen Interpretation für das gegenwärtige Geschehen suchen."
London Review of Books, 16.01.2017

Es war
Frauenverachtung, die Donald Trump nach oben gebracht hat,
hält Rebecca Solnit in einem zornigen Text fest. Sie erinnert noch einmal daran, dass
Trumps Aufstieg und der Niedergang wahrheitsgetreuer Medien in großem Maße vom Sender
Fox News befeuert wurde, den Trumps Medienberater Roger Ailes wie ein
Ein-Mann-Bordell geführt hatte. Aber die Misogynie zeigt sich für Solnit vor allem darin, dass Hillary Clinton machen konnte, was sie wollte, sie war immer schuld: "Allein
Hillary Clinton stand zwischen uns und einem rücksichtslosen, instabilen, ignoranten, geistlosen, unendlich vulgären, den Klimawandel leugnenden,
weiß-nationalistischen Frauenfeind mit autoritären Ambitionen und kleptokratischen Plänen. Doch viele Leute, besonders weiße Männer, konnten sie nicht leiden, und das ist eben auch ein Grund für Trumps Sieg. ... Nie gaben sich diese Männer selbst die Schuld, dass sie Donald Trump nicht aufgehalten haben, auch nicht den Wahlmännern und nicht dem System."
Sehr lesenswert
erzählt Adam Shatz die Geschichte
Frantz Fanons nach, dessen Schriften in Frankreich gerade neu herausgegeben wurden. Shatz erinnert an Fanons Theorie der
Entkolonialisierung, seine Zeit als Psychiater im Algerienkrieg, seinen
Glauben an die Gewalt und kommt dann zu einem Schluss, der sehr typisch ist für die amerikanische Linke: "Der
Universalismus ist als Währung entwertet: Bei allem Gerede von Transnationalismus sind die einzigen beiden postnationalen Projekte, die derzeit im Angebot stehen, die flache Welt der Globalisierung und die islamistische
Tabula Rasa des Kalifats:
Davos und Dabiq. Doch Fanon wird nicht verschwinden. Den Glauben an die reinigende Kraft der Gewalt teilt nicht nur der Islamische Staat, dessen spektakuläre Attacken und aufgeschlitzte Kehlen einer Low-Tech-Variante von 'Shock and Awe' gleich kommen, sondern auch die Architekten des Dronenkriegs und der humanitären Intervention. Die von Fanon aufgeworfenen Fragen über die
Grenzen des westlichen Humanismus und die Kluft zwischen Arm und Reich, sind noch immer relevant."
Weiteres: Seit die USA auch europäische Firmen belangen, wenn diese im Ausland
bestechen oder korrumpieren, betonen vor allem Ölkonzerne ihre strengen
Compliance-Regeln. Alexander Briant
erzählt, wie er von einem "
britischen Ölkonzern" als Anwalt nach Nigeria geschickt wurde, um intern in Port Harcourt zu ermitteln.
El Espectador, 15.01.2017

"Von Lesbos nach
Jericó." Héctor Abad
fordert Solidarität mit Flüchtlingen: "Kolumbien war lange Zeit
allergisch gegen Immigranten. Nicht weil die Menschen hier fremdenfeindlich sind - im Gegenteil, ein guter Teil der Kolumbianer ist durchaus fremdenfreundlich, wie mir scheint -, aber die Regierungen waren es seit jeher, jedenfalls wenn es um Morisken, Juden, Muslime, Konvertierte oder Protestanten ging. Dafür sorgte auch der starke Einfluss der
katholischen Kirche. Millionen Kolumbianer haben während des vierzigjährigen gewaltsamen Konfliktes in anderen Ländern Zuflucht gesucht. Jetzt gilt es, etwas zurückzugeben und - viel verlange ich für den Anfang gar nicht - wenigstens
200 oder 300 syrische, iranische oder afghanische Familien in Kolumbien aufzunehmen, die zurzeit auf den griechischen Inseln frierend in Eis und Schnee festsitzen. Das ist so gut wie nichts, aber gar nichts wäre noch schlimmer. Kolumbien muss und kann das leisten."
New Yorker, 23.01.2017

