Magazinrundschau - Archiv

A2

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Magazinrundschau vom 20.02.2018 - A2

Das Magazin A2 widmet seine aktuelle Ausgabe dem islamischen Feminismus, unterhält sich u.a. mit der dänischen Imamin Sherin Khankan, der marokkanischen Gender-Professorin Fátima Sadikí sowie der Bau- und Matriarchatsforscherin Menatalla Ahmed Agha. Im Editorial heißt es zur Ausgabe: "Gerade der Feminismus ist ein mächtiges Instrument im Kampf gegen den politischen Missbrauch des Islams, da er die Taktiken, die zur Unfreiheit führen, benennen kann. Aber darum geht es in dieser Nummer nicht, sondern um einen Islam ohne mächtige Männer im Hintergrund - um einen Islam ohne Patriarchat. Der islamische Feminismus geht dabei nicht nur von westlichen Gendertheorien aus, sondern vor allem von der islamischen Tradition. Er gründet auf der Erforschung der Geschichte und einer neuen Lektüre der Texte, die lange nur von Männern interpretiert wurden. (…) Er kann das westliche feministische Denken um eine geistige und spirituelle Ebene bereichern."

Magazinrundschau vom 19.09.2017 - A2

Lucie Zakopalová unterhält sich mit der polnischen Filmemacherin und Autorin Marta Dzido, die dem Thema "Die Frauen der Solidarność" 2015 einen Dokumentarfilm (Trailer) und jetzt auch ein Buch widmete. Dzido stellte in ihren Nachforschungen fest, dass die Solidarność-Bewegung zur Hälfte aus Frauen bestand und maßgebliche Schritte von Frauen bewirkt wurden - die anschließend komplett in Vergessenheit gerieten. Schon an den Verhandlungen am Runden Tisch 1989 war nur eine einzige Frau beteiligt. Als ein Beispiel erinnert Dzido an Ewa Ossowská, die damals als Neunzehnjährige die Arbeiter dazu bewegte, den Streik nicht schon am dritten Tag wieder abzubrechen. "Auf den Fotos sehen wir ein zierliches Mädchen im weiten Pulli, das zur Menge spricht, die ihr aufmerksam zuhört (…) Wir haben sie lange gesucht und erst bei Neapel gefunden. Es stellte sich heraus, dass sie 1996 emigrieren musste, weil sie keine Arbeit fand und ihre Kinder nicht ernähren konnte. Es hat mich schockiert, die Geschichte einer Heldin der antikommunistischen Opposition zu hören, die gezwungen ist, das freie Polen zu verlassen, um über zehn Jahre als Putzfrau zu arbeiten. Und leider wiederholt sich diese Geschichte."

Magazinrundschau vom 20.09.2016 - A2

Das Magazin A2 widmet sein aktuelles Heft der "Macht der Religion" und führt ein hochinteressantes Gespräch mit dem französischen Philosophen und Politologen Jean-Pierre Dupuy, der an die These des Soziologen Emile Durkheim anknüpft, dass alle menschlichen Institutionen einen sakralen Ursprung haben - eine Sichtweise, nach der im Grunde selbst der aufgeklärteste Rationalismus "heilig" wird. "Der Säkularismus im französischen Verständnis bedeutet nicht die Neutralität des Staates, wie das in Amerika ist. Die klassische liberale Doktrin über die Neutralität des Staates meint, dass der Staat nicht fähig ist zu entscheiden, was ein gutes Leben darstellt, und deshalb nicht zwischen konkurrierenden Konzepten auswählen kann. In Frankreich hingegen ist der Säkularismus ein grundsätzlich antiliberales und 'perfektionistisches' Konzept. Der Staat besitzt die Autorität zu sagen, worin ein gutes Leben besteht, und hat somit auch das Recht, Gehorsam gegenüber seinem Willen zu verlangen. Gerade hier tritt das Religionsproblem am offensten zutage. Die republikanische Tradition in Frankreich macht aus der Konformität der Vernunft die exklusive Voraussetzung für die Teilnahme am öffentlichen Leben. Rationalität ist hier die höchstbewertete Tugend."

