Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift hat sich den
Iran zum
Schwerpunktthema gewählt. Ist
Teheran eine emblematische Stadt?,
fragt in diesem Zusammenhang der Schriftsteller und Philosoph
Dariush Shayegan (s. a.
hier). In einem für diese Ausgabe übersetzten Vortrag aus dem letzten Jahr kommt er zu einem überraschend optimistischen Ergebnis: "Teheran steht vor einem grundlegenden Wandel; im Schatten dieser grauen und traurigen Stadt verbirgt sich eine
erstaunliche neue Welt; wenn deren unterirdischen Kräfte eines Tages an die Oberfläche kommen, werden wir Zeugen eines radikalen Perspektivwechsels sein. Ihr
laizistischer Charakter wird in aller Frische aus dem Inneren der sogenannten islamischen Gesellschaft auftauchen. Wir haben die Hoffnung, allmählich Licht am Ende des Tunnels zu erblicken, den andere islamische Länder, die sich noch etwas von einem Wandel hin zu einer religiös bestimmten Ordnung erhoffen, gerade
in Gegenrichtung durchqueren. In nicht allzu ferner Zukunft wird Teheran das lebendige und eloquente Beispiel für diesen Wandel sein."
In einem sehr lesenswerten
Interview mit
Leon Krauze gelangt Newsweek-Herausgeber
Fareed Zakaria zu einer ähnlichen Einschätzung: "In fünf oder zehn Jahren werden wir einen Iran sehen, der eine
modernere Politik macht als die übrigen Länder des Nahen Ostens und die Religion wieder stärker in den privaten Bereich verweist. Es ist einfach so: das Leben drängt von selbst zur Modernisierung und die Religion gelangt dann auch irgendwann dorthin."
Weniger optimistisch fällt die Analyse der gegenwärtigen Situation aus israelischer Sicht aus. Der Soziologe
Joseph Hodara von der
Bar-Ilan Universität sieht als einzig praktikable Alternative zu einem möglichen Präventivschlag gegen iranische
Atomanlagen weitere Verhandlungen "um wenigstens wie während des Kalten Krieges zu Vereinbarungen zu gelangen, die die
Temperatur niedrig halten und für einen Großteil der israelischen Gesellschaft wie natürlich auch für ihre Gegner akzeptabel sind."