Magazinrundschau

Die Idee eines freien Graswurzel-Internets

Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
17.04.2018. Vom Verderben der Mütter zum James Bond der Destillation - Prospect analysiert die Entweiblichung des Gin. Im Believer erzählt Michelle Tea von der großen Zeit der HAGs. Hospodarske noviny erinnert an Milos Forman. Im New York Magazine diskutieren ein paar Digital-Veteranen ihre schlimmsten Fehler. In La vie des idees erinnert der Sozialhistoriker Cédric Passard an die Ära der Pamphlete. In der LA Review of Books will der Schriftsteller Richard Powers mehr Bäume als Protagonisten.

New York Magazine (USA), 13.04.2018

Das Internet entspringt dem Geist der Hippie-Utopien - vermengt man diesen Geist mit aggressivem Kapitalismus entsteht dabei das dystopische Szenario unserer Gegenwart, in dem Milliarden Menschen politisch in Wallung gebracht und an ihre Bildschirme getackert werden, weil beides Aktivitäten fördert, mit denen sich Werbeeinblendungen verkaufen lassen. So jedenfalls das Fazit aus Noah Kulwins Collage von Wortmeldungen aus dem Munde zahlreicher reuiger Internet-Pioniere, die sich zusehends fragen, ob sie die Büchse der Pandora geöffnet haben. Insbesondere der Siegeszug von Facebook und der Börsencrash von 2008 wird für die Entwicklung verantworlich gemacht - die Idee eines freien Graswurzel-Internets wurde zunehmend suspendiert: "Das libertäre 'Scheiß auf die Regierung'-Ethos nahm zu", sagt Antonio García Martínez, der das Werbesystem von Facebook mitentworfen hat. "Diese ganze Auffassung, von wegen, schnell bewegen, Sachen zerstören, auf die Konsequenzen pfeifen. Das läuft immer noch alles unter der Marketing-Hülle von wegen 'die Welt zu einem bessere Ort machen'. Aber hinter diesem Deckmäntelchen, befindet sich dieses geradezu soziopathische Milieu." Ethan Zuckermann, der die Welt mit der Segnung der PopUp-Werbung 'beschenkt' hat, ergänzt: "Im Lauf der letzten zehn Jahre haben die sozialen Medien alles daran gesetzt, das Web nahezu irrelevant zu machen. Facebook würde es aus vielen Gründen vorziehen, wenn wir das Internet nicht mehr hätten. Sie würden es vorziehen, wenn wir stattdessen Facebook hätten." Und nochmal García: "Würde E-Mail jetzt erfunden werden und hätte Mark Zuckerberg seine Finger im Spiel, dann wäre E-Mail eine vertikal integrierte, proprietäre Sache, auf der niemand etwas aufbauen könnte."

La vie des idees (Frankreich), 17.04.2018

Der Sozialhistoriker Cédric Passard muss erst gar nicht den Bezug zur Facebook-Ära herstellen, um klarzumachen, wie einschlägig seine Betrachtung über die "Ära der Pamphlete" gegen Ende des 19. Jahrhunderts ist: In Frankreich herrscht seit 1881 einigermaßen Pressefreiheit, und auch damals konnte es schon recht gewalttätig zugehen. Damals, so Passard, lernte die Demokratie aber auch im Diskurs erste Verhaltens- und Verfahrensregeln: "Der Aufschwung der Pamphlete ist auch mit einigen Langzeitentwicklungen bei der Leserschaft in Verbindung zu bringen, die das Ergebnis tiefer Veränderungen der französischen Gesellschaft sind: Die Menschen gehen immer mehr zur Schule, die Mundarten nehmen ab, die Alphabetisierung schreitet voran. Der pamphletäre Diskurs, der sich zwischen dem Mündlichen und dem Schriftlichen ansiedelt und aus schlecht beleumundeten Registern des sozialen Raums wie der Beleidigung und dem Gerücht schöpft und Karikaturen, aber auch Roman-Dramaturgien einsetzt (Dramatisierung, Sensationslust, Inszenierung des Privatlebens) scheint bestens zu dieser Ära der Massen, die lesen und abstimmen, zu passen."

