Magazinrundschau - Archiv

DU

22 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 3

Magazinrundschau vom 04.07.2006 - DU

Das ewige St. Moritz ist Thema dieser Ausgabe. Thomas Hettche (mehr) verzieht sich ins benachbarte Sils, um darüber nachzugrübeln, was den prototypischen Ferienort im Innersten zusammenhält. "Der Jet Set ist dieser Region insofern eingeschrieben, als Geschwindigkeit das natürliche Maß einer Landschaft der Leere ist. Und damit der Tod. Mir scheint, seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist der englische Sportler das Phantasma, das St. Moritz bestimmt, und der Wiedergänger, der es belebt. Indem die ersten angelsächsischen Touristen in den Alpen aus Langweile den Wintersport erfanden, erfanden sie eine tatsächlich vollständige neue Figur im europäischen Naturraum. Anders als der Bergführer, der Wildschütz, der Jäger opfert sich der Sportler, der auf dem Schlitten das Abenteuer der Geschwindigkeit sucht, nicht für andere, sondern agiert für sich allein. Das einzige, was er sucht und was von ihm bleiben wird, ist der Rekord. Er ist bei aller aristokratischen Attitüde immer Demokrat. Oder Autist, wenn man so will."

Margrit Sprecher besucht das schön dekadente Gourmet-Festival im Palace. "Am liebsten kochen Sterne-Köche mit Kaviar, Gänseleber und Trüffel, was nach einer Woche zu einer gewissen Monotonie führen kann. Die Organisatoren kamen deshalb nicht darum herum, die teuren Zutaten gewissermaßen zu rationieren und nach einem strengen Schlüssel zuzuteilen. Doch sie hatten nicht mit der Erfindungsgabe der Köche gerechnet. So raspelte der Tessiner Martin Dalsass einen Trüffel über seine Vorspeise, der, so beteuerte er, sich grundlegend vom Trüffel seines Konkurrenten im Hauptgang unterscheidet. Er schmeckt, sagte er, eher wie ein Steinpilz und wächst, anders als der gewöhnliche Trüffel, nur auf über 1.000 Metern Höhe. Andere Köche versteckten den Kaviar und Hummer hinter unverfänglich rustikalen Namen. Lokalmatador Roland Jöhri beispielsweise schmuggelte den Kaviar ins Bündner Armeleutegericht Maluns, in der Pfanne zerstoßene Kartoffeln. Und die Capuns - in Mangoldblätter eingewickelter Spätzliteig - peppte er mit Hummer auf."

Außerdem beschreibt Jürg Kienberger seine Kindheit in einem Hotel in St. Moritz. Nur im Print zu lesen sind Li Daweis chinesischer Blick auf den Gesellschaftsort, Cordula Segers Chronik, in der sie auch das Geburtsdatum des Wintersports auf etwa 1850 festlegt, und Richard Swartz' Physiognomie der "Dickmadam" Javanka Tito.

Magazinrundschau vom 13.06.2006 - DU

"Du ist Deutschland" schreibt sich du pünktlich zur WM auf die Fahnen und lässt Korrespondenten, unterstützt durch Albrecht Tübkes Einwohnerporträts (mehr), aus allen Ecken der Republik über das Volk der Kritischen Wälder (Herder) berichten. Im Netz steht wie immer nur eine kleine Auswahl.

Erhellend sind dabei nicht unbedingt die großen diskursiven Beiträge, sondern die kleinen atmosphärischen wie der von Svenja Leiber (mehr) über ihr Heimatdorf (der ebenfalls online zu finden ist). "Fahr von der Autobahn ab, immer weiter durch die versprengten Ansiedlungen, von welchen dich keine einzige überraschen wird. Durchquere sie, erhoffe dir keine Einblicke in die Panoramafenster der Bungalows, fahr weiter, die kurvigen Straßen entlang, vorbei an den Schweinehallen, vorbei an den silbernen Fähnchenketten des Autohändlers. Folge den neonfarbenen Einladungen zu Schaumparties und Scheunenraves. Achte auf die Menschen, du wirst nicht viele zu Gesicht bekommen. Halte die roten Laternen an dem Einfamilienhaus nicht für vergessenen Weihnachtsschmuck. Fahre. Fahre die schönen Hügel hinab, vorbei an den abgesteckten Bauplätzen im Garten der alten Fasanerie, runter zur Brücke, die sich panzerfest über einem winzigen Bach breitmacht. Die Straße läuft direkt im Ortskern auf ein kleines Häuschen hinter einem meterlangen rot-weißen Kurvenschild zu und biegt dort sehr scharf nach links. Schau jetzt nicht zu interessiert aus dem Fenster, du machst sie misstrauisch. Hier gibt es nichts mehr zu kaufen. Lass sie in Ruhe. Lass sie an ihren Gärten feilen, nimm das ernst."

