Magazinrundschau - Archiv

Foreign Affairs

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Magazinrundschau vom 25.04.2006 - Foreign Affairs

Zwei Jahre lang hat eine Untersuchungskommission des amerikanischen Militärs das Regime Saddam Husseins analysiert. Dutzende Schlüsselfiguren wurden befragt, Hunderttausende Dokumente durchforstet. Der Bericht, der im Februar freigegeben wurde, umfasst 230 Seiten (hier als 7,2 MB große pdf-Datei). Die Herausgeber Kevin Woods, James Lacey, und Williamson Murray fassen die Ergebnisse in der Mai/Juni-Ausgabe von Foreign Affairs in einem immer noch stattlichen Artikel zusammen.

Magazinrundschau vom 01.11.2005 - Foreign Affairs

Melvin R. Laid, amerikanischer Verteidigungsminister von 1969 bis 1973, fordert in einem Essay, die Exit-Strategie von Vietnam auch im Irak einzusetzen. Ein allmählicher Abzug, einhergehend mit einer Irakisierung des Krieges. Bloß dürfe die finanzielle Unterstützung nicht wie 1975 plötzlich unterbrochen werden. "Die Regierung muss einen gewissen Ausbildungsstandard der irakischen Sicherheitskräfte anstreben, und wenn es soweit ist, damit beginnen, die so frei werdenden Truppen abzuziehen. So hat es in Vietnam funktioniert, angefangen beim ersten Abzug von 50 000 Soldaten 1969 bis zum letzten Flugzeug mit Kriegsgefangenen 1973. Außerdem sollten die Vereinigten Staaten im Irak nicht mehr allzu viele Wochen damit warten, ihr Vertrauen in das Training der irakischen Sicherheitskräfte zu demonstrieren, indem sie ein paar tausend Soldaten abziehen."

Unbemerkt haben die USA am 30. Juni eine neue Monroe-Doktrin für das Internet verabschiedet, berichtet Kenneth Neil Cukier. In dem kurzen Text des Handelsministeriums heißt es, dass die USA die Kontrolle des Internets auf unbegrenzte Zeit bei ICANN und damit bei einer amerikanischen Organisation belassen wollen. Neutral ist ICANN keineswegs, schreibt Cukier, und das Netz wandelt sich mit den Menschen, die es kontrollieren. "Bisher wurde das Internet von amerikanischen Ingenieuren und Akademikern der Woodstock-Ära verwaltet. Mit dem Ergebnis, dass das Netz die Philosophie dieser Gemeinschaft verkörpert: ein politischer und wirtschaftlicher Liberalismus führte zur Offenheit auf technischer Ebene." Was, fragt Cukier, wenn das Personal wechselt?

Magazinrundschau vom 30.08.2005 - Foreign Affairs

Nichts weist darauf hin, dass die Demokratisierung des Nahen Ostens den Terrorismus stoppen wird, meint Gregory Gause. Und "selbst wenn dort Demokratie einzieht, was für Regierungen würde sie hervorbringen? Würden sie mit den Vereinigten Staaten - abgesehen von der Eindämmung des Terrorismus - in wichtigen Feldern wie dem arabisch-israelischen Friedensprozess, der Sicherheit im Persischen Golf sowie der zuverlässigen Ölversorgung zusammenarbeiten? Keiner kann den Kurs vorhersagen, den eine neue Demokratie einschlagen wird, aber wenn man sich Meinungsumfragen und die jüngsten Wahlen in der arabischen Welt anschaut, wird der Einzug der Demokratie wahrscheinlich eher neue islamistische Regierungen hervorrufen, die weit weniger mit den USA kooperieren werden als die derzeitigen autoritären Herrscher."

Schwerpunkt dieser Ausgabe aber ist China. Kishore Mahbubani fordert die USA auf, endlich damit zu beginnen, China ernsthaft verstehen zu wollen. Wang Jisi schlägt in die gleiche Kerbe; er rät, die wachsende gegenseitige Abhängigkeit von kommender und bestehender Supermacht zu akzeptieren und China als gleichberechtigten Verhandlungspartner zu behandeln. Leider nur in einer mageren Vorschau zu lesen sind David Zweigs und Bi Jianhais Darstellung des skrupellosen chinesischen Rohstoffhungers sowie Zheng Bijians Artikel über das vitale chinesische Interesse am Weltfrieden. Online ebenfalls nur 500 Wörter lang dürfen Bruce Bueno de Mesquita und George W. Downs erklären, wie die Autokraten dieser Welt es zunehmend verstehen, die Wirtschaft zu liberalisieren, ohne dabei die Gesellschaft zu öffnen.

