Heute in den Feuilletons

Erhabener Fingerzeig

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
18.10.2008. In der Welt verteidigt Rolf Schneider Milan Kundera: Nicht alle Geheimdienstakten seien zuverlässig. Was, wenn die Vorwürfe gegen Kundera stimmen?, fragt Wolfram Schütte im Titel-Magazin. Im Salon Magazin schreibt Ivan Klima über Kundera. Die FR besucht die neue Moschee in Duisburg. In der NZZ beschreibt Alena Wagnerova - ohne Bezug auf Kundera - Aufstieg und Fall der tschechischen Kulturelite. In der taz setzt Schorsch Kamerun alle Einflüsse auf null. Die SZ erinnert an die Vergewaltigungen deutscher Frauen durch Sowjetsoldaten.

Welt, 18.10.2008

Der Autor Rolf Schneider nimmt seinen Kollegen Milan Kundera gegen Vorwürfe in Schutz, einen Exiltschechen an die Polizei ausgeliefert zu haben. Nicht allen Akten sei zu trauen: "Der tschechische Ustr scheint der gleichen Überzeugung zu sein wie die deutsche Birthler-Behörde: dass die geheimpolizeilichen Unterlagen absolut glaubwürdig seien. Es muss an dieser Überzeugung wohl festhalten, da es sich andernfalls die Grundlage seiner Existenz entzöge. Ich selbst darf nach Lektüre meiner Akten sagen, dass die Stasi, wie alle anderen DDR-Instanzen, in vielem uninformiert, fahrlässig und fehlerhaft vorging; es war dies eine der Ursachen für das Scheitern des Staates, dem sie diente. Welche Schäden ein unbedachter Umgang mit jenen Akten anrichten kann, beweisen die Vorgänge um Milan Kundera. Die in seinem Roman 'Die Ungewissheit' konstatierte Feigheit und Erbärmlichkeit setzt sich immer fort." (Allerdings geht es bei dem Fund nicht um eine Stasiakte, sondern um eine Anzeige auf einem Polizeirevier. Mehr dazu hier und hier der Kommentar Martin Simeckas.)

Weiteres: Dankwart Guratzsch schlägt Alarm: Im Zuge von Bauarbeiten wolle Bahnchef und Architekturverächter Hartmut Mehdorn den Stuttgarter Hauptbahnhof zerstückeln lassen. Wie Alan Posener berichtet, will Robert Capas Biograf Richard Whelan nun endgültig die Nebel um das ikonografisch Bild des fallenden Soldaten gelichtet haben: Zwar hätten die republikanischen Soldaten tatsächlich für Capa posiert, aber dabei sei der Soldat Federico Borell von einem Faschisten erschossen worden. In dem neuen ARD-Format der Schlagerette erkennt Andreas Mielke ein weiteres Beispiel für schlechtes Fernsehen. Ulli Kulke darf im Aufmacher die neue Welt-Edition zum Weltkulturerbe anpreisen.

Tilman Krause besucht für die Literarische Welt den 99-jährigen Hans Keilson, Schriftsteller und Psychoanalytiker, Verfolgter der Nazis und niederländischer Untergrundkämpfer, dem die Welt in diesem Jahr ihren Literaturpreis verleiht: "Hans Keilson ist ein Wunder an Gesundheit und Geistesgegenwärtigkeit." Christian Hacke rühmt den unerschütterlichen Liberalen Raymond Aron, dem Matthias Oppermann die Studie "Raymond Aron und Deutschland" gewidmet hat. Außerdem hat die Welt die Prominenz des Literaturbetriebs mit dem Kindle testlesen lassen, ohne damit allerdings Begeisterung auslösen zu können.