Prospect (UK), 16.04.2018

Maeve Marsden erinnert daran, dass Gin seit dem 18. Jahrhundert in Kampagnen gegen Alkoholismus feminisiert wurde, um das Skandalon des Trinkens zu vergrößern. Wenn von dem Schnaps als "Muttermilch", "Muttertränen" oder "Verderben der Mutter" gesprochen werde, so Marsden, verweist dies auf eine Propaganda, die immer wieder Gin-schwangere Frauen beschwor, die ihre Kinder im Rausch im Stich gelassen oder versehentlich getötet hätten, während über Missetaten von Seiten trunkener Väter Stillschweigen gewahrt wurde. Da stoßen ihr die neuesten Entwicklungen in Sachen Gin doch eher sauer auf: "Nicht nur hat der Gin seine Assoziation mit armen Frauen abgeschüttelt, er hat - vielleicht sogar genau deshalb - einen großen Marktwert entwickelt... Politisch und logistisch betrachtet, kann man das auf die Änderungen der Destillationsgesetzte in den vergangenen Jahrzehnten zurückführen, aber kulturell kann man eine Maskulinisierung dieser Sorte Schnaps beobachten, in deren Folge die Master Distillers - deren große Mehrheit männlich ist - als die James Bonds der Destillation vergöttert werden. Als Gin noch zu Hause von den Unterschichten hergerstellt wurde, war er ein Frauengetränk; jetzt, wo er angesagt ist, gehört er den Herren der Schöpfung. Er ist sogar so befreit von Weiblichkeit, dass 'Gin-Liebhaber' als Beschreibungsmerkmal genauso anerkannt ist wie Fan eines bestimmten Fußballvereins zu sein."
Archiv: Prospect

Hospodarske noviny (Tschechien), 17.04.2018

Nachdem letzte Woche der tschechische Filmregisseur und KZ-Überlebende Juraj Herz starb ("Der Leichenverbrenner"), ist die Filmwelt um eine weitere Größe ärmer: Vor wenigen Tagen starb Miloš Forman, dessen amerikanische Produktionen ("Einer flog übers Kuckucksnest", "Hair", "Amadeus" u.a.) ihn international berühmt machten und dessen tschechisches Frühwerk ("Der schwarze Peter", "Die Liebe einer Blondine", "Der Feuerwehrball") es immer neu wieder zu entdecken gilt. Kamil Fila resümiert, Forman habe sich eindeutig um den tschechischen Staat verdient gemacht, denn dank ihm wüssten Millionen Menschen im Ausland, "dass es da ein seltsames kleines Land in Europa gibt, in dem man Feuerwehrbälle veranstaltet und die Tombola plündert." Fila erinnert aber auch daran, dass viele von Formans Filmen kommerzielle Misserfolge waren. Dass ausgerechnet der im 18. Jahrhundert in Österreich spielende "Amadeus" in den USA so ein Hit wurde, habe damit zu tun, dass "Mozart auf seine Weise ein Comic-Superheld ist, mit musikalischen Superkräften begabt". Formans Lebensthema sei der Kampf der Außenseiter gegen die Institutionen gewesen. "Uns Tschechen schenkte er während des letzten Regimes mit seinen in der Emigration gedrehten Filmen die Hoffnung, dass wir vielleicht eines Tages dem Irrenhaus entkommen würden."

