In Polen wird über
Antisemitismus diskutiert. Der polnisch-jüdische Philosoph
Jan Hartmann plädiert dafür, auch die radikalen Stimmen zuzulassen: "Wahre Antisemiten interessieren sich wirklich für uns Juden, und wissen viel über uns. Wir sind für sie wichtig, und das ist doch schon etwas." Deshalb ist Hartmann für
schonungslose Offenheit im polnisch-jüdischen Dialog: "Wenn wir das Recht jedes Menschen respektieren, Juden oder den Judaismus, beziehungsweise Polen oder den Katholizismus nicht zu mögen, finden wir den Weg aus dem Labyrinth der komplizierten und weiterhin schlechten Beziehungen zwischen unseren Nationen."
Auch dieses Jahr wurde der Jahrestag des
Warschauer Aufstands von August-Oktober 1944 feierlich begangen. Jacek Zygmunt Sawicki
erinnert aus diesem Anlass an die schwierige Entstehungsgeschichte des
Denkmals im Zentrum Warschaus, das erst 1989 eingeweiht werden konnte. Und Patrycja Bukalska
feiert fünf Jahre
Museum des Warschauer Aufstands. "Es wurde im letzten möglichen Moment errichtet - so, dass die Aufständischen nicht nur geehrt, sondern auch verstanden werden konnten."
Im
Gespräch mit dem
Dokumentarfilmer Jacek Blawut, dessen erster Spielfilm gerade in die Kinos kam, wird das
Verhältnis des Künstlers zu seinem Thema diskutiert. "Der Mensch ist außergewöhnlich durch seine Schwächen. Dann erst sieht man seine Größe. Mich fasziniert die Situation des Falls, die jeden betreffen kann. Niemand wird als Bahnhofsbettler geboren, man muss erst fallen, manchmal von ganz weit oben.
Filme sind für mich ein Schlüssel, um zu begreifen, warum wir hier sind, warum wir so gemacht wurden, was am Ende des Weges ist. Mit meinem Helden durchschreite ich langsam diesen Weg". Blawuts Spielfilmdebüt wurde jetzt beim
Filmfestival "Era Nowe Horyzonty" in Wroclaw gezeigt, für das sich Anita Piotrowska im separaten Artikel
begeistert.
Und Przemyslaw Wilczynski
beschreibt eine neue Geschäftsidee aus dem Dunstkreis des "Web 2.0". Auf
zostawslad.pl (etwa: eine Spur hinterlassen) kann jeder registrierte Nutzer eine Art "
virtuelles Testament" hinterlegen, das bestimmte Personen nach seinem Tod einsehen dürfen: Tagebuchnotizen, Fotos, Audiodateien etc. Noch verdienen die beiden Gründer, zwei Studenten, damit kaum Geld. Auch eine Werbestrategie ist schwierig. Andererseits fehlt es nicht an jungen Patienten von Hospizien u.ä., die fast bis zum Schluss das Netz nutzen.