Titel-Magazin, 18.10.2008

Was, wenn die Vorwürfe gegen Kundera stimmen, fragt Wolfram Schütte. "Selbst wenn zuträfe, was dem 79jährigen Milan Kundera nun als folgenreiche 'Jugendsünde' einer Denunziation des 21jährigen vorgehalten wird, entwertete es nicht seine schriftstellerische Existenz und sein literarisches Werk. Ebenso wenig wie Günter Grass' spätes Eingeständnis seiner zeitweiligen Zugehörigkeit zur 'Waffen-SS' als Jugendlicher sein literarisches Werk tangiert, sondern nur seine vielfachen öffentlichen Aufforderungen an andere, deren Biografie rückhaltlos offen zu legen. Solchen Pharisäertums hätte sich Kundera nicht schuldig gemacht."

Weitere Medien, 18.10.2008

Im slowakischen Internetmagazin Salon schreibt der tschechische Schriftsteller Ivan Klima - hier auf Englisch - über die Vorwürfe gegen Kundera: "Those who have been convinced by the authenticity of the police document have been asking questions. Are we responsible for our own actions? What is the responsibility of an artist and do his actions, even if they were committed in his youth, influence society or at least his readers? Can one separate one?s moral stance from one?s work? Will a writer?s later work not be discredited by such actions? It is not possible to answer any of these questions without ambiguity."
Stichwörter: Can, Klima, Ivan, Influencer, Thonet, Police

FR, 18.10.2008

Die im Duisburger Stadtteil Marxloh erbaute Moschee hat sich Christian Thomas angesehen - und den Stadtteil selbst mit seinem hohen Immigrantenanteil auch: "Keine arabische Stützen-Moschee, keine persische Iwan-Moschee, keine moderne also. Zwölfhundert Gläubige werden in einem Bauwerk Platz finden, dessen Gestalt im Großen wie im Kleinen als erhabener Fingerzeig wirkt, aber auf was? Ein Duisburger Daheim, ein Diaspora-Daheim? Zum türkischen Typus, auch das brachte die Geschichte mit sich, gehörten Anbauten, etwa Armenküche oder Spital. Jetzt sind in der Merkez-Moschee Begegnungsstätte und Bistro, Seminarraum und Jugendtreff untergebracht. Besondere Wunder aber soll ein PC in der Bibliothek wirken, denn mit ihm soll der Koran tatsächlich auf Deutsch vorgelesen werden."

Weitere Artikel: In einer Buchmessen-Times Mager von Harry Nutt geht es um Politiker und ihre Bücher. Marcia Pally stellt in ihrer USA-Kolumne den bei rechten Obama-Hassern beliebten Antisemiten und Querulanten Andy Martin vor und plädiert dafür, dass die Palin-Parodistin Tina Fey Präsidentin wird.

Besprochen werden ein Konzert mit dem Ensemble Kudsi Erguner in der Frankfurter Alten Oper, eine Theaterversion von Stefan Zweigs "Schachnovelle" in Frankfurt, die Jakob-Philipp-Hacker-Ausstellung in Weimar, Moritz von Oswalds & Carl Craigs Mussorgsky und Ravel verhackstückender Beitrag zur "Recomposed"-Reihe der Deutschen Grammophon und Bücher, darunter Slavenka Drakulic' Recherche "Leben spenden" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

NZZ, 18.10.2008

Die Publizistin Alena Wagnerova beschreibt den Aufstieg und Fall der tschechischen Kultureliten im 20. Jahrhundert. "Über wirkliche Macht im politischen Sinne des Wortes verfügten die Kultureliten natürlich nie, sie waren aber trotzdem mächtig, weil sie die Wertorientierung der Gesellschaft begründeten und garantierten. In ihren Repräsentanten stellten sie eine Art großes Reservoir an (oft idealisierten) Vorbildern, welche die reinen Politiker in der tschechischen Tradition, von der sozialistischen Ära ganz zu schweigen, kaum je waren. Aus den Kultureliten rekrutierten sich auch die bedeutendsten Politiker der ersten Ära des modernen tschechischen Staates wie Tomas G. Masaryk oder Edvard Benes."

Edu Haubensak wünscht sich, die 2006 verstorbene russische Komponistin Galina Ustwolskaja wäre im Westen bekannter: "Ihr Gesamtwerk umfasst 36 Kompositionen, und von diesen ließ sie 25 gelten - wahrlich ein schmales Oeuvre, das aber an musikalischer Brisanz und Eindringlichkeit kaum zu überbieten ist. Abgesehen davon verachtete sie alle Vielschreiber. Konzentration auf das Wesentliche war ihre Devise, jeder einzelne Ton zählte, als ob das Weiterleben, das Existieren davon abhinge: Komponieren als Obsession."

