Guillaume Paoli

Die lange Nacht der Metamorphose

Über die Gentrifizierung der Kultur
Cover: Die lange Nacht der Metamorphose
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2017
ISBN 9783957574749
Gebunden, 220 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Es scheint, als seien wir Zeuge einer grundlegenden Transformation des Menschen: Unsere Subjektivität, unsere Intimität und unser Bezug auf die äußere Welt haben sich in den letzten Jahren fundamental gewandelt, am vorläufigen Ende des Prozesses steht eine neue Identität. Nicht die ökonomische Lage, sondern die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Kulturideal sind entscheidend geworden: Wir sollen fortschrittlich, liberal, kosmopolitisch, demokratisch und tolerant sein, als Gegenbild droht der neue Barbar unserer Zeit, der Nichtmutierte, Zurückgebliebene oder auch Ewiggestrige. Doch was ist das für eine Welt, in der die Demokratie beweihräuchert, der Demos jedoch verpönt wird? Guillaume Paoli durchschreitet die lange Nacht der Metamorphose und protokolliert polemisch ihre gesellschaftlichen und kulturellen Ausprägungsformen in den Medien, der postmodernen Philosophie, dem Geschichtsrevisionismus, in der zeitgenössischen Literatur, dem Journalismus und Theater, der Popmusik, der Stadtentwicklung und der Politik. Dabei offenbart sich, dass hinter der behaupteten Vielheit die Angleichung der Lebensstile und Ausdrucksformen fortschreitet. Diversity entpuppt sich so als modischer Neusprech für den schlechten alten Einheitsbrei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.11.2017

Herrlich erfrischend findet Rezensent Jens-Christian Rabe diese Studie des auf Deutsch publizierenden französischen Philosophen Guillaume Paoli, der eine Schneise zwischen digitale Zukunftsverheißungen und rückwärtsgewandte analoge Sehnsüchte schlägt, wie der Kritiker erklärt. So rasant wie klug und in "konzentrierter Plauderei" blicke der Autor zunächst aus der Distanz auf sämtliche Diskurse zum Thema, um im Rückgriff auf Pier Paolo Pasolini eine "anthropologische Mutation" zu diagnostizieren. Dass Paoli über typische linke Kapitalismus- und Neoliberalismuskritik hinausgeht, etwa wenn er in der "Spießermoralkritik" eine kulturelle Begleiterscheinung des modernen Kapitalismus erkennt oder Mutationen im Hinblick auf Liberalismus, zeitgenössische Literatur, Popmusik, die Stadt oder die postmoderne Theorie gnadenlos, aber kundig betrachtet, hat den Rezensenten beeindruckt. All jenen, die wissen möchten, in welcher Zeit wir leben, kann der Kritiker die mehrmalige Lektüre dieses Buches empfehlen.
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