Magazinrundschau vom 11.04.2006 - DU

Diese Ausgabe des du-Magazins ist ganz dem Tanz gewidmet. Anlass ist der zehnte Geburtstag des Tanzfestivals Steps. Camille Schlosser erzählt eine Geschichte von einem Jungen, der vor vielen Jahren Ballettunterricht nehmen durfte. "Die Schule war um 16 Uhr zu Ende, der Ballettunterricht begann erst um 17 Uhr. Also spielte der Bub in der freien Stunde mit seinen Schulkameraden im Pausenhof Fußball. Verschwitzt radelte er dann über die Brücke zum Ballett, und die sauberen, parfümierten Jungtänzerinnen mussten die Ausdünstungen des Fussballers kommentieren. 'Der Schwitzer ist wieder da', wagten die kleinsten Tutu-Mädchen hinter dem Paravent zu sagen. Um vor weiteren Kommentaren nach der Unterrichtsstunde zu flüchten, zog der Bub oft nur hastig Hosen und Hemd über seine Tanzkleidung an, wechselte die Schuhe und rannte zu seinem Fahrrad. Einmal verlor er dabei aus seinem Frottiertuch heraus seine Unterhose, und über den Fußgängerstreifen rannte ihm ein Herr nach und sagte: 'Vous avez perdu votre slip!' 'Non', sagte der Bub, vom Unfall wegrennend. Warum zu dieser peinlichen Unachtsamkeit auch noch französisch gesprochen wurde, blieb das Rätsel der Zufälligkeit."

Online lesen kann man außerdem eine Geschichte des Tanzes in der Schweiz von Jean-Pierre Pastori.
Stichwörter: Fahrräder, Camille, Hemd, Fahrrad

Magazinrundschau vom 07.03.2006 - DU

Das Schweizer Magazin DU setzt einen Kontrapunkt zum Mozart-Jahr und macht ein Heft über Johann Sebastian Bach, den "geometrischen Komponisten". Volker Hagedorn fährt als Bratscher mit einem Orchester durch Albanien und hat viel Zeit, über Bach nachzudenken. "Acht Viertel pro Takt, rauf und runter in lauter kleinen Schritten, wie ein emsiger kleiner Wanderer, und jenseits die fünfstimmige Herrlichkeit. Das hat etwas sehr Irdisches und Rührendes, diese beharrliche Menschenmühe der Bässe vor dem schwerelosen Vokalhorizont. Der entfaltet sich sanft, so wie von einem fahrenden Bus aus gesehen der unbewegliche Horizont sich allmählich wandelt. Es ist eine panoramische Musik, die unendlich viel Platz für Blicke auf die Welt hat. Und während die Geigen goldene Höhenlinien ziehen, können die Bratscher zuhören, 45 Takte lang, schweigende Zeugen dieser Weltbalance."

Online
zugänglich sind außerdem Lislot Freis Analyse der Orchestersuite Nr. 3 D-Dur, BWV 1068. "Ein kleines Zückerchen gibt's gratis: den Klang der Barocktrompeten ganz am Ende des Satzes. Ihr langer Schlusston leuchtet uns zu einer Erfahrung der überirdischen Art." Konrad Heidkamp beschreibt, wie Jazz und Bach zueinander finden können. Nur im Print gibt es einen Mozart-Bach-Vergleich und einen Artikel über Musik als Abbild der göttlichen Ordnung. Helga Leiprecht skizziert kurz Ossip Mandelstams Verhältnis zu Bach: "Vielstimmigkeit ist für Ossip Mandelstam ein anderes Wort für Poesie und vor allem ein anderes Wort für Kultur. Nebeneinander und Gleichberechtigung von Stimmen statt Gleichschaltung und Monotonie (wie sie der Stalinismus erzwingen wollte)." Und Wolfram Goertz unternimmt 23 Versuche, den Kosmos Bach zu ergründen.

