Jeffrey Herf

Unerklärte Kriege gegen Israel

Die DDR und die westdeutsche radikale Linke, 1967-1989
Cover: Unerklärte Kriege gegen Israel
Wallstein Verlag, Göttingen 2019
ISBN 9783835334847
Gebunden, 518 Seiten, 39,00 EUR

Klappentext

Wenn Antizionismus und Antisemitismus aufeinandertreffen: Die DDR als inoffizieller Kriegsgegner Israels. Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf untersucht das weite Spektrum der Feindseligkeiten seitens der DDR und der westdeutschen radikalen Linken gegenüber Israel: von Propaganda über Waffenlieferungen an arabische Staaten, die sich mit Israel im Kriegszustand befanden, bis hin zum demonstrativen Schulterschluss mit terroristischen Organisationen. Der untersuchte Zeitraum reicht vom Jahr 1967 bis 1989 und umfasst den Sechstage-Krieg (1967), den Jom-Kippur-Krieg und den Libanon-Krieg (1982) sowie die terroristischen Anschläge der PLO und anderer Organisationen.Herf leistet in seiner überfälligen Studie zweierlei: Er liefert neue Erkenntnisse über das Ausmaß der Kooperation der westdeutschen radikalen Linken mit terroristischen Organisationen, vor allem aber kann er überzeugend belegen, dass die DDR, und andere Ostblockstaaten, einen weit größeren Einfluss auf den Nahostkonflikt genommen hat, als bislang angenommen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 21.01.2020

Anja Reich liest die Dokumentensammlung des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf mit Bestürzung. Wichtig erscheint ihr das Werk als Chance zur Aufarbeitung deutscher Geschichte und als Gelegenheit, blinde Flecken in Sachen Israel wahrzunehmen. Was Herf aus deutschen Archiven, Politbüro- und Stasi-Akten hervorholt, erzählt laut Reich ein kaum bekanntes Kapitel DDR-Geschichte. In welchem Maß die DDR-Führung gegen Israel agierte, etwa indem sie die PLO unterstützte und Israel mit Nazideutschland verglich, zeigt das Buch für Reich ebenso wie die Israelfeindschaft der damaligen radikalen westdeutschen Linken.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 21.12.2019

Rezensent (und Gründervater der "antideutschen" Bewegung) Stephan Grigat haben Jeffrey Herfs Enthüllungen über die "Aufrüstung der arabischen Feinde Israels durch die DDR" aufgerüttelt. Der Historiker hat ihm offengelegt, dass der Antizionismus der DDR-Führung den Weg ebnete, sich aus der internationalen Isolation zu befreien: Mit der so erreichten Hilfe der arabischen Staaten vermochte die DDR letztlich zum anerkannten UN-Mitglied zu werden, erklärt der Kritiker. Grigat lobt die detaillierte Aufarbeitung lange geheim gehaltener Kooperationen Ostberlins mit Ägypten sowie Syrien und Herfs Erhellung der nicht zu unterschätzenden Rolle, die die DDR im Jom-Kippur-Krieg spielte. Da der Autor außerdem das antizionistische Denken der weltweiten Linken hinterfragt und seine Wurzeln bis zum Nationalsozialismus zurückverfolgt, empfiehlt der Kritiker dieses Buch nachdrücklich allen, die die Interessen Israels vorschnell als Nationalismus abtun.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 09.12.2019

Mit gewohnter Schärfe feiert Marko Martin dieses Buch des amerikanischen Historikers Jeffrey Herf, der darin die anti-israelische Agitation der deutschen Linken in West und Ost unter die Lupe nimmt. Martin erinnert an den Anschlag auf das jüdische Altersheim in München, an Ulrike Meinhofs Jubel über das Attentat auf die israelische Olympia-Mannschaft oder an die Entführung der AirFrance-Maschine nach Entebbe einerseits, an die Unterstützung und Ausrüstung der PLO durch die DDR andererseits. Martin attestiert dem Buch Ruhe und Detailgenauigkeit und versichert begeistert, dass Herf weder "eifernd-didaktisch" noch "suggestiv" schreibe.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.11.2019

"Fulminant" findet der Historiker Ludger Heid diese Untersuchung seines amerikanischen Kollegen Jeffrey Heid, der die antizionistische Agitation der radikalen Linken in Westdeutschland und der DDR ins Visier nimmt. Herf erinnert einerseits an die berüchtigte Entführung der Air-France-Maschine nach Entebbe, bei der jüdische Passagiere ausgesondert wurden, an die von Ulrike Meinhof gefeierte Ermordung der israelischen Olympia-Athleten in München 1972 und an Rainer Kunzelmanns Tiraden sowie andererseits an die Israelfeindlichkeit der DDR und besonders an Walter Ulrbichts Rhetorik. Der Rezensent erhebt keine Einwände gegen Herfs scharfes Urteil an, das die DDR zur zweiten antisemitischen Diktatur im Deutschland des 20. Jahrhunderts erklärt oder im linksradikalen Antiimperialismus die Fortsetzung eines Antisemitismus erkennt, der offen den Mord an Juden guthieß.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.10.2019

Rezensent Rainer Hermann lässt sich von dem Historiker Jeffrey Herf an einen finsteren Schulterschluss erinnern. Wie und aus welchen Gründen die DDR und westdeutsche Linksextremisten zwischen 1967 und 1989 gegen Israel agierten und welche Folgen das für die Politik in Deutschland und im Nahen Osten hatte, beschreibt Herfs Monografie laut Hermann umfassend anhand von unveröffentlichtem Material aus den DDR-Archiven und aus Bonn sowie linksradikalen und palästinensischen Publikationen. Den Terror der Linken und den Einfluss der DDR durch Waffenlieferungen in den Nahen Osten führt das Buch Hermann gleichermaßen vor Augen.
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