W. E. B. DuBois

Die Seelen der Schwarzen - The Souls of Black Folk

Cover: Die Seelen der Schwarzen - The Souls of Black Folk
Orange Press, Freiburg 2003
ISBN 9783936086072
Gebunden, 319 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Jürgen und Barbara Meyer-Wendt. Mit Fotos, Dokumenten und Notenbeispielen. "Die Seelen der Schwarzen" (1903) gilt als das erste Manifest der Bürgerrechtsbewegung: "Das Problem des 20. Jahrhunderts ist das Problem der Rassentrennung". Das Buch ist eine kritische Bestandsaufnahme der Situation der Schwarzen im Süden der USA nach dem Bürgerkrieg, der zwar die Sklaverei nominell abschaffte, sie aber durch ein modernes System der ökonomischen Abhängigkeit und der Apartheid ersetzte. "Die Seelen der Schwarzen" wurde zum Grundlagentext der gesamten Bürgerrechtsbewegung, zur Quelle der Inspiration für so unterschiedliche Charaktere wie Martin Luther King und Malcolm X und zum Prüfstein aller schwarzen Intellektuellen bis zum heutigen Tag. Henry Louis Gates nennt es in seinem Vorwort den "Urtext der afroamerikanischenErfahrung".

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.07.2004

Die Rezensentin Ursula Trüper zeigt sich sehr erfreut über den Umstand, dass W.E.B. DuBois' Klassiker - die schon über 100 Jahre alte Analyse afroamerikanischen Lebens in den USA - endlich ins Deutsche übersetzt wurde. Vor 100 Jahren hatte schon DuBois Freund Max Weber die Übertragung ins Deutsche vorgeschlagen, doch daraus wurde seinerzeit nichts. Das Ziel des Autors mit dem beeindruckenden Lebenslauf war die "Emanzipation der Afroamerikaner". Zur Freude der Rezensentin sind seine in diesem Buch versammelten Aufsätze - die allesamt schon an anderen Stellen erschienen waren - keine "trockenen, soziologischen Untersuchungen, sondern lebendige Reportagen": eine nach Trüpers Meinung spannende Bestandsaufnahme.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 25.02.2004

Karl Bruckmaier feiert eine verspätete deutsche Erstausgabe: Hundert Jahre nach seinem ersten Erscheinen ist "The Souls of Black Folk", das "Standardwerk zum Verständnis Afroamerikas", endlich übersetzt worden. Black Power und Riots seien eben immer medienträchtiger gewesen als die Schriften eines humanistischen Gelehrten im klassischen Sinne, seufzt unser Rezensent, auch wenn dessen "Lebensgeschichte und sein einflussreichstes Buch über 'Die Seelen der Schwarzen' bewegter als eine Tina Turner-Biografie und eleganter als eine Stevie-Wonder-Platte" sind. DuBois, informiert Bruckmaier, war der große Gegenspieler von Booker T. Washington, welcher den Afroamerikanern Selbstbeschränkung auferlegen wollte - der erste schwarze Doktorand Harvards und lange Zeit der Kopf der Bürgerrechtsorganisation NAACP, der sich später dem Kommunismus zuwandte, weil er meinte, dass viele Missstände "nicht in Rassen-, sondern in Klassenantagonismen ihre Ursache haben". "Die Seele der Schwarzen" hat Bruckmaier durch seine "tief empfundene Menschenliebe", "die Ausgewogenheit seiner Argumente" und die - auch in der Übersetzung erhalten gebliebene - Eleganz der Sprache beeindruckt. In der zentralen Einsicht, dass das "Afroamerika sich ständig mit weißen Augen betrachtet" und sich auf diese Weise selbst im Weg steht, erkennt der Rezensent "die Grundstimmung des deutschen Idealismus, der sich durch den Text zieht wie die Musik von Kraftwerk durch Amerikas House- und Techno-Musik: ein afro-germanischer Grundrhythmus, ein Hegel-Beat". Fazit: ein großartiges, ein auch nach hundert Jahren noch aktuelles Buch.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.01.2004

