Heute in den Feuilletons

Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
10.07.2004. Die taz meditiert über die Botschaft der von Islamisten ins Netz gestellten Enthauptungsvideos. In der Welt kommt Gerd Koenen auf das eigentliche Skandalon in Hanns-Martin Schleyers Nazikarriere zurück. Dier Berliner Zeitung erzählt, wie Kofi Annan dank Brioni viel Würde mit Ironie kombinierte. Die NZZ zählt die zahlreichen Großeltern zu den Vorteilen der patchwork family.

Welt, 10.07.2004

Gerd Koenen (mehr hier) liest Lutz Hachmeisters Biografie über Hanns-Martin Schleyer und begrüßt es, dass einige Gerüchte um die Nazikarriere Schleyers fortgeräumt werden, weil so das eigentliche Skandalon in Schleyers SS-Funktionärstätigkeit zu Tage kommt, nämlich "die ganz zwanglose und fast selbstverständliche Art und Weise, in der auch im Alltag der Industrie- und Besatzungspolitik Elemente einer bürokratisch vollzogenen völkischen Vernichtungspraxis jederzeit mit im Spiel waren. Dabei ging es nicht allein um die 'Endlösung der Judenfrage', sondern - wie es in einer Denkschrift von Schleyers Vorgesetztem Bernhard Adolf von 1941 hieß - auch um die 'integrale Lösung der tschechischen Frage' mittels Enteignung, 'Umvolkung', Ausmerzung, Aussiedlung, Geburtensenkung usw. 1943 wurden nach Stalingrad die Weichen von der Germanisierung auf die Rationalisierung umgestellt, bei der eine systematisierte, brutal exekutierte Zwangsarbeit sich mit minimalen sozialen Anreizen verknüpfte, um dieses Zentrum der deutschen Rüstungsindustrie bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu treiben. In diesem Feld lag Schleyers eigentliche Domäne, hier erwarb er sein Handwerkszeug als Manager und Organisator, Fähigkeiten, die ihn - nach dreijähriger Internierung wegen SS-Mitgliedschaft und Entnazifizierung als 'Mitläufer' - ab 1950 in einer steilen Karriere bis in den Vorstand der Daimler Benz AG tragen sollten."

Außerdem in der Literarischen Welt: ein sehr hübscher Auszug aus Amos Oz' demnächst erscheinenden Kindheitserinnerungen und Natan Sznaiders Besprechung des Buchs "Generation Intifada" von Laetitia Bucaille.

Berliner Zeitung, 10.07.2004

Arno Widmann hat für das Magazin Umberto Angeloni, den Chef des italienischen Herrenschneiders Brioni getroffen. Brioni ist der wohl berühmteste Herrenschneider der Welt. Ein Familienbetrieb, der seine Anzüge ausschließlich in Handarbeit herstellt. Eines Tages rief UN-Generalsekretär Kofi Annan, ein langjähriger Brioni-Kunde, ihn an und sagte: "'Herr Angeloni, ich muss im Kosovo die Truppen besichtigen. Ich will einerseits Respekt zeigen, andererseits aber auch keine Uniform tragen.' Der in Somalia aufgewachsene Angeloni wusste Rat. Er ließ Annan ein beiges, elegantes Safari-Jackett schneidern ... Es ist eben nur auf den ersten Blick ausschließlich frivol, wenn man da, wo es um Leben und Tod geht, weniger darauf als auf sein Kostüm achtet. Kofi Annan hatte Recht. Er durfte den Soldaten nicht in einer Uniform gegenübertreten. Die Uniform ist das Gewand derer, die ihr Leben riskieren. Dass Angeloni ihm eine Safari-Jacke anmaß, also gewissermaßen die Jagdkleidung des Kolonialherrn, zeugt von einem hoch entwickelten Sinn für Ironie und von einer beneidenswerten Lust am Spiel mit den Etiketten und der Etikette. Nicht nur beim Verkäufer, sondern auch beim Käufer."

