Margaret Mitchell

Vom Wind verweht

Roman
Cover: Vom Wind verweht
Antje Kunstmann Verlag, München 2020
ISBN 9783956143182
Gebunden, 1400 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem amerikanischen Englisch von Liat Himmelheber und Andreas Nohl. "Vom Wind verweht" ist ein Klassiker der amerikanischen Literatur, eine abenteuerliche Liebesgeschichte, vor allem aber das große Epos des amerikanischen Bürgerkriegs, das Andreas Nohl und Liat Himmelheber zum ersten Mal vollständig ins Deutsche übertragen haben. Jeder kennt die tragische Liebesgeschichte von Scarlett O'Hara und Rhett Butler, wenn auch oft nur aus dem Film, in der Gestalt von Vivien Leigh und Clark Gable. Der Film gilt als einer der erfolgreichsten der Filmgeschichte, aber auch das Buch, das 1936 erschien, war umgehend ein Bestseller und wurde schon 1937 ins Deutsche übersetzt: Keine Geschichte hat unser Bild von den Südsaaten, dem amerikanischen Bürgerkrieg und der Zeit der Reconstruction so sehr geprägt wie Margaret Mitchells "Gone With the Wind".
"Vom Wind verweht", die erste Neuübersetzung seit 1937 - zugleich die erste ungekürzte Übersetzung in deutscher Sprache -, folgt dem schnörkellosen, journalistischen Stil von Margaret Mitchell und lässt uns so fast einen anderen Roman lesen. Natürlich ist es immer noch das große Epos des amerikanischen Bürgerkriegs, die tragische Liebesgeschichte und die Geschichte einer jungen Frau, die ihr Leben selbst in die Hand nimmt. Doch die Neuübersetzung von Andreas Nohl und Liat Himmelheber vermeidet den romantisierenden Stil, die rassistischen Stereotypen und den teils kitschigen Ton der Übersetzung von 1937 und zeigt uns einen Roman, der moderner und ambivalenter ist als das verklärte Bild, das wir bisher hatten.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.01.2020

Margaret Mitchells "Gone with the Wind" begeistert Rezensenten Reiner Moritz in der neuen Übersetzung von Liat Himmelheber und Andreas Nohl mit packenden und neuen Einblicken in den Weltliteraturklassiker. Moritz jubelt über die "bewundernswerte" Übersetzungsarbeit, die Himmelheber und Nohl leisten: Sie hole aus Mitchells "voluminöser" Vorlage einiges heraus, was der Vorgängerübersetzung aus dem Jahr 1937, mit der sich begeisterte Leser/innen bislang vergnügen mussten, verwehrt geblieben sei. In den Augen des Rezensenten liegt der Roman nun in "vollständiger Fassung" vor, trifft "keinen romantisierenden Ton" mehr, sondern werde dem "nüchternen" Stil Mitchells gerecht. Moritz stört allerdings die nicht unwesentliche Tatsache, dass die neue Übersetzung rassistische Dialogpassagen tilgt, "schamvoll verkürzt" und "ideologisch verbessert". Den Rezensenten regt gerade das dazu an, über heutige Übersetzungspraktiken zu diskutieren. 

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 06.01.2020

Rainer Moritz hält mit Liat Himmelhebers und Andreas Nohls Neuübersetzung von Margaret Mitchells Südstaatenepos ein ganz neues Buch in Händen, auch wenn ihm die Filmszenen beim Lesen dauernd vor Augen stehen. Das liegt laut Rezensent an der nunmehr vollständigen Fassung des Textes und seiner sprachlichen Entschlackung. Auch wenn das Buch damit immer noch nicht Avantgarde wird, so erscheint es Moritz doch als "faszinierender, packender, ausgefeilter" Roman mit weiblicher Perspektive und ohne Rassismus, wie er betont. Problematisch hingegen findet Moritz, dass die Übersetzer mitunter moralisch allzu integer sein wollen und zu "übergriffigen" Streichungen neigen. Für den Rezensenten Anlass, einmal über aktuelle Praktiken der Übersetzung zu diskutieren.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.01.2020

An sich ist die neue Übersetzung dieses Klassikers eine gute Idee, meint Rezensent Tobias Döring, den die Modernisierung der Sprache erst darauf gebracht hat, auch den Inhalt von "Vom Wind(e) verweht" noch einmal neu zu entdecken. Und das hat sich gelohnt, versichert der Kritiker: Nicht nur die unerschütterliche Scarlett O'Hara hat ihn erneut beeindruckt, auch Mitchells Porträt der Nachwehen des Sezessionskrieges in den Südstaaten erscheint ihm unbedingt lesenswert. Döring dankt den Übersetzern Liat Himmelheber und Andreas Nohl dafür, den Roman "deutlich entzuckert" zu haben, aber ihre Innovationen gehen ihm stellenweise doch zu weit, etwa wenn Scarlett "die Spucke wegblieb" oder die schwarze Hebamme zur "Darky-Hebamme" wird.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 03.01.2020

Rezensent Andi Hörmann wagt sich an das pralle Pathos von Margaret Mitchells Roman von 1936 und ist überrascht: Die "klare, eindringliche" Neuübersetzung von Andreas Nohl und Liat Himmelheber befreit den Text von stilistischem Kitsch und prüft ihn auf Rassismen, meint er. So wird die Sprache der Sklaven im Text zur Umgangssprache, und Mitchells ursprüngliche Lakonik wird unter den Romantizismen von Beheim-Schwarzbachs Übersetzung von 1937 wieder sichtbar, erläutert der Rezensent. Die Entwicklung eines verwöhnten Mädchens zur Frau vor dem Hintergrund der politischen Umbrüche des Sezessionskrieges um 1850 wird für Hörmann so erst genießbar.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.01.2020

Für Sonja Zekri ist und bleibt Margret Mitchells Roman ein rassistisches Buch, auch wenn die Neuübersetzer Liat Himmelheber und Andreas Nohl aus "Wulstlippen" "volle Lippen" machen und das Radebrechen der "Neger" in Sklavenslang umbiegen und den Text als Antikriegsroman aus Frauenperspektive vorstellen. Soghaft und zugänglich bleibt der Text und gewinnt an Elastizität, räumt Zekri an. Mitchells fragwürdige Haltung gegenüber der Sklaverei aber können die Übersetzer laut Rezensentin nicht wegretuschieren. Die Sklaverei erscheint im Buch "im warmen Licht einer idealen Gesellschaft", kritisiert Zekri.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 02.01.2020

Für Miriam Zeh ist Margret Mitchells Buch von 1936 ein spannender und "hervorragend" erzählter Roman. Dass er auch zu den verkanntesten gehört, wie die Übersetzer meinen, kann Zeh zwar nicht ohne weiteres unterschreiben, die Neuübersetzung aber bietet ihr dennoch einen neuen Blick auf den Text, indem sie alte Tilgungen und Veränderungen rückgängig macht, Kitsch und Sentimentalität zurückfährt und stattdessen auf Eleganz setzt, wie die Rezensentin meint. Problematisch dagegen bleiben für Zeh das von der Autorin vermittelte zeitgenössische "rassistische Selbstverständnis" und das auch in der neuen Fassung nicht gänzlich getilgte "diskriminierende Vokabular", für Zeh idealerweise Anlass für eine Diskussion über die "romaninhärenten Rassismen".