Magazinrundschau - Archiv

Odra

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Magazinrundschau vom 04.03.2008 - Odra

Über die gerade in Frankfurt/Main gezeigte Ausstellung "Hans Poelzig (1869-1936). Architekt-Lehrer-Künstler" schreibt Mateusz Hartwich: "Die sehr gelungene und gestaltete Ausstellung kontextualisiert klug das Werk Poelzigs. Auf abstrakterer Ebene zeigt sie die ambivalenten Verbindungen zwischen Avantgarde und Gebrauchskunst - im 20. Jahrhundert nicht selten politisch missbraucht. Sie mythologisiert den Modernismus nicht, und macht aus ihrem Helden keine Gottheit. (...) Es ist auch gelungen, den typischen Fehler für Architekturausstellungen zu vermeiden: die Fetischisierung von Plänen, die oft nur für Eingeweihte lesbar sind." Etwas bedauerlich sei jedoch, dass das Architekturmuseum in Wroclaw/Breslau, das sich mit den Bauten der Moderne in dieser Stadt (u.a. Poelzigs) intensiv auseinandersetzt, lediglich als Leihgeber fungierte und nicht in die Konzeption einbezogen wurde.
Stichwörter: Breslau, Poelzig, Hans

Magazinrundschau vom 29.01.2008 - Odra

"Bei Energiepolitik denken wir immer noch an gigantische Kohle- oder Atomkraftwerke", bedauert der Naturwissenschaftler Ludwik Tomialojc, der auch Mitglied des Parteirats der polnischen Grünen, Zieloni 2004, ist. Seiner Ansicht nach stecken die Polen - was die Ökologie angeht - noch tief im Sozialismus. Es habe sich eine geradezu antiökologische Hysterie breit gemacht, die von Lobbygruppen gefördert werde. Als Beispiel nennt Tomialojc die Diskussion um das erste AKW. "Es wäre das größte Geschenk, das wir einer französischen oder amerikanischen Firma machen könnten: Wir müssten die Technologie und Materialien kaufen, Ingenieure aus diesen Ländern einstellen und die Rohstoffe aus Russland importieren. Dann käme noch das Problem der Lagerung und viele andere Ausgaben. Für das Geld könnten wir sichere und genau so effektive Technologien zur Gewinnung erneuerbarer Energie entwickeln."

Magazinrundschau vom 24.07.2007 - Odra

"Eine zentrale Frage der polnischen Politik ist, wie man den zwei großen Gespenstern der Gegenwart, dem der Geschichte und dem der kapitalistischen Modernisierung, Herr wird. Es ist gleichzeitig die Frage nach dem gegenseitigen Verhältnis von Liberalen und Linken und ihrer möglichen Zusammenarbeit", schreibt Adam Chmielewski in der Breslauer Kulturzeitschrift. Das größte Problem für eine neue Linke, die Alternativen zum neoliberalen Modell formulieren und um Rechte sexueller Minderheiten kämpfen wolle, sei jedoch der Kompromiss, den Teile der liberalen Linken (vor allem Adam Michnik) mit der katholischen Kirche geschlossen hätten, um die Transformation zu fördern. "Dieses Vorgehen ist ein Beispiel dafür, wie die Verbindung von Doktrin und Realpolitik dazu führt, die politische Kraft neuer Ideen zu schwächen. Es ist auch ein Symptom für die bewusste Selbstbeschränkung des Liberalismus bei der Umsetzung emanzipatorischer Aufgaben."

Der Regisseur Krzysztof Zanussi spricht im Interview über die Demokratisierung der Kunst, seine Inspirationsquellen und Ängste. Eine hübsche Geschichte dazu erzählt er von seinem Auftritt bei einem Filmfestival in Argentinien vor 36 Jahren. "Nach stundenlangem Flug wurde ich auf die Bühne geschoben, wo ich mit meinem eingerosteten Spanisch Fragen beantworten sollte. Ich wurde gefragt, bei welchen Filmkünstlern ich gerne lernen würde. Ich wollte 'Bresson' sagen, aber vor Müdigkeit ist mir sein Name entfallen. Nach einem langen Moment der Stille sagte ich, für mich selbst überraschend: Marcel Proust. Und ich begründete es verzweifelt damit, dass er die Filmkunst lange antizipiert hätte. Bis heute muss ich in Interviews erklären, warum Proust den Film antizipiert hat und habe mich mittlerweile selbst davon überzeugt."