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Catena aurea (goldene Kette) bezeichnet als Metapher die Arbeit von Werner Beierwaltes an Paradigmen der Metaphysik, die sich auch als philosophische Theologie begreift. In seinen Publikationen hat er am Schmieden einzelner Glieder dieser goldenen Kette mitgewirkt, sie an manchen Stellen repariert, ihr philosophisches und theologisches Reflexionspotenzial entdeckt und intensiver bewusst gemacht. Der Band versammelt Arbeiten aus über fünfzig Jahren und ist damit ein Zeugnis für das kontinuierliche philosophische Wirken von Werner Beierwaltes.Catena aurea - golden chain is the metaphor which…mehr

Produktbeschreibung
Catena aurea (goldene Kette) bezeichnet als Metapher die Arbeit von Werner Beierwaltes an Paradigmen der Metaphysik, die sich auch als philosophische Theologie begreift. In seinen Publikationen hat er am Schmieden einzelner Glieder dieser goldenen Kette mitgewirkt, sie an manchen Stellen repariert, ihr philosophisches und theologisches Reflexionspotenzial entdeckt und intensiver bewusst gemacht. Der Band versammelt Arbeiten aus über fünfzig Jahren und ist damit ein Zeugnis für das kontinuierliche philosophische Wirken von Werner Beierwaltes.Catena aurea - golden chain is the metaphor which most appropriately describes the work of Werner Beierwaltes on the paradigms of metaphysics, which the author himself conceives as a form of philosophical theology. In his publications, Werner Beierwaltes, one of the most renowned interpreters of neo-platonic philosophy and metaphysics, has been involved in the forging of individual links in this golden chain, repaired them in some places, discovered (and made his readers conscious of) their philosophical and theological reflection potential. This volume collects writings from over fifty years and is thus a testimony to the continuous philosophical work of Werner Beierwaltes.
Autorenporträt
Beierwaltes, WernerWerner Beierwaltes ist Professor emeritus für Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er ist einer der bedeutendsten Kenner der neuplatonischen Philosophie und "der wohl kenntnisreichste und subtilste Historiker der Metaphysik" (Jens Halfwassen). Werner Beierwaltes ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Akademien und Träger u.a. des Kuno-Fischer-Preises sowie des Reuchlin-Preises.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.02.2018

Das Absolute bei Cusanus und bei Hegel
Da staunt die Vernunft: Werner Beierwaltes folgt neuplatonischen Motiven

Werner Beierwaltes ist der Nestor der internationalen Neuplatonismus-Forschung. Seine Bücher über Plotin und Proklos haben den beiden Klassikern des Neuplatonismus den Rang gesichert, den ihnen schon Hegel zugedacht hatte: als Höhepunkte metaphysischen Denkens nach und neben Platon und Aristoteles. Den Rang des Neuplatonismus zeigt auch seine immense Wirkungsgeschichte, die Beierwaltes in einer Reihe gewichtiger Studien thematisiert hat.

Neben dem spekulativen Idealismus von Hegel und Schelling, die den Neuplatonismus zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts wiederentdeckt und gegen seine aufklärerische Verunglimpfung als irrationale "Schwärmerei" rehabilitiert hatten, rückte dabei immer stärker der christliche Neuplatonismus von Pseudo-Dionysius Areopagita über Johannes Eriugena und Meister Eckhart bis Nikolaus von Kues ins Zentrum von Beierwaltes' Arbeiten.

Dies gilt auch für sein neues Buch "Catena Aurea". Der Band versammelt Studien, die zwischen 1964 und 2016 entstanden sind und bisher teilweise schwer zugänglich waren; dabei gibt es echte Juwelen zu entdecken, wie das wunderbare Kapitel "Theophanie". Nicht weniger als fünf Kapitel gelten Nikolaus von Kues, der damit im Zentrum des Buches und für den Höhepunkt des christlichen Neuplatonismus steht, und dessen Denken eine Synthese von spätantikem und mittelalterlichem Platonismus bildet, die zugleich Einsichten des neuzeitlichen Idealismus, zumal von Hegel und Schelling, vorwegnimmt.

Mystik und Metaphysik gehen im Neuplatonismus eine innige Verbindung ein. Motiviert ist sie durch Plotins negative Theologie: Weil das absolute Eine jenseits des Seins und jenseits des Geistes ist, darum entzieht es sich jedem erkennenden Zugriff, der immer in der Zweiheit von Erkennendem und Erkanntem verbleibt; erreichbar ist das Absolute nur in differenzloser Einung durch die "Ekstasis": den Selbstüberstieg des Denkens in die absolute Transzendenz.

Eckhart gibt dieser Einheitsmystik dadurch eine besondere Wendung, dass er dem Einen, der reinen Gottheit, zwar alle positiven Seinsbestimmungen abspricht, es aber gerade in seiner Negativität als absoluten Selbstbezug konzipiert. Durch den ewigen "Hervorgang" des ungegenständlichen und darum unerschaffenen Geistes nimmt das unbestimmbare Eine Bestimmtheit und Sein an und "wird" so der dreieinige Gott - und zwar in unserer Vernunft, die für Eckhart der ungeschaffene Sohn Gottes ist: Das ist Eckharts philosophische, radikal entmythologisierende Deutung der Menschwerdung Gottes.

Die damit gewonnene Einsicht in die Untrennbarkeit der menschlichen Subjektivität vom Absoluten führt Cusanus in einer mystischen Theologie aus. Sie realisiert, dass wir eine Metaphysik des Absoluten nur so entwickeln können, dass sie zugleich eine Theorie des Geistes und seiner Beziehung zum göttlichen Einen ist. Negativität ist für Cusanus nicht mehr nur der Weg unseres Denkens zum überseienden Einen, sondern wie schon für Eriugena dessen eigene immanente Tätigkeit, in der es sich als das "Nicht-Andere" trinitarisch auf sich selbst bezieht: "Denn das Nicht-Andere ist nichts anderes als das Nicht-Andere. Über dieses Geheimnis staunt die Vernunft, wenn sie aufmerksam dessen gewahr wird, dass die Dreiheit, ohne die Gott sich nicht selbst definiert, Einheit ist, weil die Definition mit dem Definierten eins ist. Der dreifaltige und Eine Gott ist also die sich und alles definierende Definition", so Cusanus. Die Transzendenz des Absoluten bleibt bei ihm gewahrt, wodurch sich Cusanus von Hegels Philosophie des absoluten Begriffs wesentlich unterscheidet.

Cusanus' Verhältnis zur Mystik bildet das durchgehende Thema des zweiten Teils von "Catena aurea" - im Zentrum der Interpretationen stehen die späten Schriften "Vom Sehen Gottes" (De visione Dei), "Vom Nicht-Anderen" (De non-aliud) und "Die Jagd nach Weisheit" (De venantione sapientiae). Die "goldene Kette" der platonischen Tradition kulminiert so in einer Philosophie, die eine eigene Vollendungsgestalt metaphysischer Theoriebildung zwischen Plotin und Hegel darstellt. Abgeschlossen wird der Band durch eine vierunddreißig Seiten starke Bibliographie von Werner Beierwaltes, die die staunenswerte Produktivität dieses wohl kenntnisreichsten und subtilsten Historikers der Metaphysik belegt.

JENS HALFWASSEN

Werner Beierwaltes:

"Catena aurea". Plotin Augustinus Eriugena Thomas Cusanus.

Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2017. 430 S., geb., 98,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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