LA Review of Books (USA), 07.04.2018

Ein Buch, dessen Figurenpersonal sich ausschließlich aus der Welt der Bäume rekrutiert, hat Richard Powers mit seinem neuen Roman "The Overstory" zwar nicht vorgelegt, doch in den Fingern hat es ihn dazu schon gekitzelt, gesteht er im Gespräch gegenüber Everett Hammer. Ohnehin haben ihn jüngere Entfremdungserlebnisse mit der Welt des Digitalen weiter zur Natur gedrängt und ihn auf einige Versäumnisse der Gegenwartsliteratur aufmerksam gemacht: Diese fokussiere noch immer stark persönliche und psychologische Facetten. "Wann immer Autoren wie Don DeLillo oder Lydia Millet oder Kim Stanley Robinson aus der Überschaubarkeit des Privaten und Häuslichen ausbrechen, ist der Effekt berauschend: 'Oh, es steht ja tatsächlich Größeres auf dem Spiel'. Das ist paradox: Während die Herausforderung des Fortbestands der Menschheit auf diesem Planeten nie größer und deutlicher vor uns lag, scheint sich die Literatur in einer Obsession für die privaten Hoffnungen, Ängste und Wünsche einzurichten. Sicher, diese Herausforderungen machen den Kern all unseres Tuns aus. Doch wenn der menschliche Einfluss auf die Umwelt das Klima auf den Kopf stellt, den Boden auslaugt und das Verschwinden von vierzig Prozent aller Spezies zur Folge hat, dann stellt der Rückzug ins Schöngeistige nichts als einen reaktionären Solipsismus dar. Wir brauchen Geschichten und Mythen, die sich mit dem Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt befassen, wir brauchen viele davon und rasch und in allen Formen und Farben."

Believer (USA), 31.05.2018

In einem langen und gut recherchierten Artikel porträtiert die Autorin Michelle Tea die Hauptvertreterinnen der HAGS, einer Gang aus wilden Butch-Feministinnen, die in den 90ern San Francisco unsicher machte. Die lesbischen Punks fielen durch ihr unbedingtes Einfordern von Resepkt ebenso auf wie durch ihre Aggressivität und ihre Drogenexzesse. So erlangten sie in der queeren Subkuktur einen Ruf als radikale Ikonen der Befreiung von jelichen Regeln. In den 90ern gab es, genau wie heute, sehr viele gewalttätige Übergriffe auf Homosexuelle, so Tea, die damals ebenfalls in San Francisco lebte. Die HAGS haben in ihren Augen einen unverwechselbaren Beitrag zum Widerstand gegen Homophobie geleistet: "Für einen gewissen Teil der queeren Bevölkerung bestand die Antwort auf solche Feindseligkeit nicht darin, respektabel zu werden und weiterhin zu arbeiten, um diese Bigotten davon zu überzeugen, dass wir doch 'genau wie sie' seien, sondern darin, genau die abartigen Monster zu werden, die sie uns zu sein beschuldigten, Gefallen an dieser monströsen Kraft zu finden, 'fuck you' und 'auf Wiedersehen' zum normalen Leben in einer solchen Gesellschaft zu sagen. Auftritt: die HAGS."
Archiv: Believer

New Yorker (USA), 23.04.2018

Im neuen Heft des New Yorker erläutert Dan Chiasson, wieso Stanley Kubricks "2001: A Space Odyssey" auch 50 Jahre nach seiner Entstehung noch gut aussieht: "Kubrick gestaltete seine Vision der Zukunft mit dem Fleiß eines Historienfilm-Regisseurs. 2001 ist teilweise eine sehr pingelige Rekonstruktion einer Zeit, die erst noch stattfinden sollte. Kubruck kannte die Exponate der 1964er Weltausstellung und verwendete Magazinartikel über das Zuhause der Zukunft. Produktionsdesigner Tony Masters meinte, die Welt von '2001' wurde zu einer ganz bestimmten Zeit, einem ganz bestimmten Ort mit der kohärenten Ästhetik eines historischen Labels wie 'Georgianisch' oder 'Victorianisch'. Wir erschufen eine Lebensart, erinnert er sich, bis zum Besteck … Indem er ein nicht allzu weit entfernte Zukunft wählte, wollte Kubrick sein Publikum die Probe machen lassen, ob seine Vorhersagen stimmen würden. Ein Teil seines Genies war es, das zu beeinflussen, indem er das Set mit Designdetails großer Marken ausstattete: Whirlpool, Macy's, DuPont, Parker, Nikon. Wenn das Jahr 2001 wie der Film aussah, dann auch deshalb, weil die Vorstellungswelt des Films in die Realität umgesetzt wurde."

