Magazinrundschau - Archiv

Aktuálně

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Magazinrundschau vom 28.07.2020 - Aktualne

In einer Zeit, in der überall auf der Welt Statuen von Politikern gestürzt werden, läuft in den tschechischen Kinos ein Film über Václav Havel an. "Das schlicht 'Havel' genannte Drama (Trailer) errichtet dem bekanntesten tschechoslowakischen Dissidenten und ersten Nachwendepräsidenten jedoch weder ein lebloses marmornes Denkmal noch reißt es dessen Statue ein", schreibt Rezensent Tomáš Seidl. Nicht der Staatsmann Havel stehe hier im Fokus, sondern seine Dissidentenzeit zwischen 1968 und 1989, sein privates Leben und vor allem die komplizierte Beziehung zu seiner ersten Frau Olga Havlová. "Ohne billige Skandalisierung wird Havel hier als Mann gezeichnet der - wie er selbst kleinlaut bekennt - 'in bestimmten Gefühlsangelegenheiten nicht so moralisch fest' ist, wie es seine Frau Olga verdient hätte. Diese bleibt all seinen Liebesaffären zum Trotz ein Fixstern und ein Anker, zu dem er aus der Umarmung anderer Frauen immer wieder zurückkehrt." Die filmische Charakterisierung Havels als zögernder, unentschlossener Charakter auch in politischen Dingen kann der Rezensent jedoch nicht so richtig nachvollziehen. "Wäre es so gewesen, wäre er weder eine führende Dissidentenpersönlichkeit noch Präsident geworden", meint Seidl.
Stichwörter: Havel, Vaclav, Biopic

Magazinrundschau vom 30.06.2020 - Aktualne

Zum Tod des tschechischen Dichters, Essayisten und Übersetzers Petr Král erinnert Petr Janyška an den früh vom Surrealismus beeinflussten und 1968 nach Frankreich emigrierten Poeten: "Sein Leben führte Petr Král programmatisch als ein ästhetisches Gebilde, als eine Poetik der dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr: Er bekannte sich zum Zauber des Zufalls, der unerwarteten Verbindungen, des Ungeahnten, ließ sich von kleinsten Details und Schattierungen überraschen, konzentrierte seine Aufmerksamkeit auf scheinbare Nebensächlichkeiten, die für ihn aussagekräftiger waren als die vordergründigen großen Konturen. Er suchte die Flüchtigkeit des Augenblicks, das Unwiederholbare, verborgene Bedeutungen … Er war ein entschiedener Einzelgänger, lehnte kollektive Wahrheiten und generell geteilte Klischees ab, hielt sich fern von Institutionen und Ämtern. Und die wollten ihn auch nicht." Král schrieb nach seiner Emigration sowohl auf Französisch als auch auf Tschechisch. Nach vierzig Jahren kehrte er 2005 nach Prag zurück, und so wie schon in der Vorkriegszeit eine enge Symbiose zwischen den tschechischen und französischen Surrealisten bestanden habe, blieb auch der Dichter Král zeitlebens von den beiden Großstädten Prag und Paris geprägt: "Diese doppelte kulturelle Zugehörigkeit war sein Spezifikum, er hegte sie und brachte diesen kulturellen Reichtum auch in die tschechische Literatur ein. Er versuchte, wie er es selbst ausdrückte, den tschechischen Knödel mit französischem Champagner zu erleichtern."