Magazinrundschau vom 31.01.2006 - DU

Das neue DU-Heft ist eine Hommage an Ang Lee und sein Kino! Georg Seeßlen untersucht in einem großen Essay die Gemeinsamkeiten in Ang Lees Filmen, die ganz unterschiedlichen Genres abdecken: Comingout-Komödie, Familiendrama, Kriegsfilm, Kostümfilm, Western, Martial-Arts-Film. Es "gibt kein glückliches Ende, wie wir es gewohnt sind - Ang Lees Filme enden vielmehr noch am ehesten mit einem glücklichen Anfang. Vom Verlust der kulturellen und der familiären Wurzeln handeln sie alle, und in seiner Welt gibt es niemanden, der endlich angekommen, der settled wäre (und so viele, die davon träumen!). Aber das Alte und das Neue, das Fremde und das Vertraute, der Sturm und die Ruhe sind in eine neue Balance zu bringen. Das Drama, die vollständige Erfüllung der Geschichte durch das Subjekt, und das Tao, die vollständige Lösung des Subjekts von der Geschichte, bedingen einander. Das ist, für die Kino-Erzählung zumindest, so neu, wie es einst neu war, in einem kubistischen Gemälde mehrere Perspektiven gleichzeitig zu verwenden."

Marli Feldvoß schreibt über Ang Lee als Martial-Arts-Regisseur. (Auch dieser Artikel kann online gelesen werden, er steht unter Seeßlens Text.) Außerdem gibt es ein Interview mit Ang Lee. Weitere Artikel kommen von Jeroen de Kloet, Pia Horlacher, Elisabeth Bronfen und Andreas Ungerböck.

Den schönsten Text hat Annie Proulx geschrieben, nach deren Erzählung Ang Lee seinen letzten Film "Brokeback Mountain" drehte: "Als ich den fertigen Film sah, war ich nicht vorbereitet auf seine Emotionalität, die mich traf wie ein Schlag. Die Figuren erstanden noch einmal in meiner Vorstellung, größer und kraftvoller denn je. Genau das also, was Schriftsteller nicht gern zugeben - in unserer Zeit kann ein Film kraftvoller sein als das geschriebene Wort. Ang Lee hätte, auch wenn er in Barrow oder Nowosibirsk geboren wäre, wahrscheinlich den gleichen Film gedreht. Er versteht Gefühle und hat keine Angst, sich auf gefährliches Terrain zu begeben. Ich war ganz durcheinander."

Magazinrundschau vom 01.11.2005 - DU

Diese gelungene Ausgabe ist Istanbul gewidmet, der "hippen Stadt am Horn". Mittlerweile soll ein Latte Macchiato ja soviel wie in Zürich kosten, der Verleger Egon Ammann aber erzählt Andekdoten aus dem Istanbul der Sechziger. "Ich wollte mir Zigaretten kaufen an einem Kiosk, der auf dem Vorplatz zum Bahnhof stand, umringt von Männern, die seltsames Gerät aus Leder und schwerem Stoff über eine Schulter gehängt hatten. Als ich die Münzen aus meiner Hosentasche hervorklaubte und mir bei diesem ungeschickten Tun eine von ihnen auf die Erde fiel und wegzurollen drohte, versuchte ich sie mit dem Fuß zu stoppen, trat auf sie - in diesem Moment packte mich auch schon einer der Männer und drohte mir mit einer fuchtelnden Faust vor dem Gesicht. Ich verstand nicht, was vor sich ging, bis ein Dritter, der das Ganze beobachtet hatte, in gebrochenem Deutsch zu mir sagte, ich dürfe die Münze auf der der türkische Halbmond, das Staatssymbol, sei, nicht mit den Füßen treten. Einer Tracht Prügel bin ich so mit knapper Not entkommen."

Das Heft ist voller Geschichten aus der Stadt auf zwei Kontinenten. Online zu lesen ist außerdem Elif Safaks Porträt des Viertels Üsküdar, wo die Frauen die Macht besitzen, und dem Safak ein Altrosa zuordnet, "ein feines, gedecktes, eindrucksvolles Rosa". Jacqueline Schärli berichtet vom Beschneidungsfest eines siebenjährigen Verwandten, bei dem 450 Geschenkbeutel zurückblieben. Leider nur auf Papier gibt es einen erstmals auf Deutsch veröffentlichten Text Orhan Pamuks über seine Kindheit am Bosporus.

