Die Buchmacher

Die Buchmacher

Ein Blick in die Branchenblätter der Buch- und Verlagswelt. Jeden Montag ab 12 Uhr.
27.01.2004. Diese Woche lesen Sie: Wer das Preisbindungsgesetz unterläuft, warum die Buchmesse verkürzt wird und wer auf dem US-Markt keine Chancen hat. Von Sandra Evertz

Börsenblatt

Der Bertelsmann Club beschäftigt mit seinen Parallelausgaben weiterhin die Branche. Die einst festgelegten Kriterien für das Preisbindungsgesetz (auf Grundlage des Potsdamer Protokolls, mehr) müssten eingehalten werden. Dafür sprechen sich gleich zwei Interessenvertretungen im aktuellen Börsenblatt nachdrücklich aus: die AG Publikumsverlage im Börsenverein und Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels. Der mahnt, dass eine für den Buchkäufer verwirrende Vielfalt paralleler Buchausgaben zu unterschiedlichen Preisen die Preisbindung unglaubwürdig mache.

Im Rechtsstreit um auskömmliche Konditionen (siehe auch Archiv) zieht Gerald Unger seine im Alleingang angestrebte Musterklage gegen den Ernst Klett Verlag zurück. Er habe zwar den Eindruck, dass sich das Gericht um Objektivität bemühe, aber mit den Problemen des Buchhandels nicht vertraut sei, wird der Frankenthaler Buchhändler im Börsenblatt zitiert.

Knapp 1000 Bücher hat der Goldmann Verlag zu verschenken. In einer einmaligen Aktion legt er dieser Tage Mark Costellos Roman "Paranoia" (offizielle Auslieferung: 17. Februar) bundesweit in Cafes, an Autobanhnraststätten und in U-Bahnen aus. Der Finder sollte dem Verlag nach der Lektüre idealerweise seine Leseerfahrung auf einer eigens dafür eingerichteten Homepage mitteilen und das Buch dann wieder in die Freiheit entlassen. Scheint jetzt schon ein voller Erfolg, denn egal zu welcher Uhrzeit, ins Paranoia-Leseforum kommt man nicht auf dieser Seite "Sorry, too many clients..."

DuMont hat's mit den Partnerschaften zu Berliner und Münchener Museen vorgemacht. In Zukunft kooperiert Weltkunst mit den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Die Münchener Verlagsgruppe möchte elf Museumsführer zu den Dresdener Sammlungen herausbringen, ergänzt durch die Serie "Meisterwerke" mit Highlights aus den Beständen.

Personalien: Offiziell bestätigt ist jetzt, dass Jakob Augstein, Johanna Rauch und Konstantin Richter Nachfolger der geschäftsführenden Gesellschafterin von Rogner & Bernhard, Antje Landshoff-Ellermann, werden - weiterer Gesellschafter ist Marebuch-Verleger Nikolaus Hansen. Mehr Personalien aus der Buchbranche.

Meldungen: 3sat startet am 28. März das Sachbuchmagazin "Bookmark", moderiert von Focus-Chefredakteur Helmut Markwort. Der von Andreas Bethmann im gleichnamigen Verlag herausgegebene Titel "Deep Wet Torture Handbook" ist von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt worden, freigegeben wurde Band 57 der Heftroman-Serie "Lassiter" (Bastei Verlag). Branchenprimus Thalia hat die Nürnberger Großflächenbuchhandlung Campe übernommen, jedoch - laut eigenen Angaben - keine Ambitionen, die insolvente Schrobsdorff'sche Buchhandlung in Düsseldorf weiterzuführen. E-Book-Spezialist Ciando baut seine Zusammenarbeit mit Verlagen und Fachsortimenten aus. Der Historiker Götz Aly hat den im "Internationalen Germanistenlexikon 1800-1950" (mehr) aufgeführten Vorwurf einer NSDAP-Mitgliedschaft von Walter Jens entkräftet. Tagebuch-Experte Walter Kempowski ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die anonymen Aufzeichnungen "Eine Frau in Berlin" (mehr) authentisch sind - dem Eichborn Verlag war vorgeworfen worden, dass der Originaltext möglicherweise geglättet und ergänzt worden sei.
Archiv: Börsenblatt

buchreport.express

Der Bertelsmann Club will um jeden Preis wieder attraktiver für seine circa vier Millionen Mitglieder werden und sucht jetzt "sein Heil" in Broschuren. In den laufenden Verhandlungen mit dem Börsenverein wolle die Buchgemeinschaft den Ausstattungsunterschied zwischen den gebundenen Handels- und den broschierten Clubausgaben als so gravierend herausstellen, dass die bisher festgesetzte Zeitdifferenz von sechs Monaten außer Kraft gesetzt werden könne, schreibt der Buchreport über den neuesten Coup des Clubs.

