Jonathan Franzen

Das Ende vom Ende der Welt

Essays
Cover: Das Ende vom Ende der Welt
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2019
ISBN 9783498020095
Gebunden, 256 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell und Wieland Freund. Ein Essayist, schreibt Jonathan Franzen, sei ein Feuerwehrmann, "dessen Aufgabe es ist, direkt in die Flammen der Schande hineinzulaufen, wenn alle anderen vor ihnen fliehen". Jetzt, da der technologische Fortschritt die Menschen gegeneinander aufbringt, ja Hass zwischen ihnen schürt und der Planet von widernatürlichen Katastrophen heimgesucht wird, legt er einen neuen Essayband vor, der uns humanere Wege aufzeigt, in dieser Welt zu leben. Seine große Liebe gilt der Literatur und den Vögeln, und "Das Ende vom Ende der Welt" ist ein leidenschaftliches Plädoyer für beides. Während in den neuen Medien eigene Vorurteile eher noch untermauert würden, so Franzen, lade die Literatur dazu ein, "sich zu fragen, ob man selbst vielleicht ein bisschen oder sogar vollkommen falschliegt, und sich vor Augen zu führen, warum jemand anders einen wohl hassen könnte". Seine Reportagen und Reflexionen - über Meeresvögel in Neuseeland, Zweigsänger in Ostafrika, Pinguine in der Antarktis - sind sowohl Hymnen auf ihre Schönheit und Anpassungsfähigkeit als auch ein Aufruf zur Rettung all dessen, woran uns etwas liegt

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.06.2019

Rezensentin Angela Schader betont, dass Jonathan Franzens hier versammelte Essays nicht eben inhaltliche Vielfalt zu bieten haben. Abgesehen von Texten über Manhattan, William Vollmann oder das Verfassen von Romanen fokussiert sich der Autor hier laut Schader vor allem auf sein Lieblingsthema, die Ornithologie. Auf dem Gebiet bietet ihr Franzen allerdings auf umfassenden Forschungsreisen beruhende Kenntnisse und streitbare Aussagen zur Gefährdung der Vögel in Hülle und Fülle. Schön reiben kann sich die Rezensentin an Franzens Argumentation schon deshalb, weil sie eine kritische Sicht auf das eigene Reisen und individuelle Verantwortung für die Umwelt nicht mit einschließt, wie Schader feststellt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 05.06.2019

Rezensent Johannes Franzen - nicht zu verwechseln mit dem Autor des hier besprochenen Buchs Jonathan Franzen - will nichts falsch machen. Bevor er die Essays seines Namensvetters bespricht, würdigt er ausführlich die Romane des amerikanischen  Großschriftstellers, denn sie machten Franzens stets etwas kulturkonservativ wirkendes "Unwohlsein an der Welt" literarisch fruchtbar. Für den Kritiker funktioniert das in den Essays nur bedingt. Am besten findet er den Autor, wenn er über Menschen und Literatur schreibt, nur leider tue er das nicht. Viel zu oft werde der Romancier "vom Birdwatcher eingeholt", beklagt der Kritiker, und dann bekomme Franzens Schreiben etwas Loriothaftes. Gut findet der Rezensent ihn immer dann, wenn er die halbe Welt gegen sich aufbringt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 03.06.2019

Von der Wichtigkeit des Themas überzeugt schreibt Rezensent Harry Nutt über Jonathan Franzens neuen Essayband, der sich bedrohnten Vogelarten widmet und der große Gefahr, die der Klimawandel für die Vogelwelt bedeutet. Auch wenn Franzen auf alarmierende Tatsachen hinweist, hält Nutt die Essayreihe für unterhaltsam und lobt die Art und Weise, wie der Schriftsteller und begeisterte Hobby-Ornithologe seine Beobachtungen rund um den Erdball schildert. Franzen schreibe mit Fantasie und Engagement, aber ohne Düsterkeit über das heikle Thema, versichert der Rezensent. Sympathisch durch sein Eingeständnis, ein "Lister" zu sein, und gleichzeitig einer festen Überzeugung und mit überlegter, fast geniehafter Art zu Schreiben nehme Franzen eine klare Stellung in Sachen Klimaschutz ein. Nutt lobt das Buch als wichtigen Beitrag in der Diskussion und dank Franzens Stil interessant zu lesen.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 28.05.2019

