Heute in den Feuilletons

Er hat's verpatzt

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
16.04.2010. In der Welt fegt Michael Wolffsohn den vom Papst angerichteten interreligiösen Scherbenhaufen zusammen. The Big Picture bringt erhabene Anblicke von Der großen Wolke. In der NZZ schreibt György Konrad über Ungarn nach den Wahlen. Nachtkritik bringt eine Rede des zum Theaterfan konvertierten Filmkritikers Michael Althen. Die SZ hat mit Blick auf den Papst irgendwie Verständnis von Gentlemans Beschreibung der Homophobie in Jamaika als kultureller Praxis.

Welt, 16.04.2010

"Er hat's verpatzt", bilanziert der Historiker Michael Wolffsohn das bisherige Ponitfikat Bendikts XVI., wobei er damit gar nicht so sehr die Missbrauchsfälle im Blick hat, sondern das Verhältnis zu Juden und Muslimen: "Benedikt XVI. ist der intellektuell und besonders theologisch bedeutendste Papst seit langem. Dieses gottgegebene Reservoir sowie die persönlich erworbenen religiösen Potenzen hat er nicht genutzt. Wie kein zweiter hätte der deutsche Papst zu Judentum und Islam Brücken schlagen können - und müssen. Stattdessen: Ein interreligiöser Scherbenhaufen."

Nur ein einziges Foto aus Berlin hat Scott Schumann nach seinem letzten Besuch in der Stadt in sein Modeblog The Sartorialist gestellt. Ulf Poschardt ist erschüttert, hat es aber kommen sehen: "Anders als in den afroamerikanischen Subkulturen, die ihre Armut mit Goldketten und wuchtigen Limousinen überspielen, stellt die protestantische Boheme ihr Elend als Ausweis eines anständigen Lebens gerne aus."

Weiteres: Im Interview mit Josef Engels sorgt sich der Rom und Jazz-Musiker Tony Lakatos um seine Leute in Ungarn: "Ich habe noch viele Verwandte, Freunde und Bekannte in Ungarn. Die haben richtig Gänsehaut." mh. meldet den Fund eines bisher unbekannten Rimbaud-Fotos. In der Randglosse erkundet Andreas Rosenfelder die Stammeseigenschaften der Ossis. Hanns-Georg Rodek prüft das Programm von Cannes auf seinen deutschen Gehalt.