Magazinrundschau vom 26.01.2016 - A2

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift A2 widmet sich dem Begriff des Anthropozän, den der niederländische Nobelpreisträger Paul Crutzen im Jahr 2000 aufbrachte, um die aktuelle Erdepoche zu beschreiben, in der der Mensch zu einem maßgeblichen geologischen Faktor geworden ist. "Das Konzept des Anthropozän", schreibt die Soziologin Tereza Stöckelová, "hat Einfluss auf die Naturwissenschaften selbst. Viele Forscher haben bereits begriffen, dass sie ihre Forschungsgegenstände nicht mehr als Entitäten oder Phänomene betrachten können, die unabhängig von gesellschaftlichen und politischen Dynamiken sind. (…) Das Anthropozän steht somit nicht nur für eine neue Ära in der Entwicklung des Planeten, sondern auch in der Wissenschaft." Stöckelová möchte den Begriff gegen seine vielen Kritiker verteidigen. Ihrer Meinung nach liegt seine Stärke gerade in seiner hybriden Gestalt, die es möglich macht, einerseits technisches Denken und Handeln zu politisieren und andererseits komplexere Argumente und nicht sofort sichtbare Tatsachen in die Politik einzubeziehen. "Zu Recht lässt sich am Anthropozän-Begriff kritisieren, dass er die ungleichmäßige Verteilung der menschlichen Planetenbeeinflussung außer Acht lässt. Schließlich hat jener Teil der Menschheit, der kapitalistische und sozialistische Modernisierungsschübe durchlaufen hat, einen dramatisch größeren Anteil an den anthropogenen Prozessen als alle übrigen - die hingegen von den globalen Veränderungen oft am stärksten betroffen sind. Tatsächlich wäre es falsch, 'die Menschheit' im Begriff Anthropozän als einen einheitlichen Faktor zu begreifen. Zumal die heutigen globalen Veränderungen nicht vom Menschen alleine, sondern immer auch im Zusammenspiel mit diversen Technologien oder auch anderen sich vermehrenden oder mutierenden Tierarten verursacht werden. Ich denke, man sollte 'Anthropos' hier eher im Sinne einer sich bildenden Menschheit begreifen, die in Zukunft eines effektiveren kollektiven Handelns und Zusammenwirkens fähig sein wird als früher. In diesem Sinne ist das Anthropozän die Epoche des Menschen, der (noch) nicht existiert."

Magazinrundschau vom 22.12.2015 - A2

Milena Bartlová, Professorin der Kunstgeschichte, reflektiert über das Verhältnis von Tschechen und Slowaken und konstatiert auf Seiten der Tschechen ein stark kolonialistisches Gehabe, das sich besonders auf kultureller Ebene äußert: Obwohl auch nach der Auflösung der Tschechoslowakei Slowaken in Tschechien wirtschaftlich oder politisch eine wichtige Rolle spielen, obwohl beide Nationalitäten einander sprachlich problemlos verstehen könnten, "werden slowakische Bücher in Tschechien nur in Übersetzung verkauft, und es besteht nicht viel größeres Interesse an ihnen als an Gegenwartsliteratur aus, sagen wir, Rumänien. Die einzige Verkaufsstelle slowakischer Bücher in Prag ist vor ein paar Jahren still eingegangen. Slowakische Filme gelangen bei uns nur ausnahmsweise in den Verleih, und wenn, dann sind sie synchronisiert. Kurz, die Tschechen lesen kein Slowakisch, und die jüngere Generation versteht die Sprache schon kaum mehr. (…) Unser Verhältnis zu den Slowaken erinnert an das Verhältnis der Franzosen zu den Algeriern oder der Briten zu den Indern und unterscheidet sich vor allem dadurch, dass man Slowaken nicht an ihrer Hautfarbe erkennen kann. Das ist vielleicht etwas polemisch, aber einen kolonialistischen Grundzug gibt es: ein in der Vergangenheit ökonomisch und politisch dominiertes Land, dem der Kolonisator 'die höhere Kultur' beibringt. (…) So wird auch die Auflösung der Tschechoslowakei von den Tschechen generell nicht als Verfall oder Versagen des Staates angesehen, sondern als einseitiger Rückzug der Slowaken, nach dem Motto: 'Wenn sie wollen, dann sollen sie doch gehen.' Bis heute wollen wir uns nicht eingestehen, dass dieser friedliche Zerfall nicht nur von slowakischem Nationalismus bewirkt wurde, sondern auch von der machtökonomischen Manipulation der tschechischen Neoliberalismusapostel mit Václav Klaus an der Spitze."