Olga Bakuschinskaja hat sich den soeben in Russland gestarteten Film
"72 Meter" des russischen Filmregisseurs V
ladimir Chotinenko angesehen und kam sich vor wie auf der "Titanic": fehlte nur noch, dass Leonardo Di Caprio an Deck des
U-Bootes "Slawjanka" auftauchte, das in 72 Meter Tiefe auf eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg läuft. Der Regisseur "inszeniert die Katastrophe als Hochglanz-Hollywoodtragödie", das Schiff sinkt zu den Klängen von
Ennio Morricone, die Offiziersgattin liest
Dostojewski und selbst die Matrosen sind
"literaturbeflissene tolle Hechte". Der Film sei "kein Katastrophen-, sondern ein Abenteuerfilm", sagt der Regisseur, es gehe nicht darum, "ob die Matrosen gerettet wurden oder nicht, wichtig ist, dass sie ihre Seele gerettet haben". Genau, so was ähnliches werden sich auch die armen Schweine auf der
Kursk gedacht haben!
Michail Solotonossow hat
Ljudmila Ulitzkajas neuen Roman "Herzlichst Euer Schurik"
gelesen und eine Trendwende in
Ulitzkajas Schaffen ausgemacht. Die Hauptfigur Alexander Korn alias Schurik versucht, sich in der komplexen
Gefühlswelt der Frauen zurechtzufinden und wird dabei unfreiwillig in die "Rolle des Psychoanalytikers" gedrängt, "der seinen Patienten gegenüber zwischen Mitgefühl und Begierde schwankt". In dem dichten, pathosfreien und ironischen Familienroman geht es auch diesmal um
seelische Qualen, Frauenschicksale und Mitgefühl, allerdings, so der Kritiker, "führt Ulitzkaja in diesem Roman ihren früheren Sentimentalismus ad absurdum und widerlegt genau die Gefühle, die sie doch eigentlich beim Leser hervorruft. Diese emotionale Dynamik in Bezug auf sowohl ihre Romanfiguren als auch ihre Leser ist neu."