Magazinrundschau vom 28.01.2020 - Aktualne

Die ehrwürdige tschechische Literaturzeitung Literární noviny, einst Sprachrohr des Prager Frühlings, verbreitet neuerdings chinesische Propaganda, so der Vorwurf der Journalisten Lukáš Valášek und Daniel Konrád in Aktuálně. Tatsächlich gibt es gerade eine Beilage der Literární noviny, in der viele Stimmen von den Schönheiten der chinesischen Kultur und Kunst schwärmen. Gegründet in den Zwanzigerjahren, erlebte die Zeitung ihre "glanzvolle Ära in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts, als sie sich dank Autoren wie Milan Jungmann oder Ludvík Vaculík, der dort das 'Manifest der 2000 Worte' abdruckte, von einer Regierungszeitung zu einer Zeitschrift wandelte, die die Liberalisierungsbestrebungen in der damaligen Tschechoslowakei unterstützte." Der jetzige Zeitungseigentümer Miroslav Pavel, zu Kommunismuszeiten Sprecher zweier Premiers, habe nun "mit einem anderen kommunistischen Regime eine Partnerschaft geschlossen. Die Literární noviny haben mit einer der größten regierungstreuen Zeitungen Chinas, der Guangming Ribao, eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen und drucken nun chinesische Propaganda. Und zwar einschließlich von Artikeln, die direkt von chinesischen Regierungsjournalisten geschrieben werden." Auf Anfrage der Aktuálně-Journalisten, wie viel Honorar China der Zeitung dafür zahle (die in letzter Zeit wundersam aus den roten Zahlen herausgekommen ist), wollten Zeitungseigentümer und Mitherausgeber keine Auskunft geben.

Magazinrundschau vom 12.11.2019 - Aktualne

"Wir sorgen uns um den Abbau des Regenwalds in Amazonien - und in Europa verschwinden die Urwälder." So das Fazit des Gesprächs, das Simona Fendrychová mit dem tschechischen Forstwissenschaftler Miroslav Svoboda führt, der seit zehn Jahren an einer Erfassung der Urwälder Mitteleuropas arbeitet. Erstaunlicherweise gibt es bislang kaum genauere Daten, denn bisher habe sie niemanden interessiert, so Svoboda. "Die Europäische Union beschäftigt sich mit diesem Thema in keinem ihrer Umweltschutzprogramme. Es ist in keiner Legislative verankert, und jedes Land handelt hier auf eigene Faust. Es gibt keine koordinierte europäische Anstrengung zum Schutz der Urwälder." Europa habe hier einiges aufzuholen. Eines der wenigen Länder, die ihre Urwälder kartografiert haben, sei die Slowakei. Die meisten ursprünglichen Wälder gebe es in Rumänien, südeuropäischen Ländern und Skandinavien oder im Balkan. In Rumänien, einem der waldreichsten Länder, wo nie eine Bestandsaufnahme durchgeführt wurde, beobachten Svoboda und sein Team dramatische Abholzungsbewegungen, die oft illegal stattfinden. "Auch in Nationalparks wurde gerodet, wahrscheinlich illegal, aber keiner weiß darüber Bescheid. Bekannt ist die Causa Schweighofer, die einige Jahre andauerte. Diese riesige österreichische Firma hat wissentlich Holz aus illegalem Abbau gekauft. Dies nur um zu verdeutlichen, in welche Geschäftsebenen das reicht. (…) In Rumänien besteht im Grunde eine Holzmafia, die mit illegalem Holz handelt. (…) Die zwei Förster, die im Oktober ermordet wurden, hatten vermutlich versucht, den Nationalpark in Maramureş vor illegalen Rodungen zu schützen." Svoboda und sein Team haben selbst schon Einschüchterungen erfahren. Im Kreis Făgăraș wurden ihnen letztes Jahr die Autoreifen zerstochen.

