Presseschau-Absätze
Suchwort: "Polen"
Rubrik: Magazinrundschau, Stichwort: Krakau - 20 Presseschau-Absätze - Seite 1 von 2
Magazinrundschau 08.10.2012 […] Polen verabschiedet die Intelligentsia. Wie der Soziologe Tomasz Zarycki in einem etwas trockenen Text erklärt, werden auch die polnischen Eliten inzwischen in der westlich-bürgerlichen Mittelklasse generiert - und nicht mehr in der alten russisch gesprägten Bildungsaristokratie. Diese Veränderung habe am prominentesten Pawel Kubicki in seinem Buch 'Neue Bürger' (Nowi Mieszczanie) beschrieben: "Kubicki […] "Kubicki argumentierte, dass die 'neuen Bürger' im Milieu junger Polen, die nach und nach vom Land in die größeren Städten gezogen sind, eine ganz neue urbane Schicht hervorgebracht haben, die als das zukünftige Modell der polnischen Mittelklasse betrachtet werden kann. Kubicki kritisierte die Tradition der Intelligentsija, und erklärte sie für überholt." Dass er Städte wie Krakau, Stettin und Wroclaw […] Wroclaw wählte, erscheint Zarycki kein Zufall, denn sie gehörten zu den Teilen Polen, die im 19. Jahrhundert von Preußen oder Österreich besetzt waren, nicht von Russland. "Wroclaw ist der positivste Fall in Kubickis Bericht, er zitiert junge Bürger der Stadt, die sich bereits mit den Bewohnern Breslaus vor dem Krieg identifizieren." […]
Magazinrundschau 04.04.2010 […] Die Debatte um die Kapuscinski-Biografie wurde in Polen zu provinziell geführt, meint Maciej Wisniewski. Zum Beispiel lohne ein Blick auf Lateinamerika, wo der Reporter anders wahrgenommen wurde: "Die Lesart seiner Werke sagt viel über die Lesenden aus und die Zeit, in der sie leben. Man kann schwerlich dagegen argumentieren, dass 'König der Könige' die regierenden Kommunisten beschreibt, aber dass […] erklären zu müssen, dass der Kampf um eine bessere Welt nichts mit dem Realsozialismus zu tun hat. Ich habe den Eindruck, dass die Mexikaner da viel weiter sind als wir."
Lange galt der Sarmatismus in Polen als Grund für den Niedergang des Landes im 18. Jahrhundert. Aus Anlass einer Krakauer Ausstellung plädiert die Architekturhistorikerin Marta A. Urbanska dafür, die polnische Adelskultur neu zu bewerten: […] Barocks".
Andrzej Brzeziecki will nicht mehr und nicht weniger als die Geschichte Europas neu schreiben lassen: "Ich kann nicht für alle Menschen des Westens sprechen, aber es ist beschämend, dass Polen vergessen hat, was es dem östlichen Erbe verdankt. Wir haben uns die Überzeugung aufstülpen lassen, dass die Zivilisation und die Kultur nur in West-Ost-Richtung gingen". Die Übernahme der westlichen […]
Magazinrundschau 08.11.2009 […] Kollegen Andrzej Paczkowski: "Ich glaube, einer der ersten Polen, der über die deutsche Einheit als Bedingung für die europäische Einheit geschrieben hat, war Juliusz Meiroszewski, 1954 in der Pariser Exilzeitschrift Kultura. In einem Kommentar zum Beitritt Westdeutschlands zur Nato schrieb er, dass es ohne wiedervereinigtes Deutschland kein freies Polen geben werde. Eine zweite Schlussfolgerung daraus könnte […] Gespräche mit den Aktivisten der DDR-Opposition und analysiert: "Noch einige Wochen zuvor, im September und Oktober, glaubten sie, die gesellschaftliche Isolation überwunden zu haben. Dass, wie es in Polen neun Jahre zuvor, Arbeiter, Studenten und Intellektuelle zusammen standen, dass die Opposition endlich Unterstützung bekommt. Schließlich kamen selbst in kleineren Städten zigtausend Menschen zu De […] Illusion; ja, sie haben etwas bewegt, aber nur, um einen Augenblick später wieder nutzlos zu sein".
Weiter zu diesem Thema nachzulesen ist die Aufzeichnung einer Expertendiskussion zum Verhältnis von Polen und Ostdeutschen zu kommunistischen Zeiten. Unter anderem erinnert der Historiker Lukasz Kaminski daran, dass die polnische Opposition schon in den 70er Jahren die deutsche Einheit als Grundvoraussetzung […]
Magazinrundschau 08.09.2007 […] In Polen wird neu gewählt. Für Satiriker hätte es keine bessere Regierung als die der Kaczynskis geben können, konstatieren Joanna Derkaczew und Dorota Jarecka, fragen aber auch, wie sich die Künste mit der "Vierten Republik" tatsächlich auseinandergesetzt haben: "Die Kunst in Zeiten der Kaczynski-Koalition erinnerte oft an Fernsehunterhaltung und Internetwitze. Viele sind der Versuchung einfacher […] überzeitliches Werk noch entstehen? Vielleicht ist Politik in solchem Maße schon Spektakel, dass das Theater dabei hilflos ist?"
Mit seiner Äußerung, internationale Beobachter sollten zu den Wahlen in Polen eingeladen werden, hat Vaclav Havel für Missmut gesorgt. Dabei war er nur wegen der Präsentation der polnischen Ausgabe seiner Memoiren "Fassen Sie sich bitte kurz" nach Krakau gekommen. Über den grünen […] nicht geeignet - Künstler sollten damit nichts zu tun haben. Und er ist dennoch der Beweis, dass jemand mit literarischem Talent und einem Gefühl für Ethik Politik betreiben kann. Das brauchen wir in Polen - wir verbinden Politik nur, verzeihen Sie den Ausdruck, mit Scheiße."
Außerdem: Kritisch gelobt wird das letzte Buch von Zbigniew Brzezinski ("Second Chance", hier die Besprechung aus der NYT) […]