Magazinrundschau
Müll rein, Müll raus
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
29.08.2022. Foreign Affairs erklärt, wie Putin sich in den postkolonialen Diskurs schummelt, um Unterstützung für seinen Krieg gegen die Ukraine zu gewinnen. Die New York Times erzählt, wie die Anwaltskanzlei Jones Day einen Rechtsruck in der amerikanischen Richterschaft bewerkstelligte. Der New Yorker porträtiert den ultakonservativen Richter Samuel Alito, der die Begründung für die Abschaffung des Rechts auf Abtreibung formulierte. Auf den Malediven unterstützen religiöse Rechte den Islamismus, berichtet Himal. New Republic liest bei Oliver Bullough, wie Britannien zum "Butler der Welt" wurde. Wired feiert die japanische Autorin Sayaka Murata. Eurozine hofft, dass die Europäer ihren Widerstand gegen Putin so lange durchhalten, wie die Ukrainer.
Foreign Affairs | New York Times | Eurozine | New Republic | Hlidaci pes | Wired | HVG | Substack - Gary Marcus | Himal | New Yorker
Foreign Affairs (USA), 01.09.2022

Eurozine (Österreich), 24.08.2022

New Republic (USA), 24.08.2022

Hlidaci pes (Tschechien), 26.08.2022

Wired (USA), 25.08.2022

HVG (Ungarn), 25.08.2022

Substack - Gary Marcus (USA), 18.08.2022
Neulich verlinkten wir auf einen Artikel in der New York Times, der überzeugend darlegte, dass Künstliche Intelligenz gerade einen Quantensprung hinter sich hat und tatsächlich intelligent wird. Als Korrektiv sollte man den Artikel des KI-Skeptikers Gary Marcus in seinem Substack-Blog lesen. Er erzählt, welch einen Schaden eine durchaus mächtige Sprachsoftware in einem physischen Roboter anrichten kann, wenn er etwas missversteht. Zum Beispiel, wenn sie auf eine schmutzige Tasse zeigen, an der die Katze gerade nippt, und Sie dem Roboter sagen, "Tu sie in den Geschirrspüler". Google entwickelt gerade einen solchen Roboter. Und Marcus ist äußerst misstrauisch: "Die Realität ist, dass die Branche derzeit keine überzeugende Idee hat, wie man die vielen Abgleichungsprobleme lösen kann, die große Sprachmodelle behindern. Wie ich in den Aufsätzen in diesem Substack-Blog dargelegt habe..., liegt das daran, dass große Sprachmodelle eher oberflächliche statistische Nachahmungen sind als Systeme, die mit umfangreichen kognitiven Modellen der Welt um sie herum arbeiten. Die Entwicklung eines Roboters auf der Grundlage eines Sprachsystems, das ein so geringes Verständnis von der Welt hat, kann kein Erfolgsrezept sein. Aber genau das ist das neue System von Google, eine Kombination aus oberflächlichem und unverbesserlichem Verstehen von Sprache und leistungsstarken und potenziell gefährlichen humanoiden Robotern. Und wie das alte Sprichwort sagt: Müll rein, Müll raus."
Himal (Nepal), 26.08.2022

Tibets Intellektuelle befinden sich in einem doppelten, wenn nicht sogar dreifachen Dilemma: Sie bekommen nicht nur die harten Repressionen des chinesischen Staats zu spüren, sondern oft auch die Kritik des tibetischen Klerus. Von dritter Seite hat sie nun auch der Schriftsteller und Dissident Shokjang attackiert, der in einer scharfen Polemik Tibets Intellektuellen Rückgratlosigkeit vorwarf. Das ist unfair, meint der in New York lehrende Historiker Palden Gyal: "Intellektuelle arbeiten im Allgemeinen in- oder außerhalb des Staates, in öffentlichen oder privaten Einrichtungen, in Universitäten. Zweifellos ist Shokjangs Weigerung, Teil des Staatsapparats der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) zu sein, bewundernswert und steht im Einklang mit seinem Ideal eines öffentlichen Intellektuellen. Dennoch verkennt seine Kritik die materiellen Bedingungen, unter denen tibetische Schriftsteller und Intellektuelle in China leben, und die Tatsache, dass es für sie so gut wie keine nicht-staatlichen Räume gibt, in denen sie überleben, geschweige denn gedeihen können. Diese Politik der Verweigerung und der Verantwortung täuscht über die besondere Zwangslage und Prekarität tibetischer Intellektueller hinweg, die gezwungen sind, entweder neue Wege des Denkens und Handelns zu finden oder die intellektuelle Arbeit ganz zu verweigern. Ironischerweise scheint der Kapitalismus einen Raum relativer Freiheit geschaffen zu haben, in dem tibetische Intellektuelle an kulturellem Schaffen und wirtschaftlichem Unternehmungen in China teilhaben können. Auch wenn Idealisten wie Shokjang sie verachten mögen, so ist dies doch ein Weg, den tibetische Intellektuelle beschreiten können, ohne sich im Tausch gegen die 'eiserne Reisschale' der KPCh ganz zu verkaufen."
New Yorker (USA), 05.09.2022

Weitere Artikel: Keith Gessen liest Turgenjew, Katy Waldman liest Jonathan Escoffery, Alex Ross fragt: Wie radikal war Rachmaninow, und Anthony Lane sah im Kino George Millers "Three Thousand Years of Longing" mit Tilda Swinton und Idris Elba.
New York Times (USA), 29.08.2022

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