NZZ, 10.07.2004

Sieglinde Geisel denkt über Familie nach und findet die Tendenz von der Kleinfamilie zur patchwork family keineswegs nur fatal: "Weil die Kleinfamilie keine Ausweichmöglichkeiten zulässt, ist ihre Öffnung auch eine Chance. Der 1996 verstorbene amerikanische Schriftsteller Harold Brodkey berichtet in einem Essay von den fünfzehn Großeltern seiner Enkelin: Da ihr Vater und ihre Mutter je mit jemand anderem verheiratet sind, beginnt die Zählung bereits mit vier Eltern und acht Großeltern; von diesen sind wiederum zwei Paare geschieden und anderweitig verheiratet - und so birgt jede neue Scheidung das Potenzial weiterer Großeltern."

Außerdem schreibt Peter W. Jansen zum Tod des Filmemachers Vlado Kristl. Besprochen werden eine Installation des Künstlers Urs Fischer im Kunsthaus Zürich und der Film "Non ti muovere" von Sergio Castellito.

In Literatur und Kunst fragt Thomas Grob in einem Artikel zum hundertsten Todestag Tschechows, wie russisch dieser Dichter überhaupt sei. Samuel Herzog spricht mit den Sammlern Michel und Michele Auer über die Geschichte der Fotografie - einige ihrer Schätze sind zur Zeit im Genfer Musee d'art et d'histoire zu sehen. Rudolf Suter weist auf das wissenschaftlich vernachlässigte Spätwerk Hans Arps hin. Stojan Gjaurov stellt den kolumbianischen Philosophen Nicolas Gomez Davila vor. Und Karl-Markus Gauß bespricht einige Bände der Werkausgabe von Jean Amery und Irene Heidelberger-Leonhards Biografie des Autors.


TAZ, 10.07.2004

Robert Misik erzählt unter der saloppen Überschrift "Die Halsabschneider von Bagdad" eine "Kulturgeschichte der Enthauptung - unter besonderer Berücksichtigung der islamischen Tradition und ihrer neuen Adepten". Sein Text meint es immerhin ernst: "Die Praxis, Geiseln zu enthaupten, erregt maximalen Schrecken, und das ist auch das Ziel. Sie brennt sich in die Fantasie aller ein - auch jener, die die grausigen Bilder nicht sehen. In einer bizarren Kollision der Welten kombinieren die Dschihadisten eine Art von Ritualmord mit den Möglichkeiten digitaler Kommunikation. Der Zweck ist die Verbreitung von Angst und Panik - der Mord wäre buchstäblich zwecklos, würde er nicht weltweit die Botschaft verbreiten: 'Seht her, so wird es euch allen ergehen, bis ihr muslimische Erde verlassen habt.' Darum auch fügt sich atavistische Grausamkeit auf paradoxe Weise in die Welt moderner Kommunikation, in der man mit simplen Autobomben und Schussattentaten kaum mehr Aufmerksamkeit erregen kann und in der allein die besonders wüste, bizarre Tat globale Schlagzeilen garantiert."

Weitere Artikel: Tobias Rapp über den dieses Wochenende stattfindenden Ausfall der Love Parade: "Das vorläufige Ende der Love Parade steht für nichts als für sich selbst: das Ende der Love Parade eben. Und das ist die Geschichte eines auf ganzer Linie gescheiterten Geschäftsmodells. Nicht mehr, aber auch nicht weniger." Der Text geht dann aber doch noch ein bisschen weiter. Magdalena Kröner schreibt über die Künstlerin Mona Hatoum, der in Bonn eine erste Werkschau gewidmet ist. Harald Fricke bespricht Lars von Triers und Jorgen Leths Film-Zwei-, bzw. Fünfkampf "The Five Obstructions". Gerrit Bartels hat sich mit Elke Heidenreich gelangweilt und fragt sich, was passierte, wenn der Deutschen Lieblingsbücher von Uta Danella wären.

In der tazzwei verfasst Klaus Harpprecht einen Schwanengesang auf Gerhard Schröder - er wünscht sich Gesine Schwan als Nachfolgerin: "Die Außenpolitik gäbe ihr die geringsten Schwierigkeiten auf: Sie kennt sich in Amerika aus, sie ist mit Großbritannien und vor allem mit Frankreich vertraut, sie spricht Englisch wie eine zweite Muttersprache, spricht auch glänzend Französisch - und sie spricht Polnisch. Wer wäre besser befähigt als sie, den Brückenschlag nach Osteuropa zu vollziehen, ohne den die Union der fünfundzwanzig nicht lebensfähig sein wird? (...) Ob verdient oder nicht: Sie wäre ein Glücksfall." Währenddessen arbeitet sich Susanne Lang am unbezwungensten Massiv der deutschen Nachkriegsgeschichte ab: Helmut Kohl. Der ist nämlich immer noch da.

