Nele Pollatschek

Dear Oxbridge

Liebesbrief an England
Cover: Dear Oxbridge
Galiani Verlag, Berlin 2020
ISBN 9783869712031
Kartoniert, 240 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Als Nele Pollatschek am 23. Juni 2016 nach Oxford unterwegs ist, wo sie jahrelang studiert hat, ahnt sie nicht, dass sie am nächsten Tag zum Brexit-Profiteur wider Willen werden wird. Über Nacht löst sich wegen des Währungszerfalls ihr Studienschuldenberg fast in Luft auf - gleichzeitig aber durchlebt sie den Schock ihres Lebens: Die Briten wollen mit Europäern wie ihr nichts mehr zu tun haben. Wenn jemand eine Obsession hat, dann ist es schwer, ihn davon abzubringen. In Nele Pollatscheks Fall heißt die Obsession seit ihrer Jugend Oxbridge. Nichts konnte sie abhalten, dort hinzukommen, wo ihre Helden, die mitunter exzentrischen englischen Geistesriesen, studierten. Irrsinnige Anstrengungen nimmt sie auf sich, um dorthin vorzudringen, erleidet das Hochstaplersyndrom, als es endlich gelingt, lernt das bizarre Verhalten der englischen Eliten kennen, kommt der Abwasserwirtschaft und dem Pillenkonsum der Briten auf die Schliche, verbringt die Nächte zwischen High-Society-Partys und Bibliothek. Gerade denkt sie, sie gehöre dazu - da erfolgt dieser Schlag.
Wie jede verstoßene Geliebte geht Nele Pollatschek in ihrem Abschiedsbrief an England der Frage nach, wie es zum Bruch kommen konnte. Was ist nur los mit diesem England? Und mit dem Scharfblick einer Miss Marple erkennt sie: der Schlüssel zur Misere liegt da, wo sie gerade war! Das System Oxbridge bringt jene Mentalität und jenen englischen Politikertyp hervor, der gerade das Land zugrunde richtet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 24.02.2020

Rezensent Cornelius Dieckmann schätzt den ganzheitlichen Blick, den Nele Pollatschek auf die Universitäten von Oxford und Cambridge und ihre Klientel wirft. Das mit eigenen Erfahrungen geschriebene Buch vermittelt Dieckmann sowohl die Schattenseiten (politische Macht, Blindheit für soziale Verhältnisse) als auch das Licht (intellektuelle Großzügigkeit) der Eliteschmieden. Die komplexe und differenzierte Sicht im Band lässt den Rezensenten hoffen, dass Oxbridge den Brexit überstehe.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.02.2020

Eine begeisterte aber wenig konkrete Rezensentin Marlen Hobrack beugt sich hier über Pollatscheks Geschichten von den "herrlich verschrobenen Inselbewohnern". Sie freut sich mit der Autorin, die schuldenfrei wurde, weil mit dem Brexit-Volksentscheid das Pfund fiel, und die sich hier liebevoll und kritisch mit Oxbridge beschäftigt. Dass die Privilegien, denen jene der extrem teuren Privatschulen schon vorausgehen, zu dramatisch empathielosen Politikern führen, ist ihr hier offenbar deutlich geworden. Laut Hobrack sieht die Autorin einerseits diese Welt der - nicht nur -akademisch Privilegierten als problematisch an, hat andererseits aber offenbar gerne daran teilgenommen. Dabei hat sie nicht nur die "edlen Menus" ihrer Uni genossen, sondern sich auch herzlich an den belustigten Anekdoten beteiligt, die der Kontinentaleuropäer so gerne zitiert, wenn er über Britannien spricht oder schreibt, so die Kritikerin, die sich bei der Lektüre amüsiert zu haben scheint.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 31.01.2020

Tanya Lieske nennt Nele Pollatscheks Buch ein "besonderes Buch im Reigen der Brexit-Bücher". Die Autorin sucht die Hintergründe für den Brexit laut Rezensentin im System der beiden Eliteuniversitäten Englands und einer privilegierten Politikerklasse. Aus eigener Anschauung berichtet Pollatschek ohne Bitternis auch von der eigenen intellektuellen Geschichte in Oxford und Cambridge, von ihrem sozialen Aufstieg als "Ossi" und der ungebrochenen Liebe zu England, erläutert Lieske den Reiz der Lektüre. Witzig und temporeich findet Lieske die "locker gereihten" Essays, Pollatscheks Blick scheint ihr bei alledem genau und ihre Neugier prägend.