Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
23.11.2006. Die Welt staunt über die Franzosen, die in ihrem neuen Nachrichtenkanal France 24 erstmals vormachen, wie man auf Englisch französisch spricht. Der Tagesspiegel fragt nach dem tieferen Sinn der Klage von FAZ und SZ gegen den Perlentaucher, über die heute am Landgericht Frankfurt entschieden wird. Die FAZ und die anderen würdigen das einzigartige Talent Robert Altmans. In der NZZ erklärt Judith Kuckart, warum die Alten in der Bahn nach Banane riechen. In der taz spricht Michail Ryklin über die Wiederkehr des Antisemitismus in Russland. Es wird auch über Gewaltspiele im Internet diskutiert und festgestellt, dass sie wirken.

Zeit, 23.11.2006

Volker Hagedorn empfiehlt dringend den baldigen Besuch des Mozartfestivals "New Crowned Hope". Sieben Filme, "dazu Opern und Tanztheater, Konzertprojekte und Installationen entstanden für das wohl ungewöhnlichste Festival im Mozartjahr, mit zehn Millionen Euro von der Stadt Wien finanziert. In all diesen Produktionen erklingt kein Ton von Mozart. 'Das stand für mich sofort fest', sagt der Opernregisseur Peter Sellars, der das Festival konzipiert hat. Im grünen Brokatschlabberhemd wuselt der kleine Mann durch die Hallen, Kinos, Studios und Theater, stets ansprechbar, stets jene enorme, heitere Zuversicht ausstrahlend, die er auch zum Titel der vier Wochen gemacht hat: New Crowned Hope. Denn 'Zur neugekrönten Hoffnung' hieß die Freimaurerloge, für die Mozart sein letztes vollendetes Stück komponierte."

Weitere Artikel: In einer vor der Deutschen Gesellschaft e.V. gehaltenen Rede, die die Zeit im Feuilleton abdruckt, fordert der Theologe Richard Schröder bis 2009 ein Denkmal zum Mauerfall. "Ein Denkmal für einen erfreulichen Anlass, das sind wir nicht gewöhnt. Wir können es aber gebrauchen. Wir sind zum Trübsinn nicht verpflichtet." Werner Bloch porträtiert die Stadtplanerin Zahra Breshna, die in Berlin ausgebildet wurde und nun mit dem Wiederaufbau Kabuls beschäftigt ist. Tobias Timm moniert, dass zum Restitutionsgipfel bei Kulturstaatsminister Bernd Neumann die Opfer der Raubzüge nicht geladen waren. Josef Bierbichler spricht mit Peter Kümmel recht schonungslos über die Kollegen und die schwindende Lust zum Schauspielern: "Ich merke, es geht auf die Truhe zu. Damit ist man allein, da passt keine Gruppendynamik." Auf der ersten Seite werden in acht Vignetten potenzielle Kandidaten für die Leitung der Deutschland AG durchgeprüft, von Arnold Schwarzenegger bis Eva Herman. Katja Nicodemus schreibt zum Tod von Filmregisseur Robert Altman. Claudia Herstatt registriert Höchstpreise für angenehme Malerei aus dem 19. Jahrhundert.

Besprochen werden die Mammutaufführung von "Le Nozze di Figaro", "Don Giovanni" und "Cosi fan tutte" in Amsterdam unter der Regie von Jossi Wiehler und Sergio Morabito und der Intendanz von Ingo Metzmacher, das erste Soloalbum des Pulp-Sängers Jarvis Cocker "Jarvis" und Hans-Christoph Blumenbergs "manipulativer" TV-Geschichtsfilm "Die Kinder der Flucht".

Im Literaturteil besucht Wilhelm Trapp den "Markt der Jungen Verlage" (Programm) im Literaturhaus München. Besprochen werden etwa Annie Leibovitz' Autobiografie in Bildern "A Photographer's Life", Paula Fox' Erinnerungen "Der kälteste Winter" und Henning Boetius' Familienroman "Der Strandläufer" (mehr in unserer Bücherschau des Tages ab 14 Uhr).