Magazinrundschau vom 28.10.2019 - Aktualne

Vor 30 Jahren fand in der Tschechoslowakei nicht nur die Samtene Revolution statt, auch das wichtigste tschechische Wochenmagazin Respekt wurde gegründet (das vergangene Woche auf seinem Cover das Jahr 1989 als "bestes Jahr der Geschichte" feierte), damals noch im Zeitungsformat. Im Gespräch mit Josef Pazděrka zieht Erik Tabery - Chefredakteur von Respekt seit 2009 - Bilanz. "Ich glaube, die ganzen 90er-Jahre über war Respekt eine Art Schlag in den Magen der tschechischen Gesellschaft. In einer Zeit, in der fast alle noch vom Wechsel des Regimes berauscht waren und keine große Lust hatten, über Probleme zu sprechen, schrieb die Zeitschrift offen und kompromisslos über Rassismus, Umweltzerstörung, Machtmissbrauch, die totalitäre Vergangenheit und die gewaltsame Vertreibung der Sudetendeutschen." Heute, in Zeiten der Fake News, seien die Herausforderungen natürlich besondere: "Die Populisten fühlen sich vor allem von den Medien bedroht, und so steht auch Respekt im Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Wir werden vom Präsidenten attackiert, vom Premier, von Extremisten, von prorussischen Trollen, und zu allen gesellt sich ein Teil ihrer Anhänger. Verbale Angriffe und Drohungen haben dramatisch zugenommen. Ich habe jedoch eine Regel: Sie kommen uns mit Drohungen, wir ihnen mit Fakten." Aber genügt das? "Es genügt nicht, diese 'Schlacht' verlieren wir. Aber uns bleibt nichts anderes übrig. Wir können uns nicht auf persönliche Kämpfe einlassen, das würde alles in Zweifel ziehen, was wir tun. Ich glaube einfach daran, dass es einen Sinn haben wird, solange wir unsere Arbeit gut machen und sie im Zuge von Debatten auch erklären."

Magazinrundschau vom 08.10.2019 - Aktualne

Gott ist tot - zumindest Karel. Der tschechische Nationalbarde des Schlagerpops, Karel Gott, dem die Tschechen sogar seine mehr als konforme Haltung während des kommunistischen Regimes verziehen, lässt auch die tschechische Presse nicht ruhen. Während die Lidové Noviny in den letzten Tagen sage und schreibe 27 Artikel zum Tod Karel Gotts brachte, gibt es aber auch kritische Stimmen: Nachdem Premier Babiš im ersten Überschwang ein Staatsbegräbnis vorgeschlagen hatte, war der "Geist aus der Flasche", meint Petr Viziana in Aktuálne, auch wenn Babiš auf die Kritik hin wieder zurückgerudert war. Denn nun diskutiere ein "Volkstribunal" in den sozialen Medien über die moralischen Qualitäten des Sängers, dem böswillige Menschen offenbar keinen würdigen Abschied gönnen wollten, dabei beiseite lassend, dass Gott kein Staatsmann war. Viziana kritisiert auch die Wortwahl der Medien: Das Ableben eines Menschen im gesegneten Alter von 80 Jahren hätte man früher niemals als "Tragödie" bezeichnet, ein Begriff, der einen ungelösten Konflikt mit dem Schicksal kennzeichne. "Wie werden wir dann noch eine wirkliche Tragödie nennen können?"

Magazinrundschau vom 01.10.2019 - Aktualne

Im Gespräch mit Tomáš Maca sinniert der tschechische, in Berlin und Prag lebende Schriftsteller Jaroslav Rudiš über ostdeutsche und tschechische Unterschiede und Gemeinsamkeiten, besonders was die Desillusionierung nach 1989 betrifft: "Ich glaube, viele Tschechen verbanden Demokratie mit Konsum. Nicht wenige stellten sich die Freiheit so vor, dass sie endlich alles haben können, was es im Westen gibt. Ab den 90er-Jahren kursierte hier oft das Versprechen, wir würden die gleichen Gehälter wie in Westdeutschland haben. Das hat sich aber nicht einmal in Ostdeutschland bewahrheitet. (…) Ich frage mich also, woher die Frustration kommt, denn im Großen und Ganzen geht es uns recht gut. Auch bei uns im Böhmischen Paradies [Region im Nordosten Tschechiens] sind die Gasthäuser voll, die Leute leben Kultur, fahren in Urlaub oder gehen in die Sauna. Vielleicht gehört das ewige Nörgeln einfach zu unserem Wesen, und deshalb lohnt es sich, ab und zu einmal ein ärmeres Land zu besuchen, um sich bewusst zu machen, dass wir nicht so schlecht dran sind. (…) Mir scheint, dass sich für manche deutschen Bundesländer der Regierungswechsel nach dem Fall der Mauer womöglich radikaler ausgewirkt hat als bei uns. In Deutschland hat man zwar nicht das Problem der Oligarchen, das Tschechien belastet, aber wenn man einmal in Sachsen auf dem Land unterwegs ist, stellt man fest, dass dort ein Ort der Größe von Lomnice nad Popelkou [Rudiš' Heimatort] halb tot wirkt. Die Hälfte der Einwohner hat ihn verlassen, sodass man gerade mal ein Wirtshaus und einen Supermarkt findet, aber weder Kino noch Autobusse noch eine Eisenbahnverbindung, was in Lomnice etwas völlig Normales ist." Rudiš ist dafür bekannt, dass er seine Geschichten aus den Alltagsgesprächen in der Provinz, in Kneipen und in der Sauna schöpft. Auf die Frage des Interviewers, was denn Rudiš' Saunakumpel mit seinen Auslassungen über die große weite Welt anfangen können, antwortet dieser: "Vorsicht, in diese Sauna kommen eine Menge Leser. Unterschätzen Sie die nur nicht … Zuerst diskutieren wir über das Derby Sparta gegen Prag vom Vortag, dann über Kafkas Schloss und zum Schluss kommen wir darauf zu sprechen, wo das beste Bier gezapft wird."