Das tazmag eröffnet mit einem Interview mit einem weiteren deutschen Nachkriegsmassiv: Martin Walser (mehr). Wir lernen was fürs Leben, mit Karl May: "Die Liebesfähigkeit Winnetous nennt man vielleicht nicht unmittelbar Selbstbewusstsein, aber seine Umarmbarkeit gehört zum Lebensgefühl von Old Shatterhand. Er sagt: Du bist mein Bruder. Die Herzlichkeitsgewissheit gehört zur Bildung des Selbstbewusstseins dazu." Uwe Rada berichtet aus Guben und Gubin, wo man nicht mehr viel miteinander zu tun haben will. Jasna Zajcek informiert über Sex bei der Bundeswehr - so ganz grundsätzlich.

Besprochen werden unter anderem die Autobiografie von Willi Hoss, Hans Leyendecker Skandalgeschichte, Kerstin Grethers "Zuckerbabys" und Neues über Elfen und Feen (mehr in unserer Bücherschau ab 14 Uhr).

Und Tom.

FR, 10.07.2004

Peter Michalzik berichtet, dass die Deutsche Bank über einen Imagewandel durch verändertes Sponsoringverhalten nachdenkt. Hauptthema der Förderungen scheint nicht mehr die Kunst, sondern Bildung zu sein, und Misik zitiert Frank Trümper, den Chef des Bereichs "Corporate Cultural Affairs": "Über die Jahre gewachsene Förderungen kann man nicht von heute auf morgen ändern. Aber, ja, Bildung wird mittlerweile ganz groß geschrieben. Das ist ein dominanter Focus des Engagements." Misik erklärt es mit der Identitätskrise des Instituts: "Dass Selbstvergewisserung und Imagekorrektur für die Deutsche Bank dringend geboten sind, überrascht niemanden. Ungefähr zeitgleich mit Deutschland musste die Deutsche Bank erleben, wie sie auf globales Mittelmaß zurückfiel."

Sebastian Moll hat einen Dreh gefunden, sich die Langweiler Lance Armstrong und Jan Ullrich feuilletonkompatibel zu denken: "Nahezu idealtypisch sind Armstrong und Ullrich Produkte der Staats-Ideologien ihrer Herkunftsländer: Auf der einen Seite der brave Trainingsplan-Erfüller aus der DDR-Kinder- und Jugendsportschule, dem der Drang, sich als Individuum hervorzuheben, sich als Heros unsterblich zu machen, völlig abgeht. Auf der anderen Seite der Durchschnittsamerikaner, der davon besessen ist, mittels sportlichen Erfolgs etwas Besonderes, Einzigartiges zu sein."

Weitere Artikel: Peter W. Jansen schreibt den Nachruf auf den Filmemacher Vlado Kristl, der einmal empfahl, einen seiner Filme mit dem Rücken zur Leinwand "anzusehen". Joachim Lange berichtet einigermaßen enthusiasmiert vom Musikfestival in Aix-en-Provence - und insbesondere von Luc Bondys und William Christies Version der Händel-Oper "Herkules". Mirja Rosenau stellt die neue Ausstellungshalle für zeitgenössische Kunst in Münster vor. Renee Zucker (homepagebeschließt mit der heutigen Ausgabe ihre Zimt-Kolumne: "Alles hat bekanntlich seine Zeit. Lieben, Kolumnen, Zeitungen. Es waren schöne zwei Jahre mit Ihnen. Auf Wiedersehn, bis zum nächsten Mal." (Zeitungen? Das in der FR - wie pietätlos.) Kurz gemeldet wird, dass der Verband Deutsche Sprache die Krankenkassen für ihren Umgang mit dem Deutschen lobt.