Das vierseitige Gespräch, das Hanns-Bruno Kammertöns und Stephan Lebert mit Harald Schmidt fürs Dossier führen, plätschert so dahin, übrig bleibt am Schluss nur die Erkenntnis, dass Schmidt immer weniger auf Außenwelt, Medien und Feuilletons gibt. "Den Spiegel als Magazin kaufe ich mir nicht mehr, zehn Minuten als E-Paper, ein bisschen FAZ noch im Netz bis zum Schlüsselchen, weil ich kein Abo habe, das war's dann." Unterschichten gab es schon immer und gibt es in der sozial nach wie vor recht statischen Bundesrepublik immer noch, schreibt der Historiker Hans-Ulrich Wehler im Politikteil allen anders denkenden Politikern a la Kurt Beck ins Stammbuch.

TAZ, 23.11.2006

Gerade ist Michail Ryklins Buch über den Prozess gegen seine Frau, die Künstlerin Anna Altschuk, und andere Verfahren gegen Künstler erschienen - "Mit dem Recht des Stärkeren. Die russische Kultur in Zeiten der 'gelenkten Demokratie'". Im Interview auf der Meinungsseite erklären Altschuk und Ryklin, was damit gemeint ist: "Der Prozess gegen uns hatte aber noch ein anderes Ziel: das Regime war im Sommer 2003 gerade dabei, die nationalchauvinistische Wählervereinigung Rodina (zu Deutsch: Heimat) aufzubauen. Der Prozess schuf eine öffentliche Atmosphäre, in der dann die Rodina nach nicht mal einem Jahr ihrer Existenz schon mit 9 Prozent der Wählerstimmen in die Duma einziehen konnte. Auf rätselhafte Weise mobilisierten die Drahtzieher des Prozesses den Antisemitismus der Zuschauer gegen uns. In der Gruppe waren etwa 40 Künstler aus verschiedenen Ländern, darunter nur vier oder fünf jüdischer Herkunft... Mich verblüffte das leidenschaftliche Bedürfnis der Menschen im Gerichtsgebäude und auch davor, einen Feind zu haben. Sie stürzten sich geradezu auf uns und schrien: 'Jidden, raus aus Russland! Ihr habt tausende von unseren Kindern umgebracht!' Und sie glaubten das wirklich."

Ebenfalls auf der Meinungsseite erläutert der israelische Publizist Uri Avnery anhand einer Rede des Schriftstellers David Grossman zum Jahrestag des Rabin-Mordes das Dilemma der israelischen Friedensbewegung. "Grossman lenkt die Debatte auf die Frage 'Mit wem reden?' und 'Mit wem nicht?'. Wichtiger wäre es jedoch, klar und deutlich festzustellen, worüber geredet werden muss: über ein Ende der Besatzung, über die Errichtung des Staates Palästina mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt, über den Rückzug zu den Grenzen von 1967 und über die Lösung des Flüchtlingsproblems."

Auf den Kulturseiten porträtiert Simone Kaempf den für den Deutschen Theaterpreis nominierten Regisseur Andreas Kriegenburg. Cristina Nord interviewt die ehemalige MTV-Moderatorin Charlotte Roche, die jetzt in Michael Hofmanns Film "Eden" als Schauspielerin debütiert. Und Dietmar Kammerer verabschiedet den Filmregisseur Robert Altman.

Besprochen werden Milos Formans Film "Goyas Geister" und Hans Steinbichlers Film "Winterreise".

Schließlich Tom.

FR, 23.11.2006

"Kann man denn gar nichts tun, um Alpträume wie zuletzt in Emsdetten in Zukunft zu verhindern?" fragt Katharina Rutschky und gibt auch gleich die Antwort. "Ich behaupte: nein." Rutschky erzählt, wie sie einmal drei junge Männer bei einer gefährlichen Rettungsaktion auf brüchigem Eis beobachtete. "Niemand will offensichtlich wahrhaben, dass alles, was man über die bösen sagen kann, im Prinzip auch immer für die guten Jungs gilt: Aggressiv mussten sie doch schon sein, um am See die allgemeine Lähmung zu durchbrechen? Eine narzisstische Strebung siegte über das kalte Wasser, die Unlust und die Angst vor dem Tod als der definitiven Kastration. Vielleicht hatten sogar rein weltliche Gefühle wie Wichtigtuerei und Eitelkeit ihren Anteil an der Heldentat - der Ethikunterricht, eine feministische Aufklärung oder ein Anti-Gewalttraining dürften die drei sehr jungen Männer am Berliner Grunewaldsee jedenfalls kaum für die Rettung eines fremden Hundes präpariert haben."

