Szczepan Twardoch

Der Boxer

Roman
Cover: Der Boxer
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783737100083
Gebunden, 464 Seiten, 22,95 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Olaf Kühl. Der Aufstieg eines Verbrecherhelden zwischen Gewalt, Eleganz und Laster, seine Verletzlichkeit als Jude im Vorkriegs-Warschau: Jakub Shapiro ist ein hoffnungsvoller junger Boxer und überhaupt sehr talentiert. Das erkennt auch der mächtige Warschauer Unterweltpate Kaplica, der Shapiro zu seinem Vertrauten macht. Doch rechte Putschpläne gegen die polnische Regierung bringen das Imperium Kaplicas in Bedrängnis; er kommt in Haft, als ihm ein politischer Mord angehängt wird. Im Schatten dieser Ereignisse bricht ein regelrechter Krieg der Unterwelt los. Jakub Shapiro muss die Dinge in die Hand nehmen: Er geht gegen Feinde wie Verräter vor, beginnt - aus Leidenschaft und Kalkül - eine fatale Affäre mit der Tochter des Staatsanwalts, muss zugleich seine Frau und Kinder vor dem anschwellenden Hass schützen - und nimmt immer mehr die Rolle des Paten ein.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.02.2018

Frauke Meyer-Gosau empfiehlt die Lektüre des Romans von Szczepan Twardoch bis Seite 350 und nicht weiter. Bis hierhin gelingt dem Autor laut Rezensentin ein tolles Tableau der jüdischen Warschauer Unterwelt im Jahr 1937 mit all ihren Sündern. Mit dem gnadenlosen Boxer und Geldeintreiber Shapiro und seinem jugendlichen Gefolgsmann Mojzesz gelingen Twardoch zudem aufregende Figuren in einer spannungsreichen Konstellation, versichert Meyer-Gosau. Hinzukommt der hochpolitische Stoff, der an die aktuellen Debatten über Polens Anteil am Holocaust anknüpft, meint sie. All das schmeißt der Autor ab Seite 350 über Bord, um sich in einer Gewaltorgie zu verlieren, erklärt sie etwas ratlos.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 17.02.2018

Philipp Fritz warnt vor blutigen, detailliert den Tod beschreibenden Szenen in Szczepan Twardoch Roman. Das Setting im Warschauer Judenviertel anno 1937 täuscht Fritz nicht darüber hinweg, dass hier mit breitem Pinsel gemalt wird. Wenn schöne Huren, gnadenlose Gangster und schmierige Journalisten auftreten, um die politischen und gesellschaftlichen Spannungen im damaligen Polen zu illustrieren, das Ringen von Faschisten und Kommunisten um die Macht, weiß Fritz, dass Twardoch Historisches in eine zugespitzte temporeiche Thrillerhandlung presst, und erinnert daran, dass das Polnisch-Jüdische nicht bloß ein Gegeneinander war.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.02.2018

Karl-Markus Gauß geht der Blutrausch mitunter zu weit in Szczepan Twardochs Roman über die jüdische Unterwelt 1937 in Warschau. Das Gemetzel im Namen des Paten von Warschau ragt immer wieder allzu blutig und auf den Tabubruch hin inszeniert aus der Fülle an historischen und kulturgeschichtlichen Details im Buch, meint Gauß. Der Spannungsbogen aber hält, gibt der Rezensent zu, gleich, ob man den Roman nun als wüste Kolportage über den polnischen Faschismus, als Gangsterroman oder als politischen Text über das Verhältnis der Polen zu den polnischen Juden liest. Das informative Nachwort des Übersetzers Olaf Kühn empfiehlt Gauß zu Beginn zu lesen, um den historischen Hintergrund besser zu verstehen.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 03.02.2018

Für Rezensent Richard Kämmerlings ist Szczepan Twardochs neuer Roman ein historischer Thriller, eine Zeitreise in die Warschauer Halbwelt des Jahres 1937. Twardochs Protagonist, jüdischer Mafioso und Killer, Leibwächter, Schutzgeldeintreiber und Bordellbesucher, führt den Rezensenten durch eine exakt vermessene Topografie. Gelungen findet Kämmerlings die doppelbödige Konstruktion des Textes, die ihm erst gegen Ende die wahre Erzählerinstanz enthüllt. Der Blick auf die Wunden der Geschichte und die Präsenz von roher Gewalt verleihen dem Buch laut Rezensent eine erschreckende Körperlichkeit, die zum Glück von der Verklärung heroischer Männlichkeit Abstand nimmt, so Kämmerlings.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.01.2018

Marta Kijowska ist fasziniert von Szczepan Twardochs "hochspannendem" Roman, laut Rezensentin eine Mischung aus Krimi, Gangsterroman und historischer Fantasie über das polnisch-jüdische Warschau von 1937. Personen und Ereignisse lassen sich laut Rezensentin mit der Wirklichkeit abgleichen. Doch die geschilderte Warschauer Unterwelt der Boxer, Waffenhändler, Geldschieber und Schutzgelderpresser, des Luxus und der Gewalt, ist in ihrer Verdammtheit doch auch sehr Kind des Autors, lässt Kijowska wissen. Wer der wahre Erzähler ist, kann sie bis zuletzt nur erraten. Und sie hat Spaß daran.
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