Magazinrundschau - Archiv

Foreign Policy

21 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 3

Magazinrundschau vom 28.06.2011 - Foreign Policy

Vielleicht sind die arabischen Revolutionen nicht auf Anhieb erfolgreich, aber das ist kein Grund zu verzagen, meint Leon Aron und verweist auf Russland. In bestinformierten rechten und linken Kreisen hat niemand die Wende vorhergesehen. Niemand hat das Ausmaß des Verdrusses über die alten Lügen verstanden. "Ein Zeuge erinnert sich, wie Gorbatschow in den späten Achtzigern sagte: 'Man fordert uns auf, mit der Faust auf den Tisch zu hauen' und ballte zur Illustration eine Hand zur Faust. 'Im Prinzip könnte man das machen. Aber man fühlt sich einfach nicht danach.'" Und heute, nach Jahren des Putinschen Autoritarismus, findet Aron das gleiche Gefühl in Russland wieder. "Man muss nur ein paar Tage in Moskau verbringen, mit der Intelligentsia reden, oder besser noch, einen Blick auf die Blogs von Live Journal (Zhivoy Zhurnal, mehr) werfen, Russlands populärste Internetplattform oder auf die Seiten der unabhängigen oder Oppositionsgruppen, um festzustellen, dass das Motto der Achtziger - 'Wir können so nicht länger leben' - wieder zu einem Glaubensartikel geworden ist. Der moralische Imperativ der Freiheit behauptet sich wieder, und zwar nicht nur im begrenzten Kreis pro-demokratischer Aktivisten und Intellektuellen."

Magazinrundschau vom 21.07.2009 - Foreign Policy

In einem schwungvollen Artikel verkündet Reihan Salam den Tod des Machos. Die Wirtschaftskrise, die er selbst verursacht hat, bricht ihm das Genick. Man sehe sich nur die Zahlen an, frohlockt sie: "Mehr als 80 Prozent der verlorenen Jobs gehen laut der US-Behörde für Arbeitsstatistik auf Kosten von Männern verloren. Und die Zahlen sind in Europa in etwa ähnlich. Danach werden durch die Rezession über sieben Millionen Männer je in den USA und Europa arbeitslos, denn Wirtschaftssektoren, die traditionell von Männern beherrscht werden (Konstruktion und Schwerindustrie) stürzen tiefer und schneller als jene, die traditionell von Frauen dominiert sind (öffentlicher Sektor, Krankenpflege, Erziehung). Alles in allem wird erwartet, dass die globale Rezession 28 Millionen Männer weltweit arbeitslos machen wird." Und wie wollen die dann noch Frauen unterdrücken, hm? - Salam hat da einige deprimierende Vorstellungen, die sich aber interessanterweise vor allem auf russische und chinesische Männer konzentrieren.

"Nicht so schnell", ruft Leser Soren Lerby schockiert in einem Kommentar (bitte runterscrollen). "... es sind genau diese riskanten, allzu selbstbewussten Investitionen oder Unternehmen, die die Grundlage der heutigen entwickelten Gesellschaft und Geschäftswelt geschaffen haben - stellen Sie sich vor, die Welt wäre seit dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert beherrscht von risikovermeidenden, Einfühlungs/Östrogen-erfüllten Frauen - dann würden wir unsere Mails immer noch im Kerzenlicht mit Stiften schreiben und unsere Waren auf (ungepflasterten) behelfsmäßigen kleinen Märkten gegen Naturalien tauschen."
Stichwörter: Genick, Schwerindustrie, Tausch

Magazinrundschau vom 14.11.2006 - Foreign Policy

Douglas Farah und Stephen Braun begeben sich auf die Spur des russischen Waffenhändlers Viktor Bout, von dem seine Freunde sagen, er sei freundlich, klug und wohltätig. "Frühere Kollegen beschreiben ihn als Zusteller, in der Lage, jedes Paket an jeden Ort dieser Welt zu liefern. Noch keine vierzig, ist der russische Staatsbürger auch der berüchtigste Waffenhändler der Welt. Mehr als jeder andere nutzt er die Anarchie der Globalisierung, um seine - meist verbotene - Ware auf den Markt zu bringen. Er ist ein gefragter Mann, erwünscht von denen, die sich ein militärisches Arsenal zulegen wollen, gesucht von Strafverfolgungsbehörden. Waffenhändler haben lange die Dritte Welt mit AK-47, Panzerabwehrraketen und Warenlagern voller Munition und Landminen beliefert. Doch anders als seine Rivalen, die eher kleinere Reviere abstecken, werfen Bouts Flugzeuge ihre vielsagende militärgrüne Fracht ebenso über den Dschungelpisten des Kongos ab wie über den Landebahnen in Afghanistan. Er hat ein weltweites logistisches Netzwerk aufgebaut, wobei er durch ein Labyrinth von Vermittlern, Transportfirmen, Finanziers und Waffenherstellern manövriert, um vier Kontinente mit allem zu beliefern, was gebraucht wird: Schnittblumen, gefrorenes Geflügel, UN-Peacekeeper, Sturmgewehre und Boden-Luft-Raketen."