Weitere Artikel: Angelo Garovi stellt die Vertreter der Zwölftonmusik in der Schweiz vor. Joachim Diederichs untersucht die Bedeutung Josef Matthias Hauers für Wotruba, Hundertwasser und Rühm. Der Fotohistoriker Anton Holzer erklärt leicht säuerlich, er erwarte nichts Neues aus dem wiedergefundenen Koffer mit Negativen Robert Capas, nur die Bestätigung der Heldenlegende. Urs Hafner erinnert an den vor dreihundert Jahren geborenen Arzt, Botaniker, Dichter und Berner Patrizier Albrecht von Haller.

Im Feuilleton besucht Uwe Justus Wenzel Gebetsräume auf der Buchmesse. Der Österreicher Franz Schuh erklärt, was für ihn schweizerisch ist. Paul Jandl berichtet von einem Symposium über das Massaker von Rechnitz. Besprochen werden die Mark-Rothko-Retrospektive in der Londoner Tate Modern und die Uraufführung von Gerhard Meisters Theaterstück "Amerika" in Solothurn.

TAZ, 18.10.2008

Im Interview erzählt Schorsch Kamerun, was er in München mit seinem Informationsverweigerungs-Projekt "Ninfo/No Info" vorhat: "Zum Auftakt machen wir eine riesengroße Schaumparty, als großes Reinemachen. Wir setzen sozusagen symbolisch alle Einflüsse auf null. Dann dokumentieren wir, wer sich bereits ähnliche Fragen gestellt hat: Ich habe Roberto Orth, Diedrich Diederichsen und Dietmar Dath eingeladen und die Band Gustav aus Wien. Zuletzt gibt es eine Versuchsanordnung: Ein Proband begibt sich an einen informationsüberladenen Ort, nach London an einem Tag mit einem vollen iPod und einem geladenen eBook. Eine anderer geht parallel in den Keller."

Weitere Artikel: In der Buchmesse-Kolumne schätzt Andreas Fanizadeh die Zukunftsaussichten der E-books sehr positiv ein. Brigitte Werneburg fürchtet, dass mit den Diskussionen um den Friedenspreis für Anselm Kiefer und um Gerhard Richters abstraktes Kirchenfenster nur die ästhetischen Fronten der fünfziger Jahre ihre Wiederbelebung erfahren. Im Gespräch auf den vorderen Seiten erklärt der in Moskau lehrende Soziologe Alexej Lewinson, dass der russische Ideologiehaushalt wieder in Ordnung ist nach dem Georgien-Krieg: Endlich muss keiner mehr so tun, als sei er ein Freund der USA. Bettina Gaus hat im Vorfeld der US-Wahlen ein Reservat der Ponca in Oklahoma besucht.

In der zweiten taz widmet sich Dagmar Herzog in der Wahlkolumne unter anderem Joe, dem Klempner (von Null auf 760.000 Google-Fundstellen in ein paar Tagen). Monika Goetsch ist mit dem langjährigen Lektor Hansjörg Graf auf der Buchmesse unterwegs, die für ihn die einundfünfzigste ist. Felix Rettberg und Juliane Timm bieten alles Wissenswerte über die Erotikmesse "Venus". Giuseppe Pitronacci verabschiedet Bücher und Zeitschriften in ihrer Papierversion.

Im taz-mag-Dossier unterhält sich David Denk mit Olli Dittrich über alte Erfolge und sein neues Album "11 Richtige". Vier AutorInnen geben Antwort auf die Frage, was Prolet-Sein heute so heißt.

Besprochen werden das Amp Fiddler/Sly & Robbie-Album "Inspiration Information", Oliver Stones in den USA gerade angelaufenes George-W.-Bush-Biopic "W" und Bücher, darunter der große Schlussstein zu D.E. Sattlers revolutionärer zwanzigbändiger Hölderlin-Ausgabe und Nico Bleutges Gedichtband "fallstreifen" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Und Tom.

