Anlässlich der Premiere von
Thomas Bernhards letztem Stück "Elisabeth II." am 30. Mai
äußert sich Burgschauspieler
Gert Voss in einem
profil-Interview über Theater und
mittelmäßige Politik-Schauspieler: Politiker wie Haider kämen nur politikfrustrierten Menschen entgegen und würden um ihrer politischen Existenz willen lügen. Thomas Bernhard habe Fallen gestellt, meint Voss Es gebe immer
Tragisches und Komisches in seinen Stücken, denn Bernhard habe Eindeutigkeit gehasst. Im übrigen sei es "pervers", wenn man ihn jetzt als eine Art Nationaldichter betrachte, da man ihn zu Lebzeiten zum Staatsfeind erklärt habe. Die Umgehung des testamentarischen Aufführungsverbots seiner Stücke in Österreich sei für das Theater wunderbar, für den Dichter traurig. Aber Bernhard, der ein "High-Noon-Leben" geführt habe, das ihn zu "herrlichen Hass-Arien getrieben" hätte, sei auch selber voller Widersprüche gewesen.
Peter Handkes Kosovo-Position habe Voss, obwohl er anderer Meinung gewesen sei, nicht irritiert. "Was mir aber bei ihm gefällt, ist, dass er Einspruch erhoben hat gegen das weltweite Einverständnis zur Richtigkeit des Krieges." In Handkes neuem Stück, das 2003 unter der Regie von Luc Bondy uraufgeführt wird, spielt Voss einen Mann, der mit der U-Bahn
"Weltstationen" abfährt und dabei die ganze Welt verfluche.
Profil widmet aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des
Vienna Art Orchestras dem Bandleader, Komponisten und Arrangeur
Mathias Rüegg ein ausführliches Porträt. Es begann am 19. Mai 1977 in Jazz-Gittis legendärem Lokal am Wiener Bauernmarkt, als Rüegg, statt einen Piano-Soloabend zu geben, mit ein paar Freunden auftrat. Es "drängten sich 150 Leute im Lokal, zehn Prozent davon auf der Bühne: Musiker, Bildhauer, Tänzerinnen - einer bediente eine
Schreibmaschine". Das Happening und Szene-Spektakel wurde zum Gründungsakt des Vienna Art Orchestra, das heute zu den führenden europäischen Big Bands gehört. 1978 erschien die erste Single, "Jessas na", 1979 das erste Album, "Tango from Obango", von dem spektakuläre 10.000 Stück allein in Österreich verkauft wurden. Nach 30 weiteren Platten und zwei-drei Generationenwechseln im Orchester gab es über 800 weltweite Auftritte. Im Dezember wird Mathias Rüegg 50 Jahre alt, und er könnte dann, das hoffen zumindest Jazzfreaks, in 25 Jahren das
erste halbe Jahrhundert mit dem Vienna Art Orchestra feiern. Keep swinging ...