Andere Themen: Jürgen Otten rührt nochmal im Sumpf der Berliner Opernstiftungs-Querelen. Christina Dirlich schickt einen Bericht vom 19. Exground Filmfest aus Wiesbaden. Daniel Kothenschulte schreibt den Nachruf auf Robert Altman. Harry Nutt sinniert über die gebröckelte Allianz gegen die Aufhebung des Ladenschlusses. Sexualforscher Volkmar Sigusch widmet seine heutigen Ausführungen Wilhelm von Gloeden, Pionier der Plein-air-Fotografie, Verkünder des Fin de Siecle-Androgynen, der Knabenliebe und des ewig Ephebophilen: "Was aber fasziniert den Sexualforscher an Gloeden? Dass er seine Obsession, seine Perversion in ein Kunstwerk verwandelte."

Besprochen werden Milos Foremans neuer Film "Goyas Geister", (dessen Grauen Michael Kohler als recht "geschmäcklerisch" empfand), Michael Hoffmanns Film "Eden", Bryan Barbers Musicalfilm "Idlewild" und die Hans-Haacke-Retrospektive in den Hamburger Deichtorhallen.

Welt, 23.11.2006

Am 6. Dezember soll der französische Nachrichtensender France 24 auf Sendung gehen und Neuigkeiten aus einer "europäisch-französischen" Perspektive präsentieren, meldet Gesche Wüpper im Medienteil. "Damit diese nicht nur französischsprachigen Zuschauern zugute kommt, startet der neue Nachrichtensender gleich in mehreren Sprachen: zunächst mit einem französischen und einem englischen Kanal, ab Sommer kommenden Jahres auch mit einem arabischen. Die Internetseite soll es bereits von Anfang an auch auf Arabisch geben. 'Wir finden, dass die arabischsprachige Welt bisher nicht genügend bekannt ist, aus einer von Klischees geprägten Sichtweise', sagt Saint-Paul. Er war früher Chefredakteur bei Arte und Deutschland-Korrespondent französischer TV-Sender. Er hat noch einen ganz anderen Wunsch. 'Es wäre ein Traum, wenn es France 24 auch in deutscher Sprache geben würde', sagt er. Dazu möchte der französische Nachrichtensender eine Partnerschaft mit der Deutschen Welle eingehen."

Weiteres: Hanns-Georg Rodek würdigt Robert Altman als Meister der überlappenden Dialoge und Ensemblestücke. Sven Felix Kellerhoff sichtet Todesanzeigen zu Markus Wolf, der etwa vom Verlag "Neues Berlin" nicht unpassend als "Aufklärer" gewürdigt wurde. Reinhard Wengierek frischt seinen Eindruck vom britischen Dramatiker Mark Ravenhill auf, dessen Stück "Das Produkt" heute in der Version von Thomas Ostermeier an der Berliner Schaubühne gezeigt wird. Manuel Brug spricht mit Hans Neuenfels über den revolutionären Mozart und seine neue "Zauberflöte" an der Komischen Oper Berlin. Paul Badde wirft schon mal einen Blick ins Vorwort der theologischen Erzählung "Jesus von Nazareth", mit der Papst Benedikt XVI. im kommenden April das Leben des wirklichen Jesus schildern will.

Cineastisch die Besprechungen: Milos Formans Inquisitions-Film "Goyas Geister", Bryan Barbers "sehr hübscher" Historienfilm "Idlewild" mit den Musikern von "Outkast", Hans Steinbichlers zweiter Film "Winterreise" mit Josef Bierbichler und Michael Hofmanns kulinarisch inspiriertes Werk "Eden" mit Charlotte Roch.

FAZ, 23.11.2006

Andreas Kilb lässt noch einmal die bedeutendsten Filme Robert Altmans - vor allem "Nashville" und "Short Cuts" - Revue passieren und beschreibt Altmans "einzigartiges Talent": "Es liegt in der Kunst des Arrangements. Andere Filmregisseure haben gewaltige Räume geschaffen und ihr Licht in die Tiefen der menschlichen Seele gesenkt; Altman aber hat das Unzusammenhängende, Unvorhergesehene, Gleichzeitige und Zufällige ineinandergefügt. Er ist der Erfinder der filmischen Dissonanz, des Zusammenklangs der Wirklichkeitssplitter. Nicht zufällig galt Altmans leidenschaftliche Liebe neben dem Kino dem Pokerspiel und dem Jazz, beides Künste der Improvisation, des Bluffs, der Schlagfertigkeit." Auch Autor Ingo Schulze schickt eine Hommage auf die "Short Cuts" nach Raymond Carver.

