Patrik Svensson

Das Evangelium der Aale

Cover: Das Evangelium der Aale
Carl Hanser Verlag, München 2020
ISBN 9783446265844
Gebunden, 256 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Schwedischen von Hanna Granz. Nie in seiner Kindheit war Patrik Svensson seinem Vater so nah wie beim Aalfischen. Als Erwachsener stellt er fest: Der Erinnerung an seinen Vater kommt er nicht auf die Spur, ohne nach dem Fisch zu suchen, der sie miteinander verband - und über den wir bis heute erstaunlich wenig wissen.  Svensson entwirfteine Natur- und Kulturgeschichte der Aale, von Aristoteles und Sigmund Freud über Günter Grass bis zu Rachel Carson, und verbindet sie mit seiner persönlichen Geschichte. Auf verschlungenen Wegen wird das Rätsel des Aals zum Bild für das Leben selbst. Und Das Evangelium der Aale zu einer großen Erzählung über ein sonderbares Tier und ein Leben auf der Suche.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.06.2020

Rezensentin Katharina Granzin hält "Das Evangelium der Aale" für ein ganz erstaunliches Buch: Zum einen könne es mit seiner Aufarbeitung ihres faszinierenden Lebenszyklus' ihren Ekel vor den Tieren in "Achtung vor dem Unheimlichen" verwandeln, zum anderen bringe es stimmig zusammen, was üblicherweise getrennt bleibt: biologische Aalforschung, die Aufarbeitung des Aalvorkommens in Kunst, Mythologie und Religion, die Biografie des Aale angelnden Svensson Senior und die anthropologische Einsicht in die Wissbegier des Menschen im Angesicht eines Rätsels.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.02.2020

Rezensent Kai Spanke wird nicht froh mit dem Buch des schwedischen Journalisten Patrick Svensson. Wie der Autor eigene Angelerlebnisse mit der Geschichte der Erforschung der Aale verquickt, scheint Spanke für den Leser nicht gewinnträchtig. Das Enigmatische der Aale zum Sprungbrett ins Transzendentale und Animistische zu nehmen, findet er allzu billig. Sachbuch und Erzählung finden nicht zusammen, meint er. Den sachkundigen Passagen im Buch mit biologischen Fakten und Kulturgeschichtlichem nimmt der Autor laut Rezensent mit "aphoristischen Verallgemeinerungen" und Kurzschlüssen ihren Wert.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 18.02.2020

Christoph Schröder hält Patrik Svenssons Buch über den Aal für eine Verbeugung vor einem Tier, das der Mensch nahezu ausgerottet hat, ohne sein Verhalten zu begreifen. Auch wenn der Autor das Rätsel um die Fortpflanzung des glibberigen Meerestieres nicht lösen kann, lernt Schröder bei ihm doch allerhand Faszinierendes über das rätselhafte Tier. Die Mischung aus Kulturgeschichte und autobiografischer Erzählung überzeugt Schröder nicht durchweg. Stark, weil lehrreich und unterhaltsam findet er die kulturgeschichtlichen Teile, etwa über Freuds Aalforschung. Weniger überzeugend scheinen ihm Svenssons Versuche, Aalforschung, eigene Kindheitserfahrungen und allgemeine existenzielle Fragen miteinander kurzzuschließen. Das gerät stellenweise banal und küchenphilosophisch, kritisiert Schröder.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.01.2020

Dem Rezensenten Michael Pilz zufolge gelingt es Patrick Svensson, das Rätsel um die Aale, die die Menschen von Aristoteles an beschäftigt haben, mit den drängendsten Fragen der Menschen zu verbinden: Was sind wir und woher kommen wir? Nicht nur erklärt der Autor das faszinierende Leben der Aale mit ihrer langen Wanderschaft und ihren diversen Metamorphosen, auch arbeitet er ihre Erwähnungen in Philosophie und Wissenschaft auf und thematisiert damit die Wissbegier des Menschen, lobt der Kritiker. Da er das Aaleangeln auch als Familientradition beschreibt, erscheint sein Buch Pilz gar als Symbiose aus "family writing und nature writing" - der scharfsinnige Schwede hat das beste aus den großen Trends der Literaturszene herausgeholt, findet der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 24.01.2020

Rezensentin Anne Kohlik findet großen Gefallen am Buchdebüt von Patrik Svensson, das bereits ein Welterfolg ist. In einer Mischung aus Memoir und Sachbuch, so Kohlik, verwebt der schwedische Journalist hier die persönliche Geschichte seines Vaters mit einer Geschichte der Aale, die sie früher gemeinsam angelten, und die schon Aristoteles mit ihrer geheimnisvollen Fortpflanzung faszinierten. Die Rezensentin lobt, wie gut Svensson wissenschaftliche Genauigkeit und literarischen Anspruch zu kombinieren vermöge, und erfreut sich an den "herrlichen Bildern", in denen Svensson die Angelabende mit seinem Vater beschreibe. Besonders bewegend findet sie, wie sich zum Ende hin das Schicksal des Vaters, durch giftige Dämpfe in seinem Beruf an Lungenkrebs erkrankt, mit dem der Aale, ebenfalls von Umweltgiften bedroht, verschränkt. Ein "außergewöhnliches und berührendes" Buch, meint die Rezensentin.