Außerdem: Nick Paumgarten bereist den Rio Grande - eine durch Trumps Mauerpläne gefährdete atemberaubende Landschaft. Ian Frazier geht dem Geheimnis der Maraschino Kirsche nach. Und Adam Gopnik porträtiert den Kinderbuchautor Edward Lear. Und Carrie Battan hört Cardi Bs "Invasion of Privacy".
Archiv: New Yorker

The Atlantic (USA), 16.04.2018

Trotz riesiger Erfolge einiger weniger Blockbuster: Das Kino befindet sich rein vom Publikumszuspruch her insgesamt auf dem absteigenden Ast - auch wenn heutzutage mehr (und in Zukunft noch mehr) audiovisuelle Inhalte als je zuvor gesehen werden, Streaming sei Dank. Vor diesem Hintergrund wirft Derek Thompson einen Blick in die Kristallkugel und mutmaßt, welche Pläne Disney mit seiner Streaming-Offensive in naher Zukunft verfolgen könnte: Sollte der für einen Großteil der aktuellen Blockbuster-Produktion verantwortliche Konzern tatsächlich den Marktkonkurrenten Fox samt dessen Backkatalog schlucken können, bildet das soviel Muskeln auf dem Streaming-Markt, dass Disney sich dazu entschließen könnte, auf das Kino künftig ganz zu verzichten - schließlich schmälern die Umsätze etwa der Kinobetreiber die eigene Rendite empfindlich. Beispiel "Black Panther", mit dem der Konzert im ersten Monat der Kinoauswertung etwa 575 Millionen Dollar verdient hat: "Gut möglich, dass Disney, um sein Königreich zu retten, das Schloss selbst in die Luft jagen muss. ... Was, wenn Disney den Mittelsmann umgeht und einen mit Spannung erwarteten Film wie 'Black Panther' parallall zur Kinopremiere online stellt - oder ihn sogar exklusiv seinen Abonnenten anbietet? Kurzfristig mag sich das finanziell ruinös auswirken, auf all die einmaligen Ticketkäufer zu verzichten. Doch der langfristige Wert von Abozahlungen, die sich so lange wiederholen bis sie aktiv eingestellt werden, gewinnt rasch an Durchschlagskraft. Wenn das Debüt des Films bloß vier Millionen Leute dazu bringt, für ein Jahr lang ein Disneyflix-Produkt für zehn Dollar pro Monat zu abonnieren (also etwa so viele Abonnenten, wie Netflix im Quartal der Premiere von 'House of Cards' an sich binden konnte), dann würde Disney bereits im ersten Jahr einen Erlös von knapp 500 Millionen Dollar erzielen. 'Black Panther' war ein massiver Hit als Kinofilm - doch der Hit hätte sogar noch massiver ausfallen können, hätte man den Film dafür genutzt, um aus einmaligen Kinogängern langjährige Disney-Abonnenten zu machen."
Archiv: The Atlantic

Intercept (USA), 09.04.2018

Extrem düster und faszinierend liest sich Johnny Dwyers und Ryan Gallagher Rekonstruktion der Ermordung der amerikanischen Reporterin Marie Colvin durch das syrische Regime im Jahr 2012. Die in den USA und Großbritannien (auch durch ihre schwarze Augenklappe, die eine Augenverletzung aus einer früheren Recherchereise in Sri Lanka abdeckte) sehr bekannte Reporterin operierte von einem Medienzentrum in Homs aus, das Journalisten mehrerer Medien, darunter der Fotograf Paul Conroy, mehr oder weniger heimlich aufgezogen hatten, um über den gerade losbrechenden Konflikt berichten zu können. Tausende von Informationen über den Fall wurden vom "Center for Justice and Accountability" in San Francisco zusammengetragen, auch für die Familie Colvins und des französischen Fotografen Rémi Ochlik, der sie begleitete und ebenfalls starb. Die Familien versuchen, Assad für diese Morde vor Gericht zu bringen. Der Bericht zeigt, dass das Medienzentrum mit Hilfe libanesischer und syrischer Geheimdienste aufgespürt und systematisch beschossen wurde - in einer Attacke, die aussehen sollte wie ein Rebellenangriff: "Das Sperrfeuer begann kurz nach 9:30 Uhr, als das Medienzentrum immer genaueres Raketenfeuer abbekam. Die Journalisten versuchten krabbelnd zu fliehen und griffen nach ihren Schuhen, während die Raketen um sie herum einschlugen. Conroy, der in der British Royal Artillery gedient hatte, wusste, dass die Raketen nicht nach einem Zufallsmuster einschlugen. Nach seiner Aussage wurde die Position der Journalisten 'eingeklammert', in dem die Schläge, die durch einen Vorposten geleitet wurden, immer näher zu ihrem Ziel gebracht wurden."
Archiv: Intercept

