Magazinrundschau - Archiv

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14 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 2

Magazinrundschau vom 04.08.2014 - Medium

In Philadelphia gibt es nicht nur fünf medizinische Fakultäten und Unternehmen, die Pharma- und Medikamententests durchführen, sondern auch eine ungewöhnlich hohe Anzahl von Obdachlosen, schreibt Carl Elliott. Allen ethischen Grundsätzen zum Trotz werden diese als "menschliche Laborratten" mit Geld und Vergünstigungen angeheuert, um insbesondere Psychopharmaka wie Neuroleptika, Antidepressiva und Angst-Präparate zu testen. Elliott berichtet von Anthony, einem Obdachlosen, der von den Unternehmen inzwischen als Profi bezeichnet wird: ""Ich mache bei schizophrenen Forschungsstudien mit, obwohl ich schizophren und bipolar bin. Ich habe auch versucht, an Studien für schwerwiegende Fälle teilzunehmen, aber sie ließen mich nicht. Dafür muss man Stimmen an jedem Tag der Woche hören, ich höre sie allerdings nur ein- oder zweimal im Monat. Sie behandeln einen gut", antwortet Anthony auf die Frage, wie er über die Studien denkt. "Man kann fernsehen. Sie haben DVDs, CDs, PlayStation, Xbox. Sie bestellen drei, viel Mal die Woche Mahlzeiten. Chinesisches Essen, Cheessteaks, Buffalo Wings, Pizza. Sie richteten mir vor ein paar Jahren sogar eine Geburtstagsfeier aus, ich schnitt den Kuchen an und sie sangen Happy Birthday". Anthony litt offensichtlich an vielen der Nebenwirkungen, die man bei jemandem erwartet, der so viele Antipsychotika genommen hat: Diabetes, erhebliche Gewichtszunahme, und Gliedersteifheit, für die er noch ein Medikament namens Cogentin nimmt."

Magazinrundschau vom 14.01.2014 - Medium

Die Entdeckung der Langsamkeit - mit den Mitteln eines digitalen Medienapparats. Joshua Hammer stellt den aus Ungarn stammenden und in Berlin lebenden Medienkünstler und Computergeek Adam Magyar vor, der im öffentlichen Raum kristallklare Zeitlupenvideos erstellt: "Magyar bricht die konventionelle Darstellung von Zeit und Raum, indem er Millisekunden zu Minuten zerdehnt und einzelne Momente in einer Auflösung gefrieren lässt, die dem nackten Auge niemals zugänglich wären. Seine Kunst lässt an so vielfältige Quellen denken wie Albert Einstein, Zen-Buddhismus, sogar an die Fernsehserie 'Twilight Zone' aus den 60ern. Die Bilder - geleckte silberne U-Bahnwaggons, vereinzelte, ganz in ihre eigene private Welt versunkene Fahrgäste - sind wunderschön und elegant, obwohl sie auch beunruhigende Gefühle provozieren. 'Die Momente, die ich einfange, tragen keine Bedeutung, es gibt keine Geschichte in ihnen, doch wenn man den Kern zu fassen kriegt, die Essenz des Seins, dann kriegt man alles zu fassen', sagt Magyar in einer seiner vielen kryptischen Bemerkungen zum hypnotischen Reiz und der Flüchtigkeit seines Werks. Darin liegt eine Ahnung davon, eine andere Dimension zu betreten, einen Raum zwischen Ruhe und Bewegung zu bewohnen, eine Welt jenseits der Zeit, in der die Regeln der Physik nicht gelten." Einen Auszug aus seinem Kurzfilm "Stainless" gibt es (neben einigen weiteren) auf Vimeo:

Magazinrundschau vom 07.01.2014 - Medium

James Bridle erzählt in einer furchterregenden Reportage, welchen Umfang die Überwachungsmaßnahmen in Britannien angenommen haben. Es gibt geschätzt zwischen zwei und vier Millionen CCTV-Kameras und außerdem ein Netz mit tausenden von ANPR-Kameras, die Autokennzeichen auslesen, so dass Bewegungsprofile erstellt werden können. Macht ja nichts? Das dachten womöglich auch Linda Catt und ihr 80-jähriger Vater, bis sie im Juli 2005 von der Polizei angehalten und wegen Terrorismusverdachts durchsucht und befragt wurden. Wie sich später vor Gericht herausstellte, hatten beide an legalen und friedlichen Demonstrationen gegen die amerikanische Waffenfabrik Edo teilgenommen und waren daraufhin von der Polizei als "einheimische Extremisten" eingestuft worden. "In den acht Jahren seitdem sie angehalten wurden, haben Linda und John versucht, ihre rechtmäßigen Aktivitäten aus der Polizeidatenbank gelöscht zu bekommen. In dieser Zeit hat ihnen der Überwachungsbeauftragte für die Polizei bescheinigt, dass die Polizei von Sussex ihren Wagen widerrechtlich markiert hat und einige der dienstältesten Richter des Landes haben entschieden, dass die Metropolitan Polizei ihr Recht auf Privatheit verletzt hat. Aber die Polizei hat jedes Urteil bekämpft, der Fall ist immer noch anhängig. Und die Catts sind nicht die einzigen..."

Magazinrundschau vom 03.12.2013 - Medium

Dass sich Keime langfristig gegen Antibiotika immunisieren würden, hatte bereits ihr Entdecker Alexander Fleming vorhergesehen, doch Unterdosierungen bei Patienten und großflächiger Einsatz in der Tierzucht haben diesen Prozess dramatisch beschleunigt. Maryn McKenna zeichnet ein düsteres Bild des "post-antibiotischen Zeitalters", in dem Menschen wieder an Kratzern und Insektenstichen sterben und große Teile der modernen Medizin wieder unkalkulierbar riskant wird: "Bei vielen Behandlungsmethoden herrscht hohe Infektionsgefahr, wenn keine Antibiotika zum Einsatz kommen. Kanäle in die Blutbahn geben Bakterien einen direkten Zugang zum Herz und Hirn. Damit ist die Intensivmedizin mit ihren Beatmungsgeräten und Kathetern ausgeschlossen, aber auch etwas so prosaisches wie die Nierendialyse, bei der das Blut mechanisch gefiltert wird. Ebenfalls betroffen sind Operationen, besonders an bakterienreichen Stellen wie dem Darm oder den Harnwegen. Diese Bakterien sind harmlos an ihrem Wirkungsort, aber wenn sie ins Blut gelangen, wie es bei einer Operation passieren kann, sind Infektionen garantiert."
Stichwörter: Tierzucht