Magazinrundschau vom 17.09.2019 - Aktualne

Im Oktober startet in den tschechischen Kinos der Film "Die Prager Orgie" der tschechischen Regisseurin Irena Pavlásková (Trailer) nach dem Roman von Philip Roth, der darin seine Tschechoslowakei-Besuche in den kommunistischen 70er Jahren verarbeitete. Pavlásková, die sich vor seinem Tod mit Roth traf, erzählt im Interview mit Tomáš Maca: "Philip Roth hat die Situation in unserem Land sehr feinfühlig wahrgenommen. Er sah, wie die tschechoslowakische Gesellschaft nach dem Schock von '68 in die Resignation rutschte und wie die Leute jeweils unterschiedlich mit der Situation umgingen. Einige zogen sich in sich selbst zurück, manche kollaborierten und andere besuchten ausschweifende Feiern, mit denen sie die gestohlene Freiheit kompensierten (…) Von Zeitzeugen erfuhr ich, dass die Partys in der 'Prager Orgie' inspiriert waren von einer Gesellschaft, die sich bei dem Schriftsteller Jiří Mucha traf, dem Sohn des Malers Alfons Mucha. Dorthin kamen aber weniger Dissidenten als Künstler (einschließlich der regimekritischen) und Diplomaten." Die unverbindlichen erotischen Beziehungen jener Zeit sieht Plavásková nachträglich als Ausdruck der Frustration angesichts der Totalität. Philip Roth betreffend, ging sie in den Archiven der Staatssicherheit nachschauen, ob über ihn eine Akte geführt wurde. "Tatsächlich hatten sie einige Leute auf ihn angesetzt, die in dieser schauerlichen Amtssprache Bericht erstatteten: 'Das Objekt wurde beobachtet und suchte das Haus eines anderen beobachteten Objekts auf. Wir werden fürs Erste nicht reagieren.' Eine unklare Rolle spielte in der Vergangenheit auch eine Dame, die nach Meinung von Zeitgenossen das Vorbild für die zweitwichtigste Figur des Romans, der klugen, aber eigenwilligen Olga, war. Es ist möglich, dass man sie wegen ihrer regimekritischen Ausfälle und Partys zur Mitarbeit und zum Aushorchen von Roth zwang. Mir fiel auf, dass der StB ihre Materialien gleich Anfang Dezember 1989 vernichtet hat. Ich muss allerdings betonen, dass ich mit Philip Roth nicht darüber gesprochen habe, wer ihn zu der Figur der provokativen Olga inspiriert hat."

