Magazinrundschau
Mit gewissenhafter Höflichkeit
Ein Blick in internationale Magazine. Jeden Dienstag Mittag
31.01.2023. Ohne den Glauben an die Möglichkeit von Veränderungen gibt es keine Opposition, lernt das New York Magazine von dem chinesischen Dissidenten Wang Juntao. Die London Review ist überzeugt, dass repräsentative Demokratie in Mali nicht funktionieren kann. Respekt freut sich über den Wahlsieg des neuen tschechischen Präsidenten Petr Pavel. In Elet es Irodalom erklärt die Schriftstellerin Krisztina Tóth, warum die Jungen besser Lyrik und die Alten besser Epen schreiben. Frankreich bleibt leider eine Metropole des Antisemitismus in Europa, erkennt La regle du jeu. Der Guardian betrachtet die Unordnung im Botanischen Garten von Ventnor.
New York Magazine (USA), 30.01.2023

Elet es Irodalom (Ungarn), 27.01.2023

The Verge (USA), 26.01.2023

La regle du jeu (Frankreich), 26.01.2023

London Review of Books (UK), 02.02.2023

Ausführlich beschäftigt sich Jonathan Rée mit Leben und Denken des Erzliberalen Friedrich Hayek, dem Bruce Caldwell und Hansjoerg Klausinger eine zweiteilige und offenbar sehr instruktive Biografie widmen. Am Ende seines Lebens habe der verbitterte Hayek Reagan, Thatcher und Pinochet nahegestanden, räumt Rée ein, aber er sei nie so ein Fundamentalist des Marktes gewesen wie Ludwig Mises oder Milton Friedman, das hätten schon seine frühen britischen Gegner in den vierziger Jahren falsch eingeschätzt: "'Der Weg zur Knechtschaft' wurde nicht von vielen gelesen, aber seine schärfsten Argumente - dass Sozialisten besessen seien von 'zentraler Lenkung aller wirtschaftlichen Aktivitäten nach einem einzigen Plan' und dass sie 'Totalitaristen' seien, die die liberalen Grundlagen der 'westlichen Zivilisation' zerstören wollten - waren bald berüchtigt, und sein Autor ('der schreckliche Dr. Hayek', wie Isaiah Berlin ihn nannte) wurde weithin als Verletzung eines wohlmeinenden nationalen Konsenses angesehen. George Orwell lobte Hayek für den Mut, 'unmodisch' zu sein, zeigte sich aber ansonsten unbeeindruckt. Wir wissen bereits, so Orwell, dass der Kollektivismus nicht von Natur aus demokratisch ist'; aber wir wüssten auch, dass der Laissez-faire-Kapitalismus 'eine Tyrannei beinhaltet, die wahrscheinlich schlimmer, weil unverantwortlicher ist als die des Staates'. Hätte Orwell den 'Weg zur Knechtschaft' genauer gelesen, hätte er vielleicht mehr Sympathien gehabt. Ihm wäre in erster Linie aufgefallen, dass Hayek ein 'dogmatisches Laissez-faire' ablehnt... Er hätte sicherlich auch Hayeks Unterstützung für staatliche Interventionen begrüßt, die darauf abzielen, 'Mobilität' zu fördern, 'Chancenungleichheit' zu verringern und sogar 'Wissen und Information' zu verbreiten. Orwell hätte vielleicht auch anerkannt, dass Hayek darauf achtete, seine sozialistischen Gegner mit gewissenhafter Höflichkeit anzusprechen, indem er nicht von Bosheit oder Torheit sprach, sondern von der 'Tragödie', die einträte, wenn wir 'unwissentlich das genaue Gegenteil von dem produzieren, was wir anstreben'. (Der Sozialismus, sagte er, 'kann nur mit Methoden verwirklicht werden, die die meisten Sozialisten missbilligen'). Hayek machte auch die bemerkenswerte Beobachtung, dass ein Land, das sich den Sozialismus zu eigen macht, zumindest in dem Maße, in dem es all seinen Bürgern das Recht auf einen komfortablen 'Lebensstandard' einräumt, wahrscheinlich einem fremdenfeindlichen Nationalismus erliegt."
Respekt (Tschechien), 29.01.2023

Guardian (UK), 26.01.2023

HVG (Ungarn), 26.01.2023

Tidal (USA), 19.01.2023

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