Magazinrundschau - Archiv

Le point

157 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 16

Magazinrundschau vom 04.10.2011 - Point

Bei allem Respekt, den er ihm durchaus gewährt, will Bernard-Henri Levy dem Palästineserpräsidenten Abbas und seiner Absicht, einen Staat zu gründen, noch nicht ganz über den Weg trauen. Mehrere Punke in Abbas' Uno-Rede lassen ihn skeptisch werden: "Da ist diese betonte Hommage an Arafat... die Behauptung, ausgerechnet vor diesem Publikum und an diesem Ort, dass Arafat einen 'Olivenzweig' hochgehalten hätte, um seine friedliche Absicht zu beweisen - wo er doch mindestens einmal, in Camp David im Jahr 2000, einen ganz konkreten Frieden ausschlug... Und da ist diess ohrenbetäubende Schweigen über den Pakt, den Abbas vor fünf Monaten mit der Hamas schloss - deren bloße Charta ausreichen würde, um sie aus der Uno auszuschließen -, die angeblich nur 'friedliche Staaten' zulässt und den Terrorismus bekämpft. Natürlich ist Abbas der Mann, mit dem Israel Frieden schließen muss. Aber nicht hier. Nicht so."
Stichwörter: Hamas, Levy, Bernard-Henri, UNO, Camp

Magazinrundschau vom 30.08.2011 - Point

Einmal mehr, so Bernard-Henri Levy in seinen Bloc-notes, hat sich am Beispiel Gaddafis bestätigt, dass Diktatoren "Papiertiger" sind und wie "Sandburgen" in sich zusammenfallen. Die libyschen Rebellen hätten eine Ära eingeläutet, von der schwer vorstellbar sei, dass sie keine Auswirkungen auf die gesamte Region, insbesondere Syrien habe. "Dieses Gegenstück zum Irak-Krieg, das nicht über das Land kam, um die Demokratie per Fallschirm über einem schweigenden Volk abzuwerfen, sondern um einen Aufstand zu unterstützen, der schon da war und sich eine legitime Vertretung zugelegt hatte, wird in den Annalen bleiben. Was stirbt: eine überkommene Auffassung von Souveränität, in der sämtliche Verbrechen erlaubt sind, sofern sie innerhalb der Grenzen eines Staates stattfinden. Was geboren wird: die Idee einer Universalität der Rechte, die nicht mehr nur frommer Wunsch ist, sondern brennende Verbindlichkeit für jeden hat, der wirklich an die Einheit der Menschheit glaubt und an die Wirksamkeit des Rechts auf Einmischung, die die logische Konsequenz daraus ist."

Magazinrundschau vom 14.06.2011 - Point

Bernard Henri Levy war auch in den neunziger Jahren einer der wortmächtigsten Intellektuellen, zur Zeit des Bosnienkriegs, der in der westlichen Öffentlicheit zunächst nur laue Reaktionen auslöste. Nach der Auslieferung Mladics, so schreibt er, habe sich auch Serbien befreit - "von dem Nichtgesagten in seiner Öffentlichkeit, von einer bösen inneren Stimme, die es verrückt machte. Nach dem Sturz Milosvecs war sie das letzte Symptom einer Vergangenheit, die nicht vegehen will und, mehr noch als wirtschaftliche und finanzielle Gründe, das letzte Hindernis auf dem Weg nach Europa. Und jetzt? Nun ja, zuerst muss Bosnien zu einem Teil jenes Europas werden, dessen herzzerreißendstes Symbol es war, dann Serbien."