SZ, 18.10.2008

Aus Anlass des "Anonyma"-Films schreibt Renate Meinhof über das Leben der Frauen im Osten Deutschlands unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg: "Vor allem Frauen waren es, die im Osten nach 1945 völlig andere Erfahrungen machen mussten als Frauen im Westen. Die Rotarmisten blieben im Land, wenn auch bald streng abgeschirmt von der Bevölkerung, in Kasernen. Vergewaltigungen aber waren mindestens bis zum Sommer 1947 alltägliche Realität. Die Frauen lebten in kollektiver Angst und setzten bald Sowjetsoldaten mit Vergewaltigung und Plünderung gleich. Den sowjetischen Behörden war schnell klar, welchen politischen Schaden die Vergewaltiger anrichteten, weshalb sie, ab Herbst 1945, hart bestraft wurden, manchmal sofort mit dem Tode."

Weitere Artikel: Black-Panther-Gründer Bobby Seale erklärt, warum er Barack Obama als Erben der Bürgerrechtsbewegungen der sechziger Jahre sieht. Bei der Wiedereröffnung des Berliner Schinkelplatzes war Stephan Speicher zugegen. Kai Strittmatter informiert über türkische Reaktionen auf den Buchmessenauftritt des Landes. Das neue Stuttgarter Ensemblemitglied Harald Schmidt hat Christine Dössel auf der Probebühne bei der Arbeit beobachtet. Nach der Erstbegegnung mit dem BachPod - einem Ipod mit dem voraufgespielten Bachschen Gesamtwerk - hält Reinhard J. Brembeck das Ende der CD für gekommen. Über die Wiedererrichtung des Leipziger Mendelssohn-Denkmals freut sich Wolfgang Schreiber. Marc Felix Serrao unterhält sich mit dem Herrenausstatter Simon Cundey über Stilverluste. Peter Laudenbach annonciert die Gründung eines theaterwissenschaftlichen Kollegs zu "Verflechtungen der Theaterkulturen" an der FU Berlin. Franziska Augstein schreibt zum Tod des Historikers und Publizisten Peter Bender.

Auf der Literaturseite stellt Hans-Peter Kunisch die Buchhandlung Rieck in Aulendorf vor. In den Buchmesse-Notizen geht es um Probleme unterschiedlicher Art. Auf der Medienseite erinnert Michael Frank an die Gründung der österreichischen Tageszeitung Der Standard vor zwanzig Jahren.

Besprochen werden eine Aufführung von Aribert Reimanns Oper "Lear" an der Oper Frankfurt, George C. Wolfes Nicolas-Sparks-Verfilmung "Das Lächeln der Stern", eine Ausstellung mit Text-Bild-Werken Marcel von Eedens im Heidelberger Kunstverein und Bücher, darunter Oya Baydars Roman "Verlorene Worte" (mehr dazu in der Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Im Aufmacher der SZ am Wochenende mahnt Alex Rühle, über der Finanzkrise nicht die ökologische Katastrophe zu vergessen, die noch viel teurer werden kann. Rebecca Casati porträtiert die Chanson-Sängerin Annett Louisan. Verena Stehle stellt das dänische Modelabel "By Malene Birger" vor. Auf der Historienseite - das ging ja schnell - stellt Egyd Gstättner zum Tod Jörg Haiders fest: "Es ist mir recht, dass sein Tod Teil meines Lebens ist und nicht umgekehrt." Willi Winkler erinnert an den Prozess um Thomas Bernhards Roman "Holzfällen". Auf der Literaturseite wird Cees Nootebooms Erzählung "Der letzte Nachmittag" abgedruckt. In einem sehr schönen Gespräch mit Evelyn Roll spricht Ex-Saar-Ministerpräsident Reinhard Klimmt über die Unzuverlässigkeit Oskar Lafontaines, mit dem er trotz allem noch immer befreundet ist: "Das ist, wie wenn du einen Alkoholiker als Freund hast und der verspricht: nie, nie wieder. Und dann kommt er eben doch wieder besoffen nach Hause."