Weitere Artikel: Mark Siemons schickt anlässlich eines großen Autosalons eine Reportage über die Autoliebe der Chinesen, die inzwischen schon eine Menge Autos selbst fertigen. Hannes Hintermeier glossiert den Tod eines Wolfes unter den Rädern eines bayerischen Geländewagens. Joseph Hanimann unternimmt einen Rundgang durch den Pariser Theaterherbst. Dieter Bartetzko besucht Ladenpassagen in Münster, die noch von Josef Paul Kleihues entworfen wurden und haargenau so aussehen wie identische Passagen in der Berliner Friedrichstraße.

Auf der Filmseite unterhalten sich Verena Lueken und Michael Althen mit dem neuen Bond-Darsteller Daniel Craig. Und Peter Körte schreibt zum Tod von Orson Welles' Kamermann und Adlatus Gary Graver. Auf der Medienseite resümiert Michael Hanfeld eine WDR-Studie über Fernsehgewohnheiten der Türken in Deutschland. Und Kerstin Holm besucht Dreharbeiten zu einer Fernsehserie nach "Krieg und Frieden" in Sankt Petersburg.

Auf der letzten Seite feiert Josef Oehrlein die künstlerische Wiederauferstehung des Teatro Colon in Buenos Aires, das nun allerdings für eine Renovierung geschlossen werden muss. Christian Schwägerl zeichnet die Peripetien um die Gründung eines Karlsruhe Institute für Technology (KIT) nach. Und Regina Mönch porträtiert den polnischen Historiker Robert Traba, der das "Zentrum für Historische Forschung Berlin", ein Gegenstück zum "Deutschen Historischen Institut Warschau" leitet.

Besprochen werden ein Münchner Konzert Andras Schiffs mit Beethovens letzten Klaviersonaten, die Ausstellung "Black Paintings" im Münchner Haus der Kunst und ein Konzert von Joan As Police Woman in Köln.

Tagesspiegel, 23.11.2006

Heute Nachmittag fällt am Landgericht Frankfurt das Urteil in der Sache FAZ und SZ gegen Perlentaucher. Die beiden Zeitungen wollen den Vertrieb der Perlentaucher-Rezensionsnotizen an Internetbuchhänder unterbinden, weil sie ihre Artikel dadurch überflüssig gemacht fühlen. Der Perlentaucher sieht die Zeitungen dagegen als notwendig an und findet keineswegs, dass seine Berichterstattung über die Literaturkritiken die Artikel der Zeitungen ersetzt. Alice Bota versuchte bereits gestern im Tagesspiegel zu verstehen, "worum es bei dem Fall eigentlich geht. Um das weitverbreitete Internet-Problem, dass Dritte mit Inhalten und Namen anderer Profit machen? Oder darum, dass zwei große Tageszeitungen fürchten, niemand lese mehr ihre Rezensionen?"

NZZ, 23.11.2006

Die Schriftstellerin Judith Kuckart schreibt ihren "Brief aus der Provinz" in der Bahn nach Wuppertal: "Immer wenn alte Leute im Zug sitzen, riecht es nach Banane. Sie reisen noch richtig. Sie fahren nicht schnell von da nach dort wie ich. Sie essen geräuschvoll die Brote von daheim, auch wenn sie eine halbe Stunde nach dem Frühstück noch keinen richtigen Hunger haben. Sie essen, weil sonst die Welt zu weit und böse ist. Wenn sie essen, wird sie kleiner und weniger gemein, wird sie zur Speisekammer, wird der Zug zu einem alten Fernzug mit roten Plüschsitzen und der Zugbegleiter zu einem Herrn Schaffner, dem man die Kneifzange von früher an den Mundwinkeln noch ansieht."