Michael Watzka erkennt das Lebensbejahende in den kulturkritischen Essays von Jonathan Franzen. Wie der Autor über den Selbstbetrug mit klimaneutralen Produkten, über bedrohte Gegenden in Neuseeland oder die Bedingungen öffentlicher Rede schreibt, sachlich im Ton, analytisch scharf, findet Watzka äußerst lesenswert. Franzens thematische Bandbreite scheint ihm enorm, seine Wortwahl "knifflig" (weswegen er die Übersetzer Bettina Abarbanell und Wieland Freund für ihre sprachlich leichte Fassung lobt), doch den Hinweis des Autors auf den persönlichen Einsatz im Umweltschutz vernimmt er dennoch klar und deutlich.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 28.05.2019

Rezensentin Ursula März kann durchaus bewundern, mit welcher Brillanz Jonathan Franzen den den literarischen Essay als Gattung und die Vogelwelt als Ganze verteidigt, auch wenn sie nicht unbedingt in allen Fragen seine Ansichten teilt. Als Franzens Hauptgegner macht sie zum einen die sozialen Medien aus, zum anderen die schematische Erklärung aller Umweltveränderungen mit dem Klimawandel. Das hat ihm viel Ärger eingetragen, weiß die Rezensentin, dabei ging es ihm nicht darum, den Klimawandel zu leugnen, sondern darauf hinzuweisen, dass zum Beispiel das Sterben der Vögel auch mit der Unsitte in Mittelmeerländern zu tun hat, sie millionenfach abzuschießen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.05.2019

Rezensent Felix Stephan lobt Jonathan Franzen für seinen scheinbar mühelosen Wechsel vom Romanautor zum Essayisten vom Schlage eines Montaigne. Die vorliegende Sammlung bezeugt laut Stephan nicht nur einen erstaunlichen Ehrgeiz im Nature Writing, sondern ebensolches Niveau. Mit Franzen auf Reisen durch Ghana, Albanien oder die Antarktis, mit dem Fernglas Vögel beobachtend, biegt ihm der Autor fast beiläufig seine eigene Naturphilosophie bei. Dass die Texte um Vogeljäger und Plünderer keine reinen Reportagen sind, liegt laut Stephan daran, dass der nachdenkliche Autor seine Rolle in der Natur immer mitdenkt, idealistisch, widersprüchlich, irrational, wie er nun mal ist.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.05.2019

Wie viele den Vögeln und ihrer Beobachtung gewidmete Essays in diesem Band zu finden sind, sagt uns der Rezensent Tilman Spreckelsen nicht. Aber ihm scheinen es ein paar zu viele gewesen zu sein, denn seine Besprechung ist deutlich von einer gewissen Enttäuschung eingefärbt. Das hat, so gesteht er zu, mit Erwartungen an den weltberühmten Autor zu tun, vor allem dann, wenn sich der erste Text des Buchs schon als der beste erweist. Eine andere Note der Enttäuschung klingt an, wenn Spreckelsen findet, dass der Gattungsbegriff des Essays hier manchmal doch etwas sehr weit gefasst worden sei, und beobachtet, Franzen sei bemüht um "Verständlichkeit bis an die Grenze zur Banalität". Aber der Rezensent ist auch nicht blind für die Erzählintelligenz des Autors, die er in einem der Essays ausmacht, wenn sich Tod und Weiterleben im Schicksal eines Franzen-Verwandten und in der Biosphäre des Planeten gegenseitig spiegeln.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de