Thilo Sarrazin

Der neue Tugendterror

Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland
Cover: Der neue Tugendterror
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2014
ISBN 9783421046178
Gebunden, 400 Seiten, 22,99 EUR

Klappentext

Meinungsfreiheit ist ein Grundrecht. Doch im Alltag begegnet man so manchem Denk- und Redeverbot. Thilo Sarrazin analysiert in seinem neuen Buch den grassierenden Meinungskonformismus. Wer Dinge ausspricht, die nicht ins gerade vorherrschende Weltbild passen, der wird gerne als Provokateur oder Nestbeschmutzer ausgegrenzt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 27.02.2014

Thilo Sarrazin scheint von der hochgeschaukelten Debatte um sein Buch "Deutschland schafft sich ab" vor allem ein unbedingtes Rechtfertigungsbedürfnis geblieben zu sein, berichtet Jens Jessen. Falsch verstanden fühlt er sich, vor allem von den Altlinken, dem "ökologisch-vegetarisch-feministisch-pazifistischen Komplex", der die Augen vor den Tatsachen verschließe, erklärt der Rezensent. Das vereinte Zetermordio der Presse sieht Sarrazin am Ende einer langen Tradition des Tugendeifers stehen, die ihren Anfang mit der Offenbarungswahrheit des Monotheismus genommen habe, so Jessen. Genau diesen Eifer will Sarrazin in seinem Buch "Der neue Tugendterror" beschreiben, allerdings vermutet der Rezensent hinter den "kleinen ängstlichen Selbstdistanzierungen", die er entdeckt hat, gleichzeitig einen leisen Hilferuf.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2014

Armer Autor, von allen gejagt, von allen gemieden. Und dass, wo Thilo Sarrazin doch nur ausgesprochen hat, was alle denken. In seinem letzten Buch nämlich. Oder etwa nicht? Johann Osel hat das sichere Gefühl, dass der Autor gegen Windmühlen kämpft. Auch wenn Sarrazin mit kalter Schreibe und jeder Menge Zahlen sowie psychologischen und soziologischen Basisdaten gegen die angeblichen Tugendwächter (in den Redaktionen etwa) ankämpft, etwas Entscheidendes fehlt dem Rezensenten hier: Herz. Und möglicherweise die Einsicht, dass sich nicht alles um Thilo Sarrazin dreht. Könnte man beim Lesen dieses ach so kühnen Ich-Buchs glatt vergessen, meint Osel.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.02.2014

Jürgen Kaube findet es schon lustig, wenn sich Volkswirte etwas auf ihren speziellen Zugriff zur Wirklichkeit einbilden, liegen ihre Prognoseirrtümer doch gern bei fünfzig Prozent. Auch Thilo Sarrazin sieht in der Tatsache, dass Journalisten häufig Geistes- oder Sozialwissenschaftler sind, einen Grund dafür, dass sie die Richtigkeit seiner biologistischen Thesen nicht begriffen haben und ihm sein Buch "Deutschland schafft sich ab" um die Ohren gehauen haben. Den zweiten Grund sieht Sarrazin in seiner ausholenden Geschichte des Meinungsterrors im linken Hang zur Gleichmacherei, den er bei allen Journalisten feststellen muss, wie Kaube ebenfalls belustigt vermerkt: Alles Gleichmacher, nur ich nicht!
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 24.02.2014

Es stimmt ja, meint Harry Nutt, dass sich die Medien mitunter verrennen, Christian Wulff war einem Trommelfeuer aus mal mehr, mal weniger relevanten, manchmal auch albernen Enthüllungen ausgesetzt. Und nicht immer sei jede Debatte von intellektueller Neugier getragen. Aber dass Thilo Sarrazin die scharfe Ablehnung seiner biologistischen Thesen zur Zuwanderung in seinem neuen Buch mit Tugendterror und Medienoligarchie erklärt, findet Nutt angesichts der Millionenauflagen seiner Schriften doch etwas gewagt. Nutt sieht hier eher Sarrazins Psychologie als eine politische Korrektheit wirken: Der Mann sei einfach "zwanghaft rechthaberisch", und seine "quälende Feindesliebe" ein Ausdruck "narzisstischer Kränkung".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.02.2014

Der Autor hat den Rezensenten nicht enttäuscht. Bei Thilo Sarrazin heißt das, er hat genau die weinerliche alte Rassistenleier noch mal angeworfen, die wir alle von ihm kennen: Genetische Intelligenzprädisposition? Na klar. Homoehe? Ein Graus. Alles Schlechte kommt vom Islam? Genau. Daniel Bax kann da nur gähnen. Auch, weil der Autor nicht recherchieren und nicht schreiben kann, wie Bax erklärt. Stattdessen, so Bax weiter, wirft er Zahlen und Zitate in seiner Pseudophilosophie zusammen, dass es raucht. Immerhin weiß Bax jetzt, was mit der vom "Tugendterror" bedrohten Freiheit hier gemeint ist: Sarrazins Freiheit nämlich, sich über andere zu erheben.