FAZ, 18.10.2008

Online lesen darf man - zumindest heute morgen - nur zwei Artikel: Florian Balke stellt den neuen Verlag Luxbooks vor, der vor allem amerikanische Lyrik des 20. Jahrhunderts veröffentlichen will. Und Edo Reents erinnert sich an seine Jugend mit AC/DC: "Um tiefer in dieses Phänomen einzudringen, dem ich die wohl beglückendsten, weil Aggressionen abbauenden musikalischen Momente meines Lebens verdankte, schnitt ich aus alten Bravo-Heften sämtliche AC/DC-Artikel aus".

Der Rest: Oliver Maria Schmitt versucht auf der Buchmesse, "als Türke verkleidet", ein Manuskript an den Mann zu bringen. Es gibt einige Buchmessenskizzen. Jürgen Dollase ist froh, dass er in Folge der Wirtschaftskrise die Restaurants nicht mehr so oft mit einer Luxusklientel teilen muss, die "mit der zunehmenden Individualisierung der Kochkunst und erst recht mit avantgardistischen Formen überhaupt nicht zurechtkommt". Oliver Tolmein berichtet von den juristischen und politischen Schwierigkeiten Luis Moreno-Ocampos, Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs. Was bleibt von Udo Zimmermanns Wirken am Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau? Nicht viel, meint Wolfgang Sandner, aber das sei nicht seine Schuld, "im Grunde ist es ein Versagen der Politiker, die Angst vor der eigenen Courage hatten - Angst, das Erbe des Festspielhauses ... mit Leben und Kultur zu füllen und nicht nur zu verwalten. Andrea Hünniger macht auf die Ausstellung "Haymatloz" über deutsche Emigranten in der Türkei aufmerksam, die in Frankfurt zu sehen ist. Die letzte Seite des Feuilletons steht leider nicht im Netz.

Besprochen werden ein Konzert der Popsängerin Jenny Lewis in Köln, die Beuys-Ausstellung "Die Revolution sind wir" im Hamburger Bahnhof in Berlin, die Aufführung einer fürs Theater bearbeitenen Version von Bernward Vespers "Reise" Theater Erlangen, Dominique Gonzales-Foersters Installation in der Londoner Tate Modern, eine Ausstellung zum 500. Geburtstag von Andrea Palladio in Vicenza, ein Londoner "Ödipus" mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle und Bücher, darunter Milton Hatoums Epos "Asche vom Amazonas" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).

Auf der Schallplatten- und Phonoseite geht's um den Musikpreis Echo. Jürgen Kesting feiert eine Aufnahme von Bellinis "Sonnambula" mit Cecilia Bartoli als Amina.

In Bilder und Zeiten erzählt Uwe Tellkamp, wie er zu DDR-Zeiten in einer Dresdner Buchhandlung auf Joachims Fests Hitler-Biografie aufmerksam gemacht wurde, und versichert: "Joachim Fest war bekannt, man sprach respektvoll von ihm. Man kannte ihn, weil man Friedrich Karl Fromme kannte, einen der leitenden Redakteure der damaligen F.A.Z. und Sohn Albert Frommes, des hochgeachteten Chirurgen und ersten Rektors der Medizinischen Akademie."

Sandra Kegel erinnert sich, dass man als Westler in der DDR sein Ostgeld nur für Bücher ausgeben konnte. Dirk Schümer stellt den italienischen Bucherfolg der Saison vor: "Die Zweifel des Salai" von Francesco Sorti und Rita Monaldi "mischt die deutsche Frühgeschichte der Renaissance gewaltig auf". Der australische Schriftsteller Peter Temple spricht im Interview über die kulturellen Konflikte in Australien.

In der Frankfurter Anthologie stellt Ulrich Greiner ein Gedicht von Theodor Däubler vor:

"Winter

Geduldig ist der Wald,
Behutsamer der Schnee,
Am einsamsten das Reh.
Ich rufe. Was erschallt?
..."