In der neuen
Ausgabe des
New Yorker beklagt Atul Gawande den Verlust
intensiver ärztlicher Behandlung auch über längere Zeiträume: "Wir haben heroische Erwartungen an die Medizin. Nach dem Krieg heilten Penizillin und andere Antiobotika bakterielle Erkrankungen, von denen man angenommen hatte, dass nur Gott sie beenden könnte. Polio, Diphterie, Masern wurden erfolgreich bekämpft. Die Chirurgie öffnete Herzen, verpflanzte Organe und entfernte einst als inoperabel geltende Tumore. Infarkte konnten gestoppt, Krebs gehilt werden.
Eine einzige Generation erfuhr eine Verwandlung in der Behandlung menschlicher Erkrankungen wie keine andere zuvor. Es war wie die Entdeckung des Wassers als Mittel gegen Feuer. Und genauso ist unser Gesundheitssystem: Ärzte sind die Feuerwehr. Aber das Modell hat einen Fehler. Wenn eine Krankheit ein Feuer ist, so braucht es unter Umständen Monate oder Jahre, um sie zu löschen. Die Behandlung kann Nebeneffekte haben, Komplikationen, die weitere Aufmerksamkeit benötigen.
Chronische Krankheiten sind heute normal, aber wir sind darauf schlecht vorbereitet. Vieles, was uns leiden lässt, braucht ein
geduldigeres Können."
Außerdem: John Seabrook
singt seine persönliche Ballade von der
Alkoholabhängigkeit. Jonathan Blitzer
berichtet über das gefährliche Leben aus den USA abgeschobener Immigranten in
El Salvador. Und Sarah Stillman
sorgt sich um das Fortbestehen von Obamas Verhaltenforscher-Teams unter einem wissenschaftsskeptischen Präsidenten.
Benjamin Kunkel stellt den argentinischen Autor
Antonio Di Benedetto vor, dessen Roman "Zama" er als Meisterwerk feiert wie vor ihm schon
J.
M.
Coetzee in der
NYRB (
unser Resümee). Alex Ross
feiert den "Guerilla Minimalismus" des Komponisten
Julius Eastman.
Lesen dürfen wir außerdem
Elif Batumans Short Story "Constructed Worlds"
HVG, 17.01.2017

Nach 25 Jahren wird der slowakisch-ungarische Verlag
Kalligram mit bisherigem Sitz in Bratislava aufgeteilt. Unter anderem war es ein Anliegen des Verlags die slowakische und die ungarische Literatur in der jeweils anderen Öffentlichkeit vorzustellen. So veröffentlichte Kalligram in dieser Zeit um die hundert Werke der zeitgenössischen ungarischen Literatur in der Slowakei. Der Chefredakteur und Eigentümer des nunmehr ungarischen Teils des Verlags,
Sándor Mészáros erklärt die Teilung: "Der Verlag startete mit dem ernsten Vorsatz: Grenzen sind nicht interessant, fokussiert wird es auf die zeitgenössische slowakisch-ungarische Literatur. Die
ungarisch-sprachige Kalligram macht weiter, der slowakische Teil wird sich dagegen verändern. (...) Referenz für die slowakische zeitgenössische Literatur war immer die tschechische Literatur. Doch durch unsere Veröffentlichungen wurde die
slowakische Literatur auch von der ungarischen inspiriert. Esterházys 'Harmonia Caelestis' und noch mehr Lajos Grendel, dessen gesamtes Lebenswerk auf Slowakisch zugänglich ist und der fruchtbar zum Heraustreten der slowakischen Prosa aus der großrealistischen Tradition beitrug.
Umgekehrt gilt diese Wirkung weniger, denn bei uns wurden nur wenige slowakische Schriftsteller bekannt. Grundsätzlich ging die Interesse an den Geist von 'Zwischen-Europa' zurück. Der ungarische Leser schaut auf
angelsächsische und deutsche Bestsellerautoren. Seine Kenntnisse der polnischen, tschechischen, rumänischen, serbischen, slowenischen und slowakischen Literaturen sind lückenhaft bis sporadisch."
Guardian, 14.01.2017

Jamie Doward
erzählt in einem sehr lesenswerten Hintergrundartikel, wie
London und Großbritannien immer mehr zu einem sicheren Hafen für
korruptes Kapital und seine Eigner wird, in einem Ausmaß, das inzwischen sogar wohlhabende Londoner aus ihren Vierteln vertreibt. Mehr als hunderttausend Grundstücke und Immobilien - oft in den allerbesten Lagen - in London und und bevorzugten Landhausregionen gehören anonymen Personengesellschaften. Selbst Transparency International ist nicht in der Lage, die
eigentlichen Besitzer dieser Immobilien zu benennen. Bei den Besitzern der Filetstücke handelt es sich häufig um
Oligarchen und Diktatorenkinder: Das nach Britannien fließende Kapital "ernährt eine Armee von ausgepichten
PR-Profis, die auf 'reputation laundering' spezialisiert sind - das heißt, sie helfen zweifelhaften Individuen ihren sozialen Status zu verbessern, indem sie sicherstellen, dass sie zu den richtigen Parties und Fundraisingdinners eingeladen werden und dass sie ihr Geld bei den richtigen Wohltätigkeitsorganisationen, Thinktanks und Galerien ausgeben. London ist auch eine von einem halben Dutzend Städten - neben Dubai, New York, Shanghai, Peking und Hong Kong -, wo man nicht nur gut kaufen kann, sondern auch die Profis für
komplexe finanzielle Transaktionen findet."