Magazinrundschau - Archiv

Aeon

26 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 3

Magazinrundschau vom 25.11.2014 - Aeon



Einst versetzten Spezialeffekte aus dem Computer das Kinopublikum mit immer noch größeren Sensationen in Erstaunen - weshalb viele Blockbuster heute zum großen Teil aus dem Computer stammen. Doch hat sich mittlerweile ein gegenteiliger Effekt eingestellt, klagt Jonathan Romney: Wo man dem Bild nicht mehr trauen kann, geht die Magie des Kinos verloren. "Frühere Formen des kinematografischen Trompe L"Oeil hatten eine Neigung, durch ihre Imperfektion auf ihre Präsenz zu verweisen. Techniken wie Rückprojektion und Matte Paintings waren oft als solche sichtbar und diese Sichtbarkeit bedingte ihren Reiz. Sie lud das Publikum dazu ein, an der Illusion aktiv teilzunehmen und seine Ungläubigkeit willentlich auszusetzen. Die im wesentlichen versteckte Natur der digitalen Manipulation, bei der sich die Effekte nahtlos in die Textur des Leinwandbildes einfügen, ist problematischer und verleiht dem Gegenwartskino einen tiefgreifend ambivalenten Unterton." (Im Bild eine Szene aus Ridley Scotts "Blade Runner" von 1982, und hier, hier, hier und hier Bilder von Maxx Burman, der für Spike Jonzes "Her" von 2013 Los Angeles mit matte painting verfremdete, indem er Stadtansichten von LA mit Bildern von Shanghai verschmolz.)

Magazinrundschau vom 04.11.2014 - Aeon

Die Zähne armer Leuter: Charlize Theron in Zähne armer Leuter: Charlize Theron in "Monster" und Taryn Manning in "Orange is the New Black"
Woran kann man heute arm und reich am ehesten unterscheiden? Kleidung und Aussprache kann man lernen, aber bei älteren Menschen gibt es ein untrügliches Zeichen: die Zähne. Selbst deutsche Krankenkassen- modelle sind heute wie ein Stempel: arm. In Amerika, wo Zahnversicherungen sehr teuer sind, ist der Unterschied noch um einiges krasser. Sarah Smarsh, selbst in einem Trailerpark geboren, nimmt in einem lesenswerten Essay die verfaulten Zähne der Armen zum Anlass, über soziale Unterschiede nachzudenken: Ihre Freunde ziehen sie manchmal auf, wenn sie ein Verb falsch konjugiert oder in Wörter verschleift. "Ich genieße das und fühle mich anerkannt, wenn sie die wahren Klischees durchschauen, die mit meiner Geschichte verwebt sind. Aber es gibt da eine Sache: Auch reiche Leute machen Grammatikfehler. Es ist nur nicht Teil ihrer Geschichte und wird daher ignoriert. Ich habe bemerkt, dass Journalistenkollegen, die Überlebende eines Tornados in einem Wohnwagenviertel wegen ihrer nachlässigen Handhabung des Partizip Perfekts berühmt machten, dämliche Kommentare eines Stadtrats redigierten, um sie seinem Status anzupassen. Und während ich mir die Erziehung, die ich nicht bekam, aus Büchereien, Enzyklopädien und dem New-Yorker-Abo meines Stiefvaters nahm, weigerten sich viele Mitglieder der Mittel- und Oberklasse, die Möglichkeiten zu nutzen, die ihnen serviert wurden - wenn sie überhaupt die Fähigkeit dazu hatten."

Magazinrundschau vom 07.10.2014 - Aeon

Space is the place: Für Elon Musk, den vielleicht umtriebigsten und definitiv erfolgreichsten Unternehmer alt-amerikanisch visionären Schlags, kann es gar keinen Zweifel geben, dass die Menschheit den Mars besiedeln muss - nicht nur, um technologische Impulse zu setzen, sondern auch um das Überleben der Menschheit spätestens für den Fall zu sichern, wenn die Sonne die Erde verschlucken wird. Und mit seiner Firma SpaceX möchte er dieses Projekt eines Tages auch tatsächlich angeschoben haben, wie man in Ross Andersens umfangreichem Porträt erfährt. Musk setzt auf die Entwicklung der Technologie und auf die Finanzkraft der Leute, die ihren Lebensabend auf dem Nachbarplaneten verbringen wollen: ""SpaceX ist gerade mal 12 Jahre alt", erzählt er mir. "Von heute bis 2040 wird sich die Lebensdauer der Existenz verdreifacht haben. Wenn sich die Technologie linear statt logarithmisch weiterentwickelt, sollten wir bis dahin eine ansehnliche Basis mit tausenden oder zehntausenden von Leuten haben." Musk erzählt mir, dass diese erste Gruppe von Siedlern für ihre Reise selbst werden bezahlen müssen. "Wir benötigen eine Schnittmenge in der Gruppe der Leute, die dorthin wollen, und der Gruppe von Leuten, die es sich leisten können, dorthin zu reisen. ... Doch das wird kein Urlaubsausflug werden. Es wird bedeuten, dass man all sein Geld sparen und all seinen Besitz verkaufen muss, genauso, wie es einst die Leute taten, die in die jungen amerikanischen Kolonien übersiedelten."
Stichwörter: Mars, Musk, Elon, Raumfahrt, Weltall, Spacex