SZ, 10.07.2004

Klar stellt der Historiker Yakov Rabkin im Untertitel die Frage: "Ist jeder Gegner des Zionismus Antisemit?" Die beantwortet sich aber schnell von selbst, denn im folgenden geht es vor allem um jüdische Opposition gegen den Zionismus: "Die jüdischen Gegner des Zionismus stellen heute keine homogene Gruppe dar. 'Ultraorthodoxe Juden' gehören ebenso dazu wie Reformer, Israelis wie Angehörige der Diaspora. Ihre Ablehnung des Zionismus wird begleitet von der Sorge um das menschliche Leben im Heiligen Land, das ihnen, im Gegensatz zu den Anhängern des offiziellen Zionismus, teuer ist." Und Rabkin schließt: "Man wird sehen, ob der Bruch zwischen dem Judentum und dem Zionismus definitiv ist. Aber es kann keinen Zweifel daran geben, dass der Versuch, jeden Widerstand gegen den Zionismus für antisemitisch zu erklären, so ungenau wie ungerecht ist."

Weitere Artikel: Axel Rühle war in Griechenland mit Aischylos, Plutarch und Spiridon Louis auf der alten und neuen Marathonstrecke unterwegs, aber nicht zu Fuß: "Die Hälfte der Strecke ist gesperrt; die Hinfahrt im Taxi dauerte zwei Stunden." Gottfried Knapp klagt über "dumpfe Investorenarchitektur" am neu eröffneten Münchner Marstallplatz. Andrian Kreye gratuliert Giorgio Armani zum 70. Geburtstag. Sir Roger Norrington hält das Vibrato des Streicherklangs für die "Mehlschwitze und Sahnesauce" der Orchestermusik - und treibt es den Musikern aus: Kristina Maidt-Zinke zeigt sich dankbar. Durs Grünbein (mehr) antwortet nicht unoriginell auf die Frage, wann er aufstehe: "Ich stehe niemals auf. Wer aufsteht, ist verloren."

Barbara Wündisch berichtet von einer Tagung in Tutzing zum Thema "kulturelles Gedächtnis". Sie informiert außerdem kurz über ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das klarstellt, dass Föten und Embryos nicht notwendig als "Personen" zu betrachten sind. Christian Jostmann referiert neue Antworten zur Frage: "Was wussten die Männer des 20. Juli vom Mord an den Juden, bevor sie rebellierten?" 

Besprochen werden Aufführungen beim Festival in Aix-en-Provence (Egbert Tholl hat eine allzu eindeutige Oper von Toshio Hosokawa und Luc Bondys großartig gelungene Inszenierung der Händel-Oper "Hercules" gehört und gesehen), das einzige Deutschlandkonzert des "Wu Tang Clan" in Berlin, der Film "The Fighting Tempations" und Bücher, darunter Neuausgaben zum 100. von Pablo Neruda und Christoph Ransmayrs "Geständnisse eines Touristen" (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr.)

Im Aufmacher der SZ am Wochenende bekommt Dirk Peitz einen Migräneanfall, weil er über die Krise der Musikindustrie schreiben muss. Willi Winkler lobt und tadelt den längst toten Schriftsteller Jörg Fauser zum 60. und resümiert: "Nun sollte man nicht mehr aus ihm machen, als er war: ein fleißiger Arbeiter, ein vorbildlicher Journalist, der seine Biografie über Marlon Brando zurecht für sein bestes Buch hielt, niemals schlurig beim Formulieren, selbst wenn er üblen Männer-Kitsch formulierte ('Durch all das Winterzeug konnte ich ihre Brüste spüren, die den Frühling versprachen'), noch um den richtigen Fall der Kadenzen bemüht, ein Enthusiast und: zornig."

Johannes Willms berichtet, wie in Paris die adeligen Opfer der Revolution betrauert werden. Jens Bisky prognostiziert dem Kurfürstendamm eine glänzende Zukunft. Sven Siedenbarg unterhält sich mit der Moderatorin und Schauspielerin Jessica Schwartz über Lampenfieber. Vorabgedruckt findet sich ein Text des ungarischen Klassikers Dezso Kosztolanyi (1885-1936), der über Deutschland schreibt: "Ein rätselhaftes Volk, weiß Gott. Kein anderes ist so rätselhaft. Es denkt fortwährend."