Die Verkürzung der Frankfurter Buchmesse um den "halben" Montag spart anscheinend kaum Kosten. Zwar müssten die Aussteller eine Hotelnacht weniger zahlen, rechnet der Buchreport vor, doch würden die Standmieten nicht gesenkt. Darüber hinaus fehle kleinen Verlagen die Möglichkeit, am Montag ihre Bücher an Kollegen zu verkaufen. Auch die Ausstellungs- und Messe GmbH profitiere nicht von der Kürzung: "Sie hat mit der Messe Frankfurt, die die Hallen betreibt, einen Nutzungsvertrag bis 2010 abgeschlossen, der unabhängig von der tatsächlichen Dauer der Buchmesse über sechs Nutzungstage läuft."

Verdi
hat im Streit um die Übersetzerhonorare die nächste Runde eingeläutet und den Börsenverein auf die Teilnahme an einem Schlichtungsverfahren verklagt. Eine vom Verlegerausschuss in Auftrag gegebene Studie rechnet der Gewerkschaft vor, dass eine Honorierung in der von ihr geforderten Größenordnung 91,6 Prozent der Sachbücher und 96,3 Prozent der Belletristik-Titel zu Verlustbringern machen würde.

Die deutschen Konsumenten bleiben verunsichert. Das besagt die Axel Springer-Studie "Einzelhandel". Gegen den Trend sei das Sortiment Bücher, Zeitungen und Schreibwaren im vergangenen Jahr gewachsen, fasst der Buchreport das Ergebnis der Marktanalyse zusammen. Die Handelslandschaft werde weiterhin von der "Aldisierung" geprägt - als Folge der Euroeinführung und eines veränderten Verbraucherverhaltens. Der Handel reagiere darauf mit Rabatten, Bonuspunktesystemen und Zugaben.

Kleine Verlage haben auf dem US-Buchmarkt kaum mehr Chancen. Beim Blick über den großen Teich stellt der Buchreport fest, dass 2003 "die Top 5 unter den Verlagen (Anm.: Random House, Penguin, Simon & Schuster, HarperCollins und Time Warner) 75 Prozent aller verfügbaren Hardcoverplätze auf der Jahresbestsellerliste des Publishers Weekly belegt haben." Marktführer Random House habe nach zwei eher schwachen Jahren wieder Tritt gefasst und den Abstand zur Konkurrenz vergrößert.

Personalien: Thorsten Ahrend, als Suhrkamp-Lektor für deutschsprachige Literatur für die Autoren Peter Handke, Martin Walser und Hans Magnus Enzensberger verantwortlich, verlässt den Verlag zum Juni. Der Deutsche Krimipreis 2004 geht an Detlev B. Blettenberg für den im Pendragon Verlag erschienenen Roman "Berlin Fidschitown" (mehr im Perlentaucher-Archiv). Die AG Publikumsverlage im Börsenverein, Vertretung von rund 120 Verlagen, hat für die nächsten drei Jahre einen neuen Vorstand gewählt: Thomas Carl Schwoerer (Campus), Helge Malchow (KiWi) und Joachim Unseld (FVA).

Meldungen: Die erste kommentierte deutsche Ausgabe von James Joyce' "Ulysses" soll im Mai bei Suhrkamp erscheinen. Michel Friedman verhandelt mit Premiere über die Moderation eines neuen TV-Formats. Harry Potter V befindet sich zwar weiterhin auf Platz 1 der Bestenliste, doch nach dem Verkaufs-Boom in den letzten Wochen des alten Jahres ist die Nachfrage zusammengebrochen und viele Sortimenter sitzen noch auf großen Potter-Posten.