Magazinrundschau vom 12.07.2005 - Foreign Affairs

Robert S. Leiken beschreibt den neuen Albtraum amerikanischer Sicherheitsbehörden: den Mudschaheddin mit europäischem Reisepass: "In rauchigen Kaffeehäusern in Rotterdam und Kopenhagen, in behelfsmäßigen Gebetshäusern in Hamburg und Brüssel, an islamischen Bücherständen in Birmingham und 'Londonistan' und in den Gefängnissen von Madrid, Mailand und Marseilles bewerben sich Einwanderer oder ihren Nachkommen als Freiwillige für den Dschihad gegen den Westen. Es war ein Muslim marokkanischer Abstammung, geboren und aufgewachsen in Europa, der im vergangenen November in Amsterdam den Filmemacher Theo van Gogh ermordete. Eine Untersuchung des Nixon Centers fand unter 373 Mudschaheddin in Westeuropa und Nordamerika mehr als doppelt so viele Franzosen wie Saudis und mehr Briten als Sudanesen, Yemeniten, Emiratis, Libanesen oder Libyer. Ein Viertel der verzeichneten Dschihadisten waren westeuropäischer Nationalität - berechtigt, ohne Visum in die USA zu reisen."

Für unbedingt erfolgreich hält Richard N. Haass die Strategie des Regimewandels, mit der immerhin ein Drittel der "Achse des Bösen" unschädlich gemacht worde sei (womit er den Irak meint). Leider fürchtet er, dass dieses Konzept für den Iran und Nordkorea nicht aufgehen wird. Hier brauche es wohl einen breiteren Ansatz aus Sanktionen, Gewaltandrohung und "geschmackloser Diplomatie".

Magazinrundschau vom 10.05.2005 - Foreign Affairs

Die Zukunft des Nahen Ostens beherrscht die außenpolitische Debatte in den USA. In einem kenntnisreichen Essay verweist der Islamforscher Bernard Lewis auf die lange Tradition von Freiheit und Gerechtigkeit, demokratische Elemente, die im Islam angelegt sind, derzeit aber ignoriert werden. Etwa die Pflicht des Herrschers, sich beraten zu lassen. "Im Koran wird sie explizit betont. Auch in den Überlieferungen des Propheten wird sie oft genannt. Deren Verneinung führt zu Despotismus; im Arabischen istibdad, ist 'Despotismus' ein Begriff mit sehr negativen Konnotationen. Es wird als etwas Teuflisches und Sündhaftes betrachtet. Einen Herrscher des istibdad zu bezichtigen, ist praktisch ein Aufruf zu seinem Sturz."

Ergänzend dazu schildert Fouad Ajami, Nahostexperte an der John Hopkins Universität, den Fall Libanon als Beispiel für den Herbst der Autokraten in der arabischen Welt. Der zu Einschüchterungszwecken verübte Mord an dem früheren Premierminister Rafiq Hariri hat eine Unabhängigkeitsbewegung entfacht, die Syriens Militär aus dem Land getrieben hat.

Magazinrundschau vom 11.01.2005 - Foreign Affairs

In einem Essay für die Zeitschrift Foreign Affairs, der allerdings nur in der New York Times zu lesen ist, fordert der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama eine sicherheitspolitische Neuordnung Südostasiens. Die Institutionen des Kalten Krieges wie Asean oder die Sechs-Parteien-Gespräche taugen nicht mehr für Probleme wie Nordkoreas Atomprogramm, die Spannungen zwischen China und Taiwan und den islamistische Terrorismus, meint Fukuyama. Eine brauchbare Organisation "wird es allerdings erst geben, wenn sich Präsident George W. Bush entscheidet, die Initiative zu ergreifen. Der Beginn einer neuen Amtszeit gibt Bush und seiner Regierung die Gelegenheit, ihre langfristige politische Architektur zu überdenken. Die einzige verbleibende Supermacht zu sein, verleiht einem Verantwortung für das globale Allgemeinwohl. Es bedeutet nicht nur, harte militärische Macht gegen Schurkenstaaten auszuüben, sondern auch die internationale Umgebung in Voraussicht auf neue politische Erfordernisse zu gestalten. Die USA haben sich nach 1945 dieser Herausforderung gestellt. Sie sollten dies auch in der Welt nach dem 11. September tun."