Magazinrundschau vom 17.05.2011 - Point

Eine Katastrophe nennt Bernard-Henri Levy die Versöhnung von Fatah und Hamas: für Israel, den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Mahmud Abbas, die Palästinenser und einen trotz allem möglichen Frieden. "Und dann ist das schließlich eine Katastrophe für den arabischen Frühling. Niemandem entgeht, was er ist, nämlich auch ein ideologisches Schlachtfeld, auf dem zwei Kräfte aufeinandertreffen: auf der einen Seite die demokratische und liberale Strömung, Anhänger der Menschenrechte und Verfechter eines gemäßigten Islam und auf der anderen Seite die alten Knacker des radikalen Islamismus, die Tyranneien von gestern und vorgestern - die nicht tot zu kriegende Bewegung der 1928, im Gefolge des aufkeimenden Nazismus in Ägypten gegründeteten Muslimbrüder, deren palästinensischer Zweig die Hamas heute ist. Wieso sieht denn keiner, das diese Bedingungen, dieser 'historische' Einigung ein Rückschritt in die Vorzeit ist? Warum begreift man nicht, dass diese inszenierte Fraternisierung eine Beleidigung für all die jüngsten Aufstände ist, die die arabische Welt aufs Neue wieder unters Joch zwingen könnte - eine Beleidigung für all die Jugendlichen auf dem Tahir-Platz in Kairo, die wochenlang demonstrierten ohne den geringsten Schatten eines antiwestlichen, antiamerikanischen, antiisraelischen Slogans?"

Magazinrundschau vom 05.04.2011 - Point

In seinen Bloc-notes diskutiert Bernard-Henry Levy drei Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem internationalen Eingreifen in Libyen stellen. Neben den beiden Frage nach der Rechtmäßigkeit des Einsatzes und warum er gerade in Libyen, und nicht in Bahrein oder Syrien stattfindet, analysiert er auch die Frage nach dem Danach. "Was weiß man über die Aufständischen? Und woher nimmt man eigentlich, dass dieser bunt zusammengewürfelte Zusammenschluss aus alten Oppositionellen und ehemaligen Dienern des Regimes zu einem neuen Libyen führen wird? ... Man weiß zum Beispiel, dass unter den elf Ratsmitgliedern, deren Namen bekanntgegeben wurden, keine Islamisten sind. Und man weiß, dass sich unter den zwanzig anderen, deren Namen derzeit aus Sicherheitsgründen geheim gehalten werden, Repräsentanten aus allen Landesteilen befinden und dass die Stammesgefahr - absichtlich? - überschätzt wurde. Ich denke, selbst wenn der Rat nicht von heute auf morgen einen churchillschen Parlamentarismus einführt, wird er diesem kaputten, durch die Diktatur verwüsteten und durch Korruption und Staatskriminalität ruinierten Land ein wenig mehr Demokratie injizieren - und dieses ,ein wenig mehr? wäre bereits ein Segen."
Stichwörter: Libyen

Magazinrundschau vom 22.03.2011 - Point

Milan Kundera zieht in die illustre Buchreihe Bibliotheque de la Pleiade ein, am Donnerstag erscheint dort sein Werk in zwei Bänden. Jean-Paul Enthoven schreibt dazu: "Alles daran ist in Ordnung, wohlgekämmt, akribisch gebannt auf eine Ewigkeit biblischen Papiers. Es ist ein Mausoleum. Oder besser: eine Pleiade. In diesem Fall 3000 Seiten in Chagrinleder. Und im Fall von Milan Kundera, der so lange im Exil lebte, entspricht das einer endgültigen Aufenthaltsbescheinigung, die dennoch gemischte Gefühle in ihm hervorrufen könnte: Soll er sich über diese offenkundige Weihe freuen? Oder im Gegenteil aufstöhnen angesichts der bevorstehenden Dämmerung, die man ihm bescheinigt? Der Autor von 'Die Unsterblichkeit' zögert: Welches Vergnügen kann es bereiten, im Grunde genommen seiner eigenen Beerdigung beizuwohnen?"

