Karolina Kuszyk

In den Häusern der anderen

Spuren deutscher Vergangenheit in Westpolen
Cover: In den Häusern der anderen
Ch. Links Verlag, Berlin 2022
ISBN 9783962891466
Gebunden, 400 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Polnischen von Bernhard Hartmann. Mit 7 Abbildungen. Etwa zehn Millionen Deutsche flohen mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus Schlesien, Pommern, der Neumark und Ostpreußen oder wurden von dort vertrieben. Zurück blieben ihre Häuser, Straßen, Fabriken und Kirchen, aber auch ihre Möbel, Küchengeräte und Bilder. Welche Geschichten erzählen sie heute über ihre ehemaligen Besitzer? Die Gebiet östlich von Oder und Neiße lagen fortan in Polen, Menschen aus anderen Landesteilen, darunter Vertriebene aus den östlichen Grenzgebieten um Lemberg und Vilnius, wurden dort angesiedelt. Wie machten sie die Städte und Dörfer der ehemaligen Besatzer zu ihrer Heimat? Gestützt auf Archivfunde, Forschungsarbeiten, Literatur und eine Vielzahl persönlicher Begegnungen erzählt Karolina Kuszyk davon, wie die Biografien von Menschen und Dingen miteinander verwoben sind.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 07.01.2023

Rezensentin Susanne Romanowski findet "unbedingt lesenswert", wie Karolina Kuszyk in ihrem Buch "große Ideen" zu Thema der territorialen Verschränkung deutscher und polnischer Geschichte im Kleinen, Partiellen verhandelt. Um das heutige Westpolen, einst ostdeutsches Gebiet, geht es, in das nach 1945 viele Menschen aus Ostpolen zwangsumgesiedelt wurden. Wie sie sich in diesen auf Polnisch "poniemieckie" genannten Zuständen zurechtfinden mussten, in den von Gewalt an und durch Polen geprägten Gebieten und in den Häusern, in denen noch die Hinterlassenschaften der deutschen Bewohner zu finden waren, davon erzähle die in Legnica, früher Leignitz, geborene Autorin mit viel Feingefühl und Blick aufs Alltägliche, lobt die Kritikerin - so werde etwa das Gefühl beschrieben, aus den Töpfen des "eben noch verfeindeten Volkes" zu essen. Die Zeitzeugenberichte, auf denen Kuszyk sich dabei neben Reportagen, Romanen und Forschungsbeiträgen hauptsächlich berufe, liefern der Kritikerin ein vielschichtiges Bild dieser Schicksale; ein vorsichtig "tastendes" und "neugieriges" Buch, lobt sie.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.01.2023

Mit Gewinn liest Rezensent Klaus Hillenbrand Karolina Kuszyks Buch, auch wenn es sich um "keine lustige Geschichte" handle. Die Autorin, die selbst aus dem polnischen Legnica (früher Liegnitz) stammt, erzählt hier von den ehemals ostdeutschen und nach 1945 westpolnischen Gebieten wie Ostpreußen, Schlesien oder Pommern und von den Zuwanderern aus dem Osten Polens, über die noch wenig geschrieben worden sei, so Hillenbrand. Es handelte sich bei ihnen meist selbst um vertriebene Menschen, die sehr arm in die damals von Plünderei und einer kulturellen Neubesetzung geprägten Gebiete kamen - und die Eingewöhnung dauerte oft Jahrzehnte, so der Kritiker. Gespannt verfolgt er, wie die Autorin von der Umbenennung von deutschen in polnische Straßennamen, von der Beschlagnahmung ganzer Viertel durch die sowjetische Armee und von deutschen mit Hakenkreuzen gekennzeichneten Schüsseln berichtet, die die einstigen Bewohner zurückließen und die dann in die Hände der mittellosen Zuwanderer fielen. Ein "wunderbar anekdotenreiches" Buch zum Lachen und Weinen, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.10.2022

Der Historiker Daniel Siemens zeigt sich in seiner Rezension sehr beeindruckt von Karolina Kuszyks Buch. Klug und ausgewogen erzähle die polnische Autorin, wie nach dem Zweiten Weltkrieg Polen, die aus der Westukraine vertrieben wurden, in den ehemals deutschen Gebieten heimisch werden mussten. Siemens sieht hier sehr eindrücklich geschildert, wie die Züge der Vertriebenen aneinander vorbeiströmten, wie sich Zeitschichten übereinanderlegten oder auch öffentliche Verfemung deutscher Hinterlassenschaft mit pragmatisch-privater Nutzung einherging. Kuszyk erzählt all dies essayistisch, in einer Mischung aus persönlicher Reportage, Milieustudie und historischer Spurensuche, erklärt Siemens, der nur bewundern kann, wie aufmerksam sie zuhöre und wie gewissenhaft sie die Integrität der Akteure bewahrt.
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