
Dass
Janet Malcolm und
Joan Didion ihre Gesprächspartner wie japanische Geisha bezirzten, hatte nichts mit Charme zu tun,
stellt Peter Conrad klar, es war die
bevorzugte Kampftechnik dieser beiden Starjournalistinnen, die nun, nach ihrem Tod, in die ruhmreiche Reihe "The Last Interview" aufgenommen wurden: "Janet Malcom verdiente sich ihren Platz aufgrund der Kämpfe, die zu führen sie gewählt hatte. In einem Fall, der die Gerichte zehn Jahre lang beschäftigt hielt, war sie gleich zweimal von einem Psychoanalytiker wegen Rufschädigung verklagt worden, den sie in ihrem Buch über die Freud-Archive 'einen intellektuellen Gigolo' nannte. Am Ende freigesprochen, bedauerte Malcolm nichts: 'Die
Freiheit, grausam zu sein', glaubte sie, gehört zu den unangetasteten Privilegien des Journalismus'. Als sie einem Interviewer ihre Wohnung beschrieb, wies sie anerkennend auf die Risse im Sofa, das ihre Katze '
böse zerkratzt' hatte. Joan Didion suchte nie die Auseinandersetzung wie Malcolm, sie verdankte ihren Ruhm auch ihren modischen Accessoires. Während sie in Malibu lebte und in Hollywood als Drehbuchautorin arbeitete, kreuzte sie am Pacific den Küsten-Highway in einer kanariengelben Corvette; später, mit achtzig Jahren, als sie hinter ihrer eulenhaften Sonnenbrille geradezu schmerzlich verwundbar aussah, ließ sie sich zum Gesicht der französischen Modemarke Celine machen. Didions Interviewer erwähnen die Blässe und Zerbrechlichkeit, doch sie bemerken auch alle die krallenhafte Stärke ihrer Hände und die
Intensität ihrer blauen Augen. Diese kleine, schrumpfende Frau trotzte jeder Gefahr während ihrer Einsätze als Kriegsreporterin in El Salvador, und im 'Jahr des Magischen Denkens', das sioe nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes schrieb, enthüllte sie die sentimentale Selbsttäuschung hinter der Trauer. Mit derselben
natürlichen Toughness, widersetzt sie sich Interviewern, die ihr berufliche Geheimnisse entlocken wollen: 'Ich weiß nicht', antwortet sie schulterzuckend auf Fragen nach existenziellen Sprüngen in ihren Romanen, um dann etwas offener hinzuzufügen: 'Das ist nichts, was ich zu genau untersuchen möchten.'"