Magazinrundschau - Archiv

Polityka

123 Presseschau-Absätze - Seite 2 von 13

Magazinrundschau vom 28.02.2012 - Polityka

Im Interview mit Joanna Ciesla spricht der Sozialpsychologe Michal Bilewicz (hier auf Deutsch) über Patriotismus, Fußballfans und über das gespaltene Verhältnis der Polen zur eigenen Nation: "Im Allgemeinen löst Kritik an einer Nation bei deren Angehörigen ein Gefühl der Bedrohung aus; die Menschen versuchen, sie totzuschweigen oder die Kritiker in Grund und Boden zu verdammen, sie eignen sich Vorurteile an. Bei den Polen dagegen gibt es eine Art Schizophrenie. Wir sind bereit, für unsere Nation zu sterben, aber fragt jemand danach, wie die Polen sind, antworten wir: Diebe, Faulpelze. Gleichzeitig identifizieren wir uns mit dem Polentum durchgängig und stark. Wir fühlen uns mehr als Polen denn beispielsweise als Europäer oder Warschauer, doch interessanterweise auch mehr als Polen denn einfach als Menschen."
Stichwörter: Patriotismus, Schizophrenie

Magazinrundschau vom 14.02.2012 - Polityka

Einen Schlüssel zu Lyrik und Lebensphilosophie von Wis?awa Szymborska findet man in ihrer Nobelpreisrede von 1996, auch wenn sie dort nur ganz am Rande und indirekt über sich selbst spricht, erklärt Justyna Sobolewska (hier auf Deutsch) anlässlich des Todes der polnischen Dichterin: "Etwa wenn sie bemerkt: 'Dichter sind heutzutage meist skeptisch und misstrauisch, sogar – und vielleicht vor allem – gegenüber sich selbst. Öffentlich geben sie nur ungern zu, Dichter zu sein – als ob sie sich dessen ein bisschen schämten.' Und wenn sie betont, dass 'Eingebung' nicht Dichtern oder Künstlern vorbehalten sei, sondern überhaupt Menschen, deren Aufgabe darin bestehe, ständig Fragen zu stellen und neuen Herausforderungen die Stirn zu bieten. Menschen also, deren Neugier nicht abkühlt. Kaum ist eine Aufgabe gelöst, 'stellt sich ein Schwarm neuer Fragen ein. Inspiration, was auch immer sie sei, entspringt einem ständigen‚ ich weiß nicht'."
Stichwörter: Nobelpreisrede

Magazinrundschau vom 13.12.2011 - Polityka

Adam Krzeminski kann sie nicht mehr sehen, diese Karikaturen von Angela Merkel mit Pickelhaube. Ganz wie Polens Außenminister Radoslaw Sikorski in seiner historischen Rede in Berlin wünscht Krzeminski sich, dass Deutschlands mehr Verantwortung für die Republik Europa übernimmt: "Wer fürchtet, dass eine EU-Föderation 'deutsch' sein wird, sollte sich nicht nur die positive Handelsbilanz zwischen Polen und Deutschland und unseren - von der EU, also im hohen Maße deutschen Geldern unterstützten - zivilisatorischen Boom der vergangenen Jahre ansehen, sondern auch den deutschen Debatten zum Thema Zukunft Europas gut zuhören... Europa wird nicht 'deutsch', nicht einmal, wenn es die 'deutsche 'Haushaltsdisziplin annimmt. Die Vertiefung der EU bedeutet nicht Verringerung der Souveränität Polens, Frankreichs und Italiens zu Gunsten Deutschlands, sondern aller Länder, einschließlich - und vielleicht in erster Linie - Deutschlands, zu Gunsten der EU, der Exekutive in Brüssel und eines demokratischeren Europaparlaments."

Magazinrundschau vom 01.11.2011 - Polityka

Polnische Kinderbuchillustratoren sind weltberühmt, erklärt Sebastian Frackiewicz (hier auf Deutsch). "Aber in Polen wird das Erzählen mittels Bildern (was auch gut am Beispiel von Comics zu sehen ist) nicht immer positiv wahrgenommen. 'Ich habe einmal den Entwurf für 'Oma strickt' einer geschätzten Direktorin eines staatlichen Museums gezeigt', erzählt Marta Ignerska. 'Sie hat ihn folgendermaßen kommentiert: Ist das nicht seltsam, dass Sie auf einer Seite mehr Illustrationen haben als Text? Wofür zahle ich eigentlich, wenn ich dieses Buch kaufe? Das liest man doch ganz schnell durch und dann braucht man es nicht mehr.'"

Magazinrundschau vom 04.10.2011 - Polityka

In Polen gibt es eine ganze Reihe neuer konservativer Magazine, die sich höchst publicityträchtig als Vertreter einer unbeugsamen Minderheit gerieren. Wie soll man darauf reagieren, fragt sich Wladyka Janicki, ohne selbst peinlich zu werden? "Es gibt Autoren, die sich geradezu darauf spezialisiert haben, Geschichten über 'Kollegen' zu schreiben. Aber 'von der anderen Seite' kommt irgendwie keine Revanche. Kann man sich vorstellen, dass in der Gazeta Wyborcza, der Polityka oder in anderen meinungsbildenden Wochenmagazinen seitenlange Essays über konservative Publizisten die Spalten füllen würden? Die Leser würden solchen Zeitungen schreiend davonlaufen, wenn die Autoren hier ihren persönlichen Frust und ihre Komplexe ausleben würden. Aber im Ökosystem der rechten Presse stößt das nicht ab, im Gegenteil, es sieht so aus, als fänden viele Leser in diesen Geschichten ihr am eigenen Leibe erfahrendes Unrecht abgerechnet."
Stichwörter: Die Unbeugsamen