Magazinrundschau vom 24.06.2019 - Aktualne

Noch ganz benommen sind die tschechischen Kommentatoren von den Hunderttausenden, die in Prag für den Rücktritt von Premier Andrej Babiš demonstrierten - eine Kundgebung, so groß wie seit der Samtenen Revolution nicht mehr. "Eine Kraft zeigt sich da, von deren Existenz wir nicht wussten", schreibt Marek Švehla in Respekt, und Martin Fendrych spricht in Aktuálně von der "aufgewachten Bürgergesellschaft". 1989 seien die Menschen auf der riesigen Letná-Ebene zusammengekommen, um sich die Freiheit zurückzuholen, diesmal, um sie zu verteidigen. "Babiš behauptet, er wüsste nicht, was die Demonstranten wollen, dabei ist es klar: Sie wollen Demokratie, gleiche Bedingungen für jeden, die gleiche Justiz für Babiš wie für Jedermann. Sie wollen einen Premier, gegen den kein Strafverfahren läuft und der nicht mit dem StB zusammengearbeitet hat. Der im Treuhandfonds keine Holdings besitzt, die EU- und Tschechien-Gelder beziehen. Sie wollen keinen Präsidenten, der seine Wähler und den Rest des Landes gegeneinander aufhetzt und zu den Regimen Russlands und Chinas aufblickt. Und sie wollen keine Justizministerin, die nicht für uns da ist, sondern für diese beiden Politiker." Auch wenn Babiš so schnell nicht zurücktreten möchte - diesen Protest "kann er nicht mehr ignorieren."

Magazinrundschau vom 21.05.2019 - Aktualne

Zuzana Hronová erinnert daran, dass nach dem kommunistischen Umsturz 1948 in der Tschechoslowakei tschechische Pfadfinderorganisationen sich am Versuch des antikommunistischen Gegenputsches beteiligten, und zitiert dazu eine neue Publikation von Jiří Zachariáš: "Der Beitrag der Pfadfinder am geplanten antikommunistischen Aufstand, dessen Ziel die Wiederherstellung der Demokratie und der bürgerlichen Freiheiten war, lag vor allem in der Kommunikation, der Lebensmittel- und medizinischen Versorgung. Viele Pfadfinder waren jedoch über das Wesen der Aktion detaillierter informiert und auch mit eigenen Waffen ausgerüstet." Am 7. Mai 1949 warteten über zweihundert ältere Pfadfinder in verschiedenen Prager Klubhäusern auf ein Zeichen, um sich dem Staatsumsturz anzuschließen. Allerdings ahnten sie nicht, dass sie längst von kommunistischen Geheimagenten unterwandert waren, und so kam es statt zu dem erwarteten Befehl zu zahlreichen Verhaftungen. Die beherzten Pfadfinder ließen sich in der Haft nicht so leicht brechen: "Es gelang ihnen, per Morsezeichen ihre Aussagen miteinander abzusprechen, sodass sie alle dasselbe behaupteten: Sie hätten nichts von einer antistaatlichen Aktion gewusst und lediglich geglaubt, an einem nächtlichen Spiel der Prager Junák-Gruppe teilzunehmen." Heldenhaft verhielt sich damals die Gruppenleiterin Dagmar Skálová. Im Wissen, damit die Hinrichtung zu riskieren, nahm sie alle Schuld auf sich, stellte sich als Hauptorganisatorin der Aktion dar, bestätigte die Ahnungslosigkeitsversion der Mitglieder und bewahrte damit Dutzende von ihnen vor der Gefangenschaft oder Schlimmerem. Sie hoffte darauf, dass das kommunistische Regime eine Frau nicht hinrichten würde. (Worin sie sich täuschte: Schon ein Jahr später erhängten die Kommunisten in einem Schauprozess die tschechische Politikerin und Juristin Milada Horáková.) Dagmar Skálová erhielt für "Hochverrat" lebenslänglich und wurde erst 1965 per Amnestie freigelassen. "Insgesamt wurden während des kommunistischen Totalitarismus rund 600 Pfadfinder und Pfadfinderinnen verurteilt, Tausende waren der Schikane ausgesetzt und elf bezahlten mit ihrem Leben."