Weiteres: Einhellige Ratlosigkeit, die hin und wieder allerdings in Wut umschlägt, macht Andrea Köhler bei den amerikanischen Kritikern über Thomas Pynchons neuen Roman "Against the Day" aus. Pynchonfans haben zur Exegese derweil ein Wikipedia-ähnliches Webprojekt gegründet. Claudia Schwartz hofft, dass die One-Man-Band des Regierenden Kultursenators von Berlin mit ihrem polternden Auftritt nicht alles Porzellan zerschlägt.

Besprochen werden die Retrospektive "Flowers & Questions" des Schweizer Künstlerduos Fischli und Weiss in der Londoner Tate Modern, die neuen Alben der Rapper Jay-Z und Snoop Dogg, Tom Waits' CD-Box "Orphans", ein Haydn-Konzert unter der Leitung von Christopher Hogwood in der Zürcher Tonhalle sowie einer Ausgabe von Mary Shelleys "Frankenstein" in der Urfassung (mehr ab 14 Uhr in unserer Bücherschau).

SZ, 23.11.2006

Nach dem Amoklauf eines Schülers in Emsdetten wird wieder das Verbot von Killer-Computerspielen debattiert. Bernd Graff sieht die Debatte um die Wirkung dieser Spiele lediglich faktenungestützt im Feuilleton geführt und fragt, wieso eigentlich nie über die "abscheulich" realistische Ästhetik der Bildwelt dieser Spiele gesprochen wird? "Man erträgt die Krokodilstränen der Spiele-Industrie nicht länger, die sich nach dem Amoklauf von Emsdetten 'stigmatisiert' sieht - es ist übrigens dieselbe Industrie, die mit Slogans wie 'Aktive Sterbehilfe' für ihre Ballerprodukte wirbt. Die Diskussion muss also um ästhetische Kriterien bereichert werden. Man sollte sich klar machen, welch kruden Bild-Scheußlichkeiten man sich mit den Ballerspielen aussetzt. Allein darum möchte man sie verbieten. Wirkung ist ja nicht bloß Aggression, die durch Bilder hindurchgereicht wird. Die Bilder selber sind aggressiv."

Tobias Moorstedt hat recherchiert, was Counter-Strike-Spieler in Internetforen zum Thema zu sagen haben: "Das Unbehagen, mit wem man sich in der virtuellen Welt abgibt, kommt erst auf."

Weiteres: Bundesminister Wolfgang Tiefensee verteidigt die kürzlich gegründete Bundesstiftung Baukultur gegen ihre Kritiker. Johan Schloemann hat einem geisteswissenschaftlichen Abend der Initiative "Pro Geisteswissenschaften" mit Annette Schavan in Hamburg beigewohnt. Jens Christian Rabe berichtet nach dem lang erwarteten Erscheinen von Thomas Pynchons 1085-Seiten Romans "Against the Day" von ratlosen amerikanischen Kritikern. Hans Schifferle erlebt auf dem schwul-lesbischen Filmfest "Verzaubert" unterschiedliche Spielarten der Erlösung. Sonja Zekri meldet, dass die russische Nazi-Organisation Russkaja Wolja auf ihrer Internetseite zum Mord an Demokraten wie den Menschenrechtlern Sergej Kowaljow und Swetlana Ganuschkina, der Publizistin Jewgenia Albaz und dem Rapper Kiril Tolmatzkij aufruft. Auf der Medienseite berichtet Daniel Brössler, wie Gazprom 90 Prozent der russischen Presse zu beherrschen sucht.

Die SZ-Tchibo-Abteilung hat heute Ben Verbongs Paul Maar-Verfilmung "Das Sams" im Angebot, die Rainer Gansera als fachkundiger Verkaufberater anpreisen muss.

Besprochen werden Hans Steinbichlers Film "Winterreise" über einen "sozialen Gesichtsverlust" eines Mittelständlers (mit einem offensichtlich grandiosen Sepp Bierbichler), Jonny Campbells Ufo-Klamotte "Alien Autopsy", Robert Altmans letzter Film "A Prairie Home Companion" (dazu gibt es das damalige Interview mit dem Regisseur), die große Dan-Flavin-Retrospektive in der Münchner Pinakothek der Moderne und Bücher, darunter Jean Amerys Aufsätze zu Flaubert und Sartre, "Charles Bovary, Landarzt" und Lionel Shrivers Roman über eine Familie, in der ein Amokläufer aufwächst "Wir müssen über Kevin reden" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).