Magazinrundschau vom 11.10.2005 - DU

Das neue Heft begibt sich auf die Suche nach dem Teufel. Leider fast ausschließlich auf Papier, online sind nur drei Artikel freigeschaltet. Die Schriftstellerin Sybille Lewitscharoff hat die Hoffnung auf Gnade in der aufgeklärten, gottlosen Moderne schon aufgegeben. "Der Körper wird seine Mängel immer krasser zeigen. Jede seiner Poren ein scharf ausgeleuchtetes Schmutzloch. Dass er zum Objekt umfassender Bestrafung geworden ist, zeigen die den KZs entschlichenen Moden: Twiggy, Tattoo, Kahlkopf, Kremierung. Die meisten Leute sterben schlecht. Den gebieterischen Ruheruf Gottes vernehmen sie nicht. Die satanische Lektion haben sie gründlich gelernt: Alles ist vergeblich. Das Totenreich wirst du nie zu dir hinauf-, das Himmelreich nie zu dir hinabbiegen können. Gierig krallen sie sich mit Hilfe von Apparaten ans letzte Fetzchen Leben und lassen sich anschließend in Öfen schieben."

Zu lesen ist außerdem Andrea Böhms Bericht aus Colorado Springs, mit 641 Kirchen ein Stützpunkt der evangelikalen Christen Amerikasim Kampf gegen die Gottlosen. Nur in der Printausgabe zeichnet Hans Richard Brittnacher die Geschichte des Satanismus nach. Rudi Thiessen macht das Christentum für die Macht des Teufels über die Seelen verantwortlich. Und Gert Scobel verortet das Böse im Nachahmungstrieb des Menschen.

Magazinrundschau vom 31.05.2005 - DU

Das Du-Magazin ist ganz dem ungarischen Schriftsteller Imre Kertesz gewidmet. Seine deutsche Übersetzerin Ilma Rakusa erforscht die Rolle des Lachens im Werk des Nobelpreisträgers. "Auch wenn Kertesz' literarischer Kosmos von Melancholie grundiert ist und gelegentlich in einen Pessimismus mündet, der sogar Samuel Beckett als Optimisten erscheinen lässt, finden sich darin Elemente von Komik, ja Humor, und Reflexe eines vielfältigen Lachens (und Lächelns). Mit ungebrochener Heiterkeit hat das wenig zu tun, umso mehr mit absurder Paradoxalität und der Einsicht, dass das permanente Endspiel namens Leben nicht zu ergründen ist. "

György Spiro erklärt, warum Imre Kertesz mit seinem mitleidlosen Blick auf die Vernichtung des ungarischen Judentums bei Juden wie Ungarn aneckt. "Diese Herangehensweise passte nicht und passt auch heute nicht in die ungarischen Geisteshaltungen. Was sich übrigens nicht auf Ungarn beschränkt. Sie ist unangenehm. Peinlich. Nicht jüdisch. Nicht ungarisch. Nicht antideutsch genug. Mit mörderischer Ironie die Wahrheit sagen? Wem nützt das schon? Politisch nicht verwendbar. Die Seelen dürsten - als Folge der Versuchungen des 20.Jahrhunderts und der völligen Perspektivlosigkeit - nach Kitsch. So passt der radikale 'Roman eines Schicksallosen' weder sprachlich noch konzeptionell in die übliche tränenschwere jüdische Heilsgeschichte, deren Höhepunkt, deren 'außerhistorisches Ereignis' (Agnes Heller) Auschwitz war."

Desweiteren - nur leider nicht mehr online zugänglich - erstellt Laszlo Földenyj ein kleines Kertesz-Wörterbuch mit zehn Begriffen von Auschwitz bis Zeugnis-Geben. Außerdem ist viel Neues von Kertesz selbst zu lesen. Drei Erzählungen erscheinen erstmals auf Deutsch, darunter auch die für Claude Lanzmann geschriebene Erklärung "Warum gerade Berlin?", in der Kertesz auch über sein Verhältnis zu Deutschland Auskunft gibt. Das biografische "Dossier K. Eine Ermittlung" erscheint überhaupt zum ersten Mal. Kertesz hat dazu ein Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler und Lektor Zoltan Hafner literarisch überarbeitet.