Magazinrundschau vom 09.05.2006 - Foreign Policy

Leider nicht online ist Thomas L. Friedmann schlagende Erklärung der Petropolitik: "Irans Präsident leugnet den Holocaust, Hugo Chavez schickt die westlichen Führer zur Hölle und Wladimir Putin lässt die Peitsche knallen. Warum? Weil sie alle wissen, dass der Preis des Öl und der Pfad der Freiheit in unterschiedliche Richtungen verlaufen. Es ist das Oberste Gesetz der Petropolitik und es dürfte das Axiom unseres Zeitalters werden."

In aller Ausführlichkeit und mit zahlreichen Karten und Tabellen ist dafür der "Failed States Index" ins Netz gestellt, den Foreign Policy zusammen mit dem Fund for Peace erstellt hat und der vom Sudan über Irak, Afghanistan, Kongo und Somalia bis Bangladesch zwanzig gescheiterte Staaten auflistet und neunzehn weitere in Gefahr sieht. Die fortdauernden amerikanischen Kämpfe im Irak und in geringerem Maße in Afghanistan haben die Risiken hervorgehoben, die darin liegen, Stabilität mit militärischen Interventionen zu befördern. Die meisten Staaten werden auf sich allein gestellt sein, und sie schnellen die Skala von stark und sicher zu schwach und verwundbar hinunter."

Magazinrundschau vom 14.03.2006 - Foreign Policy

"Chinas Zukunft ist Verfall, nicht Demokratie." Die endemische Korruption und die wachsende Ungleichheit werden China zerreißen, prophezeit der Politikwissenschaftler Minxin Pei. Demokratie wird es bis dahin nicht geben. Sie ist im Gegenteil "ein Opfer der wirtschaftlichen Expansion des Landes. Wie fehlerhaft und führungslos auch immer, das rapide Wachstum hat Pekings Legitimität gestärkt und den Druck auf die herrschenden Eliten vermindert, die Liberalisierung voranzutreiben. Demokratische Übergänge in Entwicklungsländern werden oft durch Wirtschaftskrisen hervorgerufen, für die das alte Regime verantwortlich gemacht wird. China hat eine solche Krise noch nicht erlebt. Die Reichtümer, die der herrschenden Klasse zur Verfügung stehen, verhindern jede demokratische Entwicklung innerhalb der Elite. Politische Macht ist wertvoller geworden, weil sie sich in Wohlstand und Privilegien umwandeln lässt, die in der Vergangenheit undenkbar waren. Momentan hat Chinas ökonomische Entwicklung einen perversen Effekt auf die Demokratisierung: Sie veranlasst die regierende Elite, noch mehr an ihrer Macht zu hängen."

Weitere Artikel dieser lesenswerten Ausgabe: Durch seine höheren Geburtsraten wird das Patriarchat sich als das langfristig erfolgreichste Gesellschaftsmodell der Welt herausstellen, meint Philip Longman. Der Frauenmangel in Asien wird noch Kriege verursachen, prophezeit Martin Walker. Simon Holliday wirft einen Blick auf das Geschäft mit dem Glücksspiel, das durch das Internet weltweit einen beispiellosen Boom erlebt.

Magazinrundschau vom 10.01.2006 - Foreign Policy

David Morton porträtiert die National Rifle Association als globale Organisation, die die Interessen der Waffenindustrie nun in globalem Maßstab vertritt - dank einer verfänglichen Botschaft. "Die unerwartete Ablehnung des geplanten Waffenverbots im vergangenen Oktober in Brasilien lässt vermuten, dass das 'Recht Waffen zu besitzen und zu tragen', wenn es richtig verpackt wird, Menschen mit sehr verschiedenen Hintergründen, Erfahrungen und Kulturen anspricht, selbst wenn diese Kultur historisch gesehen Waffen eher ablehnt. Tatsächlich könnte der zweite Verfassungszusatz ein leichter zu exportierendes Gut sein, als Anhänger der Reglementierung von Waffen wahrhaben wollen, besonders in Ländern, die noch vor relativ kurzer Zeit Diktaturen waren. Gekoppelt mit der öffentlichen Angst vor dem Verbrechen - ein großes Problem in den meisten Entwicklungsstaaten - ist die Botschaft ideal für ein Massenpublikum."