Ein "gar nicht genug hervorzuhebende Verdienst" des orangepress Verlages ist für Andreas Eckert die mit 100 Jahren Verspätung nun endlich vorliegende Übersetzung von "The Soul of Black Folk". Allerdings hätte sich der Rezensent eine fundiertere Einführung in Leben und Werk des unbekannten Intellektuellen gewünscht, der 1895 als erster Afroamerikaner in Harvard promovierte und in Bismarck ein Vorbild für den Kampf der Schwarzen in Amerika sah. Nichtsdestotrotz bieten das Vorwort des Literaturwissenschaftlers Henry Louis Gates Jr. und das Nachwort des Mitübersetzers Jürgen Meyer-Wendt verständnisrelevante, wertvolle Ergänzungen. Im Zentrum der vierzehn Texte, die unter anderem die Lebensbedingungen und Bildungseinrichtungen sowie kulturelle und religiöse Aspekte der Afroamerikaner untersuchen, steht der Gedanke des "die Spannung zwischen Assimilation und Separatismus" vereinenden "doppelten Bewusstsein".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 04.09.2003

Das Buch des 1963 verstorbenen Soziologen, Schriftstellers und Bürgerrechtlers W. E. B. du Bois ist bereit 1903 erschienen. Auch wenn seitdem hundert Jahre zurückliegen, begrüßt Rezensentin Dorothea Löbbermann diese Neuerscheinung auf dem deutschen Buchmarkt als ein "Juwel, dessen gedankliche Komplexität und sprachliche Meisterschaft einen in seinen Bann zieht". Es evoziere nicht einfach die Vergangenheit, sondern "auch eine weit zurückliegende Mentalität, Ideologie und Sprache", erklärt sie. Löbbermanns Kritik an dem Buch richtet sich an die beigefügten Texte. In der Einleitung ohne Fußnoten vermisst sie eine "konzeptuelle Übertragung dieses 'altmodischen Textes'", und auch das Nachwort über deutsche Einflüsse auf du Bois findet sie wenig nützlich. Auch mit der Übersetzung ist die Rezensentin nicht ganz zufrieden, da der Leser nicht in wichtige Argumentationsstränge eingeweiht werde und er deshalb bei Vokabeln wie "Negerseele" zwangsläufig zusammenzucken müsse.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 27.06.2003

Zwar ist schon um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert viel über die Befindlichkeiten der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten geschrieben worden. Dies geschah aber nur aus Perspektive weißer Autoren. Erstmals nahm sich 1903 der Afroamerikaner William Edward Burghard du Bois (er promovierte 1895 als erster Schwarzer in Harvard) des Themas an, um aus schwarzer Sicht über Schwarze zu berichten. Und obwohl niemand Geringeres als Max Weber schon 1905 forderte, diese "großartige Arbeit" endlich ins Deutsche zu übersetzen, dauerte es genau hundert Jahre, bis dies nun endlich geschehen ist, schreibt ein begeisterter Malte Oberschelp in seiner Rezension des Titels. Das Buch habe nichts von seiner Aktualität eingebüßt. "Du Bois war nicht nur ein Mann der Wissenschaft, sondern auch ein Freund der Literatur, dazu ein begabter Journalist", erläutert er. Es gibt Reiseberichte, musikologische Texte und natürlich politische Texte - und in allen erscheint du Bois noch heute faszinierend. In einigem, so Oberschelp, nimmt Du Bois sogar postmoderne Gender-Theorien vorweg. Auch seine Betonung der Bildung als wichtigstem Instrument der Emanzipation erscheint dem Rezensenten bemerkenswert. Und so resümiert er: "'Die Seelen der Schwarzen ist ein großartiges Buch', auch mit den Augen der Gegenwart gelesen." Ausdrücklich lobt der Rezensent den Anmerkungsapparat von Herausgeber und Übersetzer, der zur Verständlichkeit des Buchs beiträgt.