Magazinrundschau vom 14.02.2014 - Aeon

Erfahrung und Spinoza sagen uns, dass die romantische Liebe nicht andauern kann. Irgendwann erlischt sie, das geht unehelichen Paaren ebenso wie verheirateten, heterosexuellen ebenso wie homosexuellen oder lesbischen. Daher war es eine kleine Überraschung, als eine wissenschaftliche Untersuchung über Liebesbeziehungen herausfand, dass zwischen 30 und 40 Prozent der Befragten, die alle länger als zehn Jahre verheiratet waren, sich für 'sehr verliebt' erklärten. Das wiederum hat den israelischen Philosophieprofessor Aaron Ben-Zeev jetzt dazu gebracht, darüber nachzudenken, wie man die romantische Liebe erhalten kann. "Ich begann mein Gedankenexperiment damit, heftige Emotionen wie Wut mit Gefühlen wie Trauer zu vergleichen. Ein Gefühl besteht nicht nur daraus, dass man eine heftige Emotion wieder und wieder spürt - es formt auch dauerhaft unsere Einstellung und unser Verhalten. Ein Wutanfall kann vielleicht einige Minuten oder länger dauern, aber Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen hallt ständig nach, sie färbt unsere Stimmungen, unser Verhalten und die Art, wie wir Raum und Zeit verstehen. Ebenso können wir auf dem Gebiet der Liebe zwischen zwei Phänomenen unterscheiden: romantischer Intensität und romantischer Tiefgründigkeit. Romantische Intensität zeigt ihren momentanen Wert in der heftigen Emotion. Romantische Tiefgründigkeit verkörpert über eine lange Zeit wiederholte heftige Anfälle intensiver Liebe zusammen mit Lebenserfahrung, die in allen Dimensionen mitschwingt, und den Individuen hilft zu wachsen und zu gedeihen. Aber es geht bei romantischer Tiefgründigkeit nicht nur um Dauer, es geht auch um Komplexität. Eine Analogie dazu findet man in der Musik..."
Stichwörter: Intensität

Magazinrundschau vom 26.11.2013 - Aeon

Mit gebührender Skepsis stellt Jesse Bering einige Wissenschaftler vor, die nach Beweisen für ein Leben nach dem Tod forschen. Unter ihnen ist Sam Parnia von der New Yorker Universität Stony Brook, der versucht, Berichte über sogenannte Nahtoderlebnisse zu verifizieren. Immerhin zehn Prozent aller Herzstillstandpatienten erzählen, sie hätten die Szene ihrer Wiederbelebung aus der Vogelperspektive mitangesehen. "Parnia plant nun, während des Herzstillstands zufällige computergenerierte Bilder auf den Boden des OPs zu projizieren, sichtbar nur für einen von der Decke herabblickenden 'Geist'. Wenn eine Person, deren Hirnaktivitäten denen eines Kohlkopfs entspricht, anschließend berichten kann, sie habe dort, sagen wir mal, ein rosa Nashorn mit Sonnenbrille gesehen, dann müsste vielleicht sogar ich meine bisherigen Annahmen überdenken. Der Hypothese, es handle sich um bloße Halluzinationen, würde damit jedenfalls der Wind aus den Segeln genommen."
Stichwörter: Sonnenbrille

Magazinrundschau vom 22.10.2013 - Aeon

In der Wüste New Mexicos arbeitet der Bildhauer Charles Ross seit über vierzig Jahren an seinem monumentalen Landschaftskunstwerk "Star Axis". Ross Andersen durfte die Stätte besichtigen und berichtet ergriffen: "Ich wurde gebeten, keine Fotos zu machen und in meiner Geschichte unspezifisch bezüglich des Ortes zu sein. Außerdem instruierte man mich, nachts auf dem Tafelberg keine Scheinwerfer zu benutzen, um nicht ungebetene Besucher anzuziehen. Diese Mantel-und-Degen-Rituale haben künstlerische Gründe. Wie jeder ehrgeizige Künstler, möchte Ross sein Werk perfektionieren und polieren, bevor er es enthüllt. Aber sie haben auch praktische Gründe. 'Star Axis' ist zwar fast fertiggestellt, nicht jedoch die Sicherheitsmaßnahmen. Die völlige Finsternis kann einen dort nachts die Orientierung verlieren und in eine der Spalten stürzen lassen. Im Internet kursiert sogar das Gerücht - Ross wollte es nicht bestätigen -, Charlize Theron sei hier beinahe in den Tod gestürzt."


Stichwörter: Theron, Charlize