HVG (Ungarn), 07.04.2018

2011 protestierte der Pianist und Dirigent András Schiff "gegen Rassismus und zunehmende diktatorische Tendenzen" in Ungarn und sagte alle seine weiteren Konzerte und Auftritte in Ungarn ab. In Berlin wird er jetzt an der Bareinboim-Said-Musikakademie die Klasse für Klavier leiten. Kurz vor den Parlamentswahlen am vergangenen Sonntag erklärte er im Gespräch mit Rita Szentgyörgyi, was in Ungarn zu jener gesellschaftlichen "qualitativen Veränderung" führen könnte, die er 2011 als Bedingung für seine Rückkehr benannt hatte: "'Qualitative Veränderung' bedeutet, dass wir die Geschichte aufarbeiten müssen, wir müssen uns damit konfrontieren und daraus lernen. Mit der Anklage anderer und mit Selbstmitleid werden wir nicht weit kommen. (...) Ich möchte hoffen, dass noch zu meinen Lebzeiten jene allgemeine qualitative Veränderung eintritt, welche die Rückkehr ermöglicht. Wir bräuchten mehr Verständnis, Geduld und Hilfsbereitschaft."
Archiv: HVG

New York Times (USA), 16.04.2018

Die New York Times bringt einen langen Text über die Korruption von Mandelas Erben. Norimitsu Onishi und Selam Gebrekidan führen sie unter anderem auf Mandels Unfähigkeit zurück, der schwarzen Bevölkerung Südafrikas die ökonomische Unabhängigkeit zu sichern: "In der Generation nach 1994 sind zig Milliarden Dollar aus öffentlichen Fonds, die eigentlich dazu bestimmt waren, die Wirtschaft und das Leben der schwarzen Bevölkerung zu verbessern, von A.N.C.-Führern abgezweigt worden, also von der Organisation, die angetreten war, Gleichheit und Gerechtigkeit zu bringen. Korruption hat die A.N.C.-Spitze und ihre Geschäftspartner, weiß und schwarz, reich gemacht. Die eigentlichen Empfänger vieler Regierungsprojekte wurden desillusioniert. Während Armut nach dem Ende der Apartheid zurückging, stieg die Ungleichheit noch … Politiker, die lange dabei zusahen, wie die Korruption sich ausbreitete, sitzen jetzt an der Spitze des A.N.C. … Südafrika hat eine fortschrittliche Wirtschaft, eine freie Presse und eine Menge unabhängiger Organisationen, die alle ein Auge auf die Staatsgeschäfte haben. Aber selbst eine lebendige Demokratie konnte die Misswirtschaft nicht verhindern."

Außerdem in der aktuellen Ausgabe erkundet Linda Villarosa die Benachteiligung schwarzer Mütter und ihrer Babys in den USA: "Die Gründe für Unterschiede zwischen Schwarz und Weiß bei der Kinder- und Müttersterblichkeit sind seit Jahrzehnten Diskussionsstoff unter Wissenschaftlern und Ärzten. Doch erst seit kurzem geht man von einem schockierenden Sachverhalt aus: Für schwarze Mütter kann die unausweichliche Atmosphäre systematischen Rassismusses eine Art physiologischen Stress bedeuten, der zu Bluthochdruck und Schwangerschaftstoxikose und zu höheren Todesraten unter Müttern und Babys führt. Außerdem ist festzustellen, dass gesellschaftlicher Rassismus sich in allgegenwärtigen, andauernden rassistischen Vorurteilen niederschlägt, Unaufmerksamkeit gegenüber legitimen Beschwerden und Symptomen inklusive. Das führt zu einer schlechten Geburtenquote sogar unter privilegierten schwarzen Frauen."
Archiv: New York Times