Aram Lintzel
untersucht in seiner Netzkarte-Kolumne diesmal, welche Formen der
Hass im Web so annimmt: "Die Seite
www.hatebook.org ... folgt dem paradoxen Motto 'Everybody loves to hate' und versteht sich als ein 'antisoziales Programm', das seine Mitglieder von den Hassobjekten dieser Welt 'disconnected'. Wenn Facebook dazu dient, soziales Kapital - das heißt: Freunde und Beziehungen - anzuhäufen, dann ist Hatebook in diesem Sinne eine
Kapitalvernichtungsmaschine. Wer die Aufforderung ernst nimmt, sein 'Hate-Profile' zu 'pimpen', also aufzumotzen, und die Felder 'Books I hate' oder 'Interests that suck' ausfüllt, der, so könnte man sagen, kappt mit diesen konkreten Negationen bewusst die Verbindungen ans produktive Netzwerk der Medien, Märkte und Meinungen. Da macht es auch nichts, dass hier wie bei so vielen Web 2.0-Phänomenen die Frage, wie
ernst oder ironisch das alles gemeint ist, meist unentscheidbar bleibt."
(
Nachtrag: ein Leser macht uns gerade darauf aufmerksam, dass dies die "Netzkarte" aus dem letzten Heft ist. Offenbar war die Webseite von Literaturen heute morgen noch nicht vollständig aktualisiert.)
Sehr viel positiver gestimmt ist der Titel des neuen Hefts: Da geht es nämlich um den
Erfolg und die Frage, an AutorInnen und Verlage, wie man ihn mit Büchern hat. Nichts davon ist online. Aber ein Sätzchen sei doch zitiert aus dem Gespräch des Lektors Wolfgang Hörner, der Buchhändlerin Ruth Klinkenberg, dem Autor Tilman Rammstedt und der Verlegerin
Elisabeth Ruge. Letztere meint über den
Sinn von Anzeigen: "Und wenn man sich überlegt, dass zwei Anzeigen in der
FAZ oder der
Süddeutschen bei vielen Verlagen der
Vorauszahlung für den Roman entsprechen, die man einem jungen Autor gegenüber leistet, dann ist das doch verrückt. Da muss man sich fragen, ob eine solche Ausgabe wirklich sinnvoll ist." (Natürlich nicht, schalten Sie im
Perlentaucher!)
Weiteres: Das
Kriminal hat diesmal Frauke Meyer-Gosau
verfasst, es geht um
Jan Costin Wagners neuen Roman "Im Winter der Löwen". (Online ist nicht zu erfahren, ob der Kolumnenautor
Franz Schuh einmalig oder auf Dauer aus dem Weg geräumt wurde.) In ihrer "Beiseite"-Kolumne
erzählt Sibylle Berg von einem, der die
Schweizer hassen und diesem Hass eine Form zu geben lernt. Diesmal
berichtet die
Autorin A.S. Byatt, was sie gerade liest.
Besprochen werden Jan Schüttes
Isaac-B.-Singer-
Verfilmung "Späte Liebe" sowie
John Dickies Kulinarik-
Sachbuch "Delizia! Die Italiener und ihre Küche", Viktor Jerofejews neues
Buch über die "
Russische Apokalypse", Cord Riechelmanns
Hörbuch "
Die Stimmen der Tiere" und Herfried Münklers
Ideengeschichte "
Die Deutschen und ihre Mythen".