Magazinrundschau vom 15.11.2005 - Foreign Policy

Bisher war der amerikanische Internet-Theoretiker Lawrence Lessig kein Freund der Internet-Regulierung durch die amerikanische Organisation Icann. Doch dem Versuch der Europäer, auf dem Internet-Gipfel in Tunis die amerikanische Vorherrschaft im Internet zu brechen, kann er gar nichts abgewinnen, wie er im Interview erklärt: "Die Europäer wollen den Amerikanern die Stirn bieten, das hat etwas mit der amerikanischen Außenpolitik der letzten fünf Jahre zu tun, das hat nichts mit Internet zu tun." Deswegen will er lieber die Kontrolle bei der Icann lassen. "Nicht weil es mir besonders gefällt, dass die US-Regierung die Icann kontrolliert, sondern weil ich glaube, dass sie intern Normen entwickelt hat, die Regularien so locker wie möglich zu halten. Mir würde es Sorge bereiten, wenn diese Autorität jemand anderem übergeben würde, denn dieser könnte sich einbilden, seine Macht über die Domain-Namen dafür zu nutzen, noch weitere politische Ziele verfolgen. Damit wäre uns allen schlechter gedient."

Magazinrundschau vom 20.09.2005 - Foreign Policy

William Easterly kritisiert die von Rockstars wie Politikern mit großem Aplomb verkündeten Entschuldungs- und Hilfepläne für die Armen dieser Welt als "utopischen Albtraum". "Das Hauptproblem besteht darin, dass die reichen Leute, die das Geld überweisen, nicht die gleichen Ziele haben wie die armen Menschen, denen sie zu helfen versuchen. Ein subtileres Problem besteht darin, dass wenn alle von uns kollektiv verantwortlich für ein großes weltweites Ziel sind, keine einzelne Institution oder Politiker dafür verantwortlich gemacht werden kann, wenn dieses Ziel nicht erreicht wird. Kollektive Verantwortung für Weltziele funktioniert ungefähr genauso gut wie Kollektive in der Landwirtschaft, und zwar aus denselben Gründen."

China wird im Augenblick heftiger umworben als die Kameliendame seinerzeit. Die Briten versuchen es mit Cricket, die Amerikaner mit Basketball: Der Aufmacher von Foreign Policy ist dem Vorsitzenden Yao gewidmet, der 2,29 Meter großen chinesischen Sensation in der NBA, die 1,3 Milliarden Fans im Mutterland des Stars zum Basketball verführen soll. (Können wir nicht einen Chinesen in die Fußballnationalmannschaft aufnehmen?)

Magazinrundschau vom 05.07.2005 - Foreign Policy

Nach der jüngsten BBC-Umfrage haben 62 Prozent der Franzosen, 59 Prozent der Deutschen und 34 Prozent der Briten eine negative Meinung von den USA. Die Anti-Amerikaner kennen wir, meint Anne Applebaum und zählt auf: "Die wütenden arabischen Radikalen auf der berühmten arabischen Straße, den linken Zeitungsredakteur, der sich auf Berliner Dinnerparties in Rage redet, oder den französische Bauern, der gegen McDonald's wettert." Aber wer ist Pro-Amerikaner? Laut statistischem Mittel ein osteuropäischer oder südasiatischer Mann in mittleren Jahren mit Aufstiegschancen und einem leichten Hang zum Machismo. Oder, wie Applebaum ausführt: "Der britische Kleinunternehmer, Sohn eines Bergarbeiters, der einst Margaret Thatcher bewunderte und zum Urlaub in Florida war. Oder der polnische antikommunistische Intellektuelle, der mit seinen Pariser Freunden bereits in den Achtzigern über Ronald Reagan stritt und jetzt mit ihnen über den Irakkrieg im Clinch liegt. Oder der indische Börsenmakler, der südkoreanische Investment-Banker und der philippinische Handwerker."

Oder der ungarnstämmige, nächste französische Präsident? Marc Perelman kommt aus dem Staunen über Nicolas Sarkozy nicht heraus: "Ein Anhänger des freien Marktes, der nicht nur Frankreichs Wirtschaftsmodell in Frage stellt, sondern auch die tief verankerte Mentalität der französischen Gesellschaft ... Auch wenn er betont, nicht in allen Punkten einer Meinung mit Präsident Bush zu sein, bleibt er ein unverfrorener Pro-Amerikaner: 'Ich liebe Amerika und die Amerikaner sehr. Brauche ich Hilfe, Doktor?'"

Magazinrundschau vom 11.01.2005 - Foreign Policy

In den siebziger Jahren galt Israel noch als das Land, das die Demokratie in der Wüste zum Blühen brachte, doch seitdem wird seine Legitimität mehr und mehr in Frage gestellt, stellt Josef Joffe in einem Beitrag fest. Aber wäre die Welt oder der Nahe Osten tatsächlich besser dran ohne Israel? "Würden die ökonomische Malaise und die politische Repression, die wütende junge Männer zu Selbstmordattentätern machen, verschwinden? Hätten die Palästinenser einen unabhängigen Staat? Würden die USA, befreit von ihrem belastenden Alliierten, in der muslimischen Welt plötzlich geliebt werden? Reinstes Wunschdenken! Weit davon entfernt, Spannungen zu erzeugen, dämmt Israel tatsächlich mehr Feindschaft ein als es erzeugt."