Magazinrundschau vom 08.03.2011 - Point

Bernard-Henri Levy ruft Ägypter und Tunesier auf, in Libyen einzugreifen, um auch dort den Diktator zu verjagen, dem Mubarak und Ben Ali noch vor ein paar Wochen zu Hilfe geeilt wären: "Heute ist es nicht mehr absurd sich vorzustellen, dass Ägypten und Tunesien... einen Sieg der Aufständischen wünschen, dass sie helfen, in den befreiten Gebieten Urzellen politischer Strukturen aufzubauen, ohne die die Libyer früher oder später in die Knechtschaft zurückfallen würden, ja dass sie aktive Solidarität üben und dem libyschen Volk, das schon so viel gelitten hat, helfen, den Verbrecher gegen die Menschlichkeit fortzujagen, der seit vierzig Jahren über Tripolis herrscht."

Magazinrundschau vom 21.02.2011 - Point

In seinen Bloc-notes formuliert Bernard-Henri Levy Fragen zum Aufstand in Ägypten. Eine davon betrifft die Muslimbrüder, deren anhaltende Diskretion ihn wundert. Aber "nichts erlaubt zu behaupten, dass sie sich wirklich gewandelt haben so wie es uns die Islamexperten, die seit dreißig Jahren einen Irrtum an den anderen reihen, erklären: Denn was sagen die Führer der Muslimbrüder denn eigentlich? Was enthüllen sie uns jenseits ihrer taktischen Zurückhaltung, über ihre Ideologie oder ihr Gesellschaftsprojekt? Nehmen sie Abstand von Scharia und Hamas?"

Magazinrundschau vom 01.02.2011 - Point

In seinen Bloc-notes erklärt Bernard-Henri Levy, weshalb er den Boykott-Aufruf gegen Israel für eine "Schweinerei" hält. "Zunächst einmal: Man boykottiert totalitäre Regimes, nicht Demokratien. Man kann den Sudan boykottieren, weil er einen Teil der Bevölkerung von Darfur ausgerottet hat. Man kann China boykottieren, das sich in Tibet und anderswo massiver Menschenrechtsverletzungen schuldig gemacht hat ... Aber man boykottiert nicht die einzige Gesellschaft des Nahen Ostens, wo die Araber eine freie Presse lesen, demonstrieren können, wenn sie wollen, Abgeordnete ins Parlament schicken und sich ihrer Bürgerrechte erfreuen können ... Man boykottiert nicht, gleichgültig was man über seine Regierungspolitik denkt, das einzige Land in der gesamten Region ... dessen Wähler die Macht haben, die Position ihrer Regierung zu sanktionieren, ihr eine andere Richtung zu geben oder sie zu kippen."

Magazinrundschau vom 25.01.2011 - Point

Marion Cocquet berichtet über eine Entscheidung des französischen Kulturministers Frederic Mitterrand, die derzeit Literaturwissenschaftler und Schriftsteller in zwei Lager spaltet: Er hat den Schriftsteller Celine von der Liste derjenigen Franzosen verbannt, die in diesem Jahr in einem Festakt nationalen Gedenkens geehrt werden sollen. Er folgte damit einem Antrag von Serge Klarsfeld, dem Vorsitzenden des Verbands Fils et Filles des deportes juifs de France, der Celine seine antisemitischen Schriften vorhält. "Hier geht es nicht um Literatur. Und auch nicht darum in Abrede zu stellen, dass er ein hochtalentierter Schriftsteller ist ... Aber gerade weil er so talentiert ist, sind seine Schriften allgemeinschädigend. Und es verdankt sich auch seinem großen Talent, dass er einen Aufruf zur Ermordung der Juden verbreitet hat."

In seinen Bloc-notes bewundert Bernard-Henri Levy auch die formale Schönheit der tunesischen Revolution: "Dreiunddreißig Tage Demonstrationen für dreiundzwanzig Jahre Terror: Das ist nicht, wie es heißt, ein Wunder; es ist logisch; ein Mechanismus; und schön wie der reinste, der unerbittlichste Mechanismus."