Magazinrundschau vom 05.04.2005 - DU

Das du-Magazin ist ganz dem Thema Architektur und Macht gewidmet. Ist monumentale Architektur nicht immer faschistisch? Niklas Maak sieht das anders. Für ihn ist "die Bildlosigkeit, das Anti-Ikonische der Politik, die Unlesbarkeit der Stadt als politischer Raum, selbst zum Problem geworden". Weshalb er zum Beispiel das Bundeskanzleramt von Axel Schultes und Charlotte Frank für gelungen hält. "Es ist sichtbar, es ist groß - aber diese Größe ist nicht monumental, wenn man unter Monumentalität eine Größe versteht, die den Betrachter seiner eigenen Bedeutungslosigkeit zu versichern versucht - Albert Speers glatte Monumentalkästen sprechen da eine deutliche Sprache. Das Kanzleramt vermeidet dagegen jede hermetische Erhabenheitsgeste. Schultes hat für die Architektur des Amtssitzes einen Gebäudetyp gewählt, der aus der Gegenwartsarchitektur fast vollkommen verschwunden war - das Hôtel. Vorn ein offener Ehrenhof, der von Wirtschaftsgebäuden flankiert wird, hinten ein Garten. Nichts wirkt abweisend oder statisch an dieser Schaufront. Die hellen großen Stelen, auf denen Felsbirnen wachsen sollen, tanzen wie wild gewordene Menhire in den Stadtraum hinein, oben schwingt sich das Dach wie ein poröses Segel in den Berliner Himmel, alles wirkt, als könne die Stadt durch das Gebäude hindurch diffundieren ..." Skandalös findet Maak daher nicht die Größe, sondern den Wegfall des Bürgerforums, das das Kanzleramt ursprünglich umgeben sollte.

Ulrich Pfammatter beschreibt ausführlich, wie die italienische Architekten-Elite sich vom Faschismus verführen ließ. (Beide Artikel stehen online - unter dem Inhaltsverzeichnis, einfach nach unten scrollen.)

Nur im Print: Ein Gespräch mit dem Architekten Albert Speer, der erklärt, worin sich gute und schlechte Monumentalität in der Architektur unterscheiden. Andreas Nentwich betrachtet unterschiedliche architektonische Visionen des NS-Regimes. Dieter Bartetzko schreibt über Entwicklungen in der deutschen Gegenwartsarchitektur.

Magazinrundschau vom 08.02.2005 - DU

Die neue Ausgabe des Schweizer du-Magazins ist der Seidenstraße gewidmet. Samarkand ist ein klingender Name und es bedarf nur eines "Sesam öffne dich", um den gesammelten Bilderschatz des Westens, von Schehezarade bis Kalif Storch abzurufen, meint Andreas Nentwich. Allerdings hat dies mit der Wirklichkeit im unruhigen Herzland der Welt herzlich wenig zu tun: "Auch heute liegt Samarkand, Republik Usbekistan, im Zentrum. Im Zentrum eines maroden Landes mit einem Präsidenten, der einen Kurs zwischen Vetternwirtschaft und Timuridennachfolge fährt und allenfalls für Friedhofsruhe sorgt, indem er das religiöse Leben durch Staatskontrolle gegen den erstarkenden Islamismus abschottet. Den engeren Radius bilden Kasachstan, Tadschikistan, Turkmenistan, Kirgisistan: die armen Freigelassenen des Sowjetismus, Zwangsnationen, in denen die Nationalismen blühen und deren Namen wenig märchenlandtauglich erscheinen." Welche Fakten aber, fragt der Autor, kommen schon an gegen diesen Namen, gegen die "Metapher einer Metapher"?

Außerdem: Paul Kennedy betrachtet Zentralasien aus geopolitischen Augen. Olivier Roy erzählt, wie Geschichtsklitterung und Folklorismus die nationale Identität der Staaten Zentralasiens ersetzen. Und es gibt mehrere Bildstrecken von Daniel Schwartz, die allein das Heft schon lohnenswert machen.