Chantal Mouffe

Über das Politische

Wider die kosmopolitische Illusion
Cover: Über das Politische
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007
ISBN 9783518124833
Kartoniert, 170 Seiten, 9,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Niels Neumeier. In westlichen Gesellschaften sind post-politische Konzepte des Dritten Weges derzeit en vogue. Sie propagieren eine konsensuelle Form von Demokratie jenseits der politischen Opposition von rechts und links. Chantal Mouffe kritisiert daran, dass diese Konzepte die antagonistische Dimension des Politischen und die Ambivalenz der menschlichen Natur leugnen. Nach einer Analyse des Begriffs des Politischen, die sich auf Carl Schmitt stützt, übt Mouffe Kritik an Habermas, Rorty, Giddens und Beck. Unter Bezug auf aktuelle Probleme wie den Terrorismus deckt sie Defizite und politische Gefahren post-politischer Konzepte auf und argumentiert zwingend gegen die Möglichkeit eines universalen rationalen Konsenses und für den antagonistischen Charakter von Politik. "Über das Politische" ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Zustand und der Zukunft der Demokratie.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2008

In ihrem jüngsten Buch wendet sich Chantal Mouffe leidenschaftlich gegen die Annahme, Politik werde auf Grundlage von Konsens und Übereinkünften gemacht und bestimmt dagegen das Politische als Kampf zwischen Gegnern, stellt Jens Hacke fest. Damit rücke die "Machtfrage" wieder ins Zentrum politischer Reflexion, einen moralisch grundierten "Kosmopolitismus" lehne die in London lehrende Politikwissenschaftlerin ab, so der Rezensent. Stattdessen plädiert die ehemalige Marxistin für eine "Neuorientierung der Linken", wobei sie allerdings nicht recht klarmacht, um welche konkreten politischen Inhalte es ihr geht, so Hacke eine Spur orientierungslos. Trotzdem hat er sich gern von diesem Essay inspirieren lassen und hat vor allem von dem Schwung, mit dem die Autorin gegen "kosmopolitische Illusion" und "Konsensutopie" zu Felde zieht, offenkundig genossen.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.09.2007

Chantal Mouffe zieht mit ihrem jüngsten Buch mit Macht gegen die "Zweite Moderne" in der Politik - wie sie Ulrich Beck oder Anthony Giddens vertreten - zu Felde. Rezensent Arno Widmann imponiert das. Statt einer Politik des Konsenses fordert die Autorin lautstark eine "antagonistische Politik", erklärt der Rezensent. Dabei biete sie weder soziologische Analysen noch statistische Untersuchungen, ihr gehe es vielmehr ums Prinzip. Das könnte man ihr zwar als "Schwäche" auslegen, gibt der Autorin aber die Möglichkeit zur Konzentration auf das Eigentliche, so Widmann eigentlich ganz einverstanden. Laut Mouffe brauche Politik, um den Namen zu verdienen, nämlich handfeste Gegner, so Widmann weiter, dem aufgefallen ist, dass die Autorin sich weigert, solche Gegner auch zu benennen. Zudem weist er dezent darauf hin, dass die Polemik der Professorin der Universität von Westminster damit nicht wirklich radikal ist, sondern vielmehr als Ausdruck von Sehnsucht nach Radikalität verstanden werden kann. Ein Lob geht noch an den Suhrkamp Verlag, der die Edition Zweite Moderne herausgibt und hier einer Gegnerin der eigenen Position Raum für ihre Argumente gibt.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.03.2007

Mindestens bedenkenswert scheint Ines Kappert Chantal Mouffes Thesen zu finden. Die Autorin bezeichnet sie immerhin als "eine der wichtigsten Stimmen in der linken Theoriebildung" und folgt ihr aufmerksam bei ihrer Kritik an der planmäßigen "Entpolitisierung des Politischen" durch politische und theoretische Köpfe wie Jürgen Habermas, Anthony Giddens oder Tony Blair. Mouffes Insistieren auf der einer Aussetzung der politischen Frontenbildung folgenden Logik kommt Kappert mitunter zwar etwas redundant vor, als Ganzes gesehen aber scheint ihr dieses Plädoyer eine Lektüre wert zu sein.