FAZ, 10.07.2004

Sehr fasziniert berichtet Andreas Kilb von den "Five Obstructions", Lars von Triers neuem Film, in dem der Regisseur den anderen Regisseur Jorgen Leth einen alten Kurzfilm fünf Mal neu drehen lässt, und dies unter immer neu von Trier auferlegten Zwängen. Zwischendrin sieht man sie über die neuen Versionen streiten: "In dem kreativen Duell, das Leth und von Trier miteinander ausfechten, spiegeln sich viele Grundsituationen des Lebens: Lehrer und Schüler, junge und ältere Generation, Therapeut und Therapierter, Sadist und Masochist. Doch der eigentliche Antagonismus, der in 'The Five Obstructions' verhandelt wird, ist der zwischen dem Künstler und der Welt. Da ist das platonische Urbild, die Idee, die es zu wiederholen gilt: der perfekte Film. Und da sind die obstructions, die Hindernisse, welche die Außenwelt diesem Vorhaben entgegenstellt.

Weitere Artikel: Dieter Bartetzko stimmt einen melancholischen Gesang ("Alles ist austauschbar und ersetzbar, nichts ist mehr unantastbar") auf immer neue Abrisse in Frankfurt an - jetzt wird abgerissen, was nach dem Krieg und unzähligen Abrissen aufgebaut worden war. Andreas Rossmann schreibt einen missmutigen Kommentar zu Gerard Mortiers Vorschlag, Ruhrfestspiele und Ruhrtriennale zu fusionieren. In der Leitglosse erzählt Wolfgang Sandner, wie Giorgio Armani einmal "Cosi fan tutte" mit Kostümen ausstattete, aber nicht durchsetzen konnte, dass die Zweitbesetzung nach einigen Jahren neue Kostüme bekam, obwohl sich die Mode geändert hatte. Die griechische Autorin Rhea Galanaki resümiert ein internationales Treffen auf der schönen Insel Paros über die Lage der griechischen Literatur. Andreas Platthaus nennt die "Dämonen" von Heimito von Doderer sein Lieblingsbuch. Jürg Altwegg beobachtet in seiner französischen Zeitschriftenschau ein komisches Paradieren beleidigter Leberwürste - die Intellektuellenfürsten Bernard-Henri Levy und Philippe Sollers fahren in ihren Zeitschriften La regle du jeu und L'infini große Geschütze auf, um ihre Hauszeitung Le Monde gegen ihre Kritiker zu verteidigen. Michael Althen schreibt zum Tod des Filmemachers Vlado Kristl. Gemeldet wird der neuerliche Umsatzrückgang im Buchhandel.

In den Überresten von Bilder und Zeiten erinnert Gustav Falke an das zunächst innige, dann gestörte Verhältnis zwischen Goethe und Friedrich Heinrich Jacobi. Und Gerhard Stadelmaier erklärt, warum Anton Pawlowitsch Tschechow unser "absoluter dramatischer Lieblingszeitgenosse" ist.

Auf der Medienseite gratuliert Michael Hanfeld dem Fernsehkoch Alfred Biolek zum Siebzigsten. Erna Lackner erzählt, wie die österreichischen Medien mit dem Tod des Präsidenten Klestil umgingen.

Besprochen werden ein Konzert von Patricia Kaas in Frankfurt, eine Ausstellung über dreißig Jahre Golf in Wolfsburg, Videoinstallationen von Aernout Mik in Köln und München. Auf der Schallplatten-und-Phono-Seite geht's um Lou Reed, um die Gruppe Keane, um eine Nono-Einspielung und um eine CD mit Gabriel Faures Gesamtwerk für Violine und Klavier. Auf der Literaturseite werden Bücher von Eduard Limonow, Hakan Nesser und Erich Hackl besprochen (siehe auch unsere Bücherschau heute ab 14 Uhr).

In der Frankfurter Anthologie stellt Georg Wöhrle Peter Huchels Gedicht "Alkaios" vor:

"Die Spur verlischt. Es richtet sich auf das Gras wie eine Wahrheit.
Während du gehst, koppelt der ummauerte Hof die Hunde los.
Hier ist der Weg, von Winterwassern ins Gestrüpp gehauen..."

Und schließlich verweisen wir auf die im FAZ.Net dokumentierten wunderbaren Kreationen der neuesten Haute-Couture-Saison.