Das neue
DU-Heft ist eine
Hommage an Ang Lee und sein Kino! Georg Seeßlen
untersucht in einem großen Essay die
Gemeinsamkeiten in Ang Lees Filmen, die ganz unterschiedlichen Genres abdecken: Comingout-Komödie, Familiendrama, Kriegsfilm, Kostümfilm, Western, Martial-Arts-Film. Es "gibt kein glückliches Ende, wie wir es gewohnt sind - Ang Lees Filme enden vielmehr noch am ehesten mit einem
glücklichen Anfang. Vom Verlust der kulturellen und der familiären Wurzeln handeln sie alle, und in seiner Welt gibt es niemanden, der endlich angekommen, der
settled wäre (und so viele, die davon träumen!). Aber das Alte und das Neue, das Fremde und das Vertraute, der Sturm und die Ruhe sind in eine neue Balance zu bringen. Das
Drama, die vollständige Erfüllung der Geschichte durch das Subjekt, und das
Tao, die vollständige Lösung des Subjekts von der Geschichte, bedingen einander. Das ist, für die Kino-Erzählung zumindest, so neu, wie es einst neu war, in einem kubistischen Gemälde mehrere Perspektiven gleichzeitig zu verwenden."
Marli Feldvoß schreibt über Ang Lee als
Martial-Arts-Regisseur. (Auch dieser Artikel kann online gelesen werden, er steht unter Seeßlens Text.) Außerdem gibt es ein
Interview mit Ang Lee. Weitere Artikel kommen von Jeroen de Kloet, Pia Horlacher, Elisabeth Bronfen und Andreas Ungerböck.
Den schönsten Text hat
Annie Proulx geschrieben, nach deren Erzählung Ang Lee seinen letzten Film
"Brokeback Mountain" drehte: "Als ich den fertigen Film sah, war ich nicht vorbereitet auf seine
Emotionalität, die mich traf wie ein Schlag. Die Figuren erstanden noch einmal in meiner Vorstellung, größer und kraftvoller denn je. Genau das also, was Schriftsteller nicht gern zugeben - in unserer Zeit kann ein Film
kraftvoller sein als das geschriebene Wort. Ang Lee hätte, auch wenn er in Barrow oder Nowosibirsk geboren wäre, wahrscheinlich den gleichen Film gedreht. Er
versteht Gefühle und hat keine Angst, sich auf gefährliches Terrain zu begeben. Ich war ganz durcheinander."