Magazinrundschau vom 27.09.2011 - Polityka

Junge Polen werden ihren westeuropäischen Altersgenossen immer ähnlicher, meldet Wawrzyniec Smocznyksi, hier auf Deutsch, nach Leküre des Regierungsberichts "Mlodzi 2011": Sie sind individualistisch, hedonistisch - und arbeitslos. Auch in Polen ist die Jugendarbeitslosigkeit mittlerweile doppelt so hoch wie der Durchschnitt, ein Großteil der Jungen jobbt in Zeitverträgen oder unbezahlten Praktika: "Während junge Polen immer noch die Hoffnung auf Wohlstand und Aufstieg haben, geben ihre Altersgenossen in Frankreich, Spanien und Griechenland sie allmählich auf. Über den entwickelten Ländern schwebt die Gefahr einer verlorenen Generation, der ersten seit dem Zweiten Weltkrieg, der er schlechter ergehen könnte als der vorangegangenen. Ein Vorbote der sozialen Krise sind die Unruhen mit Beteiligung von Jugendlichen, die seit einigen Jahren ausbrechen: brennende Pariser Vorstädte, Straßenschlachten im Zentrum von Athen, Massendemonstrationen in Madrid und jüngst die Ausschreitungen in London. Warschau drohen solche Szenen noch nicht, aber Polen biegt in dieselbe Sackgasse ein."
Stichwörter: Griechenland

Magazinrundschau vom 20.09.2011 - Polityka

Justyna Sobolewska eruiert, hier auf Deutsch, welchen Stand die polnische Literatur auf den internationalen Buchmärkten hat, und kann beachtliche Erfolge melden: "Heute ist die polnische Literatur Teil der internationalen Literatur, und Schriftsteller sind nicht nur deshalb interessant, weil sie aus Polen stammen. Dennoch scheint unser Gebiet Europas noch immer attraktiv zu sein. 'Polentum ist nicht mehr so wichtig. Pilch und Stasiuk sind genauso Schriftsteller wie Saramago oder Houellebecq, und so werden sie auch wahrgenommen', so Bill Johnston, der in Amerika zeitgenössische polnische Autoren übersetzt."

Magazinrundschau vom 06.09.2011 - Polityka

Ein kleines Kapitel polnisch-britischer Geschichte erzählt (hier auf Deutsch) Ewa Winnicka. Im November 1939, als die Briten verstanden, dass ihre Appeasement-Politik gegenüber den Nazis gescheitert war, soll es Pläne der polnischen Exilregierung gegeben haben, eine Union aus Polen und Tschechen zu gründen. Als Anführer der Förderation soll der Duke of Kent, der jüngere Bruder der britischen Monarchen Edward und George VI. genannt worden sein. Die Briten lehnten dankend ab. So eng wollten sie sich mit den Polen nicht verbünden. "Zur Natur der polnisch-britischen Freundschaft: 1944 gab es im Londoner Außenministerium eine Notiz von Robert Hankey aus der Abteilung des Auslandsgeheimdienstes, die für Polen zuständig war. Hankey legte ein Geheimnis der slawischen Seele offen, das von General Wladislaw Anders und zuvor von General Sikorski verkörpert wurde: 'Sie verstehen unsere freundschaftliche oder gar überschwängliche Einstellung ihnen gegenüber als Bestätigung ihrer Ansichten. Sie sind der gängigen Illusion der Polen erlegen, die unsere warmen offiziellen Beziehungen als einen Beweis unserer herzlichen Freundschaft verstehen.'"
Stichwörter: Appeasement

Magazinrundschau vom 23.08.2011 - Polityka

Jan Dziadul berichtet (hier auf Deutsch) von den Bemühungen der Schlesier, aus ihren Dialekte und Mundarten eine Literatursprache zu erschaffen, die dann als eigene Sprache anerkannt wird. "Vorbild ist wieder das Kaschubische. 'Die kaschubische Literatursprache ist ein bisschen anders als alle regionalen Varianten des Kaschubischen', sagt Prof. Tambor. Nach ihrer Einschätzung hatten die Kaschuben einen leichteren Weg, weil der Kodifizierungsprozess dort schon im 19. Jahrhundert begann. 'Außerdem haben die Kaschuben eine sehr reiche, sogar Jahrhunderte zurückreichende Literatur in ihrer eigenen Sprache, während bei uns im Prinzip erst an der Wende vom 20. zum 21. Jahrhundert literarische Werke auf Schlesisch entstanden.'"
Stichwörter: Dialekte, Dialekt

Magazinrundschau vom 09.08.2011 - Polityka

In Polen wird gerade die in den sechziger Jahren enorme erfolgreiche Fernsehserie über den Agenten J-23 als Spielfilm verfilmt. J-23 war ein polnischer Agent im Zweiten Weltkrieg, Stanislaw Kolicki, der dem deutschen Oberleutnant Hans Kloss zum Verwechseln ähnlich sah und darum in der Abwehr dessen Platz einnehmen konnte. Die Polen liebten diese Serie, sogar die Zensur hatte nur wenig daran auszusetzen, erzählt Wojciech Markiewicz (hier auf Deutsch): "Generell erfülle die Serie ihre Aufgabe, halten die Kommissionsmitglieder fest. Doch die Deutschen beispielsweise sähen darin zu adrett aus. 'Das ist unter psychologischem Gesichtspunkt eine wichtige Frage, denn auf diese Art und Weise halten wir den Ruf von der guten deutschen Organisation und Effizienz aufrecht', sagte Minister Tadeusz Zaorski. 'In den nächsten Folgen müsste man erreichen, dass die deutschen Uniformen irgendwie grauer werden.'"
Stichwörter: Fernsehserien