Mark O'Connell
erzählt von einem Kulturkampf, der in dieser Unnachgiebigkeit wahrscheinlich nur auf der
Isle of Wight geführt werden kann: Der Kampf um den
Botanischen Garten von Ventnor. Vor zehn Jahren kaufte ihn der Bostoner Anwalt John Curtis, der seinen Stammbaum bis zu den ältesten Familien von Massachusetts und Connecticut zurückführen kann, den die Engländer der Kanalinsel aber nur als
amerikanische Geschäftsmann verachten, seit er eine gärtnerische Praxis einführte, die er als
Ventnor Methode anpreist: "Ohne die strenge Aufsicht eines typischen Botanischen Gartens dürfen die Pflanzen in Ventnor wachsen, wo immer sie sich selbst aussäen. Dank des Mikroklimas des Gartens können Arten, die in Australien, Südafrika und im Mittelmeerraum beheimatet sind und die auf dem britischen Festland zugrunde gehen würden, in Ventnor ohne große Eingriffe gedeihen. Und genau dieser Ansatz eines gewissen
Laissez-faire bei der Pflege des Gartens ist der Kern der Kontroverse. Curtis und sein Team behaupten, dass sie von unnötigen Eingriffen absähen; seine Kritiker meinen, dass sie den Garten in Wirklichkeit furchtbar und
katastrophal vernachlässigten und der Ort infolgedessen zu einem unansehnlichen Durcheinander verkommen sei. Letztes Jahr erklärte ein ehemaliger Kurator von Ventnor, die Anlage sei entwertet, dass sie 'den Titel botanisch nicht mehr verdiene'... Ziel der Ventnor-Methode ist es, so genannte '
synthetische Ökosysteme' zu schaffen, die einer natürlichen Umgebung ähnlicher sind als ein typischer botanischer Garten. Laub verrottet dort, wo es liegt; herabgefallene Äste werden, solange sie keine Stolperfallen für die Besucher darstellen, unberührt gelassen. Curtis und sein Chefgärtner, der Kurator von Ventnor, Chris Kidd, sagen, dass dies eine natürliche Methode sei, um dem Boden Nährstoffe zuzuführen. All dies geschehe
im Namen der Nachhaltigkeit, denn der intensive Ressourcenverbrauch, den die traditionellen Methoden des botanischen Gartens erfordern, sei angesichts der sich verschärfenden Klimakrise nicht mehr vertretbar." Ganz abgesehen davon, dass diese Methode sehr viel weniger Personal braucht.