Detlef Pollack

Säkularisierung - ein moderner Mythos?

Studien zum religiösen Wandel in Deutschland
Cover: Säkularisierung - ein moderner Mythos?
Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2003
ISBN 9783161482144
Kartoniert, 336 Seiten, 29,90 EUR

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.09.2004

Detlef Pollack fordert in diesem Buch, berichtet Friedemann Voigt, die nur scheinbar verstaubte These von der Säkularisierung als Bedeutungsrückgang der Religion in der Moderne differenzierter wieder aufzunehmen, und sie mit eine Konzept moderner Gesellschaft zu verbinden. Obwohl der Autor dieses Projekt in dieser Aufsatzsammlung nicht durchgeführt habe, und obwohl er sich, wie Voigt findet, wesentlich näher bei klassischen Religionssoziologen wie Max Weber und Ernst Troeltsch befände, als die mit viel neuer Literatur angefüllten Aufsätze erkennen ließen, bringe Pollack doch, lobt der Rezensent, "bedeutsame Aspekte der gegenwärtigen Lage" der Religion zur Sprache. Und diese seien zudem auch tatsächlich geeignet, findet Voigt, jene "Intellektuellen, Künstler- und Journalistenkreise" zu ernüchtern, für die, nach Ansicht Pollacks, Säkularisierung einfach bedeute, dass an die Stelle kirchlicher Religion außerkirchliche Religionsformen und die "unsichtbare Religion" des Individuums getreten sei.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.08.2004

Mit Zustimmung hat Otto Kallscheuer den Band "Säkularisierung - ein moderner Mythos?" des Kultursoziologen Detlef Pollack gelesen. Pollack wendet sich darin gegen die - etwa von Thomas Luckmanns aufgestellte - These von der "unsichtbaren Religion", wonach der Bedeutungsverlust kirchlicher Religion durch neue, individualisierte Gestalten des Religiösen gewissermaßen ausgeglichen werde. Statt von der Säkularisierung müsse "nur" vom Gestaltwandel des Religiösen gesprochen werden. Pollack weise dieser Kritik der Säkularisierungstheorie eine "funktionalistische Immunisierung des Religiösen" nach. "Wo alle sinnhaften Selbstdeutungen der Lebenspraxis ex definitione als 'Religion' gelten", erläutert der Rezensent, "wird das derart behauptete 'Religiöse' ebenso universal wie sozial ungreifbar." Andererseits erscheint ihm Pollacks Definition von Religion - Religion sei menschliche Kontingenzbewältigung durch gleichzeitige Transzendierung der Lebenswelt und Konkretisierung der Transzendenz in dieser Lebenswelt - auch eher vage. Nichtsdestoweniger findet er Pollacks Berechnungen letztlich "solide", seine Bewertungen "zumeist zutreffend". So könne er zeigen, dass zumindest für die volkskirchlich geprägten Gesellschaften Kontinentaleuropas heute die klassische Säkularisierungsthese weitaus mehr Plausibilität besitze als die verbreitete Gegenrede einer allwaltend "unsichtbaren Religion" individualistischer und/oder esoterischer Einstimmung.
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